Wie ernst es Trump mit seiner Mission zum Friedensnobelpreis ist
Beim Treffen von Trump und Putin in Alaska soll es um Frieden in der Ukraine und Europas Stabilität gehen. Trump hat persönlichere Motive
Es gab Zeiten, da galten Diktatoren wie Kim Jong-un als die letzten, irrational handelnden Verrückten auf der Weltbühne. Dicke Raketen, Militärparaden, Säbelrasseln. Heute regiert Unberechenbarkeit diese Welt. Der russische Dauerpräsident Wladimir Putin, längst in der Diktatorenrolle, demonstriert seit Jahren, dass aus seiner Perspektive alles geht. Im Weißen Haus in Washington hat Donald Trump alle Prinzipien über Bord geworfen. Mit seiner unverantwortlichen Zoll-Lotterie hat er einstigen Verbündeten den Wirtschaftskrieg erklärt und schädigt die eigenen Wähler.
Nun blickt die Welt gebannt auf Alaska. Es geht um grundlegende Fragen der Sicherheit Europas. Verhandelt wird nicht in London, Paris, Berlin oder Brüssel. Die Grundsteine für Europas Stabilität werden in den USA, südlich des Polarkreises, gelegt. Die Einladung zu einem Treffen auf amerikanischem Boden an Putin auszusprechen war und ist für den US-Präsidenten gewiss riskant. Doch Trump macht das Treffen in Anchorage nicht für Europa oder für die Ukraine – er hat sehr persönliche Motive, macht das für sich.
Anruf in Norwegen
Es mag abstrus anmuten wie so vieles dieser Tage, aber der Alaska-Gipfel ist Trumps Beiblatt zur Bewerbung für den Friedensnobelpreis. Ausgerechnet der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu umgarnte Donald Trump bei seinem Besuch mit der Nominierung für den Nobelpreis. Seit Trumps Amtsübernahme im Jänner schlugen neben Israel auch Kambodscha und Pakistan Trump als Friedensnobelpreisträger vor. Diese Woche wurden weitere Details bekannt: Jens Stoltenberg, lange Zeit Nato-Generalsekretär und jetzt norwegischer Finanzminister, erhielt kürzlich einen Anruf vom US-Präsidenten – aus heiterem Himmel, während er auf einer Straße in Oslo unterwegs gewesen sei. Wie die norwegische Wirtschaftszeitung Dagens Næringsliv diese Woche berichtet, wollte Trump erst über Zölle sprechen, um sich dann bei Stoltenberg über den Friedensnobelpreis zu erkundigen.
Beim Treffen von Trump und Putin in Alaska soll es um Frieden in der Ukraine und Europas Stabilität gehen. Trump hat persönlichere Motive
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