Ein solches so extrem sensibles Thema macht man nicht zum "Wahlkampf"! Fertig. Zumal die Reaktionen aus der Türkei absehbar sind. Und man macht das auch nicht davon abhängig, ob man es eventuell in den bilateralen Beziehungen krachen könnte oder nicht. Zumal das erst recht wieder nach einer "Keule" riecht, die man immer mal dann heraus holt, wenn man es im Sinne eines Druckmittels, was auch immer, mal wieder braucht.
Die Aufarbeitung, die Geschichtsschreibung dazu war von Beginn an extrem polarisiert, extrem politisiert. Die türkische Seite hat nie die Prämisse eines Genozids akzeptiert, für die armenische ist kompromisslos gleich alles ein rotes Tuch, was irgend etwas anderes als einen Genozid annimmt. Die Aufarbeitung und Verwendung zur Verfügung stehender Quellen war auch immer sehr selektiv. Auf beiden Seiten! Und leider haben sich im Laufe der jetzt hundert Jahre auch regelmäßigst Historiker auf die eine oder andere Seite geschlagen sozusagen, die von ihrer Herkunft her eigentlich außen vor stehen.
Amerika hat selbst ein breites Archiv. Die Forschungsleistungen amerikanischer Universitäten dazu sind fundiert. Um endlich von der verdammten Politisierung des Ganzen weg zu kommen. Um endlich nach über hundert Jahren (!) in der Aufarbeitung, im Geschichtsbewusstsein, im historischen Gedächtnis quasi voran zu kommen. Du brauchst nicht Biden, der es halt im Wahlkampf in Amerika versprochen hat. Wenn Amerika wirklich "etwas tun will". Bring die Übersetzungen und auch Verwendung von deutsch-, französisch-, englischsprachigen Dokumenten dazu voran. In Chicago wurden vor paar Jahren etwa gemeinsame! Workshops, Symposien organisiert. Für türkische, türkischsprachige Wissenschaftler sowie für armenische, armenischstämmige usw. So was geht. Solche Schritte braucht man. Nicht die Keule, weil man halt im Wahlkampf in Amerika was versprochen hat!
Heute wird in Armenien übrigens des Aghet gedacht. Mögen die Opfer in Frieden ruhen (endlich!).