Liebe Balkanos. Ist euch euer Volk wichtiger als eure Religion oder sagt ihr mein Glaube ist mir wichtiger als das Serbentum/Albanertum/Kroatentum ect. :?:
Also da ich nicht wirklich einen Glauben habe, ist die Antwort recht einfach (Volk). Ich bin zwar von Haus aus Moslem und meine Eltern sind für albanische Verhältnisse eher religiös (jedenfalls fasten sie immer), im Gegenteil zu ihren Kindern (religiös). ich würde mich als Agnostiker bezeichnen. Aber selbst als ich meine Glaubensphase hatte, war mir die Religion nicht so wichtig. Ich habe ja nicht an Mohammed oder den Koran geglaubt, sondern an die Gerechtigkeit von Gott. Jetzt würde ein religiöser Mensch gleich einen Einspruch einbringen und sagen das beides zusammengehört. Darauf würde ich erwiedern, es geht um das Fundament, die Prämisse von der man ausgeht. Wenn ich glaube nur weil ich glauben soll, worin soll sich dann der gute glaube vom schlechten unterscheiden. was sollte der wahre Glaube auch dagegen haben, nach der Gerechtigkeit gemessen zu werden, wenn es doch der wahre Glaube ist hat er doch nichts zu verbergen.
Zu sagen meine Religion ist mir das aller wichtigste, das hat so etwas politisches (zumindest Beigeschmack), finde ich. So ein "Wir-Gefühl" zu entwickeln hat zudem dann was von einer Partei. Die Problematik bzw. Gefahr ist dass das Mittel (Religion) zum Zweck (Gottes Weg), zum Zweck (Religion) wird (bzw. entwickelt einen Selbstzweck). Wenn man das System der Religion so hochhält, wie in vielen islamischem Ländern ja auch praktiziert, entsteht ein Absolutheitsanspruch der Religion der den Moslems in Wirklichkeit mehr schadet als hilft.
Es ist nicht die Religion die einen Menschen ausmacht, sondern es ist der Mensch selber. Ich kann mir keinen Gott vorstellen der die Menschen nach dem Tod danach fragt ob sie Christen, Juden, Moslem usw. waren. Es ist der Mensch selbst der über den Menschen spricht und aussagt.
Wobei für mich auch das Volk nur einen begrenzten Wert hat (damit ich nicht falsch verstanden werde). Wir haben Gemeinsamkeiten die uns verbinden. Ich möchte das es den Menschen dort gut geht und ich bin froh wenn es ihnen gut geht (was positives höre). Dennoch ist für mich deshalb ein Landsamnn nicht besser oder schlechter wie ein anderer Mensch. Es kommt wie schon gesagt, auf den Menschen an.
Über den Kanun hatte ich letztens schon eine Diskussion im Politikforum, wo sich meine Landsleute auf mich gestürzt haben, weil ich "ihren" Kanun kritisiert habe. Wie ich da schon sagte, für mich ist der Kanun primitiv. Nicht nur wegen der Blutrache. Sei es wegen der schlechten Stellung von Frau und Kindern oder der patriarchalischen Struktur grundsätzlich. Ein vertretbares Regelwerk ist es auf keinen Fall (zumindest nicht für unsere Zeit). Bedenkt man noch seine negative Wirkung bis in die heutige Zeit im albanischen Raum, sollte man den Kanun nicht schönreden.
Und die historische Aussage: "Die Religion des Albaners ist das Albanertum." Damit wollte man ja nicht wirklich das Albanertum zur Religion erheben, wie manchen wohl denken. Übrigens hatte auch die Liga von Prizren 1878 ein religiöses Element, so gehörten ihr beispielsweise Bosniaken an. Das "Albanertum" sollte die Basis für Albaner jeglicher Konfession sein, also eine Identifikationsplattform auf nationaler Ebene das Trennlinien auf religioser Ebene verhindern sollte.