Hat Bagsi den Beitrag gelöscht, wo er den User @gibsea106 Mutter als Nazi aus dem 3. Reich beleidigt hat [...]
Es fällt mir schwer, meine Mutter in Schutz zu nehmen:
Ich war damals nicht dabei...
Meine Mutter ist 1939 geboren und war zu Kriegsende 6 Jahre alt.
Ja, theoretisch könnte sie mit ihren (jungen) 6 Lebensjahren damals ein Nazi gewesen sein.
Und ja, vielleicht hat sie im Wiener Kindergarten ihre serbischen und jüdischen KindergartenkollegInnen mit der "Sandkasten"-Spielschaufel ermordet.
Möglich.
Es existieren keine Dokumente darüber.
Leider verstarben ihre Eltern vor meiner Geburt.
Aber was ich so im Laufe meines Lebens vermittelt bekommen habe, so waren die Eltern meiner Mutter alles, nur keine Nazis.
Im Elternhaus meiner Mutter wurde viel Wert auf Kunst, Kultur, Musik, Bildung, usw. gelegt, aber vermutlich nicht auf Nationalismus.
Ich glaube nicht, das meine Mutter eine Mörderin ist,
eher das Gegenteil:
Meine Mutter ist stets politisch unparteiisch, und auch nicht religiös.
Also alleine dadurch fehlt das Motiv zu solchen Taten.
[Anmerkung:
Zwischen "glauben" und "wissen" ist leider ein riesengroßer Unterschied.
Ist mir bewußt...]
Auch hat sie die letzten 20 Berufsjahre in der Redaktion einer monatlich erscheinenden, jüdischen Zeitung gearbeitet; Redaktion war in Wien.
Wäre sie tatsächlich Nazi gewesen, hätte sie mehrfach die Möglichkeit gehabt, ihre (jüdischen) MitarbeiterInnen zu ermorden.
Hat sie aber nicht...zumindest ist mir darüber nichts bekannt.
Auch hier gibt es keine Dokumente.
Ein einziges "Problem" hat aber meine Mutter schon; deswegen habe ich sie öfters "geneckt"/geärgert:
Sie ist die allereinzigste meiner gesamten Vorfahren, welche das Pech hat, in der Nazi-Zeit in Ö geboren zu sein (Februar 1939).
D.h. gezeugt im Frühling 1938, nach Onkel Adolfs Einmarsch/Eroberung in Ö.
Alle anderen meiner Vorfahren bzw. Verwandten wurden entweder in der 1. oder in der 2.Republik Österreichs geboren.
Ich muss mal in den Dokumenten meiner Mutter suchen, ob es da noch Urkunden (Geburts-, Stattsbürgerschafts-) mit Hakenkreuz-Stempel gibt.
Wäre ja möglich...
Sie behauptet auch, dass sie nie beim BDM war ("Bund Deutscher Mädels").
Das glaube ich ihr auch; auch deshalb, weil sie zu jung war.
Und, auch wichtig: Es hätte sie nicht interessiert:
Sie war eher auf Natur (Botanik) und Literatur, denn auf Politik und Nationalismus.
btw "meine Familie zur Nazi-Zeit":
2 Brüder meiner beiden Großmütter haben als simple Soldaten ihr Leben an der Ost-Front gelassen.
Ob diese Groß-Onkels nun Nazis waren oder nicht?
Keine Ahnung.
Möglich ja.
Möglich nein.
Mein Großvater, im Zivilberuf Jurist [Bezirksrichter], war bei der Wehrmacht, Abteilung "Nachrichten" oder als "Funker".
Nie an der Front.
Bei ihm kann ich mir das schon vorstellen, dass er für das dt. Reich war.
Aber das ist jetzt unfair ihm gegenüber, mein Opa ist 1999 verstorben und ich will ihm, ohne dass ich Beweise habe, sein Nest nicht verschmutzen.
Mit der Bitte um Verständnis.
Meine Schwiegeroma, Geburtsjahr 1913, unglaublich, aber sie lebt heute noch (wird im Oktober 2023 110 Jahre alt),
hat mir bei Gesprächen betreffend WW2 gesagt:
"Martin, da war in den 30er Jahren jemand [Anm. Onkel Adolf] der hat uns Müttern Kindergeld bezahlt [Anm. Oma hatte damals schon 2 Kinder, u.a. meine Schwiegermutter].
Stell Dir das vor, das war damals eine Sensation!
Schlechte Wirtschaft, kaum Arbeit, keinen Lohn,....nix."
Und im Nachsatz:
"Hätt er nur nicht den Blödsinn mit dem Krieg begonnen".
und
"Schlußendlich habens die Falschen vergast:
Hättens damals die Nazis vergast, so wär viel schneller eine Ruhe in Europa eingekehrt und es wäre unendlich viel Leid erspart geblieben."
Wie viel Wahrheit in der Aussage meiner Schwiegeroma!
Soviel nur zu meiner Erfahrung meiner Vorfahren mit den Nazis.
Was wahr ist und was unwahr ist kann ich naturgemäß nicht beurteilen....ich bin Jahrgang 1968.
Eine Anmerkung noch zur russischen Befreiung Ost-Österreichs im April 1945:
Meine Großtanten und meine Großmutter haben mir als Kind/Jugendlicher über die "russische Befreiung" Wiens die Brutalität der russischen Soldaten gegenüber den Wiener "blonden und jungen" Mädchen Schauergeschichten betreffend Vergewaltigungen erzählt.
Nun, als damals vielleicht 14-Jährigen habe ich diesen Horror nicht verstanden, aber heute darf ich die "ewige" Freundschaft und gleiche Mentalität innerhalb der Orthodoxen bei den gleichen Verbrechen in z.B. Foća und Višegrad erkennen.
Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.