Und immer wieder das Distanzierungsritual
Nach dem Hamas-Terror und im Sog des steigenden Antisemitismus ist die Aufforderung "Distanziert euch" besonders präsent. Dieser Aufruf läuft aber auf eine Unterstellung und auf Ausgrenzung hinaus
Immer wieder wird nach islamistischen Terroranschlägen in politischen Debatten eine rhetorische Dauerschleife eingelegt: Muslime und Organisationen mögen sich von Terror und Extremismus distanzieren und dies auf Straßen, in Moscheen und in Medien laut kommunizieren. Diese Rufe sind nach dem Hamas-Terror verständlicherweise besonders deutlich zu vernehmen. Politische Talkshows, Interviews und sonstige mediale, wissenschaftliche und alltägliche Diskussionen kommen ohne Distanzierungsaufforderung kaum aus. Das Ritual haben sich auch politische Parteien, Regierungen und staatliche Stellen angeeignet.
In Deutschland fordert die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) von muslimischen Verbänden, von denen einige eine verurteilende Positionierung bislang vermeiden, eine Distanzierung vom Hamas-Terror; CDU und CSU verlangen von Zugewanderten zusätzlich ein aktives Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und kritisieren die Bundesregierung, zu wenig Druck in dieser Hinsicht auszuüben. Das Thema ist im Zentrum der innenpolitischen Auseinandersetzung angekommen.
Nach dem Hamas-Terror und im Sog des steigenden Antisemitismus ist die Aufforderung "Distanziert euch" besonders präsent. Dieser Aufruf läuft aber auf eine Unterstellung und auf Ausgrenzung hinaus
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