Faktencheck: Verschwörungstheorien gegen Muslime nehmen zu
Rechtsextreme Akteure nutzen die jüngsten Messerangriffe in Solingen, Southport und Toledo, um Verschwörungstheorien und antimuslimischen Hass zu verbreiten. Ein DW-Faktencheck.
Hasskommentare gegen Muslime und Migranten haben in Deutschland nach dem brutalen Messerangriff in Solingen stark zugenommen. Bei der Tat, die der Islamische Staat (IS) später für sich reklamierte, hatte ein syrischer Asylbewerber drei Menschen getötet und acht weitere verletzt. Kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, die am Sonntag stattfanden, nutzten rechte Akteure wie die Alternative für Deutschland (AfD) den Anschlag vor allem, um die Bundesregierung zu kritisieren. Die AfD, die in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt und bei den Wahlen hohe Gewinne einfuhr, führte die Vorfälle auf die Migrationspolitik der Regierungskoalition zurück.
Im Netz verbreiteten sich derweil zahlreiche Hass-Kommentare und falsche Behauptungen zu dem Vorfall - oft richteten sie sich gegen Muslime. Es ist ein Phänomen, das nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern stärker wird und wie im britischen Southport schon zu Ausschreitungen rechtsextremer Gruppen führte. Das Faktencheck-Team der DW hat sich eine ganze Gruppe verifizierter Konten auf X angesehen, die aktiv Desinformationen verbreitet hat, indem sie Memes, Karikaturen sowie zweifelhafte Behauptungen und offensichtliche Lügen veröffentlichte.
Behauptung: Auf der Plattform X teilte etwa der AfD-Abgeordnete Martin Siechert kurz nach dem Anschlag in Solingen ein Video und schrieb dazu: "Radikale Muslime sind überall in Deutschland auf dem Vormarsch. Hier ein Kurzvideo einer Kundgebung des islamischen Staats wenige Stunden nach Solingen in Nürnberg." Das Video mit der Behauptung, das in verschiedenen Sprachen veröffentlicht wurde, zeigt mehrere Personen mit schwarzen Flaggen vor der Lorenzkirche in Nürnberg.
Das Video zeigt keine Kundgebung des Islamischen Staates, sondern eine schiitische Prozession zu Arbain, ein religiöses Gedenkfest, bei der schiitische Muslime den Märtyrertod des Imams Hussein, Enkel des Propheten Mohammed, betrauern. Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche war es möglich, zu einem Facebook-Post des "Zahraa Kulturzentrums Nürnberg" zu gelangen. Das Zentrum teilte am 24. August mehrere Bilder von dem Gedenkfest. Zu sehen ist die gleiche Szenerie wie in dem Video, nur wird hier deutlich, dass es sich um die religiöse Zeremonie handelt. Zuvor hatte das Kulturzentrum die Veranstaltung auch auf seiner Facebook-Seite angekündigt.
Rechtsextreme Akteure nutzen die jüngsten Messerangriffe in Solingen, Southport und Toledo, um Verschwörungstheorien und antimuslimischen Hass zu verbreiten. Ein DW-Faktencheck.
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