[h=1]12.01.2016 ... Presseschau[/h][h=3]Rechtsextreme Reaktionen nach Köln: "Rache für unsere Frauen"[/h]Durch die Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof sehen sich Rechtsradikale in ihren Vorurteilen gegen Flüchtlinge bestätigt. Nun schwören viele Rache: Die Jagd sei eröffnet. Es droht eine neue Welle der Gewalt. "Auch hier nehmen Bürger die Sache in die eigene Hand" - so kommentieren die Macher einer Facebook-Seite mit täglich Hunderten Lesern einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft nahe Münster. Vielen Facebook-Nutzern gefällt das, nicht nur auf dieser Seite. Auch die Angriffe auf Ausländer in Köln wurden auf Facebook gefeiert: "Geil, der Widerstand läuft an", schreibt ein Udo W. "Jetzt geht es los", jubelt ein anderer Nutzer über die Angriffe mit mehreren Verletzten. Auf Hunderten rassistischen Facebook-Seiten und in entsprechenden Gruppen werden zudem rund um die Uhr Artikel über Kritik am Kölner Polizeieinsatz sowie über mutmaßliche Straftaten von Flüchtlingen geteilt und kommentiert. Daraus wird der pauschale Schluss gezogen, der Staat wolle und könne die Menschen nicht vor den angeblich durchweg kriminellen Flüchtlingen schützen. Daher müsse dieser Schutz endlich selbst organisiert werden.
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Die aktuellen Vorfälle in Köln zeigen erneut (siehe auch vorheriger Bericht), wie schnell sich Menschen durch einzelne Ereignisse beeinflussen lassen und dazu neigen, unberechtigt zu verallgemeinern. Erst wenn sie selbst Opfer von Verallgemeinerungen werden, merken sie, wie ungerecht solche meistens sind:
- Hunderte Asylbewerberheime wurden in den vergangenen Monaten angegriffen und vor Kurzem wurde gar auf Asylbewerber geschossen. Überhaupt wird eine große Anzahl an Ausländern in diesem Land immer wieder Opfer auch schwerer, fremdenfeindlich motivierter körperlicher Gewalt. Dies geht bis hin zu Tötungsdelikten. Wäre es angemessen und gerecht, zu folgern, dass Deutsche im Allgemeinen ein fremdenfeindliches, kriminelles Volk seien?
- Deutsche Staatsbürger begehen täglich gegen Ausländer gerichtete Sexualstraftaten und reisen dazu manchmal bis in die Philippinen oder nach Thailand. Wäre es angemessen und gerecht, Deutsche als ein Volk von Sexualstraftätern darzustellen oder dies jedem Thailand-Urlauber zu unterstellen?
Folgen wir den Diskussionen über die aktuellen Ereignisse in Köln, müssten diese Fragen bejaht werden. Dies ist bedauerlich und zeigt, wie niedrig der Grad rechtsstaatlicher Reife in unserer Gesellschaft in Wirklichkeit ist.
Während in anderen Ländern auch mit deutschen Waffen abertausende Menschen zerfetzt und ihrer Existenz beraubt werden, gerieren wir uns in Deutschland dieser Tage in einer kollektiven Opferrolle. Anstatt durch Fakten und tatsächliche Ermittlungsergebnisse speist sich ein noch vorwiegend im Internet agierender Mob aus Gerüchten. Seine Empörung über sexuelle Gewalt ist einseitig - denn eine vergleichbare Empörung war bezüglich des Oktoberfestes in München oder des Fasching in Köln bisher nicht wahrnehmbar. Es geht also um Rassismus, sexuelle Gewalt und ihre Opfer werden nur instrumentalisiert.
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http://menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/rechtsstaat.html
- Rechtsextreme Reaktionen nach Köln: "Rache für unsere Frauen" | tagesschau.de
- Rechtsextremisten nutzen Übergriffe in Köln für Hetze | WAZ.de
- Der Polizei liegen - Stand Montagabend - 553 Strafanzeigen vor. Noch am Nachmittag war von 516 Strafanzeigen die Rede gewesen. In 237 Fällen handele es sich dabei um mutmaßliche Sexualdelikte. In 107 dieser Sexualfälle sei gleichzeitig ein Diebstahl angezeigt worden. Bei den übrigen 279 angezeigten Straftaten handele es sich um mutmaßliche Eigentums- und Körperverletzungsdelikte.
- Die Bundespolizei identifizierte 32 Tatverdächtige. Darunter sind neun algerische, acht marokkanische, fünf iranische, vier syrische, ein irakischer, ein serbischer, ein US-amerikanischer sowie drei deutsche Staatsangehörige. 22 seien Asylbewerber.
- Der Kölner Polizei sind 19 Personen namentlich bekannt, die für Straftaten in der Silvesternacht am und im Hauptbahnhof verantwortlich sein könnten. Keiner der Tatverdächtigen hat nach Polizeiangaben die deutsche Staatsbürgerschaft. Auf einer Liste der Polizei sind unter den Verdächtigen sieben marokkanische, ein tunesischer, ein syrischer, ein libyscher, ein somalischer, ein iranischer, ein türkischer, ein albanischer und drei algerische Staatsangehörige. Von zwei Beschuldigten ist die Staatsangehörigkeit noch nicht geklärt. Zehn Tatverdächtige sind Asylbewerber, neun von ihnen vermutlich illegal in Deutschland. Niemand von ihnen soll seinen Wohnsitz in Köln haben.
- Vier der Tatverdächtigen sind dem Innenministerium zufolge bereits in Untersuchungshaft, ihnen wird Diebstahl und Raub in unmittelbaren Zusammenhang mit den Ereignissen in der Silvesternacht vorgeworfen.
- Laut NRW-Innenminister Ralf Jäger hat die Polizei die Lage falsch eingeschätzt. So habe die Kölner Polizei habe keine Verstärkung angefordert. Dabei hätten viele Einsatzreserven zur Verfügung gestanden. Gegen 23.30 Uhr sei die Landesleitstelle der NRW-Polizei informiert worden. Während des Telefonats hätte die Leitstelle Unterstützungskräfte angeboten. Der Dienstgruppenleiter der Leitstelle des Polizeipräsidiums Köln habe deren Einsatz jedoch nicht für nötig gehalten.
- Die Polizei hat nach Angaben des NRW-Landeskriminaldirektors bisher keine Erkenntnisse, dass die Übergriffe in Köln an Silvester im Vorfeld geplant und abgesprochen waren.
- Die Zahl der Anzeigen nach den Attacken auf Frauen in Hamburg steigt weiter. Inzwischen habe die Polizei 153 Anzeigen gezählt, sagte ein Polizeisprecher. Um wie viele Opfer es sich handle, sei noch unklar, da in einigen Fällen mehrere Frauen zugleich angegriffen, begrapscht oder bestohlen wurden.
- Übergriffe in der Silvesternacht: Was wir über Köln wissen | tagesschau.de
- Gewalt gegen Ausländer in Köln : "Fremdenfeindliche Straftaten" | tagesschau.de
- Sieben Verletzte: Unbekannte greifen in Köln Ausländer an
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Die aktuellen Vorfälle in Köln zeigen erneut (siehe auch vorheriger Bericht), wie schnell sich Menschen durch einzelne Ereignisse beeinflussen lassen und dazu neigen, unberechtigt zu verallgemeinern. Erst wenn sie selbst Opfer von Verallgemeinerungen werden, merken sie, wie ungerecht solche meistens sind:
- Hunderte Asylbewerberheime wurden in den vergangenen Monaten angegriffen und vor Kurzem wurde gar auf Asylbewerber geschossen. Überhaupt wird eine große Anzahl an Ausländern in diesem Land immer wieder Opfer auch schwerer, fremdenfeindlich motivierter körperlicher Gewalt. Dies geht bis hin zu Tötungsdelikten. Wäre es angemessen und gerecht, zu folgern, dass Deutsche im Allgemeinen ein fremdenfeindliches, kriminelles Volk seien?
- Deutsche Staatsbürger begehen täglich gegen Ausländer gerichtete Sexualstraftaten und reisen dazu manchmal bis in die Philippinen oder nach Thailand. Wäre es angemessen und gerecht, Deutsche als ein Volk von Sexualstraftätern darzustellen oder dies jedem Thailand-Urlauber zu unterstellen?
Folgen wir den Diskussionen über die aktuellen Ereignisse in Köln, müssten diese Fragen bejaht werden. Dies ist bedauerlich und zeigt, wie niedrig der Grad rechtsstaatlicher Reife in unserer Gesellschaft in Wirklichkeit ist.
Während in anderen Ländern auch mit deutschen Waffen abertausende Menschen zerfetzt und ihrer Existenz beraubt werden, gerieren wir uns in Deutschland dieser Tage in einer kollektiven Opferrolle. Anstatt durch Fakten und tatsächliche Ermittlungsergebnisse speist sich ein noch vorwiegend im Internet agierender Mob aus Gerüchten. Seine Empörung über sexuelle Gewalt ist einseitig - denn eine vergleichbare Empörung war bezüglich des Oktoberfestes in München oder des Fasching in Köln bisher nicht wahrnehmbar. Es geht also um Rassismus, sexuelle Gewalt und ihre Opfer werden nur instrumentalisiert.
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http://menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/rechtsstaat.html