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Gelöschtes Mitglied 9433
Guest
Paul Krugman fragt sich, ob aus der erneuten Krise in Griechenland wenigstens diesmal die richtige Lehre gezogen werden wird.Die griechische Fiskalkrise brach vor fünf Jahren aus und ihre Auswirkungen verursachen Europa und der Welt weiterhin ernsthaften Schaden. Ich beziehe mich jedoch nicht auf die Nebenwirkungen, die Sie im Sinn haben – Ausweitung des Niveaus der Rezession der großen Krise Griechenlands oder wirtschaftliche “Infizierung” anderer Schuldner.Das katastrophalste Resultat der griechischen Krise war, dass sie die Wirtschaftspolitik verzerrte, da – angeblich – ernsthafte Menschen aus aller Welt sich sputeten, die falsche Lehre zu ziehen. Jetzt scheint Griechenland sich wieder in einer Krise zu befinden. Werden wir diesmal die richtige Lehre ziehen?[h=3]Griechenland stellte eine Warnung an die übrigen Länder dar[/h]Was bei dem vorherigen Mal geschah, war – wie Sie sich vielleicht erinnern – die Ausnutzung des Leidens Griechenlands, damit sich das wirtschaftliche Thema ändert. Plötzlich hatten wir uns alle mit den Haushaltsdefiziten zu beschäftigen, selbst wenn die Finanzierungskosten sich auf historisch niedrigen Niveaus befanden, und mit der Reduzierung der staatlichen Ausgaben, trotz der Massenarbeitslosigkeit. Weil, wenn wir dies nicht täten, wir jederzeit zu einem Griechenland werden könnten. “Griechenland stellt eine Warnung dafür dar, was in den Ländern passiert, die ihre Seriosität verlieren“, betonte der britische Premierminister David Cameron, während er 2010 Austeritätspolitiken bekannt gab. “Wir befinden uns auf dem selben Weg mit Griechenland“, erklärte der Sprecher Paul Ryan, der in dem m selben Jahr Vorsitzender des parlamentarischen Haushaltsausschusses wurde.Die Wahrheit ist, dass Großbritannien und die USA, die sich in ihrer eigenen Währung Geld leihen, in nichts Griechenland ähneln. Wenn Sie dies 2010 glaubten, hätten die unglaublich niedrigen Zinssätze und die niedrige Inflation Sie mit den Jahren überzeugt haben müssen. Und das Beispiel Griechenlands und der anderen europäischen Länder, die verpflichtet wurden, strenge Austeritätsmaßnahmen zu ergreifen, hätte Sie ebenfalls überzeugen müssen, dass die Kürzung der Ausgaben in einer rezessiven Wirtschaft eine schlechte Idee ist, wenn sie vermieden werden kann. Dies gilt auch für die angeblichen “Success Stories” – Irland beispielsweise hat wieder ein Wachstum, jedoch weiterhin fast 11% Arbeitslosigkeit und die doppelte Quote unter jungen Menschen.Auch die Verwüstung in Griechenland stellt ein furchterregendes Schauspiel dar. Diverse Publikationen vertreten, das Land sei ein “Simulant”, der die harten Maßnahmen ablehnt, welche sein Zustand erfordert. In Wirklichkeit hat es ungeheure Angleichungsmaßnahmen umgesetzt – indem es stark die Beschäftigung und Bezüge im öffentlichen Dienst reduzierte, die öffentlichen (Sozial-) Programme beschnitt und die Steuern erhöhte. Um sich eine Vorstellung von dem Grad der Austerität zu machen: er entspräche der Umsetzung einer Senkung der Ausgaben und Erhöhung der Steuern in Höhe von jährlich 1 Billiarde Dollar in den USA. Parallel sind die Löhne auf dem privaten Sektor “versenkt” worden. Und trotz all diesem bleiben ein Viertel der Arbeitskräfte Griechenlands und die Hälfte der jungen Leute arbeitslos.Gleichzeitig hat sich die Lage der Verschuldung Griechenlands verschlimmert, mit dem Verhältnis der öffentlichen Verschuldung zu dem BIP auf Rekordhöhe – hauptsächlich wegen eines gesunkenen BIP und nicht einer gestiegenen Verschuldung – und dem Auftreten eines großen Problems privater Verschuldung, dank der Deflation und der Krise. Es gibt auch gewisse positive Punkte: die Wirtschaft wächst wieder etwas, hautsächlich dank der Wiederbelebung des Tourismus. Allgemein sind jedoch Jahre des Elends mit einem sehr geringen Resultat verstrichen.[h=3]SYRIZA ist im Vergleich zu anderen radikalen Gruppierungen harmlos[/h]Das Bemerkenswerte mit all diesem als gegeben ist die Bereitschaft der griechischen Bürger, die Positionen der politischen Welt zu akzeptieren, die Strapazen seien erforderlich und werden schließlich zu einem Aufschwung führen. Und die in den letzten Tagen in Europa in Erscheinung getretenen Neuigkeiten sind, dass die Griechenland möglicherweise an ihren Grenzen angelangt sind. Die Einzelheiten sind komplex, grundsätzlich versucht die gegenwärtige Regierung jedoch ein reichlich verzweifeltes politisches Manöver, um die allgemeinen Wahlen hinauszuschieben. Und wenn es ihr misslingt, wird der Sieger dieser Wahlen die SYRIZA sein, eine Partei der Linken, die eine Neuverhandlung der Austeritätsprogramms gefordert hat, was zu einem Bruch mit Deutschland und dem Ausscheiden aus dem Euro führen könnte.Der signifikante Punkt ist hier, dass es nicht nur die Griechen sind, die außerordentlich verärgert sind und es nicht mehr aushalten. Sehen Sie Frankreich, wo Marine Le Pen, Vorsitzender der immigrantenfeindlichen National Front, in den Demoskopien die traditionellen Kandidaten sowohl der Rechten als auch der Linken übertrifft. Sehen Sie Italien, wo ungefähr die Hälfte der Wähler radikale Bewegungen wie Northern League und Five-Star Movement unterstützen. Sehen Sie Großbritannien, wo sowohl immigrantenfeindliche Politiker als auch schottische Autonomisten die politische Ordnung bedrohen.Es wäre fürchterlich, wenn – überraschenderweise mit Ausnahme die SYRIZA, die relativ harmlos erscheint – irgendeine dieser Gruppierungen es schaffen würde, an die Macht zu kommen. Es existiert jedoch ein Grund, aus dem sie sich im Aufstieg befinden. Dies geschieht, wenn eine Elite ihren Anspruch auf die Macht einfordert, basierend auf ihrer angeblichen Qualifizierung, ihrem Wissen darüber, was zu geschehen hat – und im weiteren Lauf beweist, in Wirklichkeit weder zu wissen, was sie tut, aber auch ideologisch zu verrannt zu sein, um aus ihren Fehlern zu lernen.Ich weiß nicht, wie sich die Dinge in Griechenland entwickeln werden. In seiner politischen Unruhe existiert jedoch eine wirkliche Lehre, die sehr viel signifikanter ist als die falsche Lehre, die viele aus seinen speziellen volkswirtschaftlichen Leiden zogen.