TigerS
Kosovo-Thailänder
[h=2]Serbien[/h]
[h=3]Historische Erblast[/h]Serbiens Wirtschaft befindet sich auf dem Weg der Transformation und Modernisierung. Sie ist dabei noch immer geprägt von einer doppelten Erblast. Einerseits von dem sozialistischen Erbe, eine sozialistischen Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftspolitik, deren Transformation aufgrund der Balkankriege im Unterschied zu den mittelosteuropäischen Staaten erst mit 10-jähriger Verspätung nach 2000 eingesetzt hat. Zweitens durch einen weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Kriegsjahrzehnt.
Die 1990er Jahre waren ökonomisch geprägt von internationaler Isolation, einem Embargo und der Finanzierung der Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo, was am Ende des Jahrzehnts zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hatte. Die Wirtschaftspolitik des Milošević-Regimes beschränkte sich weitgehend auf den Erhalt der politischen Kontrolle über die Wirtschaft, das Auffinden von Finanzquellen zur Kriegsfinanzierung und des Erhalt des sozialen Friedens bzw. der Verhinderung von sozialen Unruhen. Die ehemals in Jugoslawien in gesellschaftlichem Eigentum befindlichen Betriebe wurden verstaatlicht und die von der letzten gesamtjugoslawischen Regierung begonnene Privatisierung rückgängig gemacht. Außen- und Devisenhandel wurden staatlich reguliert und Preise und Löhne großteils administrativ festgelegt. Die staatlichen Unternehmen regredierten zunehmends zu sozialen Einrichtungen, die entweder mit Verlust produzierten oder deren Produktion ganz zusammenbrach. Mit sich abwechselnden Methoden wurde versucht, privates Kapital/ private Devisen abzuschöpfen – durch Einfrieren der Devisen-Girokonten der Bürger, Privatbanken, die nach dem Schneeball-System horende Zinsen vergaben, ein System paralleler Devisen-Wechselkurse und Wechselstuben. Vom Regime organisierte Schmuggelaktivitäten und Offshore-Gesellschaften ergänzten das Bemühen, Löcher im kollabierenden (Kriegs)Haushalt zu stopfen. Die Folge waren steigende Inflation und das Bedienen der Notenpresse, was Ende 1993 zur drittgrößten Hyperinflation in den Menschheitsgeschichte führte. Ende des Jahrzehnts war die serbische Wirtschaft weit hinter den Stand vor dem Zusammenbruch des sozialistischen Jugoslawien zurückgefallen. 80% des Bankensektors waren insolvent, das Vertrauen der Bürger in die eigene Währung und die Banken verschwunden. Zugleich hatte es seine regionalen und internationalen Märkte weitgehend verloren.
[h=3]Das Wirtschaftssystem[/h]Nach dem Regimewechsel im Oktober 2000 begann die Transformation und Modernisierung der serbischen Wirtschaft und Wirtschaftspolitik mit Unterstützung von EU, IWF und anderen internationalen Institutionen. Die Wirtschaftsgesetzgebung wurde modernisiert, Außenhandel und Geld- und Devisenmarkt liberalisiert. Administrative Preise und Löhne wurden aufgehoben. Der Großteil der Banken wurde in die Insolvenz geschickt und das Bankensystem für ausländische Banken geöffnet. Die Privatisierung der Staatsbetriebe wurde eingeleitet. Der serbische Markt wurde für Auslandsinvestoren geöffnet. Die Mitgliedschaft in internationalen und regionalen Handels- und Wirtschaftsorganisationen wurde erneuert bzw. erworben.
Heute ist Serbien eine liberale Marktwirtschaft , die damit kämpft, sich seiner historischen Altlasten – politische Einflussnahme in die Wirtschaft, wirtschaftliche Regression und Modernisierungsblockade – zu entledigen. Die serbische Wirtschaft hat sich aus ihrer internationalen Isolation befreit und verloren gegangenen Märkte teils wieder erobert. Serbien ist Mitglied von Weltbank und IWF, das Aufnahmeverfahren bei der WTO läuft. Zugleich ist das Land Mitglied in allen wichtigen regionale Wirtschaftsvereinigungen: dem Stabilitätspakt für Südosteuropa, CEFTA, SEECP, SECI, ICAO.
Wichtigste Wirtschaftssektoren
Nach Wirtschaftssektoren aufgeteilt steht der Dienstleistungsektor an erster Stelle, er erwirtschaftete 2011 64,3% des BIP; es folgt die Industrie mit 26,6% und die Landwirtschaft mit 9,0%.
Industrie: Die serbische Industrie befindet sich noch weitgehend in einem Modernisierungsrückstand. Technologien sind veraltet, Produkte daher meist international nicht konkurrenzfähig. Ein großer Anteil an Industriebetrieben ist weiterhin nicht privatisiert und schreibt Verluste. Die Industrie leidet an der veralteten Infrastruktur, von Transportwesen und Energiesektor. Die auf die sozialistische Epoche zurückgehende Subventionierung billiger Energie macht die Industrieproduktion energieintensiv. Der Schwerpunkt der Industrieproduktion liegt heute weiter auf der Schwerindustrie und der Lebensmittelverarbeitung. Die Autoindustrie hofft nach dem erfolgreichen Verkauf des ehemals größten jugoslawischen Autoherstellers, Zastava Kragujevac an Fiat auf steigende Produktionszahlen.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Sektor. 44% der Bevölkerung leben in ruralen Gebieten, 55% der Fläche Serbiens sind landwirtschaftlich nutzbar, der lebensmittelverarbeitende Sektor bleibt ein wichtiger Industriezweig. Die landwirtschaftlich geprägte Vojvodina galt zu sozialistischen Zeiten als „Kornkammer Jugoslawiens“. Trotzdem hat die Produktivität der serbischen Landwirtschaft nicht mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt gehalten, ihr Anteil am BIP wurde seit 2000, als er bei 20% lag, faktisch halbiert. Schuld ist vor allem eine unstetige Landwirtschaftspolitik. Sie beruht auf einem veraltete, noch auf die sozialistische Zeit zurückgehenden ineffizienten System von Agrarsubventionen. Dieser stellt erstens zu wenig Geldmittel zur Verfügung und führt durch eine territoriale Förderung zweitens zu Marktverzerrungen, welche in den letzten Jahren u.a. für den Niedergang der Milchproduktion verantwortlich war.
Dienstleistungssektor: Der Dienstleistungssektor ist der am stärksten wachsende Sektor, er zeichnete für den Großteil des Wirtschaftswachstums im zurückliegenden Jahrzehnt verantwortlich. Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole und Hauptstadt Belgrad, wo die meisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Anderen großen Städte Novi Sad und Niš sind ebenfalls wichtige Dienstleistungsstandorte. Die wichtigsten Teile des Dienstleistungssektors in Serbien stellen die Banken dar, die Versicherungswirtschaft sowie Handel und Verkehr.
Produkte
Wichtigste Produkte der serbischen Wirtschaft stellen in der Schwerindustrie Eisen und Stahl dar. Die Nahrungsmittelindustrie vertreibt vor allem Obst und Gemüse und Getreide, sowie Zucker. Textilprodukte und Möbel sind weitere wichtige Industrieprodukte. Weiter wichtige Produkt sind in der Chemieindustrie v.a.die Gummi- und Kunststoffproduktion. Die Pharmaindustrie ist ein weiterer Wachstumssektor, sie produziert Generika mit hohen technischen Standards, führendes Unternehmen ist der serbische Traditionskonzern Galenika
Ein wachsende Rolle spielt der Tourismus mit aktuell 2,0 Mio Gästen und 6,6 Mio. Übernachtungen jährlich. Touristische Anziehungspunkte sind die zahlreichen Nationalparks und Gebirge Kopaonik und Zlatibor sowie andere Naturlandschaften. Zahllose historische Kulturdenkmäler bieten einen Markt für Kulturtourismus. Der Städtetourismus nach Belgrad und Novi Sad, insbesondere von jungen Leuten aus Region verzeichnet einen deutlichen Anstieg in den letzten Jahren.
Wirtschaftsindikatoren
Nach Zahlen hatte Serbiens Wirtschaft im zurückliegenden Jahrzehnt – vor der Weltwirtschaftskrise des Jahres 2009 – einen Konsolidierungskurs eingeschlagen. So wuchs die Wirtschaft zwischen 1999 und 2009 im Schnitt um 5%, das Exportvolumen wuchs im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 10,3%. Ausländische Direktinvestitionen erreichten vor der Krise ein jährliches Gesamtvolumenvon rund 2 Mrd. Euro. Das Haushaltdefizit lag 2010, nach der Krise, bei 4,7% des Bruttoinlandsprodukts und näherte sich damit wieder den Vorgaben innerhalb der EU an. Anfang 2012 lief das Haushaltsdefizit allerding wieder aus dem Ruder, es erreichte im ersten Quartal diesen Jahres beunruhigende 6,0% des BIP. Zugleich bleibt Serbien noch immer eines der ärmsten Länder Europas mit einem Nettodurchschnittseinkommen von 330 EUR.
[h=3]Wirtschaftspolitik[/h]Serbiens Wirtschaftspolitikist, insbesondere seit der Amtszeit der der von 2008 bis 2012 regierenden, pro-europäischen Regierungskoalition geprägt von einem wirtschaftsliberalen Kurs und der Weichenstellungen für die entsprechende Transformation und Modernisierung der Wirtschaftspolitik und ihre Institutionen und Instrumente. So wurde ein modernes, transparentes Haushaltsführungssystem eingeführt. Die Stärkung und funktionelle Reform der Steuerbehörden wurde eingeleitet. Das Steuersystem wurde reformiert und eine Umsatzsteuer eingeführt. Eine Reform des Beamtensystems wurde durchgeführt, die Anzahl der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung wurde reduziert und das Bezahlungssystem rationalisiert. Die Reform der nicht nachhaltigen Sozialsysteme, von Rentensystem und Sozialhilfen wurde eingeleitet.
Im Rahmen des EU-Integrationsprozesses hat die serbische Regierung in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Gesetzen an EU-Standards angepasst.
[h=3]Außenhandel, Handelsbilanz[/h]Trotz steigender Export leidet Serbien aufgrund der strukturellen Schwäche serin Industrie and einem chronischen Außenhandelsdefizit. So standen 2011 Importe im Wert von 19,9 Mrd. USD Exporten im Wert von 11,8 Mrd. USD gegenüber, ein Defizit von 8,0 Mrd. USD. 2011 war die Export-Import Deckungsrate 58,5%. Wichtigste Handelspartner sind die Länder der EU, an die Serbien 55% seiner Export liefert, sowie die Mitgliedsstaaten der regionalen Handelsvereinigung CEFTA mit 30%, gefolgt von Russland. Hauptexportländer waren 2010 Italien (843,9 Mio. Euro), Bosnien-Herzegowina (822,1 Mio. Euro) sowie Deutschland (760,2 Mio. Euro), Hauptimportländer waren die Russische Föderation (1,63 Mrd. Euro), Deutschland (1,33 Mrd. Euro) und Italien (1,08 Mrd. Euro). Deutschland hat 2003 einen Wirtschaftskooperationsrat mit Serbien begründet, der als Plattform für den Dialog zwischen Regierungen u. Unternehmen dient. Er konzentriert sich auf die Kernbereiche Banken/Finanzen, Energie, Logistik, Wasserversorgung, Landwirtschaft und Tourismus. Hauptexportprodukte sind Eisen, Stahl und Buntmetalle, Weizen, Obst und Gemüse und Textilprodukte; Hauptimportprodukte sind Öl und Gas, Buntmetalle, Eisen und Stahl, Elektrogeräte und Fahrzeuge.
[h=3]Auswirkung der Weltwirtschaftskrise[/h]Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die Serbien Ende 2008 erreichten, waren merklich, konnten aber durch wirtschaftspolitische Maßnahmen und internationale Stützungsmaßnahmen begrenzt gehalten werden. 2009 verlor das Bruttoinlandsprodukt um 3%, der Export brach um 12% ein, die Inflation stieg um 8,1%. Ende 2008-Anfang 2009 erlitt der Dinar einen Wertverlust von 20%, zur gleichen Zeit zogen Privathaushalte 18% ihrer Einlagen aus Banken ab. Der serbische Regierung und der Nationalbank gelang es mit Unterstützung von IWF, EU und intl. Finanzinstitutionen die Stabilität und Kapitalisierung des Bankensystem zu sichern. Durch Haushaltsmaßnahmen wie Ausgabenkürzungen und das Einfrieren der Nominallöhne im öffentlichen Sektor und der Renten gelang es, das Einbrechen der Einnahmeseite weitgehend abzufangen. Ab 2010 verzeichnete Serbien wieder eine wirtschaftliche Erholung, die Industrieproduktion wuchs erstmals wieder und das Bruttoinlandprodukt verzeichnete ein Wachstum von 1%.
Infolge nachlassender Haushaltdisziplin, politischer Konflikte mit der EU um das Kosovo und das Voranschreiten im EU-Integrationsprozess sowie neuer Instabilität im Euroraum kam es ab Ende 2011 zu einer erneuten Umkehr in der wirtschaftlichen Entwicklung: die Industrieproduktion fing wieder an zu fallen und erreichte Mitte 2012 -4,0%, erstmals seit 2009 wird 2012 wieder eine Negativentwicklung des Inlandsprodukts von -0,5% erwartet, internationale Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit Serbiens herabgestuft und ausländische Investoren begonnen, in größerem Umfang Kapital aus dem Land abzuziehen. Angesichts der zahlreichen Versprechen, die die neue Regierungskoalition im Wahlkampf gemacht hat, bleibt abzuwarten, ob es der Regierung Dačić gelingen wird, zu einer Politik der Ausgabenkonsolidierung und der Fortsetzung der strukturellen Reformen zurückzukehren, oder ob das von verschiedenen Wirtschaftsexperten ins Spiel gebrachte worst-case-scenario eines Haushaltsbankrotts Realität werden wird.
[h=3]Strukturprobleme[/h]Trotz erheblicher Reformanstrengungen und dem grundsätzlichen Umbau einer verstaatlichten, reglementierten und von starken Einbrüchen geprägten zu einer modernen Marktwirtschaft bleiben auch nach einem Jahrzehnt eine Vielzahl von Strukturproblemen.
So sind noch immer zu vielen staatliche Unternehmen nicht privatisiert. Aktuell arbeiten noch immer nur 60% der Beschäftigten im Privatsektor. 40% sind noch immer in staatlichen Unternehmen angestellt. Eine großer Teil diesen öffentlichen Unternehmen produziert Verluste, welche durch staatliche Subventionen ausgeglichen werden müssen. Zugleich werden in diesen Unternehmen überhöhte Löhne gezahlt- 2005 zahlten Staatsunternehmen zwischen 12 und 25% höhere Löhne als im Privatsektor. Zugleich bestimmen sie damit das allgemeine Lohnniveau und beeinträchtigen die Konkurrenzfähigkeit der serbischen Unternehmen.
Strukturelle Probleme für staatliche Unternehmen wir Privatwirtschaft ist der schlechte Zustand der Infrastruktur. Das Transportnetz ist veraltet, insbesondere das Schienennetz und das Straßennetz wurde seit 20 Jahren praktisch nicht modernisiert, Investitionsprojekte in Sanierung und Ausbau befinden sich im Anfang. Der Energiesektor bedarf dringend der Reform. Die traditionell niedrig gehaltenen Energiepreise für die Wirtschaft, aber auch die Privathaushalte drücken diese unter das Profitniveau, zugleich ist die Industrie auf energieintensive Produktionsformen ausgelegt und nicht auf Energieeffizienz. Daneben fehlen Reformen in die Zukunftssektoren Forschung und Bildung.
Zugleich sind die institutionellen und bürokratischen Bedingungen für privatwirtschaftliche Aktivität noch immer nachteilig. Serbien ist 2012 im Doing Business Index des IWF vom 88. Auf den 92. Platz abgerutscht. Hauptprobleme bestehen weiterhin in hohe bürokratischen Hürden und Genehmigungsverfahren sowie im mangelnder Wettbewerbsschutz. Ein weiteres zentrales Problem stellt das schwache Rechtssystem und die systemische Korruption dar. Im aktuellen Ranking von Transparency International belegt Serbien den 86. Platz und ist damit 8 Plätze abgerutscht gegenüber 2010. Es liegt damit auf dem vorletzten Platz aller jugoslawischen Nachfolgestaaten, nur knapp vor Bosnien-Herzegowina, das den 91. Platz belegt.
Ein weiteres ungelöstes Strukturproblem liegt in der hohen Arbeitslosigkeit und der ungünstigen Beschäftigungsstruktur. Im Anfang 2012 lag die Arbeitslosenquote offiziell bei 25,5%, ein drastischer Anstieg gegenüber 2008, also vor der Wirtschaftskrise, als die Quote noch bei 14% lag. Inoffiziell ist die Arbeitslosenquote viel höher aufgrund der versteckten Arbeitslosigkeit. Ein besonderes Problem stellt die Jugendarbeitslosigkeit mit über 50 % dar. 2011 gab es in Serbien 1.732.000 Beschäftigte – davon waren allerdings 130.000 ohne Bezahlung und 400.000 Beschäftigte erhielten nur den garantierte Mindestlohn von 16.000 Dinar (rund 150 Euro). Dieser Beschäftigtenzahl standen im gleichen Jahr 753.000 Arbeitslose sowie 1,69 Mio. Rentner gegenüber. Ein damit verbundenes dringliches Problem stellt die Reform der veralteten und finanziell nicht nachhaltigen Sozialsysteme dar. Das gilt einerseits für das Gesundheitssystem, andererseits v.a. aber für das Rentensystem. Das serbische Rentensystem produziert die höchsten Verluste in der Region und einen der höchsten in ganz Europa, 2010 bezifferte sich dieser Verlust auf 7,5% des BIP. Erste Reformschritte wie die Anhebung des Renteneintrittsalters wurden unternommen. Angesichts der Überalterung der serbischen Gesellschaft wird aber eine dauerhafte Stabilisierung des Rentensystems nur über eine Wirtschaftspolitik gelingen, welche zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung der Wirtschaft Serbiens beiträgt.
[h=3]Entwicklungspolitik[/h]Entwicklungsziele, nationale Entwicklungsanstrengungen
Die Entwicklungsziele der nationalen und internationalen Akteure in Serbien orientieren sich weitgehend an den UN Millenniumszielen, und darüber hinausgehend im Rahmen des EU-Integrationsprozesses am Entwicklungsstand in der Europäischen Union.
Die nationalen Entwicklungsanstrengungen der einzelnen staatlichen Ministerien sind seit vergangenem Jahr auch institutionell gebündelt in der Ausrichtung auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft. So wurde im September 2010 die Development Assistance Coordination Unit (DACU) aus der Zuständigkeit des Finanzministerium in die des SEIO, des Serbian European Integration Office verlegt, das die im Rahmen der EU-Integration erforderlichen Reformen koordiniert. Die DACU führt den entwicklungspolitische Dialog mit internationalen Partnern und entwickelt den nationalen Entwicklungsplan NAD – Needs of the Republic of Serbia for International Assistance; seine aktuelle Fassung ist vom Februar 2011. Diese definiert die sektorale Prioritäten der Entwicklungspolitik in dne kommenden Jahren in den Bereichen Rechtsstaat, Reform der öffentlichen Verwaltungen, Zivilgesellschaft, Wettbewerbsfähigkeit, human resources development, Landwirtschaft und ländlicher Raum, Transportwesen, Energiesektor und Umweltschutz. Im Bereich Human resources development, der sich eng an den UN-Millenniumszielen orientiert, bildet die Beseitigung der Armut eine zentrale Priorität. Serbien hat bereits 2002 eine Poverty reduction strategy vorgelegt. Die serbischen Behörden hatten in der zweiten Hälfte der vergangenen Jahrzehnts beträchtliche Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt, zwischen 2006 und 2008 wurden 200.000 Menschen aus der Armut geholt. Die anschließende Wirtschaftskrise hat jedoch diese Erfolge zunichte gemacht, Ende 2010 lag die Armutsrate bei 9,2%, höher als vor Krise (2007: 8,3%). Armut in Serbien ist v.a. ein rurales Phänomen und betrifft außerdem sozail benachteiligte Gruppe überproportional, unter anderem Roma. Zugleich ist das bisher gültige System der Sozialhilfe nicht angepasst an die Bedürfnisse der Bedürftigsten, es kommt bisher nur bei kleinere Teil der Transferzahlungen bei Ihnen an. Mit Unterstützung der Weltbank hat die serbische Regierung in den letzten Jahren erste Schritte zu einer Reform des Sozialhilfesystems unternommen.
Ausländische Entwicklungsanstrengungen
Ausländische Entwicklungsanstrengungen werden durch internationale und nationale Organisationen unternommen. Die herausragende Rolle spielen die EU und weitere europäische Institutionen wie die ERBD und die EIB. Vor Ort präsent sind außerdem die Weltbank, der IWF, UNDP sowie die OSZE, die allerdings ihre Mission in Serbien zum Jahresende 2011 schließt.
Die wichtigsten nationale Geldgeber mit Entwicklungshilfeorganisationen vor Ort sind neben Deutschland die USA (USAID, NDI), Norwegen, Schweden (SIDA), Italien, Österreich, Schweiz (DEZA), Spanien und Japan. In den letzten Jahren gibt es eine deutliche Abnahme bilateraler Förderung zugunsten der EU-Förderung, so hat Großbritannien 2011 sein Entwicklungshilfebüro in Serbien geschlossen. EU-Hilfen erfolgen im EU-Integrationsprozess über den Pre-Accession-Fund IPA, über den Serbien jährlich im Schnitt 200 Mio. Euro erhält. Bisher mangelt es an einer strategische Nutzung der zur Verfügung gestellten Mittel.
[h=3]Deutsche Entwicklungszusammenarbeit[/h]Deutschland ist mit rund 1,5 Mrd. Euro an Hilfszusagen seit dem demokratischen Regimewechsel im Jahr 2000 der zweitgrößte Geldgeber neben den USA; davon sind fast 1 Mrd. Euro bilateral geflossen, der Rest über die EU.
Schwerpunkt: Der Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit lag in den letzten Jahren auf Wirtschaftsförderung, der Verbesserung wirtschaftliche Rahmenbedingungen – von Good Governance, ökologischer Modernisierung des Energiesektors (ökologische Modernisierung und Steigerung der Energieeffizienz, Fernwärmeprojekte - KfW) und des Wassersektors (Modernisierung von Trinkwasser- und Abwassersystemen), auf der Stärkung der Kommunalverwaltung bzw. von lokale Selbstverwaltung (Förderung fiskale Dezentralisierung, kommunale Wirtschaftsförderung, Landmanagement) schließlich auf Tourismusförderung. Daneben wurden Maßnahmen im Jugendbereich gefördert. All diese Maßnahmen liefern einen Beitrag zur EU-Integration des Landes und stehen in diesem Entwicklungsrahmen.
Organisationen der EZ in Serbien: Die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen deutschen Organisationen, die vor Ort mit Büros arbeiten sind die GIZ und die KfW. Außerdem sind alle deutschen politischen Stiftungen mit Büros in Serbien vertreten, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Hans-Seidel-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Landes- bzw. Regionalbüros, sowie die Friedrich-Naumann-Stiftung mit einem Projektbüro
LIPortal » Serbien » Wirtschaft & Entwicklung - Enwicklungspolitisches LänderInformationsPortal der GIZ
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[h=2]Serbien[/h]
[h=3]Historische Erblast[/h]Serbiens Wirtschaft befindet sich auf dem Weg der Transformation und Modernisierung. Sie ist dabei noch immer geprägt von einer doppelten Erblast. Einerseits von dem sozialistischen Erbe, eine sozialistischen Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftspolitik, deren Transformation aufgrund der Balkankriege im Unterschied zu den mittelosteuropäischen Staaten erst mit 10-jähriger Verspätung nach 2000 eingesetzt hat. Zweitens durch einen weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Kriegsjahrzehnt.
Die 1990er Jahre waren ökonomisch geprägt von internationaler Isolation, einem Embargo und der Finanzierung der Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo, was am Ende des Jahrzehnts zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hatte. Die Wirtschaftspolitik des Milošević-Regimes beschränkte sich weitgehend auf den Erhalt der politischen Kontrolle über die Wirtschaft, das Auffinden von Finanzquellen zur Kriegsfinanzierung und des Erhalt des sozialen Friedens bzw. der Verhinderung von sozialen Unruhen. Die ehemals in Jugoslawien in gesellschaftlichem Eigentum befindlichen Betriebe wurden verstaatlicht und die von der letzten gesamtjugoslawischen Regierung begonnene Privatisierung rückgängig gemacht. Außen- und Devisenhandel wurden staatlich reguliert und Preise und Löhne großteils administrativ festgelegt. Die staatlichen Unternehmen regredierten zunehmends zu sozialen Einrichtungen, die entweder mit Verlust produzierten oder deren Produktion ganz zusammenbrach. Mit sich abwechselnden Methoden wurde versucht, privates Kapital/ private Devisen abzuschöpfen – durch Einfrieren der Devisen-Girokonten der Bürger, Privatbanken, die nach dem Schneeball-System horende Zinsen vergaben, ein System paralleler Devisen-Wechselkurse und Wechselstuben. Vom Regime organisierte Schmuggelaktivitäten und Offshore-Gesellschaften ergänzten das Bemühen, Löcher im kollabierenden (Kriegs)Haushalt zu stopfen. Die Folge waren steigende Inflation und das Bedienen der Notenpresse, was Ende 1993 zur drittgrößten Hyperinflation in den Menschheitsgeschichte führte. Ende des Jahrzehnts war die serbische Wirtschaft weit hinter den Stand vor dem Zusammenbruch des sozialistischen Jugoslawien zurückgefallen. 80% des Bankensektors waren insolvent, das Vertrauen der Bürger in die eigene Währung und die Banken verschwunden. Zugleich hatte es seine regionalen und internationalen Märkte weitgehend verloren.
[h=3]Das Wirtschaftssystem[/h]Nach dem Regimewechsel im Oktober 2000 begann die Transformation und Modernisierung der serbischen Wirtschaft und Wirtschaftspolitik mit Unterstützung von EU, IWF und anderen internationalen Institutionen. Die Wirtschaftsgesetzgebung wurde modernisiert, Außenhandel und Geld- und Devisenmarkt liberalisiert. Administrative Preise und Löhne wurden aufgehoben. Der Großteil der Banken wurde in die Insolvenz geschickt und das Bankensystem für ausländische Banken geöffnet. Die Privatisierung der Staatsbetriebe wurde eingeleitet. Der serbische Markt wurde für Auslandsinvestoren geöffnet. Die Mitgliedschaft in internationalen und regionalen Handels- und Wirtschaftsorganisationen wurde erneuert bzw. erworben.
Heute ist Serbien eine liberale Marktwirtschaft , die damit kämpft, sich seiner historischen Altlasten – politische Einflussnahme in die Wirtschaft, wirtschaftliche Regression und Modernisierungsblockade – zu entledigen. Die serbische Wirtschaft hat sich aus ihrer internationalen Isolation befreit und verloren gegangenen Märkte teils wieder erobert. Serbien ist Mitglied von Weltbank und IWF, das Aufnahmeverfahren bei der WTO läuft. Zugleich ist das Land Mitglied in allen wichtigen regionale Wirtschaftsvereinigungen: dem Stabilitätspakt für Südosteuropa, CEFTA, SEECP, SECI, ICAO.
Wichtigste Wirtschaftssektoren
Nach Wirtschaftssektoren aufgeteilt steht der Dienstleistungsektor an erster Stelle, er erwirtschaftete 2011 64,3% des BIP; es folgt die Industrie mit 26,6% und die Landwirtschaft mit 9,0%.
Industrie: Die serbische Industrie befindet sich noch weitgehend in einem Modernisierungsrückstand. Technologien sind veraltet, Produkte daher meist international nicht konkurrenzfähig. Ein großer Anteil an Industriebetrieben ist weiterhin nicht privatisiert und schreibt Verluste. Die Industrie leidet an der veralteten Infrastruktur, von Transportwesen und Energiesektor. Die auf die sozialistische Epoche zurückgehende Subventionierung billiger Energie macht die Industrieproduktion energieintensiv. Der Schwerpunkt der Industrieproduktion liegt heute weiter auf der Schwerindustrie und der Lebensmittelverarbeitung. Die Autoindustrie hofft nach dem erfolgreichen Verkauf des ehemals größten jugoslawischen Autoherstellers, Zastava Kragujevac an Fiat auf steigende Produktionszahlen.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Sektor. 44% der Bevölkerung leben in ruralen Gebieten, 55% der Fläche Serbiens sind landwirtschaftlich nutzbar, der lebensmittelverarbeitende Sektor bleibt ein wichtiger Industriezweig. Die landwirtschaftlich geprägte Vojvodina galt zu sozialistischen Zeiten als „Kornkammer Jugoslawiens“. Trotzdem hat die Produktivität der serbischen Landwirtschaft nicht mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt gehalten, ihr Anteil am BIP wurde seit 2000, als er bei 20% lag, faktisch halbiert. Schuld ist vor allem eine unstetige Landwirtschaftspolitik. Sie beruht auf einem veraltete, noch auf die sozialistische Zeit zurückgehenden ineffizienten System von Agrarsubventionen. Dieser stellt erstens zu wenig Geldmittel zur Verfügung und führt durch eine territoriale Förderung zweitens zu Marktverzerrungen, welche in den letzten Jahren u.a. für den Niedergang der Milchproduktion verantwortlich war.
Dienstleistungssektor: Der Dienstleistungssektor ist der am stärksten wachsende Sektor, er zeichnete für den Großteil des Wirtschaftswachstums im zurückliegenden Jahrzehnt verantwortlich. Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole und Hauptstadt Belgrad, wo die meisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Anderen großen Städte Novi Sad und Niš sind ebenfalls wichtige Dienstleistungsstandorte. Die wichtigsten Teile des Dienstleistungssektors in Serbien stellen die Banken dar, die Versicherungswirtschaft sowie Handel und Verkehr.
Produkte
Wichtigste Produkte der serbischen Wirtschaft stellen in der Schwerindustrie Eisen und Stahl dar. Die Nahrungsmittelindustrie vertreibt vor allem Obst und Gemüse und Getreide, sowie Zucker. Textilprodukte und Möbel sind weitere wichtige Industrieprodukte. Weiter wichtige Produkt sind in der Chemieindustrie v.a.die Gummi- und Kunststoffproduktion. Die Pharmaindustrie ist ein weiterer Wachstumssektor, sie produziert Generika mit hohen technischen Standards, führendes Unternehmen ist der serbische Traditionskonzern Galenika
Ein wachsende Rolle spielt der Tourismus mit aktuell 2,0 Mio Gästen und 6,6 Mio. Übernachtungen jährlich. Touristische Anziehungspunkte sind die zahlreichen Nationalparks und Gebirge Kopaonik und Zlatibor sowie andere Naturlandschaften. Zahllose historische Kulturdenkmäler bieten einen Markt für Kulturtourismus. Der Städtetourismus nach Belgrad und Novi Sad, insbesondere von jungen Leuten aus Region verzeichnet einen deutlichen Anstieg in den letzten Jahren.
Wirtschaftsindikatoren
Nach Zahlen hatte Serbiens Wirtschaft im zurückliegenden Jahrzehnt – vor der Weltwirtschaftskrise des Jahres 2009 – einen Konsolidierungskurs eingeschlagen. So wuchs die Wirtschaft zwischen 1999 und 2009 im Schnitt um 5%, das Exportvolumen wuchs im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 10,3%. Ausländische Direktinvestitionen erreichten vor der Krise ein jährliches Gesamtvolumenvon rund 2 Mrd. Euro. Das Haushaltdefizit lag 2010, nach der Krise, bei 4,7% des Bruttoinlandsprodukts und näherte sich damit wieder den Vorgaben innerhalb der EU an. Anfang 2012 lief das Haushaltsdefizit allerding wieder aus dem Ruder, es erreichte im ersten Quartal diesen Jahres beunruhigende 6,0% des BIP. Zugleich bleibt Serbien noch immer eines der ärmsten Länder Europas mit einem Nettodurchschnittseinkommen von 330 EUR.
[h=3]Wirtschaftspolitik[/h]Serbiens Wirtschaftspolitikist, insbesondere seit der Amtszeit der der von 2008 bis 2012 regierenden, pro-europäischen Regierungskoalition geprägt von einem wirtschaftsliberalen Kurs und der Weichenstellungen für die entsprechende Transformation und Modernisierung der Wirtschaftspolitik und ihre Institutionen und Instrumente. So wurde ein modernes, transparentes Haushaltsführungssystem eingeführt. Die Stärkung und funktionelle Reform der Steuerbehörden wurde eingeleitet. Das Steuersystem wurde reformiert und eine Umsatzsteuer eingeführt. Eine Reform des Beamtensystems wurde durchgeführt, die Anzahl der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung wurde reduziert und das Bezahlungssystem rationalisiert. Die Reform der nicht nachhaltigen Sozialsysteme, von Rentensystem und Sozialhilfen wurde eingeleitet.
Im Rahmen des EU-Integrationsprozesses hat die serbische Regierung in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Gesetzen an EU-Standards angepasst.
[h=3]Außenhandel, Handelsbilanz[/h]Trotz steigender Export leidet Serbien aufgrund der strukturellen Schwäche serin Industrie and einem chronischen Außenhandelsdefizit. So standen 2011 Importe im Wert von 19,9 Mrd. USD Exporten im Wert von 11,8 Mrd. USD gegenüber, ein Defizit von 8,0 Mrd. USD. 2011 war die Export-Import Deckungsrate 58,5%. Wichtigste Handelspartner sind die Länder der EU, an die Serbien 55% seiner Export liefert, sowie die Mitgliedsstaaten der regionalen Handelsvereinigung CEFTA mit 30%, gefolgt von Russland. Hauptexportländer waren 2010 Italien (843,9 Mio. Euro), Bosnien-Herzegowina (822,1 Mio. Euro) sowie Deutschland (760,2 Mio. Euro), Hauptimportländer waren die Russische Föderation (1,63 Mrd. Euro), Deutschland (1,33 Mrd. Euro) und Italien (1,08 Mrd. Euro). Deutschland hat 2003 einen Wirtschaftskooperationsrat mit Serbien begründet, der als Plattform für den Dialog zwischen Regierungen u. Unternehmen dient. Er konzentriert sich auf die Kernbereiche Banken/Finanzen, Energie, Logistik, Wasserversorgung, Landwirtschaft und Tourismus. Hauptexportprodukte sind Eisen, Stahl und Buntmetalle, Weizen, Obst und Gemüse und Textilprodukte; Hauptimportprodukte sind Öl und Gas, Buntmetalle, Eisen und Stahl, Elektrogeräte und Fahrzeuge.
[h=3]Auswirkung der Weltwirtschaftskrise[/h]Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die Serbien Ende 2008 erreichten, waren merklich, konnten aber durch wirtschaftspolitische Maßnahmen und internationale Stützungsmaßnahmen begrenzt gehalten werden. 2009 verlor das Bruttoinlandsprodukt um 3%, der Export brach um 12% ein, die Inflation stieg um 8,1%. Ende 2008-Anfang 2009 erlitt der Dinar einen Wertverlust von 20%, zur gleichen Zeit zogen Privathaushalte 18% ihrer Einlagen aus Banken ab. Der serbische Regierung und der Nationalbank gelang es mit Unterstützung von IWF, EU und intl. Finanzinstitutionen die Stabilität und Kapitalisierung des Bankensystem zu sichern. Durch Haushaltsmaßnahmen wie Ausgabenkürzungen und das Einfrieren der Nominallöhne im öffentlichen Sektor und der Renten gelang es, das Einbrechen der Einnahmeseite weitgehend abzufangen. Ab 2010 verzeichnete Serbien wieder eine wirtschaftliche Erholung, die Industrieproduktion wuchs erstmals wieder und das Bruttoinlandprodukt verzeichnete ein Wachstum von 1%.
Infolge nachlassender Haushaltdisziplin, politischer Konflikte mit der EU um das Kosovo und das Voranschreiten im EU-Integrationsprozess sowie neuer Instabilität im Euroraum kam es ab Ende 2011 zu einer erneuten Umkehr in der wirtschaftlichen Entwicklung: die Industrieproduktion fing wieder an zu fallen und erreichte Mitte 2012 -4,0%, erstmals seit 2009 wird 2012 wieder eine Negativentwicklung des Inlandsprodukts von -0,5% erwartet, internationale Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit Serbiens herabgestuft und ausländische Investoren begonnen, in größerem Umfang Kapital aus dem Land abzuziehen. Angesichts der zahlreichen Versprechen, die die neue Regierungskoalition im Wahlkampf gemacht hat, bleibt abzuwarten, ob es der Regierung Dačić gelingen wird, zu einer Politik der Ausgabenkonsolidierung und der Fortsetzung der strukturellen Reformen zurückzukehren, oder ob das von verschiedenen Wirtschaftsexperten ins Spiel gebrachte worst-case-scenario eines Haushaltsbankrotts Realität werden wird.
[h=3]Strukturprobleme[/h]Trotz erheblicher Reformanstrengungen und dem grundsätzlichen Umbau einer verstaatlichten, reglementierten und von starken Einbrüchen geprägten zu einer modernen Marktwirtschaft bleiben auch nach einem Jahrzehnt eine Vielzahl von Strukturproblemen.
So sind noch immer zu vielen staatliche Unternehmen nicht privatisiert. Aktuell arbeiten noch immer nur 60% der Beschäftigten im Privatsektor. 40% sind noch immer in staatlichen Unternehmen angestellt. Eine großer Teil diesen öffentlichen Unternehmen produziert Verluste, welche durch staatliche Subventionen ausgeglichen werden müssen. Zugleich werden in diesen Unternehmen überhöhte Löhne gezahlt- 2005 zahlten Staatsunternehmen zwischen 12 und 25% höhere Löhne als im Privatsektor. Zugleich bestimmen sie damit das allgemeine Lohnniveau und beeinträchtigen die Konkurrenzfähigkeit der serbischen Unternehmen.
Strukturelle Probleme für staatliche Unternehmen wir Privatwirtschaft ist der schlechte Zustand der Infrastruktur. Das Transportnetz ist veraltet, insbesondere das Schienennetz und das Straßennetz wurde seit 20 Jahren praktisch nicht modernisiert, Investitionsprojekte in Sanierung und Ausbau befinden sich im Anfang. Der Energiesektor bedarf dringend der Reform. Die traditionell niedrig gehaltenen Energiepreise für die Wirtschaft, aber auch die Privathaushalte drücken diese unter das Profitniveau, zugleich ist die Industrie auf energieintensive Produktionsformen ausgelegt und nicht auf Energieeffizienz. Daneben fehlen Reformen in die Zukunftssektoren Forschung und Bildung.
Zugleich sind die institutionellen und bürokratischen Bedingungen für privatwirtschaftliche Aktivität noch immer nachteilig. Serbien ist 2012 im Doing Business Index des IWF vom 88. Auf den 92. Platz abgerutscht. Hauptprobleme bestehen weiterhin in hohe bürokratischen Hürden und Genehmigungsverfahren sowie im mangelnder Wettbewerbsschutz. Ein weiteres zentrales Problem stellt das schwache Rechtssystem und die systemische Korruption dar. Im aktuellen Ranking von Transparency International belegt Serbien den 86. Platz und ist damit 8 Plätze abgerutscht gegenüber 2010. Es liegt damit auf dem vorletzten Platz aller jugoslawischen Nachfolgestaaten, nur knapp vor Bosnien-Herzegowina, das den 91. Platz belegt.
Ein weiteres ungelöstes Strukturproblem liegt in der hohen Arbeitslosigkeit und der ungünstigen Beschäftigungsstruktur. Im Anfang 2012 lag die Arbeitslosenquote offiziell bei 25,5%, ein drastischer Anstieg gegenüber 2008, also vor der Wirtschaftskrise, als die Quote noch bei 14% lag. Inoffiziell ist die Arbeitslosenquote viel höher aufgrund der versteckten Arbeitslosigkeit. Ein besonderes Problem stellt die Jugendarbeitslosigkeit mit über 50 % dar. 2011 gab es in Serbien 1.732.000 Beschäftigte – davon waren allerdings 130.000 ohne Bezahlung und 400.000 Beschäftigte erhielten nur den garantierte Mindestlohn von 16.000 Dinar (rund 150 Euro). Dieser Beschäftigtenzahl standen im gleichen Jahr 753.000 Arbeitslose sowie 1,69 Mio. Rentner gegenüber. Ein damit verbundenes dringliches Problem stellt die Reform der veralteten und finanziell nicht nachhaltigen Sozialsysteme dar. Das gilt einerseits für das Gesundheitssystem, andererseits v.a. aber für das Rentensystem. Das serbische Rentensystem produziert die höchsten Verluste in der Region und einen der höchsten in ganz Europa, 2010 bezifferte sich dieser Verlust auf 7,5% des BIP. Erste Reformschritte wie die Anhebung des Renteneintrittsalters wurden unternommen. Angesichts der Überalterung der serbischen Gesellschaft wird aber eine dauerhafte Stabilisierung des Rentensystems nur über eine Wirtschaftspolitik gelingen, welche zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung der Wirtschaft Serbiens beiträgt.
[h=3]Entwicklungspolitik[/h]Entwicklungsziele, nationale Entwicklungsanstrengungen
Die Entwicklungsziele der nationalen und internationalen Akteure in Serbien orientieren sich weitgehend an den UN Millenniumszielen, und darüber hinausgehend im Rahmen des EU-Integrationsprozesses am Entwicklungsstand in der Europäischen Union.
Die nationalen Entwicklungsanstrengungen der einzelnen staatlichen Ministerien sind seit vergangenem Jahr auch institutionell gebündelt in der Ausrichtung auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft. So wurde im September 2010 die Development Assistance Coordination Unit (DACU) aus der Zuständigkeit des Finanzministerium in die des SEIO, des Serbian European Integration Office verlegt, das die im Rahmen der EU-Integration erforderlichen Reformen koordiniert. Die DACU führt den entwicklungspolitische Dialog mit internationalen Partnern und entwickelt den nationalen Entwicklungsplan NAD – Needs of the Republic of Serbia for International Assistance; seine aktuelle Fassung ist vom Februar 2011. Diese definiert die sektorale Prioritäten der Entwicklungspolitik in dne kommenden Jahren in den Bereichen Rechtsstaat, Reform der öffentlichen Verwaltungen, Zivilgesellschaft, Wettbewerbsfähigkeit, human resources development, Landwirtschaft und ländlicher Raum, Transportwesen, Energiesektor und Umweltschutz. Im Bereich Human resources development, der sich eng an den UN-Millenniumszielen orientiert, bildet die Beseitigung der Armut eine zentrale Priorität. Serbien hat bereits 2002 eine Poverty reduction strategy vorgelegt. Die serbischen Behörden hatten in der zweiten Hälfte der vergangenen Jahrzehnts beträchtliche Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt, zwischen 2006 und 2008 wurden 200.000 Menschen aus der Armut geholt. Die anschließende Wirtschaftskrise hat jedoch diese Erfolge zunichte gemacht, Ende 2010 lag die Armutsrate bei 9,2%, höher als vor Krise (2007: 8,3%). Armut in Serbien ist v.a. ein rurales Phänomen und betrifft außerdem sozail benachteiligte Gruppe überproportional, unter anderem Roma. Zugleich ist das bisher gültige System der Sozialhilfe nicht angepasst an die Bedürfnisse der Bedürftigsten, es kommt bisher nur bei kleinere Teil der Transferzahlungen bei Ihnen an. Mit Unterstützung der Weltbank hat die serbische Regierung in den letzten Jahren erste Schritte zu einer Reform des Sozialhilfesystems unternommen.
Ausländische Entwicklungsanstrengungen
Ausländische Entwicklungsanstrengungen werden durch internationale und nationale Organisationen unternommen. Die herausragende Rolle spielen die EU und weitere europäische Institutionen wie die ERBD und die EIB. Vor Ort präsent sind außerdem die Weltbank, der IWF, UNDP sowie die OSZE, die allerdings ihre Mission in Serbien zum Jahresende 2011 schließt.
Die wichtigsten nationale Geldgeber mit Entwicklungshilfeorganisationen vor Ort sind neben Deutschland die USA (USAID, NDI), Norwegen, Schweden (SIDA), Italien, Österreich, Schweiz (DEZA), Spanien und Japan. In den letzten Jahren gibt es eine deutliche Abnahme bilateraler Förderung zugunsten der EU-Förderung, so hat Großbritannien 2011 sein Entwicklungshilfebüro in Serbien geschlossen. EU-Hilfen erfolgen im EU-Integrationsprozess über den Pre-Accession-Fund IPA, über den Serbien jährlich im Schnitt 200 Mio. Euro erhält. Bisher mangelt es an einer strategische Nutzung der zur Verfügung gestellten Mittel.
[h=3]Deutsche Entwicklungszusammenarbeit[/h]Deutschland ist mit rund 1,5 Mrd. Euro an Hilfszusagen seit dem demokratischen Regimewechsel im Jahr 2000 der zweitgrößte Geldgeber neben den USA; davon sind fast 1 Mrd. Euro bilateral geflossen, der Rest über die EU.
Schwerpunkt: Der Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit lag in den letzten Jahren auf Wirtschaftsförderung, der Verbesserung wirtschaftliche Rahmenbedingungen – von Good Governance, ökologischer Modernisierung des Energiesektors (ökologische Modernisierung und Steigerung der Energieeffizienz, Fernwärmeprojekte - KfW) und des Wassersektors (Modernisierung von Trinkwasser- und Abwassersystemen), auf der Stärkung der Kommunalverwaltung bzw. von lokale Selbstverwaltung (Förderung fiskale Dezentralisierung, kommunale Wirtschaftsförderung, Landmanagement) schließlich auf Tourismusförderung. Daneben wurden Maßnahmen im Jugendbereich gefördert. All diese Maßnahmen liefern einen Beitrag zur EU-Integration des Landes und stehen in diesem Entwicklungsrahmen.
Organisationen der EZ in Serbien: Die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen deutschen Organisationen, die vor Ort mit Büros arbeiten sind die GIZ und die KfW. Außerdem sind alle deutschen politischen Stiftungen mit Büros in Serbien vertreten, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Hans-Seidel-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Landes- bzw. Regionalbüros, sowie die Friedrich-Naumann-Stiftung mit einem Projektbüro
http://liportal.giz.de/serbien/wirtschaft-entwicklung.html
gruß
[h=3]Historische Erblast[/h]Serbiens Wirtschaft befindet sich auf dem Weg der Transformation und Modernisierung. Sie ist dabei noch immer geprägt von einer doppelten Erblast. Einerseits von dem sozialistischen Erbe, eine sozialistischen Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftspolitik, deren Transformation aufgrund der Balkankriege im Unterschied zu den mittelosteuropäischen Staaten erst mit 10-jähriger Verspätung nach 2000 eingesetzt hat. Zweitens durch einen weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Kriegsjahrzehnt.
Die 1990er Jahre waren ökonomisch geprägt von internationaler Isolation, einem Embargo und der Finanzierung der Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo, was am Ende des Jahrzehnts zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hatte. Die Wirtschaftspolitik des Milošević-Regimes beschränkte sich weitgehend auf den Erhalt der politischen Kontrolle über die Wirtschaft, das Auffinden von Finanzquellen zur Kriegsfinanzierung und des Erhalt des sozialen Friedens bzw. der Verhinderung von sozialen Unruhen. Die ehemals in Jugoslawien in gesellschaftlichem Eigentum befindlichen Betriebe wurden verstaatlicht und die von der letzten gesamtjugoslawischen Regierung begonnene Privatisierung rückgängig gemacht. Außen- und Devisenhandel wurden staatlich reguliert und Preise und Löhne großteils administrativ festgelegt. Die staatlichen Unternehmen regredierten zunehmends zu sozialen Einrichtungen, die entweder mit Verlust produzierten oder deren Produktion ganz zusammenbrach. Mit sich abwechselnden Methoden wurde versucht, privates Kapital/ private Devisen abzuschöpfen – durch Einfrieren der Devisen-Girokonten der Bürger, Privatbanken, die nach dem Schneeball-System horende Zinsen vergaben, ein System paralleler Devisen-Wechselkurse und Wechselstuben. Vom Regime organisierte Schmuggelaktivitäten und Offshore-Gesellschaften ergänzten das Bemühen, Löcher im kollabierenden (Kriegs)Haushalt zu stopfen. Die Folge waren steigende Inflation und das Bedienen der Notenpresse, was Ende 1993 zur drittgrößten Hyperinflation in den Menschheitsgeschichte führte. Ende des Jahrzehnts war die serbische Wirtschaft weit hinter den Stand vor dem Zusammenbruch des sozialistischen Jugoslawien zurückgefallen. 80% des Bankensektors waren insolvent, das Vertrauen der Bürger in die eigene Währung und die Banken verschwunden. Zugleich hatte es seine regionalen und internationalen Märkte weitgehend verloren.
[h=3]Das Wirtschaftssystem[/h]Nach dem Regimewechsel im Oktober 2000 begann die Transformation und Modernisierung der serbischen Wirtschaft und Wirtschaftspolitik mit Unterstützung von EU, IWF und anderen internationalen Institutionen. Die Wirtschaftsgesetzgebung wurde modernisiert, Außenhandel und Geld- und Devisenmarkt liberalisiert. Administrative Preise und Löhne wurden aufgehoben. Der Großteil der Banken wurde in die Insolvenz geschickt und das Bankensystem für ausländische Banken geöffnet. Die Privatisierung der Staatsbetriebe wurde eingeleitet. Der serbische Markt wurde für Auslandsinvestoren geöffnet. Die Mitgliedschaft in internationalen und regionalen Handels- und Wirtschaftsorganisationen wurde erneuert bzw. erworben.
Heute ist Serbien eine liberale Marktwirtschaft , die damit kämpft, sich seiner historischen Altlasten – politische Einflussnahme in die Wirtschaft, wirtschaftliche Regression und Modernisierungsblockade – zu entledigen. Die serbische Wirtschaft hat sich aus ihrer internationalen Isolation befreit und verloren gegangenen Märkte teils wieder erobert. Serbien ist Mitglied von Weltbank und IWF, das Aufnahmeverfahren bei der WTO läuft. Zugleich ist das Land Mitglied in allen wichtigen regionale Wirtschaftsvereinigungen: dem Stabilitätspakt für Südosteuropa, CEFTA, SEECP, SECI, ICAO.
Wichtigste Wirtschaftssektoren
Nach Wirtschaftssektoren aufgeteilt steht der Dienstleistungsektor an erster Stelle, er erwirtschaftete 2011 64,3% des BIP; es folgt die Industrie mit 26,6% und die Landwirtschaft mit 9,0%.
Industrie: Die serbische Industrie befindet sich noch weitgehend in einem Modernisierungsrückstand. Technologien sind veraltet, Produkte daher meist international nicht konkurrenzfähig. Ein großer Anteil an Industriebetrieben ist weiterhin nicht privatisiert und schreibt Verluste. Die Industrie leidet an der veralteten Infrastruktur, von Transportwesen und Energiesektor. Die auf die sozialistische Epoche zurückgehende Subventionierung billiger Energie macht die Industrieproduktion energieintensiv. Der Schwerpunkt der Industrieproduktion liegt heute weiter auf der Schwerindustrie und der Lebensmittelverarbeitung. Die Autoindustrie hofft nach dem erfolgreichen Verkauf des ehemals größten jugoslawischen Autoherstellers, Zastava Kragujevac an Fiat auf steigende Produktionszahlen.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Sektor. 44% der Bevölkerung leben in ruralen Gebieten, 55% der Fläche Serbiens sind landwirtschaftlich nutzbar, der lebensmittelverarbeitende Sektor bleibt ein wichtiger Industriezweig. Die landwirtschaftlich geprägte Vojvodina galt zu sozialistischen Zeiten als „Kornkammer Jugoslawiens“. Trotzdem hat die Produktivität der serbischen Landwirtschaft nicht mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt gehalten, ihr Anteil am BIP wurde seit 2000, als er bei 20% lag, faktisch halbiert. Schuld ist vor allem eine unstetige Landwirtschaftspolitik. Sie beruht auf einem veraltete, noch auf die sozialistische Zeit zurückgehenden ineffizienten System von Agrarsubventionen. Dieser stellt erstens zu wenig Geldmittel zur Verfügung und führt durch eine territoriale Förderung zweitens zu Marktverzerrungen, welche in den letzten Jahren u.a. für den Niedergang der Milchproduktion verantwortlich war.
Dienstleistungssektor: Der Dienstleistungssektor ist der am stärksten wachsende Sektor, er zeichnete für den Großteil des Wirtschaftswachstums im zurückliegenden Jahrzehnt verantwortlich. Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole und Hauptstadt Belgrad, wo die meisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Anderen großen Städte Novi Sad und Niš sind ebenfalls wichtige Dienstleistungsstandorte. Die wichtigsten Teile des Dienstleistungssektors in Serbien stellen die Banken dar, die Versicherungswirtschaft sowie Handel und Verkehr.
Produkte
Wichtigste Produkte der serbischen Wirtschaft stellen in der Schwerindustrie Eisen und Stahl dar. Die Nahrungsmittelindustrie vertreibt vor allem Obst und Gemüse und Getreide, sowie Zucker. Textilprodukte und Möbel sind weitere wichtige Industrieprodukte. Weiter wichtige Produkt sind in der Chemieindustrie v.a.die Gummi- und Kunststoffproduktion. Die Pharmaindustrie ist ein weiterer Wachstumssektor, sie produziert Generika mit hohen technischen Standards, führendes Unternehmen ist der serbische Traditionskonzern Galenika
Ein wachsende Rolle spielt der Tourismus mit aktuell 2,0 Mio Gästen und 6,6 Mio. Übernachtungen jährlich. Touristische Anziehungspunkte sind die zahlreichen Nationalparks und Gebirge Kopaonik und Zlatibor sowie andere Naturlandschaften. Zahllose historische Kulturdenkmäler bieten einen Markt für Kulturtourismus. Der Städtetourismus nach Belgrad und Novi Sad, insbesondere von jungen Leuten aus Region verzeichnet einen deutlichen Anstieg in den letzten Jahren.
Wirtschaftsindikatoren
Nach Zahlen hatte Serbiens Wirtschaft im zurückliegenden Jahrzehnt – vor der Weltwirtschaftskrise des Jahres 2009 – einen Konsolidierungskurs eingeschlagen. So wuchs die Wirtschaft zwischen 1999 und 2009 im Schnitt um 5%, das Exportvolumen wuchs im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 10,3%. Ausländische Direktinvestitionen erreichten vor der Krise ein jährliches Gesamtvolumenvon rund 2 Mrd. Euro. Das Haushaltdefizit lag 2010, nach der Krise, bei 4,7% des Bruttoinlandsprodukts und näherte sich damit wieder den Vorgaben innerhalb der EU an. Anfang 2012 lief das Haushaltsdefizit allerding wieder aus dem Ruder, es erreichte im ersten Quartal diesen Jahres beunruhigende 6,0% des BIP. Zugleich bleibt Serbien noch immer eines der ärmsten Länder Europas mit einem Nettodurchschnittseinkommen von 330 EUR.
[h=3]Wirtschaftspolitik[/h]Serbiens Wirtschaftspolitikist, insbesondere seit der Amtszeit der der von 2008 bis 2012 regierenden, pro-europäischen Regierungskoalition geprägt von einem wirtschaftsliberalen Kurs und der Weichenstellungen für die entsprechende Transformation und Modernisierung der Wirtschaftspolitik und ihre Institutionen und Instrumente. So wurde ein modernes, transparentes Haushaltsführungssystem eingeführt. Die Stärkung und funktionelle Reform der Steuerbehörden wurde eingeleitet. Das Steuersystem wurde reformiert und eine Umsatzsteuer eingeführt. Eine Reform des Beamtensystems wurde durchgeführt, die Anzahl der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung wurde reduziert und das Bezahlungssystem rationalisiert. Die Reform der nicht nachhaltigen Sozialsysteme, von Rentensystem und Sozialhilfen wurde eingeleitet.
Im Rahmen des EU-Integrationsprozesses hat die serbische Regierung in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Gesetzen an EU-Standards angepasst.
[h=3]Außenhandel, Handelsbilanz[/h]Trotz steigender Export leidet Serbien aufgrund der strukturellen Schwäche serin Industrie and einem chronischen Außenhandelsdefizit. So standen 2011 Importe im Wert von 19,9 Mrd. USD Exporten im Wert von 11,8 Mrd. USD gegenüber, ein Defizit von 8,0 Mrd. USD. 2011 war die Export-Import Deckungsrate 58,5%. Wichtigste Handelspartner sind die Länder der EU, an die Serbien 55% seiner Export liefert, sowie die Mitgliedsstaaten der regionalen Handelsvereinigung CEFTA mit 30%, gefolgt von Russland. Hauptexportländer waren 2010 Italien (843,9 Mio. Euro), Bosnien-Herzegowina (822,1 Mio. Euro) sowie Deutschland (760,2 Mio. Euro), Hauptimportländer waren die Russische Föderation (1,63 Mrd. Euro), Deutschland (1,33 Mrd. Euro) und Italien (1,08 Mrd. Euro). Deutschland hat 2003 einen Wirtschaftskooperationsrat mit Serbien begründet, der als Plattform für den Dialog zwischen Regierungen u. Unternehmen dient. Er konzentriert sich auf die Kernbereiche Banken/Finanzen, Energie, Logistik, Wasserversorgung, Landwirtschaft und Tourismus. Hauptexportprodukte sind Eisen, Stahl und Buntmetalle, Weizen, Obst und Gemüse und Textilprodukte; Hauptimportprodukte sind Öl und Gas, Buntmetalle, Eisen und Stahl, Elektrogeräte und Fahrzeuge.
[h=3]Auswirkung der Weltwirtschaftskrise[/h]Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die Serbien Ende 2008 erreichten, waren merklich, konnten aber durch wirtschaftspolitische Maßnahmen und internationale Stützungsmaßnahmen begrenzt gehalten werden. 2009 verlor das Bruttoinlandsprodukt um 3%, der Export brach um 12% ein, die Inflation stieg um 8,1%. Ende 2008-Anfang 2009 erlitt der Dinar einen Wertverlust von 20%, zur gleichen Zeit zogen Privathaushalte 18% ihrer Einlagen aus Banken ab. Der serbische Regierung und der Nationalbank gelang es mit Unterstützung von IWF, EU und intl. Finanzinstitutionen die Stabilität und Kapitalisierung des Bankensystem zu sichern. Durch Haushaltsmaßnahmen wie Ausgabenkürzungen und das Einfrieren der Nominallöhne im öffentlichen Sektor und der Renten gelang es, das Einbrechen der Einnahmeseite weitgehend abzufangen. Ab 2010 verzeichnete Serbien wieder eine wirtschaftliche Erholung, die Industrieproduktion wuchs erstmals wieder und das Bruttoinlandprodukt verzeichnete ein Wachstum von 1%.
Infolge nachlassender Haushaltdisziplin, politischer Konflikte mit der EU um das Kosovo und das Voranschreiten im EU-Integrationsprozess sowie neuer Instabilität im Euroraum kam es ab Ende 2011 zu einer erneuten Umkehr in der wirtschaftlichen Entwicklung: die Industrieproduktion fing wieder an zu fallen und erreichte Mitte 2012 -4,0%, erstmals seit 2009 wird 2012 wieder eine Negativentwicklung des Inlandsprodukts von -0,5% erwartet, internationale Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit Serbiens herabgestuft und ausländische Investoren begonnen, in größerem Umfang Kapital aus dem Land abzuziehen. Angesichts der zahlreichen Versprechen, die die neue Regierungskoalition im Wahlkampf gemacht hat, bleibt abzuwarten, ob es der Regierung Dačić gelingen wird, zu einer Politik der Ausgabenkonsolidierung und der Fortsetzung der strukturellen Reformen zurückzukehren, oder ob das von verschiedenen Wirtschaftsexperten ins Spiel gebrachte worst-case-scenario eines Haushaltsbankrotts Realität werden wird.
[h=3]Strukturprobleme[/h]Trotz erheblicher Reformanstrengungen und dem grundsätzlichen Umbau einer verstaatlichten, reglementierten und von starken Einbrüchen geprägten zu einer modernen Marktwirtschaft bleiben auch nach einem Jahrzehnt eine Vielzahl von Strukturproblemen.
So sind noch immer zu vielen staatliche Unternehmen nicht privatisiert. Aktuell arbeiten noch immer nur 60% der Beschäftigten im Privatsektor. 40% sind noch immer in staatlichen Unternehmen angestellt. Eine großer Teil diesen öffentlichen Unternehmen produziert Verluste, welche durch staatliche Subventionen ausgeglichen werden müssen. Zugleich werden in diesen Unternehmen überhöhte Löhne gezahlt- 2005 zahlten Staatsunternehmen zwischen 12 und 25% höhere Löhne als im Privatsektor. Zugleich bestimmen sie damit das allgemeine Lohnniveau und beeinträchtigen die Konkurrenzfähigkeit der serbischen Unternehmen.
Strukturelle Probleme für staatliche Unternehmen wir Privatwirtschaft ist der schlechte Zustand der Infrastruktur. Das Transportnetz ist veraltet, insbesondere das Schienennetz und das Straßennetz wurde seit 20 Jahren praktisch nicht modernisiert, Investitionsprojekte in Sanierung und Ausbau befinden sich im Anfang. Der Energiesektor bedarf dringend der Reform. Die traditionell niedrig gehaltenen Energiepreise für die Wirtschaft, aber auch die Privathaushalte drücken diese unter das Profitniveau, zugleich ist die Industrie auf energieintensive Produktionsformen ausgelegt und nicht auf Energieeffizienz. Daneben fehlen Reformen in die Zukunftssektoren Forschung und Bildung.
Zugleich sind die institutionellen und bürokratischen Bedingungen für privatwirtschaftliche Aktivität noch immer nachteilig. Serbien ist 2012 im Doing Business Index des IWF vom 88. Auf den 92. Platz abgerutscht. Hauptprobleme bestehen weiterhin in hohe bürokratischen Hürden und Genehmigungsverfahren sowie im mangelnder Wettbewerbsschutz. Ein weiteres zentrales Problem stellt das schwache Rechtssystem und die systemische Korruption dar. Im aktuellen Ranking von Transparency International belegt Serbien den 86. Platz und ist damit 8 Plätze abgerutscht gegenüber 2010. Es liegt damit auf dem vorletzten Platz aller jugoslawischen Nachfolgestaaten, nur knapp vor Bosnien-Herzegowina, das den 91. Platz belegt.
Ein weiteres ungelöstes Strukturproblem liegt in der hohen Arbeitslosigkeit und der ungünstigen Beschäftigungsstruktur. Im Anfang 2012 lag die Arbeitslosenquote offiziell bei 25,5%, ein drastischer Anstieg gegenüber 2008, also vor der Wirtschaftskrise, als die Quote noch bei 14% lag. Inoffiziell ist die Arbeitslosenquote viel höher aufgrund der versteckten Arbeitslosigkeit. Ein besonderes Problem stellt die Jugendarbeitslosigkeit mit über 50 % dar. 2011 gab es in Serbien 1.732.000 Beschäftigte – davon waren allerdings 130.000 ohne Bezahlung und 400.000 Beschäftigte erhielten nur den garantierte Mindestlohn von 16.000 Dinar (rund 150 Euro). Dieser Beschäftigtenzahl standen im gleichen Jahr 753.000 Arbeitslose sowie 1,69 Mio. Rentner gegenüber. Ein damit verbundenes dringliches Problem stellt die Reform der veralteten und finanziell nicht nachhaltigen Sozialsysteme dar. Das gilt einerseits für das Gesundheitssystem, andererseits v.a. aber für das Rentensystem. Das serbische Rentensystem produziert die höchsten Verluste in der Region und einen der höchsten in ganz Europa, 2010 bezifferte sich dieser Verlust auf 7,5% des BIP. Erste Reformschritte wie die Anhebung des Renteneintrittsalters wurden unternommen. Angesichts der Überalterung der serbischen Gesellschaft wird aber eine dauerhafte Stabilisierung des Rentensystems nur über eine Wirtschaftspolitik gelingen, welche zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung der Wirtschaft Serbiens beiträgt.
[h=3]Entwicklungspolitik[/h]Entwicklungsziele, nationale Entwicklungsanstrengungen
Die Entwicklungsziele der nationalen und internationalen Akteure in Serbien orientieren sich weitgehend an den UN Millenniumszielen, und darüber hinausgehend im Rahmen des EU-Integrationsprozesses am Entwicklungsstand in der Europäischen Union.
Die nationalen Entwicklungsanstrengungen der einzelnen staatlichen Ministerien sind seit vergangenem Jahr auch institutionell gebündelt in der Ausrichtung auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft. So wurde im September 2010 die Development Assistance Coordination Unit (DACU) aus der Zuständigkeit des Finanzministerium in die des SEIO, des Serbian European Integration Office verlegt, das die im Rahmen der EU-Integration erforderlichen Reformen koordiniert. Die DACU führt den entwicklungspolitische Dialog mit internationalen Partnern und entwickelt den nationalen Entwicklungsplan NAD – Needs of the Republic of Serbia for International Assistance; seine aktuelle Fassung ist vom Februar 2011. Diese definiert die sektorale Prioritäten der Entwicklungspolitik in dne kommenden Jahren in den Bereichen Rechtsstaat, Reform der öffentlichen Verwaltungen, Zivilgesellschaft, Wettbewerbsfähigkeit, human resources development, Landwirtschaft und ländlicher Raum, Transportwesen, Energiesektor und Umweltschutz. Im Bereich Human resources development, der sich eng an den UN-Millenniumszielen orientiert, bildet die Beseitigung der Armut eine zentrale Priorität. Serbien hat bereits 2002 eine Poverty reduction strategy vorgelegt. Die serbischen Behörden hatten in der zweiten Hälfte der vergangenen Jahrzehnts beträchtliche Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt, zwischen 2006 und 2008 wurden 200.000 Menschen aus der Armut geholt. Die anschließende Wirtschaftskrise hat jedoch diese Erfolge zunichte gemacht, Ende 2010 lag die Armutsrate bei 9,2%, höher als vor Krise (2007: 8,3%). Armut in Serbien ist v.a. ein rurales Phänomen und betrifft außerdem sozail benachteiligte Gruppe überproportional, unter anderem Roma. Zugleich ist das bisher gültige System der Sozialhilfe nicht angepasst an die Bedürfnisse der Bedürftigsten, es kommt bisher nur bei kleinere Teil der Transferzahlungen bei Ihnen an. Mit Unterstützung der Weltbank hat die serbische Regierung in den letzten Jahren erste Schritte zu einer Reform des Sozialhilfesystems unternommen.
Ausländische Entwicklungsanstrengungen
Ausländische Entwicklungsanstrengungen werden durch internationale und nationale Organisationen unternommen. Die herausragende Rolle spielen die EU und weitere europäische Institutionen wie die ERBD und die EIB. Vor Ort präsent sind außerdem die Weltbank, der IWF, UNDP sowie die OSZE, die allerdings ihre Mission in Serbien zum Jahresende 2011 schließt.
Die wichtigsten nationale Geldgeber mit Entwicklungshilfeorganisationen vor Ort sind neben Deutschland die USA (USAID, NDI), Norwegen, Schweden (SIDA), Italien, Österreich, Schweiz (DEZA), Spanien und Japan. In den letzten Jahren gibt es eine deutliche Abnahme bilateraler Förderung zugunsten der EU-Förderung, so hat Großbritannien 2011 sein Entwicklungshilfebüro in Serbien geschlossen. EU-Hilfen erfolgen im EU-Integrationsprozess über den Pre-Accession-Fund IPA, über den Serbien jährlich im Schnitt 200 Mio. Euro erhält. Bisher mangelt es an einer strategische Nutzung der zur Verfügung gestellten Mittel.
[h=3]Deutsche Entwicklungszusammenarbeit[/h]Deutschland ist mit rund 1,5 Mrd. Euro an Hilfszusagen seit dem demokratischen Regimewechsel im Jahr 2000 der zweitgrößte Geldgeber neben den USA; davon sind fast 1 Mrd. Euro bilateral geflossen, der Rest über die EU.
Schwerpunkt: Der Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit lag in den letzten Jahren auf Wirtschaftsförderung, der Verbesserung wirtschaftliche Rahmenbedingungen – von Good Governance, ökologischer Modernisierung des Energiesektors (ökologische Modernisierung und Steigerung der Energieeffizienz, Fernwärmeprojekte - KfW) und des Wassersektors (Modernisierung von Trinkwasser- und Abwassersystemen), auf der Stärkung der Kommunalverwaltung bzw. von lokale Selbstverwaltung (Förderung fiskale Dezentralisierung, kommunale Wirtschaftsförderung, Landmanagement) schließlich auf Tourismusförderung. Daneben wurden Maßnahmen im Jugendbereich gefördert. All diese Maßnahmen liefern einen Beitrag zur EU-Integration des Landes und stehen in diesem Entwicklungsrahmen.
Organisationen der EZ in Serbien: Die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen deutschen Organisationen, die vor Ort mit Büros arbeiten sind die GIZ und die KfW. Außerdem sind alle deutschen politischen Stiftungen mit Büros in Serbien vertreten, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Hans-Seidel-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Landes- bzw. Regionalbüros, sowie die Friedrich-Naumann-Stiftung mit einem Projektbüro
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gruß
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[h=2]Serbien[/h]
[h=3]Historische Erblast[/h]Serbiens Wirtschaft befindet sich auf dem Weg der Transformation und Modernisierung. Sie ist dabei noch immer geprägt von einer doppelten Erblast. Einerseits von dem sozialistischen Erbe, eine sozialistischen Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftspolitik, deren Transformation aufgrund der Balkankriege im Unterschied zu den mittelosteuropäischen Staaten erst mit 10-jähriger Verspätung nach 2000 eingesetzt hat. Zweitens durch einen weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Kriegsjahrzehnt.
Die 1990er Jahre waren ökonomisch geprägt von internationaler Isolation, einem Embargo und der Finanzierung der Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo, was am Ende des Jahrzehnts zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hatte. Die Wirtschaftspolitik des Milošević-Regimes beschränkte sich weitgehend auf den Erhalt der politischen Kontrolle über die Wirtschaft, das Auffinden von Finanzquellen zur Kriegsfinanzierung und des Erhalt des sozialen Friedens bzw. der Verhinderung von sozialen Unruhen. Die ehemals in Jugoslawien in gesellschaftlichem Eigentum befindlichen Betriebe wurden verstaatlicht und die von der letzten gesamtjugoslawischen Regierung begonnene Privatisierung rückgängig gemacht. Außen- und Devisenhandel wurden staatlich reguliert und Preise und Löhne großteils administrativ festgelegt. Die staatlichen Unternehmen regredierten zunehmends zu sozialen Einrichtungen, die entweder mit Verlust produzierten oder deren Produktion ganz zusammenbrach. Mit sich abwechselnden Methoden wurde versucht, privates Kapital/ private Devisen abzuschöpfen – durch Einfrieren der Devisen-Girokonten der Bürger, Privatbanken, die nach dem Schneeball-System horende Zinsen vergaben, ein System paralleler Devisen-Wechselkurse und Wechselstuben. Vom Regime organisierte Schmuggelaktivitäten und Offshore-Gesellschaften ergänzten das Bemühen, Löcher im kollabierenden (Kriegs)Haushalt zu stopfen. Die Folge waren steigende Inflation und das Bedienen der Notenpresse, was Ende 1993 zur drittgrößten Hyperinflation in den Menschheitsgeschichte führte. Ende des Jahrzehnts war die serbische Wirtschaft weit hinter den Stand vor dem Zusammenbruch des sozialistischen Jugoslawien zurückgefallen. 80% des Bankensektors waren insolvent, das Vertrauen der Bürger in die eigene Währung und die Banken verschwunden. Zugleich hatte es seine regionalen und internationalen Märkte weitgehend verloren.
[h=3]Das Wirtschaftssystem[/h]Nach dem Regimewechsel im Oktober 2000 begann die Transformation und Modernisierung der serbischen Wirtschaft und Wirtschaftspolitik mit Unterstützung von EU, IWF und anderen internationalen Institutionen. Die Wirtschaftsgesetzgebung wurde modernisiert, Außenhandel und Geld- und Devisenmarkt liberalisiert. Administrative Preise und Löhne wurden aufgehoben. Der Großteil der Banken wurde in die Insolvenz geschickt und das Bankensystem für ausländische Banken geöffnet. Die Privatisierung der Staatsbetriebe wurde eingeleitet. Der serbische Markt wurde für Auslandsinvestoren geöffnet. Die Mitgliedschaft in internationalen und regionalen Handels- und Wirtschaftsorganisationen wurde erneuert bzw. erworben.
Heute ist Serbien eine liberale Marktwirtschaft , die damit kämpft, sich seiner historischen Altlasten – politische Einflussnahme in die Wirtschaft, wirtschaftliche Regression und Modernisierungsblockade – zu entledigen. Die serbische Wirtschaft hat sich aus ihrer internationalen Isolation befreit und verloren gegangenen Märkte teils wieder erobert. Serbien ist Mitglied von Weltbank und IWF, das Aufnahmeverfahren bei der WTO läuft. Zugleich ist das Land Mitglied in allen wichtigen regionale Wirtschaftsvereinigungen: dem Stabilitätspakt für Südosteuropa, CEFTA, SEECP, SECI, ICAO.
Wichtigste Wirtschaftssektoren
Nach Wirtschaftssektoren aufgeteilt steht der Dienstleistungsektor an erster Stelle, er erwirtschaftete 2011 64,3% des BIP; es folgt die Industrie mit 26,6% und die Landwirtschaft mit 9,0%.
Industrie: Die serbische Industrie befindet sich noch weitgehend in einem Modernisierungsrückstand. Technologien sind veraltet, Produkte daher meist international nicht konkurrenzfähig. Ein großer Anteil an Industriebetrieben ist weiterhin nicht privatisiert und schreibt Verluste. Die Industrie leidet an der veralteten Infrastruktur, von Transportwesen und Energiesektor. Die auf die sozialistische Epoche zurückgehende Subventionierung billiger Energie macht die Industrieproduktion energieintensiv. Der Schwerpunkt der Industrieproduktion liegt heute weiter auf der Schwerindustrie und der Lebensmittelverarbeitung. Die Autoindustrie hofft nach dem erfolgreichen Verkauf des ehemals größten jugoslawischen Autoherstellers, Zastava Kragujevac an Fiat auf steigende Produktionszahlen.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Sektor. 44% der Bevölkerung leben in ruralen Gebieten, 55% der Fläche Serbiens sind landwirtschaftlich nutzbar, der lebensmittelverarbeitende Sektor bleibt ein wichtiger Industriezweig. Die landwirtschaftlich geprägte Vojvodina galt zu sozialistischen Zeiten als „Kornkammer Jugoslawiens“. Trotzdem hat die Produktivität der serbischen Landwirtschaft nicht mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt gehalten, ihr Anteil am BIP wurde seit 2000, als er bei 20% lag, faktisch halbiert. Schuld ist vor allem eine unstetige Landwirtschaftspolitik. Sie beruht auf einem veraltete, noch auf die sozialistische Zeit zurückgehenden ineffizienten System von Agrarsubventionen. Dieser stellt erstens zu wenig Geldmittel zur Verfügung und führt durch eine territoriale Förderung zweitens zu Marktverzerrungen, welche in den letzten Jahren u.a. für den Niedergang der Milchproduktion verantwortlich war.
Dienstleistungssektor: Der Dienstleistungssektor ist der am stärksten wachsende Sektor, er zeichnete für den Großteil des Wirtschaftswachstums im zurückliegenden Jahrzehnt verantwortlich. Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole und Hauptstadt Belgrad, wo die meisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Anderen großen Städte Novi Sad und Niš sind ebenfalls wichtige Dienstleistungsstandorte. Die wichtigsten Teile des Dienstleistungssektors in Serbien stellen die Banken dar, die Versicherungswirtschaft sowie Handel und Verkehr.
Produkte
Wichtigste Produkte der serbischen Wirtschaft stellen in der Schwerindustrie Eisen und Stahl dar. Die Nahrungsmittelindustrie vertreibt vor allem Obst und Gemüse und Getreide, sowie Zucker. Textilprodukte und Möbel sind weitere wichtige Industrieprodukte. Weiter wichtige Produkt sind in der Chemieindustrie v.a.die Gummi- und Kunststoffproduktion. Die Pharmaindustrie ist ein weiterer Wachstumssektor, sie produziert Generika mit hohen technischen Standards, führendes Unternehmen ist der serbische Traditionskonzern Galenika
Ein wachsende Rolle spielt der Tourismus mit aktuell 2,0 Mio Gästen und 6,6 Mio. Übernachtungen jährlich. Touristische Anziehungspunkte sind die zahlreichen Nationalparks und Gebirge Kopaonik und Zlatibor sowie andere Naturlandschaften. Zahllose historische Kulturdenkmäler bieten einen Markt für Kulturtourismus. Der Städtetourismus nach Belgrad und Novi Sad, insbesondere von jungen Leuten aus Region verzeichnet einen deutlichen Anstieg in den letzten Jahren.
Wirtschaftsindikatoren
Nach Zahlen hatte Serbiens Wirtschaft im zurückliegenden Jahrzehnt – vor der Weltwirtschaftskrise des Jahres 2009 – einen Konsolidierungskurs eingeschlagen. So wuchs die Wirtschaft zwischen 1999 und 2009 im Schnitt um 5%, das Exportvolumen wuchs im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 10,3%. Ausländische Direktinvestitionen erreichten vor der Krise ein jährliches Gesamtvolumenvon rund 2 Mrd. Euro. Das Haushaltdefizit lag 2010, nach der Krise, bei 4,7% des Bruttoinlandsprodukts und näherte sich damit wieder den Vorgaben innerhalb der EU an. Anfang 2012 lief das Haushaltsdefizit allerding wieder aus dem Ruder, es erreichte im ersten Quartal diesen Jahres beunruhigende 6,0% des BIP. Zugleich bleibt Serbien noch immer eines der ärmsten Länder Europas mit einem Nettodurchschnittseinkommen von 330 EUR.
[h=3]Wirtschaftspolitik[/h]Serbiens Wirtschaftspolitikist, insbesondere seit der Amtszeit der der von 2008 bis 2012 regierenden, pro-europäischen Regierungskoalition geprägt von einem wirtschaftsliberalen Kurs und der Weichenstellungen für die entsprechende Transformation und Modernisierung der Wirtschaftspolitik und ihre Institutionen und Instrumente. So wurde ein modernes, transparentes Haushaltsführungssystem eingeführt. Die Stärkung und funktionelle Reform der Steuerbehörden wurde eingeleitet. Das Steuersystem wurde reformiert und eine Umsatzsteuer eingeführt. Eine Reform des Beamtensystems wurde durchgeführt, die Anzahl der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung wurde reduziert und das Bezahlungssystem rationalisiert. Die Reform der nicht nachhaltigen Sozialsysteme, von Rentensystem und Sozialhilfen wurde eingeleitet.
Im Rahmen des EU-Integrationsprozesses hat die serbische Regierung in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Gesetzen an EU-Standards angepasst.
[h=3]Außenhandel, Handelsbilanz[/h]Trotz steigender Export leidet Serbien aufgrund der strukturellen Schwäche serin Industrie and einem chronischen Außenhandelsdefizit. So standen 2011 Importe im Wert von 19,9 Mrd. USD Exporten im Wert von 11,8 Mrd. USD gegenüber, ein Defizit von 8,0 Mrd. USD. 2011 war die Export-Import Deckungsrate 58,5%. Wichtigste Handelspartner sind die Länder der EU, an die Serbien 55% seiner Export liefert, sowie die Mitgliedsstaaten der regionalen Handelsvereinigung CEFTA mit 30%, gefolgt von Russland. Hauptexportländer waren 2010 Italien (843,9 Mio. Euro), Bosnien-Herzegowina (822,1 Mio. Euro) sowie Deutschland (760,2 Mio. Euro), Hauptimportländer waren die Russische Föderation (1,63 Mrd. Euro), Deutschland (1,33 Mrd. Euro) und Italien (1,08 Mrd. Euro). Deutschland hat 2003 einen Wirtschaftskooperationsrat mit Serbien begründet, der als Plattform für den Dialog zwischen Regierungen u. Unternehmen dient. Er konzentriert sich auf die Kernbereiche Banken/Finanzen, Energie, Logistik, Wasserversorgung, Landwirtschaft und Tourismus. Hauptexportprodukte sind Eisen, Stahl und Buntmetalle, Weizen, Obst und Gemüse und Textilprodukte; Hauptimportprodukte sind Öl und Gas, Buntmetalle, Eisen und Stahl, Elektrogeräte und Fahrzeuge.
[h=3]Auswirkung der Weltwirtschaftskrise[/h]Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die Serbien Ende 2008 erreichten, waren merklich, konnten aber durch wirtschaftspolitische Maßnahmen und internationale Stützungsmaßnahmen begrenzt gehalten werden. 2009 verlor das Bruttoinlandsprodukt um 3%, der Export brach um 12% ein, die Inflation stieg um 8,1%. Ende 2008-Anfang 2009 erlitt der Dinar einen Wertverlust von 20%, zur gleichen Zeit zogen Privathaushalte 18% ihrer Einlagen aus Banken ab. Der serbische Regierung und der Nationalbank gelang es mit Unterstützung von IWF, EU und intl. Finanzinstitutionen die Stabilität und Kapitalisierung des Bankensystem zu sichern. Durch Haushaltsmaßnahmen wie Ausgabenkürzungen und das Einfrieren der Nominallöhne im öffentlichen Sektor und der Renten gelang es, das Einbrechen der Einnahmeseite weitgehend abzufangen. Ab 2010 verzeichnete Serbien wieder eine wirtschaftliche Erholung, die Industrieproduktion wuchs erstmals wieder und das Bruttoinlandprodukt verzeichnete ein Wachstum von 1%.
Infolge nachlassender Haushaltdisziplin, politischer Konflikte mit der EU um das Kosovo und das Voranschreiten im EU-Integrationsprozess sowie neuer Instabilität im Euroraum kam es ab Ende 2011 zu einer erneuten Umkehr in der wirtschaftlichen Entwicklung: die Industrieproduktion fing wieder an zu fallen und erreichte Mitte 2012 -4,0%, erstmals seit 2009 wird 2012 wieder eine Negativentwicklung des Inlandsprodukts von -0,5% erwartet, internationale Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit Serbiens herabgestuft und ausländische Investoren begonnen, in größerem Umfang Kapital aus dem Land abzuziehen. Angesichts der zahlreichen Versprechen, die die neue Regierungskoalition im Wahlkampf gemacht hat, bleibt abzuwarten, ob es der Regierung Dačić gelingen wird, zu einer Politik der Ausgabenkonsolidierung und der Fortsetzung der strukturellen Reformen zurückzukehren, oder ob das von verschiedenen Wirtschaftsexperten ins Spiel gebrachte worst-case-scenario eines Haushaltsbankrotts Realität werden wird.
[h=3]Strukturprobleme[/h]Trotz erheblicher Reformanstrengungen und dem grundsätzlichen Umbau einer verstaatlichten, reglementierten und von starken Einbrüchen geprägten zu einer modernen Marktwirtschaft bleiben auch nach einem Jahrzehnt eine Vielzahl von Strukturproblemen.
So sind noch immer zu vielen staatliche Unternehmen nicht privatisiert. Aktuell arbeiten noch immer nur 60% der Beschäftigten im Privatsektor. 40% sind noch immer in staatlichen Unternehmen angestellt. Eine großer Teil diesen öffentlichen Unternehmen produziert Verluste, welche durch staatliche Subventionen ausgeglichen werden müssen. Zugleich werden in diesen Unternehmen überhöhte Löhne gezahlt- 2005 zahlten Staatsunternehmen zwischen 12 und 25% höhere Löhne als im Privatsektor. Zugleich bestimmen sie damit das allgemeine Lohnniveau und beeinträchtigen die Konkurrenzfähigkeit der serbischen Unternehmen.
Strukturelle Probleme für staatliche Unternehmen wir Privatwirtschaft ist der schlechte Zustand der Infrastruktur. Das Transportnetz ist veraltet, insbesondere das Schienennetz und das Straßennetz wurde seit 20 Jahren praktisch nicht modernisiert, Investitionsprojekte in Sanierung und Ausbau befinden sich im Anfang. Der Energiesektor bedarf dringend der Reform. Die traditionell niedrig gehaltenen Energiepreise für die Wirtschaft, aber auch die Privathaushalte drücken diese unter das Profitniveau, zugleich ist die Industrie auf energieintensive Produktionsformen ausgelegt und nicht auf Energieeffizienz. Daneben fehlen Reformen in die Zukunftssektoren Forschung und Bildung.
Zugleich sind die institutionellen und bürokratischen Bedingungen für privatwirtschaftliche Aktivität noch immer nachteilig. Serbien ist 2012 im Doing Business Index des IWF vom 88. Auf den 92. Platz abgerutscht. Hauptprobleme bestehen weiterhin in hohe bürokratischen Hürden und Genehmigungsverfahren sowie im mangelnder Wettbewerbsschutz. Ein weiteres zentrales Problem stellt das schwache Rechtssystem und die systemische Korruption dar. Im aktuellen Ranking von Transparency International belegt Serbien den 86. Platz und ist damit 8 Plätze abgerutscht gegenüber 2010. Es liegt damit auf dem vorletzten Platz aller jugoslawischen Nachfolgestaaten, nur knapp vor Bosnien-Herzegowina, das den 91. Platz belegt.
Ein weiteres ungelöstes Strukturproblem liegt in der hohen Arbeitslosigkeit und der ungünstigen Beschäftigungsstruktur. Im Anfang 2012 lag die Arbeitslosenquote offiziell bei 25,5%, ein drastischer Anstieg gegenüber 2008, also vor der Wirtschaftskrise, als die Quote noch bei 14% lag. Inoffiziell ist die Arbeitslosenquote viel höher aufgrund der versteckten Arbeitslosigkeit. Ein besonderes Problem stellt die Jugendarbeitslosigkeit mit über 50 % dar. 2011 gab es in Serbien 1.732.000 Beschäftigte – davon waren allerdings 130.000 ohne Bezahlung und 400.000 Beschäftigte erhielten nur den garantierte Mindestlohn von 16.000 Dinar (rund 150 Euro). Dieser Beschäftigtenzahl standen im gleichen Jahr 753.000 Arbeitslose sowie 1,69 Mio. Rentner gegenüber. Ein damit verbundenes dringliches Problem stellt die Reform der veralteten und finanziell nicht nachhaltigen Sozialsysteme dar. Das gilt einerseits für das Gesundheitssystem, andererseits v.a. aber für das Rentensystem. Das serbische Rentensystem produziert die höchsten Verluste in der Region und einen der höchsten in ganz Europa, 2010 bezifferte sich dieser Verlust auf 7,5% des BIP. Erste Reformschritte wie die Anhebung des Renteneintrittsalters wurden unternommen. Angesichts der Überalterung der serbischen Gesellschaft wird aber eine dauerhafte Stabilisierung des Rentensystems nur über eine Wirtschaftspolitik gelingen, welche zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung der Wirtschaft Serbiens beiträgt.
[h=3]Entwicklungspolitik[/h]Entwicklungsziele, nationale Entwicklungsanstrengungen
Die Entwicklungsziele der nationalen und internationalen Akteure in Serbien orientieren sich weitgehend an den UN Millenniumszielen, und darüber hinausgehend im Rahmen des EU-Integrationsprozesses am Entwicklungsstand in der Europäischen Union.
Die nationalen Entwicklungsanstrengungen der einzelnen staatlichen Ministerien sind seit vergangenem Jahr auch institutionell gebündelt in der Ausrichtung auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft. So wurde im September 2010 die Development Assistance Coordination Unit (DACU) aus der Zuständigkeit des Finanzministerium in die des SEIO, des Serbian European Integration Office verlegt, das die im Rahmen der EU-Integration erforderlichen Reformen koordiniert. Die DACU führt den entwicklungspolitische Dialog mit internationalen Partnern und entwickelt den nationalen Entwicklungsplan NAD – Needs of the Republic of Serbia for International Assistance; seine aktuelle Fassung ist vom Februar 2011. Diese definiert die sektorale Prioritäten der Entwicklungspolitik in dne kommenden Jahren in den Bereichen Rechtsstaat, Reform der öffentlichen Verwaltungen, Zivilgesellschaft, Wettbewerbsfähigkeit, human resources development, Landwirtschaft und ländlicher Raum, Transportwesen, Energiesektor und Umweltschutz. Im Bereich Human resources development, der sich eng an den UN-Millenniumszielen orientiert, bildet die Beseitigung der Armut eine zentrale Priorität. Serbien hat bereits 2002 eine Poverty reduction strategy vorgelegt. Die serbischen Behörden hatten in der zweiten Hälfte der vergangenen Jahrzehnts beträchtliche Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt, zwischen 2006 und 2008 wurden 200.000 Menschen aus der Armut geholt. Die anschließende Wirtschaftskrise hat jedoch diese Erfolge zunichte gemacht, Ende 2010 lag die Armutsrate bei 9,2%, höher als vor Krise (2007: 8,3%). Armut in Serbien ist v.a. ein rurales Phänomen und betrifft außerdem sozail benachteiligte Gruppe überproportional, unter anderem Roma. Zugleich ist das bisher gültige System der Sozialhilfe nicht angepasst an die Bedürfnisse der Bedürftigsten, es kommt bisher nur bei kleinere Teil der Transferzahlungen bei Ihnen an. Mit Unterstützung der Weltbank hat die serbische Regierung in den letzten Jahren erste Schritte zu einer Reform des Sozialhilfesystems unternommen.
Ausländische Entwicklungsanstrengungen
Ausländische Entwicklungsanstrengungen werden durch internationale und nationale Organisationen unternommen. Die herausragende Rolle spielen die EU und weitere europäische Institutionen wie die ERBD und die EIB. Vor Ort präsent sind außerdem die Weltbank, der IWF, UNDP sowie die OSZE, die allerdings ihre Mission in Serbien zum Jahresende 2011 schließt.
Die wichtigsten nationale Geldgeber mit Entwicklungshilfeorganisationen vor Ort sind neben Deutschland die USA (USAID, NDI), Norwegen, Schweden (SIDA), Italien, Österreich, Schweiz (DEZA), Spanien und Japan. In den letzten Jahren gibt es eine deutliche Abnahme bilateraler Förderung zugunsten der EU-Förderung, so hat Großbritannien 2011 sein Entwicklungshilfebüro in Serbien geschlossen. EU-Hilfen erfolgen im EU-Integrationsprozess über den Pre-Accession-Fund IPA, über den Serbien jährlich im Schnitt 200 Mio. Euro erhält. Bisher mangelt es an einer strategische Nutzung der zur Verfügung gestellten Mittel.
[h=3]Deutsche Entwicklungszusammenarbeit[/h]Deutschland ist mit rund 1,5 Mrd. Euro an Hilfszusagen seit dem demokratischen Regimewechsel im Jahr 2000 der zweitgrößte Geldgeber neben den USA; davon sind fast 1 Mrd. Euro bilateral geflossen, der Rest über die EU.
Schwerpunkt: Der Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit lag in den letzten Jahren auf Wirtschaftsförderung, der Verbesserung wirtschaftliche Rahmenbedingungen – von Good Governance, ökologischer Modernisierung des Energiesektors (ökologische Modernisierung und Steigerung der Energieeffizienz, Fernwärmeprojekte - KfW) und des Wassersektors (Modernisierung von Trinkwasser- und Abwassersystemen), auf der Stärkung der Kommunalverwaltung bzw. von lokale Selbstverwaltung (Förderung fiskale Dezentralisierung, kommunale Wirtschaftsförderung, Landmanagement) schließlich auf Tourismusförderung. Daneben wurden Maßnahmen im Jugendbereich gefördert. All diese Maßnahmen liefern einen Beitrag zur EU-Integration des Landes und stehen in diesem Entwicklungsrahmen.
Organisationen der EZ in Serbien: Die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen deutschen Organisationen, die vor Ort mit Büros arbeiten sind die GIZ und die KfW. Außerdem sind alle deutschen politischen Stiftungen mit Büros in Serbien vertreten, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Hans-Seidel-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Landes- bzw. Regionalbüros, sowie die Friedrich-Naumann-Stiftung mit einem Projektbüro
http://liportal.giz.de/serbien/wirtschaft-entwicklung.html
gruß