[h=1]"Serbien ist ein armes Land"[/h]
Vor 25 Jahren war Jugoslawien für uns ein Traum wie Amerika", erinnert sich Ladislav P., ein slowakischer Gastarbeiter in Serbien. Der Kesselbauer war 1986 aus der damaligen Tschechoslowakei für drei Jahre nach Zentralserbien geschickt worden, um im Kohlekraftwerk Kostolac mitzuarbeiten. Heuer wurde der Spezialist erneut geholt, um Wartungsarbeiten vorzunehmen: "Damals hatten Jugoslawen einen viel höheren Lebensstandard als wir, heute ist es ein armes Land. Da genügt ein Blick auf den Firmenparkplatz, die fahren noch immer ihre alten Autos." Die Statistik bestätigt das: Das aktuelle Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erreicht in der Slowakei 74 Prozent des EU-Durchschnitts, das serbische nur 35 Prozent (Österreich 126 Prozent). Serbiens Industrieproduktion liegt bei 40 Prozent des Werts von 1989, ein Viertel der Erwerbsfähigen ist arbeitslos.
Trotzdem gehen die Serben nicht auf die Straße, um zu demonstrieren oder massenhaft zu betteln. In Österreich begegnet man mehr Bettlern als in Serbien. Als stabilisierender Faktor gelten die vielen Serben im Ausland. Allein aus Österreich werden von serbischen Gastarbeitern jährlich 171 Millionen Euro nach Hause überwiesen.
Die Daheimgebliebenen schlagen sich mit mehreren Gelegenheitsjobs durch. In dem kleinen Café am Ende der Cvijiviceva-Straße im südserbischen Nis liegen auf den Tischen Preislisten, nicht etwa für Getränke, sondern für Gesichtsbehandlungen und Maniküre. Denn die jungen Kellnerinnen schlüpfen nach Bedarf in weiße Mäntel und üben sich als Kosmetikerinnen.
[h=4]Unterbezahlte Arbeit[/h]Jelena ist eine von ihnen und ausgebildete Krankenschwester. Ihr Ehemann Mischa studierte Englisch in Griechenland und absolvierte in Nis Marketing-Kurse. Alle ihre Bewerbungen haben zu keinem Resultat geführt. Die einzige Perspektive für beide ist es, im Herbst auf einem Kreuzfahrtschiff unterbezahlte Arbeit anzunehmen.
In Nis, der drittgrößten Stadt Serbiens, ist Arbeit besonders rar. Die einst florierende Elektroindustrie wurde nach dem Zerfall Jugoslawiens stillgelegt, 50.000 Menschen saßen mit einem Schlag auf der Straße. Die Tabak-Fabrik kam in die Hände von Philip Morris, die neuen Eigentümer bieten viel weniger Arbeitsplätze.
Zudem wurde die Stadt während des Kosovo-Krieges besonders in Mitleidenschaft gezogen, 50.000 Flüchtlinge suchten hier Obdach. 1999 wurde Nis von der NATO bombardiert. 50 Tote waren zu beklagen, der alte Militärflughafen wurde zerstört. "Die Bomben waren mit Uran angereichert, seit damals verzeichnen wir drei Mal mehr Krebstote als in anderen Regionen Serbiens", erklärt Bürgermeister Milos Simonovic vor österreichischen Journalisten.
Heute sind die meisten Schäden in Nis behoben. Zu den Denkmälern in der Innenstadt, die an die Opfer der Befreiungskämpfe gegen die Türken, an die Gefallenen im Ersten Weltkrieg und an die Nazi-Gräueltaten erinnern, kam zuletzt eine Tafel für die Opfer von 1999.
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"Serbien ist ein armes Land" - Nachrichten - KURIER.at
gruß
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[h=1]Russland greift nach der Macht am Balkan[/h][h=2]Die neue Regierung Belgrad verstärkt die enge Bindung nach Moskau. "Die Russen sind in Serbien die Chefs", schreiben serbische Medien: "Auf die EU schwören, aber nach Moskau rennen!""Wir und die Russen, das sind 150 Millionen", lautet ein seit Jahren belächeltes Bonmot in Serbien mit sieben Millionen Einwohnern. Doch nach dem Regierungswechsel in diesem zentralen Balkanstaat werden jetzt die Bande zwischen Moskau und Belgrad im Schnellverfahren eng geknüpft.
Erst kauften Russen in Montenegro an der südlichen Adria schätzungsweise 40 Prozent der Küste sowie die größten Industriebetriebe. Jetzt ist Serbien an der Reihe. "Die Russen sind in Serbien die Chefs", wunderte sich bereits die Belgrader Zeitung "Press".
Russen gehören 40 Prozent der montenegrinischen Küste
Es begann im vorigen Jahr mit der Errichtung des "russisch-serbischen Zentrums für Ausnahmesituationen" in der südlichen Stadt Nis. Der Westen verdächtigte Serbien, hier einen russischen Militärstützpunkt zu ermöglichen, was Belgrad vehement bestritt.
In dieser Woche kehrte Verteidigungsminister Aleksandar Vucic aus Moskau mit der Nachricht zurück, schon bis Ende des Jahres werde eine russisch-serbische Rüstungsfabrik in diesem Balkanland ihre Pforten öffnen.
Bau von Panzern geplant
Geplant ist nach Medienberichten der Bau von Panzern, gepanzerten Mannschaftswagen und Artilleriegeschützen. Die Produktion soll auf Drittmärkten an den Mann gebracht werden. "Brüder auch bei den Waffen", titelte bereits die Belgrader Zeitung "Novosti".
Die Erlöse aus diesen Geschäften könnten auch dazu genutzt werden, dass Serbien in Russland neue Kampfflugzeuge bestellt. Denn die uralten MiG 21 und MiG 29, die zwischen 2006 und 2008 in Russland generalüberholt wurden, fallen im wahrsten Sinne des Wortes fast auseinander, warnt die Luftwaffe vor Unfällen selbst bei Ausbildungsflügen.
Tankstellen zum Spottpreis an Gazprom verkauft
Noch viel inniger werden die Wirtschaftsbeziehungen. Schon vor Jahren hatte Serbien seine Erdölindustrie wie das Tankstellennetz an Gazprom "zu einem Spottpreis" verkauft, so der damals gar nicht einverstandene Wirtschaftsminister. Zur Zeit verhandelt das vom Bankrott bedrohte Land mit Russland um einen 800-Millionen-Dollar-Kredit, um die Pleite abzuwenden. Passend dazu will die Sberbank noch vor Jahresende ihre Arbeit in Serbien aufnehmen.
Auf russischen Investoren liegen auch die Hoffnungen bei dem von US-Steel für einen symbolischen Dollar an die Regierung abgetretenen Stahlwerk in Smederevo, immerhin dem wichtigsten Industriebetrieb des Landes. Und die marode nationale Fluggesellschaft JAT soll von Moskau gerettet werden, hofft das Infrastrukturministerium. Schließlich könnte selbst der staatliche Stromerzeuger EPS schrittweise an Russland verhökert werden, spekulieren die heimischen Zeitungen seit langem.
Staatspräsident fliegt als erstes nach Moskau
Die neue dicke Partnerschaft wird auch politisch begleitet. Staatspräsident Tomislav Nikolic, der nach früherer Darstellung auf seinem Handy die russische Nationalhymne als Klingelton nutzt, machte seine erste Auslandsreise folgerichtig nach Moskau. Am 11. September trifft sich das Staatsoberhaupt erneut mit dem russischen Kollegen Wladimir Putin in Sotschi. Der wiederum soll im Dezember nach Belgrad kommen. Im August wurde erstmals in Serbien eine russische Partei gegründet, die nach Darstellung der Zeitung "Danas" eng mit der Serbisch-Orthodoxen Kirche verbandelt ist.
"Auf die EU schwören, aber nach Moskau rennen!", titelte die größte Zeitung "Blic" in der vergangenen Woche und veröffentlichte diese Bilanz: Russland macht 5,5 Prozent des serbischen Außenhandels aus, die EU jedoch 57 Prozent. Seit dem Jahr 2000 flossen aus der EU 2,2 Milliarden Euro an Schenkungen nach Serbien. Aus Russland "kam nicht einmal ein einziger Dollar".[/h]
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