Noch 60 Kilometer bis Bagdad
Gestern waren es 200, heute sind es nur noch 60 Kilometer bis in die irakische Hauptstadt: Die Jihadisten haben weitere Städte erobert. Die irakische Regierung ist gegenüber dem Terror machtlos.
Wenige Tage nach dem Start ihrer Offensive sind die Dschihadisten im Irak offenbar bis kurz vor Bagdad vorgerückt. Nach offiziellen Angaben vom Donnerstag brachten sie zwei Bezirke in der Provinz Dijala nordöstlich der Hauptstadt unter ihre Kontrolle. Die bewaffneten Aufständischen stünden inzwischen unweit der Provinzhauptstadt Bakuba, wurde am Abend gemeldet. Die Stadt liegt etwa 60 Kilometer nördlich von Bagdad.
Ein Sprecher der sunnitischen Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien sagte am Donnerstag, man habe noch eine alte Rechnung mit der schiitisch geführten Regierung unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki offen.
Maliki beantragt Notstand
Isis-Kämpfer würden auch die schiitischen südirakischen Städte Kerbala und Najaf einnehmen, fügte Sprecher Abu Mohammed al-Adnani hinzu. Seine Ankündigung wurde auf einer extremistischen Webseite veröffentlicht. Wie glaubwürdig die Drohung ist, ist kaum zu überprüfen.
Isis hatte am Dienstag Mossul im Norden des Irak und am Mittwoch Tikrit - eine Stadt auf halbem Wege nach Bagdad - quasi überrannt. Gegenwehr irakischer Sicherheitskräfte gab es offenbar kaum. Ministerpräsident Al-Maliki hat deshalb den Notstand für das Land beantragt.
Die Beratungen im irakischen Parlament zur Verhängung des Notstandes sind allerdings gescheitert. Zur angesetzten Parlamentssitzung zur Abstimmung über die Massnahme erschienen einem hohen Regierungsmitglied zufolge nur 128 von 325 Abgeordneten. Damit sei das notwendige Quorum nicht erreicht worden, sagte ein weiterer Offizieller. Die Sitzung sei abgebrochen worden.
Al-Maliki zeigt sich seit Monaten praktisch machtlos gegen den Terror im Land, der seit April 2013 Tausende Menschenleben gekostet hat. Bereits zu Jahresbeginn errang Isis die Kontrolle über Falludscha und Teile der Provinz Anbar westlich von Bagdad. Darüber hinaus gibt es fast täglich Serien von Terroranschlägen mit Dutzenden von Toten. Überwiegend sunnitische Extremisten bekämpfen die schiitisch geführte Regierung.
Kleiner Erfolg
Derweil übernahmen kurdische Peschmerga-Truppen nach eigenen Angaben die Kontrolle über die nordirakische Stadt Kirkuk. Die Armee habe ihre Stellungen verlassen, sagte Peschmerga-Sprecher Jabbar Yawar. Kirkuk befindet sich nun vollständig in den Händen der Peschmerga. Es gebe keine Soldaten der irakischen Armee mehr vor Ort.
Einen Zwischenerfolg gab es für die irakische Regierung dagegen in der Raffinerie in Baidschi - der grössten des Landes. Diese sei wieder unter Kontrolle der Regierung, sagte der irakische Ölminister Abdul Kareem Luaibi.
Hilft Washington?
US-Präsident Barack Obama hat die Krise im Irak als Notfall bezeichnet. Das Land brauche zusätzliche Hilfe von den USA und er schliesse bei Überlegungen über eine Reaktion keine Option aus, sagte Obama am Donnerstag im Weissen Haus bei einem Treffen mit dem australischen Premierminister Tony Abbott.
Er wolle sicherstellen, dass die Extremisten gestoppt werden könnten, sagte der Präsident. Zuvor hatte es geheissen, die USA wollten sich nicht an Luftangriffen auf die Aufständischen beteiligen. Obama forderte die irakische Führung auf, an einer politischen Lösung zu arbeiten. «Dies sollte ein Weckruf für die irakische Regierung sein», sagte er.
Uno besorgt
Die USA waren 2003 in den Irak einmarschiert und hatten Machthaber Saddam Hussein gestürzt. 2011 rückten die US-Soldaten wieder ab. Der Irak hat zwar Militärhilfe in Milliardenhöhe erhalten, bemüht sich aber schon seit Monaten um mehr Unterstützung.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Angriffe auf Mossul und andere Ziele aufs Schärfste. Zudem forderte das Gremium am Mittwoch die unverzügliche Freilassung aller Geiseln, die von Terroristen im türkischen Konsulat genommen wurden. Dort sollen Dutzende Diplomaten festgehalten werden.
Der Sicherheitsrat bekräftigte seine Unterstützung für das irakische Volk und die Regierung. Keine Form der Gewalt oder des Terrorismus werde im Irak zu Frieden, Demokratie und Wiederaufbau führen, hiess es in der Erklärung. Der UN-Sondergesandte für den Irak soll das Gremium am Donnerstag in einer nichtöffentlichen Sitzung über die aktuelle Lage in dem Land informieren. (cpm/sda)
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Kann mit gut vorstellen, dass bald sowas auch in Afghanistan passieren wird.
Der User Zakkum verwechselt höchstwahrscheinlich die ISIS mit der Al Nusra Front.Die ISIS ist kein Freund von Laizistischen Republiken.Die Regierung in Ankara unterstützt diese Gruppierung nicht.
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