Die Leerstelle im Land – Wie Amerika ohne Einwanderung aussieht, bevor es überhaupt soweit ist – Eine investigative Recherche
In den Vereinigten Staaten fehlt jemand. In Deutschland vielleicht auch bald mehr, als lieb ist. Nicht als Schlagzeile, nicht als Zahl in einer Tabelle, sondern als Lücke im Alltag: auf Baustellen, in Krankenhäusern, in Schulfluren, auf Sportplätzen und in den kleinen Routinen, die eine Stadt zusammenhalten. Ein Jahr nach Beginn von Donald Trumps groß angelegter Abschiebe- und Abschottungspolitik ist diese Leerstelle nicht mehr zu übersehen. Sie zeigt sich nicht nur an der Grenze, sondern weit dahinter – in Orten, die nichts mit Flughäfen oder Küsten zu tun haben, und genau deshalb so viel über das verraten, was als Nächstes kommt.
Die Regierung hat die Türen enger gestellt, an mehreren Stellen zugleich. Die Grenze wurde weiter abgeriegelt, legale Wege wurden eingeschränkt, Gebühren erhöht, Verfahren verlangsamt, Ausnahmeregeln zurückgenommen. Die Aufnahme von Flüchtlingen ist praktisch zum Stillstand gekommen. Internationale Studierende kommen deutlich seltener. Vor allem aber werden Hunderttausende Menschen, die unter der vorherigen Regierung zeitweise Schutz- und Arbeitsprogramme erhalten hatten, wieder in einen Zustand gedrängt, in dem jeder Brief, jede Verlängerung, jede Unterschrift zur Existenzfrage wird. Die Regierung erklärt, sie habe bereits mehr als 600.000 Menschen aus dem Land entfernt. Ökonomen schätzen, dass die Nettozuwanderung unter den aktuellen Maßnahmen bei etwa 450.000 Menschen pro Jahr liegt – weit entfernt von den zwei bis drei Millionen, die zuvor jährlich netto kamen.
Das klingt nach Statistik. In Wirklichkeit bedeutet es: weniger Kolleginnen im Pflegeheim, weniger Erzieherinnen in der Kita, weniger Teams in der Nachwuchsliga, weniger Handwerker auf dem Gerüst. Und es bedeutet mehr Angst – denn die Angst ist in diesen Monaten selbst zu einer Art Wirtschaftsfaktor geworden. Wenn in einer Nachbarschaft die Stimmung kippt, wird nicht nur weniger eingekauft, weniger gefeiert, weniger gelacht. Dann bleiben Menschen zu Hause, Kinder fehlen in der Schule, Veranstaltungen werden abgesagt, und irgendwann fällt es auf: Der Ton in der Stadt wird leiser.
In den Vereinigten Staaten fehlt jemand. Nicht als Schlagzeile, nicht als Zahl in einer Tabelle, sondern als Lücke im Alltag: auf Baustellen, in Krankenhäusern, in Schulfluren, auf Sportplätzen und in den kleinen Routinen, die eine Stadt zusammenhalten. Ein Jahr nach Beginn von Donald Trumps...
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