Also für diese Aussage hätte ich gern mal ne Quelle - Muslimbrüder Freunde des Westens???
Diese Aussage ist gar nicht so falsch. Ok, die sind nur ein Jahr lang in der Regierung, man kann sie nur nach mehr Zeit richtig beurteilen, aber die Zeichen ihrer Politik ist dass sie mit den westlichen Interessen mehr oder weniger konform ist.
Du erinnerst dich vielleicht noch als die Amerikaner bei Mursi für seine Rolle im letzten Gaza-Konflikt bedankt haben. Die Muslimbrüder haben gezeigt, dass sie auf Hamas Einfluss haben und sie im westlichen Interesse benutzen können. Wenn wir schon bei Gaza sind: trotz einer anfänglichen Veränderung in der ägyptischen Politik, scheinen sie auch darauf zu achten, dass israelische Interessen nicht geschadet werden (einige Tunnels, die zu Gaza führen, wurden schon geschlossen). Sie haben von Israel keine Revidierung des Frieden-Abkommen gefordert, so z.B. wo es um die Entwicklung von Sinai geht. Und gleichzeitig haben sie Signale gegeben, dass sie die IWF-Maßnahmen akzeptieren werden, auch wenn sie dafür auf den richtigen Zeitpunkt warten.
In gewisser Weise ähneln die Proteste denen in der Türkei: In beiden Ländern regieren demokratisch gewählte Männer, die aber offensichtlich nur im Interesse ihrer Wähler agieren wollen und den Willen der restlichen 50% übergehen.
Das Thema mit den Muslimbrüdern ist dass sie anscheinend nicht mal im Interesse ihrer Wähler agieren, zumindest können sie das nicht. Erdogan hatte eine (scheinbaren) wirtschaftlichen Erfolg hinter sich, aber auch politische Erfolge, und ist als Führer schon charismatisch. Solche Erfolge hat Mursi keine wirklich, und zudem geht es sogar bei seinen Anhänger vermutlich nicht so viel um seine Person, sondern um die Muslimbrüder generell.
Die wirtschaftlichen Probleme, die auch ein Grund für die Demonstrationen waren/sind, wurden ja schon angesprochen, und diese Probleme wachsen fast täglich. Bei einer Wachstumsrate von 1,9%
nimmt die Bevölkerung Ägyptens jedes Jahr um ca. 1,5 Millionen Menschen zu.
Sieht man sich die Bevölkerungsdichte und -verteilung des Landes an, so spürt man fast die wachsende Enge:
Da wäre mir eine von den Militärs auf Zeit eingesetzte Regierung von Spezialisten/Technokraten schon fast lieber...
Die Probleme sind schon ganz gewaltig, und ich weiß nicht, wie man sie lösen kann. Aber du muss auch sehen, dass in Ägypten eine sehr große junge Bevölkerung gibt, die schon politisiert wurde und mittlerweile ziemlich selbstbewusst sein muss (sie haben es schon mit eigenem Blut geschafft, einen Diktator zu stürzen, und sind dabei, das noch einmal bei einem Halb-Diktator zu machen). Sie werden bestimmt nicht leicht wieder eine autoritäre undemokratische Regierung hinnehmen. Hat man schon in den Zeiten der SCAF-Regierung gesehen.
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Noch ein Artikel zu Meinung der Ägypter über Mursi:
http://www.egyptindependent.com/news/poll-73-egyptians-say-morsy-has-not-made-proper-decisions
Poll: 73% of Egyptians say Morsy has not made proper decisions
73 percent of Egyptians believe President Mohamed Morsy has not made the right decisions since he assumed office in July 2012, according to a recent poll released amid wide-scale demonstrations demanding early presidential elections on the one-year anniversary of Morsy’s inauguration.
63 percent of Egyptians believe their conditions have worsened under Morsy, according to a poll by the Egyptian Center for Public Opinion Research (Baseera), which covered an array of issues related to Morsy’s presidency and its impact on citizens.
Six percent of respondents believe Morsy's best decision during his reign was sending Egypt's former military ruler, Mohamed Hussein Tantawi, and his deputy, Sami Anan, into retirement last August.
Participants were also asked about the worst measures taken by the Egyptian president. While six percent believe that he has not taken a single, well-advised decision, 17 percent said he made his worst move in relation to the Nile water dispute. In other voting for his worst decision, eight percent selected the November 2012 Constitutional Declaration, five percent the decision to sever relations with Syria, and another five percent the recent governors’ reshuffle.
Asked about the most pressing problem facing the Egyptian family, 35 percent of respondents said price hikes, 16 percent security, 14 percent unemployment, eight percent poor incomes, and five percent power outages.
Concerning challenges the country is facing in general, 18 percent of participants said political stability is the biggest problem, 17 percent said the water crisis, 14 percent energy, 12 percent security, six percent joblessness, and five percent state bankruptcy.
Concerning living conditions under Morsy, 63 percent of respondents said their conditions had worsened, 13 percent said their lives had improved, and 22 percent said they remained unchanged.
64 percent said the Muslim Brotherhood rule was worse than they had expected, 15 percent said it matched their expectations, and only eight percent said it was better than they had anticipated.