Das ist am Ende nur eine Sichtweise. Aber zugegebenermaßen eine, die man von den meisten Jugos damals gehört hat. “Der Krieg ist unausweichlich, weil die anderen...“
Der Punkt bleibt: Krieg ist eine zu miese Alternative, als dass man sie für alternativlos hält. Was du erwähnst über die großserbischen Ideen war nicht zu jeder Zeit die Mehrheitsmeinung bei denen, die die Schlüssel zur Macht über die JNA hatten. Der Übergang der Macht von den überzeugten Kommunisten zu den großserbischen Vertetern war ein Prozess. Und die drohende Unabhängigkeit Kroatiens hat dieseb Prozess mit angetrieben. Und wenn man sah, wie sich die Rattenfänger auf allen Seiten der alten Ängste bedienten, dann hätte man schon da anfangen müssen nachzudenken.[/QUvOTE]
Ich sage aber nicht, "weil die anderen..", sondern, weil alle so sind und keiner bereit ist zu verzichten. Jugoslawien war längst tot und die Verfassung im Arsch. Der Krieg war sinnlos. Und von großserbischen Ideen habe ich überhaupt nicht gesprochen.
Die drohende Unabhängigkeit Kroatien war anfangs gar kein Thema, nicht 86 und die Radikalisierung, wenn man davon überhaupt sprechen kann, war schon längst im Gange und zwar wegen des Kosovo. Das wird immer gern unterschlagen und Kroatien wird als Grund genannt, nur erklärt keiner warum selbst während Tudjmans Wahlkampf Racan, also die Kommunisten die Nase vorn hatten. Auch wird immer übersehen, dass die Krajinaserben eben nicht die radikalen Serben, sondern Racan wählten.
Deine Trennung zwischen Radikalen Serben und Kommunisten kann auch nicht funktionieren. Radikale Serben waren nicht unbedingt für den Verbleib Kroatiens, wie schon erwähnt hat auch diese Sicht historische Vorfahren. Ein Vuk Draskovic verurteilte, was in Vukovar geschah und der ist sicher kein Kroatenfreund. Slobo war auch kein klassischer nationalistischer Serbe und trotzdem begann die Propaganda in den 80ern, auch der Anschlag auf Dubrovnik war ein Resultat von Propaganda. Diese Radikalisierung auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kroaten zu schieben ist schlicht eine falsche Einschätzung der Ereignisse. Klarheit schafft da die Durchsicht der damaligen Presse, natürlich mit dem Wissen, wie die Kommunikationsregeln damals waren. Eine Regel besagte, dass Politiker nur den Nationalismus der eigenen Seite kritisieren dürfen. Den Tabubruch wagte Dobrica Cosic.
Und es wurde sehr viel nachgedacht, es sind großartige Artikel geschrieben worden, Intellektuelle haben sich geäußert, klar Stellung bezogen, sich engagiert. Das war eine sehr wache Zeit. Leider wurde das im Ausland überhört und bis heute ignoriert, weil es keine wirklich Experten für die jugoslawische Gesellschaft gab. Wenn man bedenkt, was für ein journalistisches Niveau teilweise vorhanden war und das ohne Demokratie..
Aber es ist doch schön, wenn man sich die Arroganz leisten kann, darauf hinzuweisen, dass man doch hätten anfangen müssen nachzudenken