Europa, Sommer 2025
Erst gestern genossen der Geiger Hagai Shaham, die Pianistin Julia Gurvitch und ich in Wien einen ruhigen Moment in einem gemütlichen kleinen italienischen Restaurant – wir aßen vor unserem Konzert etwas. Natürlich sprachen wir Hebräisch miteinander.
Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, kam er zurück und fragte plötzlich, welche Sprache wir sprächen. Ich antwortete beiläufig: „Englisch und Deutsch.“
„Nein, nein“, beharrte er. „Was hast du gerade gesagt?“
Ich antwortete: „Hebräisch, natürlich.“
Er sah mir direkt in die Augen und sagte ohne zu zögern:
„Dann geh. Ich serviere dir kein Essen.“
Einfach so.
Der anfängliche Schock und die Demütigung saßen tief. Doch was uns noch tiefer traf, war das, was dann geschah – oder besser gesagt, was nicht geschah. Die Menschen um uns herum waren sichtlich erschrocken, manche warfen uns mitfühlende Blicke zu … und dann wandten sie sich wieder still ihrem Abendessen, ihren Gesprächen und ihrem Wein zu – als wäre nichts geschehen.
Willkommen in Europa im Jahr 2025.
Noch immer erschüttert betraten wir an diesem Abend mit schwerem Herzen die Bühne und suchten Zuflucht in der Musik, die wir lieben. Die Aufführung von Dvořáks Dumky-Trio vor ausverkauftem Haus bot uns eine seltene Art der Heilung –
ein flüchtiger, aber kraftvoller Moment der Gnade inmitten der Dissonanz …