Geht doch alles in keine schlechte Richtung, wenn man da an den Zustand noch vor 10 Jahren denkt. Auch Kurti will sich für Integration einsetzen, allerdings vom Druck aus Belgrad freimachen:
"Ein Ansatz von der Basis aus, also kein Kommando von oben, sondern beginnend mit der Basis, ein Dialog zur Entwicklung: offen, demokratisch, sozial. Andererseits werde ich hinsichtlich des Dialogs mit Serbien auch in Brüssel einen Dialog starten, aber das ist eine andere Angelegenheit. Ich möchte, dass die Serben sozial und wirtschaftlich integriert werden, nicht nur im Hinblick auf die Institutionen, weil wir, auch wenn wir einen Serben der Serbischen Liste in die Regierung aufnehmen, keine Garantie haben, dass die Serben dadurch integriert werden. Ich möchte diesen Ansatz von der Basis aus und ich möchte, dass die Menschen nicht in den Strukturen, sondern im täglichen Leben integriert werden. Also beginnen wir am besten damit, was diese Menschen verbindet, z. B. ihre sozialen Rollen, die sozialen Funktionen. Wenn beispielsweise albanische und serbische Bauern in einem Dorf eine Gemeinschaft bilden für Dünger, Samen, Lebensmittelproduktion, wie kann dies vom Staat gefördert werden? Ich bin der Überzeugung, dass die Integration hier real wird. Wir respektieren die Verfassung, wir werden also sicher einen Minister aus der serbischen Gemeinschaft haben, wir wollen aber für den sozialen Prozess noch weit mehr. Auch wenn Nenad Rašić
[1] Minister ist, oder sogar, wenn Slobodan Petrović
[2] Minister ist, haben wir unser Ziel noch nicht erreicht, wir sind noch sehr weit entfernt davon. In diesem Zusammenhang bedauere ich die Serbische Liste, da sie beabsichtigen, den Druck, dem sie selbst ausgesetzt sind, an die serbische Bevölkerung des Kosovo weiterzugeben. Hier findet höchstens eine Druckweitergabe statt."
Simon Ilse, Leiter unseres Belgrad-Büros, spricht mit dem zukünftigen Premierminister des Kosovo, Albin Kurti, über die Prioritäten der neuen Regierung, den Dialog mit Serbien, seine Umweltschutzagenda sowie das Problem der Ethnizität versus Staatsbürgerschaft auf dem Balkan.
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