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21.01.2005
Pressestimmen: "Wir müssen Bush die Daumen drücken"
"Er wird auch diesmal wieder an seinen Taten gemessen werden" - "Reparaturarbeiten statt Liebesbeziehung"
Berlin/Den Haag/Rom/London/Moskau/Rom/Washington/Malmö/Budapest/Laibach/Prag/ - In ihren Freitagausgaben kommentieren zahlreiche europäische Tageszeitungen die zweite Amtseinführung von US-Präsident George W. Bush am gestrigen Donnerstag.
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bezahlte EinschaltungenFrankfurter Rundschau
"In seiner ersten Amtszeit hat Bush den Krieg gegen den Terror ausgerufen - unzweifelhaft ein guter Gedanke - und im Vorübergehen die bürgerlichen Rechte in den USA massiv eingeschränkt, dazu das Verhältnis zu vielen Verbündeten demoliert. Er hat Irak Frieden und Demokratie versprochen - wer wollte dagegen etwas sagen - und die blutige Diktatur Saddams zunächst einmal in einen anarchischen Hort des Terrors verwandelt; um den Preis abertausender, auch amerikanischer Toter. Er hat seinem eigenen Land Wohlstand und Wohlfahrt versprochen, dabei drei Mal die Steuern massiv zugunsten der Reichen gesenkt, das Staatsdefizit in unglaubliche Höhen (und den Dollar in ungeahnte Tiefen) katapultiert und gleichzeitig das Sozialsystem noch weiter runtergebracht. Nun also Idealismus, Freiheit und eine Reform des Sozialsystems - der mächtigste Mann der Welt hat große Worte für seine zweite Amtszeit gefunden. Aber er wird auch diesmal wieder an seinen Taten gemessen werden."
Handelsblatt, Düsseldorf
"Bushs zweite Amtszeit startet mit Reparaturarbeiten: Washington betont unablässig, nun stärker mit den Verbündeten zusammenarbeiten zu wollen. (...) In eine Liebesbeziehung wird dies aber kaum münden. Denn der Wandel in Washington dürfte weniger innerer Einsicht als vielmehr der derzeitigen Schwäche der im Irak gebundenen Supermacht geschuldet sein. Zudem kann es kein Zurück zu der früheren, als unzerbrechlich geltenden Partnerschaft mehr geben. Zwar müssen Europäer und Amerikaner, wollen sie erfolgreich sein, tatsächlich bei vielen Themen kooperieren. Aber es gibt keine Notwendigkeit, dem Führungsanspruch der Supermacht in allen Punkten zu folgen. Beim Irak-Krieg hat sich die politische Klasse in Deutschland noch den Kopf zerbrochen, ob sich das Land im Notfall eine Frontstellung gegen die USA leisten kann. Nach der ersten Amtszeit Bushs ist die Antwort klar: Ja."
"De Volkskrant" (Amsterdam):
"Das sind ermutigende Töne. Die erste Amtszeit von George W. Bush war gekennzeichnet von einem großen Maß an Desinteresse für die Auffassungen der Verbündeten und die Grenzen der internationalen Rechtsordnung. (...) Inzwischen ist es die Frage, ob die amerikanische Charmeoffensive in Richtung der Bündnispartner einher geht mit einer größeren Bereitschaft, auch die Politik in bestimmten Punkten zu verändern. Denn wenn mehr Beratung nur bedeutet, dass Washington sich besonders anstrengt, einen bereits vorgezeichneten Kurs zu erklären und zu begründen, dann geht es nicht so sehr um Konsultation wie um eine bessere Werbung. Die einzige Veränderung wäre dann, dass die Welt einem Unilaterismus mit einem freundlicherem Gesicht ausgesetzt wird."
Corriere della Sera
"Demokratien, auch die ältesten und reifsten, sind von Unbeständigkeit geprägt. Vor zweieinhalb Monaten hat George W. Bush seinen Gegner mit einem guten Vorsprung an Wählerstimmen besiegt. Jetzt, wo seine zweite Amtszeit beginnt und er die Freude dieses Sieges auskosten kann, beobachtet die öffentliche Meinung seines Landes einige Aspekte seiner Politik mit Besorgnis. Ein Großteil der amerikanischen Gesellschaft glaubt nicht, dass die Regierung einen Weg aus dem irakischen Dilemma finden wird (...).
Das demokratische Evangelium, dem Bush eine Antrittsrede mit stark missionarischen Tönen gewidmet hat, hat eine therapeutische Wirkung. Wenn die Tatsachen ihm Recht geben, kann Bush den Rückzug aus dem Irak vorbereiten (...). Wenn sie ihn hingegen Lügen strafen, wird die zweite Amtszeit, wie zu den Zeiten von Vietnam, von einem Krieg ohne Ausweg in einem fernen Land geprägt sein - und von wachsendem Unmut des amerikanischen Volkes."
The Daily Telegraph
"Mit einem wesentlich stärkeren Mandat für seine zweite Amtszeit hat Bush nun große Ambitionen zur Verbreitung der Freiheit. In Afghanistan und im Irak die Demokratie einzuführen, erweist sich als schwierig genug. Und doch gibt es darüber hinaus noch die sechs 'Vorposten der Tyrannei' Kuba, Burma, Nordkorea, Iran, Weißrussland und Simbabwe. Und danach, kommt dann China?
Die Absichten des Präsidenten sind bewundernswert, aber er muss es erst im Irak richtig hinbekommen, wenn es eine Chance dafür geben soll, dass seine Pläne verwirklicht werden. Der Irak ist die große unerledigte Aufgabe seiner ersten Amtszeit, und sie wird ihn ohne Zweifel auch noch während der gesamten zweiten Amtszeit in Anspruch nehmen."
The Independent
"Vor vier Jahren, ja, noch vor vier Monaten hätten nur wenige George W. Bush große Chancen eingeräumt, vor dem Kapitol für eine zweite Amtszeit vereidigt zu werden. Der Preis seines Sieges ist jedoch, dass er sich noch im Amt mit den Folgen seiner früheren Fehlentscheidungen auseinandersetzen muss. Der fatale Irak-Krieg und das immer größere Haushaltsdefizit werden ihn dabei besonders stark verfolgen.
Wenn die Notwendigkeit, diese kostspieligen Fehler wiedergutzumachen, dazu führt, dass die US-Regierung etwas mehr Rücksicht auf ihre europäischen Verbündeten nimmt, dann besteht vielleicht die Chance, dass die transatlantische Partnerschaft in den nächsten vier Jahren wiederbelebt wird."
"Kommersant" (Moskau):
"Bush wird in die Geschichte der USA als Militärpräsident eingehen. Und das ist der russischen Führung sehr recht. Präsident (Wladimir) Putin hat ihn nämlich nicht so sehr als Freund Schorsch übermäßig unterstützt, sondern als Garanten seiner eigenen Unantastbarkeit. Wenn Bush für die kommenden vier Jahre ein Friedensprogramm verkündet hätte, hätte Putin sich ernstlich Sorgen machen müssen. Es hätte noch gefehlt, dass George und Condoleezza Rice sich mit der Demokratie in Russland beschäftigen, anstatt den Rest der Welt zu retten. Nur ein kämpfender Bush ist ein echter Freund für uns."
Washington Post
"Der Präsident hat eine außerordentliche Steigerung der nationalen Ziele vorgeschlagen, aber es ist nicht deutlich geworden, an welche praktische Umsetzung er - wenn überhaupt - dabei denkt. Reden zur Amtseinführung sind eher dazu da, die großen Themen zu umreißen, als prosaische Programme zu erläutern (...). In seiner 21 Minuten langen Rede benutzte der Präsident das Wort 'Freiheit' 27 Mal (...), aber er erwähnte kein einziges Mal den Irak, wo mindestens elf US-Soldaten in den vergangenen sieben Tagen getötet worden sind."
"Il Messaggero" (Rom):
"Es heißt, dass jeder Präsident der Vereinigten Staaten in den Jahren des ersten Mandats versucht, wiedergewählt zu werden, und in den Jahren des zweiten Mandats, sich einen Platz in der Geschichte zu sichern. Bestätigt wird dies durch Bushs Antrittsrede, in der er die starke und anklagende Sprache, die er nach dem 11. September anwendete, aufgab und sich stattdessen als Befreier der Unterdrückten anbot; die USA wollen allen Völkern, die sich von der Tyrannei befreien wollen, zur Hilfe eilen.
Schon Condoleezza Rice, seine treue Beraterin und Ausführerin seines Willens, hatte während einer Anhörung im Senat 'die Stunde der Diplomatie' angekündigt. Aber wer jetzt eine neue politische Linie erwartet, könnte enttäuscht werden: Die Befreiung der Unterdrückten bedeutet auch den Krieg gegen die Unterdrücker, und Rice selbst hat bestätigt, dass hart und feindlich gegen jene Länder durchgegriffen wird, von denen sich Amerika bedroht fühlt - oder die sich seinem Kreuzzug für die Demokratie in den Weg stellen."
"Sydsvenska Dagbladet"(Malmö):
"Der Republikaner Bush, oft unterschätzt, ist strikt konservativ, äußerst zielstrebig und hat jetzt eine starke Ausgangsposition: Er ist der erste Präsident seit Franklin D. Roosevelt 1936 der bei gleichzeitig gehaltener Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses wiedergewählt worden ist. (...) George W. Bush, der als konservativer Roosevelt (Roosevelt war Demokrat, Anm.) bezeichnet wurde, hat gezeigt, dass er kaputtschlagen und durcheinanderwirbeln kann. Es ist jedoch fraglicher, ob er auch Roosevelts Fähigkeit besitzt, die Trümmer wieder aufzusammeln und Neues zu bauen. Obwohl, auf der anderen Seite: Präsidenten, die eine zweite Amtsperiode erhalten, überraschen für gewöhnlich."
"Nepszabadsag" (Budapest):
"Wer ihn (Bush) mystifiziert, täte besser daran, ihn ein wenig sachlicher zu betrachten. 'W.' wird weitere vier Jahre lang amerikanischer Präsident sein, und was er zu Grunde richtet, richtet er irgendwo auch zu unseren Lasten zu Grunde. Schon aus Eigennutz haben wir Interesse daran, ihm die Daumen zu drücken. (...) Man muss klar sehen: Amerika ist für Europa nicht mehr das Anhängsel, der Fortsatz, nicht mehr der opferbereite Helfer und nicht der Schiedsrichter, der Krisen löst, sondern sein Partner, wenn Europa bereit und fähig ist ein Partner zu sein. (...) Wenn Bush dazu von uns eine Chance bekommt, dann geben wir uns auch eine (Chance)."
"Nepszava" (Budapest):
"Laut einer neuen internationalen Umfrage sind in 18 von 21 Ländern die Menschen darüber besorgt, dass in den nächsten vier Jahren Bushs und seiner Mannschaft die Welt noch gefährlicher werden könnte. Geraten neue Länder in das Fadenkreuz? Oder bekommt die Realpolitik eine Chance, das von (Ex-Sicherheitsberaterin und nunmehrigen Außenministerin) Condoleezza Rice skizzierte 'Mehr an Diplomatie'? Es kann sein, dass sich der Stil ändern wird. Washington könnte, wie versprochen wird, Gesten in Richtung der europäischen Alliierten machen, die sich wegen des Irak-Krieges von ihm entfremdet haben. Aber der Präsident, der seine Berufung einer Inspiration, die 'von jenseits der Sterne' kommt, zuspricht, lässt keinen Zweifel daran: die Supermacht Nr. 1 wird auch in Zukunft ihre Interessen aggressiv vertreten."
"Delo" (Laibach):
"Die Freiheit, wie sie George W. Bush sieht, bringt ihm leidenschaftliche Anhänger und genauso aufgebrachte Gegner daheim und in der Welt. Nicht nur wegen des Krieges, der allein in der US-Armee schon mehr als 1.300 Opfer gefordert hat. Freiheit ist für den Präsidenten auch ein öffentliches Gut, das auf persönlichem Charakter, Toleranz und Gewissen beruht. Daher wird er sich dafür einsetzen, dass die Menschen mehr Verantwortung für ihre Gesundheits- und Altersversorgung übernehmen, und wird die gesamte Gesellschaft in den USA in eine konservativere Richtung zu drängen versuchen. Viele auf der Welt und in den USA fürchten diese Politik genauso sehr wie die amerikanischen Flugzeugträger, während andere die Entschlossenheit des Oberbefehlshabers begrüßen, den Staat im immer unerbittlicheren internationalen Wettlauf konkurrenzfähig zu erhalten. Es gibt keinen Zweifel, George Bush wird die Menschen auch in seiner zweiten Amtszeit spalten. Seine Anhänger werden noch begeisterter, seine Gegner noch empörter. Niemand aber wird gleichmütig bleiben."
"Dnevnik" (Laibach):
"Bushs zweite Amtszeit wird viel anspruchsvoller sein als seine erste. Die Welt ist anders, unsicherer und gefährlicher geworden. (...) Dazu kommen die Folgen, die seine erste Amtszeit gehabt hat. (...) Bei Amtsantritt hatte er alle Gelegenheiten, sich hervorzutun, und nach den Terrorangriffen auf die USA war diese Gelegenheit nur noch größer. Vier Jahre später ist alles anders, weil seine Glaubwürdigkeit angeschlagen ist. (...) Sein Sieg mit nur zwei Prozentpunkten Vorsprung zeigt, dass die USA immer noch politisch gespalten sind und das belegen auch jüngste Meinungsumfragen. Er wird daher sein politisches Kapital laufend mit Taten gewinnen müssen, um den bei Präsidenten gegen Ende der zweiten Amtszeit unvermeidlich eintretenden Autoritätsverlust so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Frage ist aber, ob Bush darauf vorbereitet ist. (...) Gestern sprach er bei seiner Angelobung lang und breit über die Ausbreitung von Demokratie und Freiheit in der Welt. Nach dem irakischen Rezept?"
"Mlada fronta Dnes" (Prag):
"In seiner zweiten Amtszeit will George W. Bush den Nahen Osten demokratisieren, Russland zu Reformen nötigen und gleichzeitig wieder ein gutes Verhältnis mit Europa herstellen. Zudem will er die friedliche Nutzung der Kernenergie unterstützen und den Reichen dauerhaft die Steuern senken. Und natürlich beliebt sein im In- und Ausland. Ein solches Programm kann sich nur vornehmen, wer neben Mut einen Hang zum Glücksritterum besitzt, und wer blind an seine Wahrheit glaubt. Sicher: Bush hat mit diesen Eigenschaften eine Schulreform und den Militäreinsatz in Afghanistan durchgedrückt. Der Nachteil ist nur, dass Bush sich nie viel Mühe gemacht hat, andere zu überzeugen. Warum auch, dachte er oft - er hat doch Recht."(APA/dpa)
Pressestimmen: "Wir müssen Bush die Daumen drücken"
"Er wird auch diesmal wieder an seinen Taten gemessen werden" - "Reparaturarbeiten statt Liebesbeziehung"
Berlin/Den Haag/Rom/London/Moskau/Rom/Washington/Malmö/Budapest/Laibach/Prag/ - In ihren Freitagausgaben kommentieren zahlreiche europäische Tageszeitungen die zweite Amtseinführung von US-Präsident George W. Bush am gestrigen Donnerstag.
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"In seiner ersten Amtszeit hat Bush den Krieg gegen den Terror ausgerufen - unzweifelhaft ein guter Gedanke - und im Vorübergehen die bürgerlichen Rechte in den USA massiv eingeschränkt, dazu das Verhältnis zu vielen Verbündeten demoliert. Er hat Irak Frieden und Demokratie versprochen - wer wollte dagegen etwas sagen - und die blutige Diktatur Saddams zunächst einmal in einen anarchischen Hort des Terrors verwandelt; um den Preis abertausender, auch amerikanischer Toter. Er hat seinem eigenen Land Wohlstand und Wohlfahrt versprochen, dabei drei Mal die Steuern massiv zugunsten der Reichen gesenkt, das Staatsdefizit in unglaubliche Höhen (und den Dollar in ungeahnte Tiefen) katapultiert und gleichzeitig das Sozialsystem noch weiter runtergebracht. Nun also Idealismus, Freiheit und eine Reform des Sozialsystems - der mächtigste Mann der Welt hat große Worte für seine zweite Amtszeit gefunden. Aber er wird auch diesmal wieder an seinen Taten gemessen werden."
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"Bushs zweite Amtszeit startet mit Reparaturarbeiten: Washington betont unablässig, nun stärker mit den Verbündeten zusammenarbeiten zu wollen. (...) In eine Liebesbeziehung wird dies aber kaum münden. Denn der Wandel in Washington dürfte weniger innerer Einsicht als vielmehr der derzeitigen Schwäche der im Irak gebundenen Supermacht geschuldet sein. Zudem kann es kein Zurück zu der früheren, als unzerbrechlich geltenden Partnerschaft mehr geben. Zwar müssen Europäer und Amerikaner, wollen sie erfolgreich sein, tatsächlich bei vielen Themen kooperieren. Aber es gibt keine Notwendigkeit, dem Führungsanspruch der Supermacht in allen Punkten zu folgen. Beim Irak-Krieg hat sich die politische Klasse in Deutschland noch den Kopf zerbrochen, ob sich das Land im Notfall eine Frontstellung gegen die USA leisten kann. Nach der ersten Amtszeit Bushs ist die Antwort klar: Ja."
"De Volkskrant" (Amsterdam):
"Das sind ermutigende Töne. Die erste Amtszeit von George W. Bush war gekennzeichnet von einem großen Maß an Desinteresse für die Auffassungen der Verbündeten und die Grenzen der internationalen Rechtsordnung. (...) Inzwischen ist es die Frage, ob die amerikanische Charmeoffensive in Richtung der Bündnispartner einher geht mit einer größeren Bereitschaft, auch die Politik in bestimmten Punkten zu verändern. Denn wenn mehr Beratung nur bedeutet, dass Washington sich besonders anstrengt, einen bereits vorgezeichneten Kurs zu erklären und zu begründen, dann geht es nicht so sehr um Konsultation wie um eine bessere Werbung. Die einzige Veränderung wäre dann, dass die Welt einem Unilaterismus mit einem freundlicherem Gesicht ausgesetzt wird."
Corriere della Sera
"Demokratien, auch die ältesten und reifsten, sind von Unbeständigkeit geprägt. Vor zweieinhalb Monaten hat George W. Bush seinen Gegner mit einem guten Vorsprung an Wählerstimmen besiegt. Jetzt, wo seine zweite Amtszeit beginnt und er die Freude dieses Sieges auskosten kann, beobachtet die öffentliche Meinung seines Landes einige Aspekte seiner Politik mit Besorgnis. Ein Großteil der amerikanischen Gesellschaft glaubt nicht, dass die Regierung einen Weg aus dem irakischen Dilemma finden wird (...).
Das demokratische Evangelium, dem Bush eine Antrittsrede mit stark missionarischen Tönen gewidmet hat, hat eine therapeutische Wirkung. Wenn die Tatsachen ihm Recht geben, kann Bush den Rückzug aus dem Irak vorbereiten (...). Wenn sie ihn hingegen Lügen strafen, wird die zweite Amtszeit, wie zu den Zeiten von Vietnam, von einem Krieg ohne Ausweg in einem fernen Land geprägt sein - und von wachsendem Unmut des amerikanischen Volkes."
The Daily Telegraph
"Mit einem wesentlich stärkeren Mandat für seine zweite Amtszeit hat Bush nun große Ambitionen zur Verbreitung der Freiheit. In Afghanistan und im Irak die Demokratie einzuführen, erweist sich als schwierig genug. Und doch gibt es darüber hinaus noch die sechs 'Vorposten der Tyrannei' Kuba, Burma, Nordkorea, Iran, Weißrussland und Simbabwe. Und danach, kommt dann China?
Die Absichten des Präsidenten sind bewundernswert, aber er muss es erst im Irak richtig hinbekommen, wenn es eine Chance dafür geben soll, dass seine Pläne verwirklicht werden. Der Irak ist die große unerledigte Aufgabe seiner ersten Amtszeit, und sie wird ihn ohne Zweifel auch noch während der gesamten zweiten Amtszeit in Anspruch nehmen."
The Independent
"Vor vier Jahren, ja, noch vor vier Monaten hätten nur wenige George W. Bush große Chancen eingeräumt, vor dem Kapitol für eine zweite Amtszeit vereidigt zu werden. Der Preis seines Sieges ist jedoch, dass er sich noch im Amt mit den Folgen seiner früheren Fehlentscheidungen auseinandersetzen muss. Der fatale Irak-Krieg und das immer größere Haushaltsdefizit werden ihn dabei besonders stark verfolgen.
Wenn die Notwendigkeit, diese kostspieligen Fehler wiedergutzumachen, dazu führt, dass die US-Regierung etwas mehr Rücksicht auf ihre europäischen Verbündeten nimmt, dann besteht vielleicht die Chance, dass die transatlantische Partnerschaft in den nächsten vier Jahren wiederbelebt wird."
"Kommersant" (Moskau):
"Bush wird in die Geschichte der USA als Militärpräsident eingehen. Und das ist der russischen Führung sehr recht. Präsident (Wladimir) Putin hat ihn nämlich nicht so sehr als Freund Schorsch übermäßig unterstützt, sondern als Garanten seiner eigenen Unantastbarkeit. Wenn Bush für die kommenden vier Jahre ein Friedensprogramm verkündet hätte, hätte Putin sich ernstlich Sorgen machen müssen. Es hätte noch gefehlt, dass George und Condoleezza Rice sich mit der Demokratie in Russland beschäftigen, anstatt den Rest der Welt zu retten. Nur ein kämpfender Bush ist ein echter Freund für uns."
Washington Post
"Der Präsident hat eine außerordentliche Steigerung der nationalen Ziele vorgeschlagen, aber es ist nicht deutlich geworden, an welche praktische Umsetzung er - wenn überhaupt - dabei denkt. Reden zur Amtseinführung sind eher dazu da, die großen Themen zu umreißen, als prosaische Programme zu erläutern (...). In seiner 21 Minuten langen Rede benutzte der Präsident das Wort 'Freiheit' 27 Mal (...), aber er erwähnte kein einziges Mal den Irak, wo mindestens elf US-Soldaten in den vergangenen sieben Tagen getötet worden sind."
"Il Messaggero" (Rom):
"Es heißt, dass jeder Präsident der Vereinigten Staaten in den Jahren des ersten Mandats versucht, wiedergewählt zu werden, und in den Jahren des zweiten Mandats, sich einen Platz in der Geschichte zu sichern. Bestätigt wird dies durch Bushs Antrittsrede, in der er die starke und anklagende Sprache, die er nach dem 11. September anwendete, aufgab und sich stattdessen als Befreier der Unterdrückten anbot; die USA wollen allen Völkern, die sich von der Tyrannei befreien wollen, zur Hilfe eilen.
Schon Condoleezza Rice, seine treue Beraterin und Ausführerin seines Willens, hatte während einer Anhörung im Senat 'die Stunde der Diplomatie' angekündigt. Aber wer jetzt eine neue politische Linie erwartet, könnte enttäuscht werden: Die Befreiung der Unterdrückten bedeutet auch den Krieg gegen die Unterdrücker, und Rice selbst hat bestätigt, dass hart und feindlich gegen jene Länder durchgegriffen wird, von denen sich Amerika bedroht fühlt - oder die sich seinem Kreuzzug für die Demokratie in den Weg stellen."
"Sydsvenska Dagbladet"(Malmö):
"Der Republikaner Bush, oft unterschätzt, ist strikt konservativ, äußerst zielstrebig und hat jetzt eine starke Ausgangsposition: Er ist der erste Präsident seit Franklin D. Roosevelt 1936 der bei gleichzeitig gehaltener Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses wiedergewählt worden ist. (...) George W. Bush, der als konservativer Roosevelt (Roosevelt war Demokrat, Anm.) bezeichnet wurde, hat gezeigt, dass er kaputtschlagen und durcheinanderwirbeln kann. Es ist jedoch fraglicher, ob er auch Roosevelts Fähigkeit besitzt, die Trümmer wieder aufzusammeln und Neues zu bauen. Obwohl, auf der anderen Seite: Präsidenten, die eine zweite Amtsperiode erhalten, überraschen für gewöhnlich."
"Nepszabadsag" (Budapest):
"Wer ihn (Bush) mystifiziert, täte besser daran, ihn ein wenig sachlicher zu betrachten. 'W.' wird weitere vier Jahre lang amerikanischer Präsident sein, und was er zu Grunde richtet, richtet er irgendwo auch zu unseren Lasten zu Grunde. Schon aus Eigennutz haben wir Interesse daran, ihm die Daumen zu drücken. (...) Man muss klar sehen: Amerika ist für Europa nicht mehr das Anhängsel, der Fortsatz, nicht mehr der opferbereite Helfer und nicht der Schiedsrichter, der Krisen löst, sondern sein Partner, wenn Europa bereit und fähig ist ein Partner zu sein. (...) Wenn Bush dazu von uns eine Chance bekommt, dann geben wir uns auch eine (Chance)."
"Nepszava" (Budapest):
"Laut einer neuen internationalen Umfrage sind in 18 von 21 Ländern die Menschen darüber besorgt, dass in den nächsten vier Jahren Bushs und seiner Mannschaft die Welt noch gefährlicher werden könnte. Geraten neue Länder in das Fadenkreuz? Oder bekommt die Realpolitik eine Chance, das von (Ex-Sicherheitsberaterin und nunmehrigen Außenministerin) Condoleezza Rice skizzierte 'Mehr an Diplomatie'? Es kann sein, dass sich der Stil ändern wird. Washington könnte, wie versprochen wird, Gesten in Richtung der europäischen Alliierten machen, die sich wegen des Irak-Krieges von ihm entfremdet haben. Aber der Präsident, der seine Berufung einer Inspiration, die 'von jenseits der Sterne' kommt, zuspricht, lässt keinen Zweifel daran: die Supermacht Nr. 1 wird auch in Zukunft ihre Interessen aggressiv vertreten."
"Delo" (Laibach):
"Die Freiheit, wie sie George W. Bush sieht, bringt ihm leidenschaftliche Anhänger und genauso aufgebrachte Gegner daheim und in der Welt. Nicht nur wegen des Krieges, der allein in der US-Armee schon mehr als 1.300 Opfer gefordert hat. Freiheit ist für den Präsidenten auch ein öffentliches Gut, das auf persönlichem Charakter, Toleranz und Gewissen beruht. Daher wird er sich dafür einsetzen, dass die Menschen mehr Verantwortung für ihre Gesundheits- und Altersversorgung übernehmen, und wird die gesamte Gesellschaft in den USA in eine konservativere Richtung zu drängen versuchen. Viele auf der Welt und in den USA fürchten diese Politik genauso sehr wie die amerikanischen Flugzeugträger, während andere die Entschlossenheit des Oberbefehlshabers begrüßen, den Staat im immer unerbittlicheren internationalen Wettlauf konkurrenzfähig zu erhalten. Es gibt keinen Zweifel, George Bush wird die Menschen auch in seiner zweiten Amtszeit spalten. Seine Anhänger werden noch begeisterter, seine Gegner noch empörter. Niemand aber wird gleichmütig bleiben."
"Dnevnik" (Laibach):
"Bushs zweite Amtszeit wird viel anspruchsvoller sein als seine erste. Die Welt ist anders, unsicherer und gefährlicher geworden. (...) Dazu kommen die Folgen, die seine erste Amtszeit gehabt hat. (...) Bei Amtsantritt hatte er alle Gelegenheiten, sich hervorzutun, und nach den Terrorangriffen auf die USA war diese Gelegenheit nur noch größer. Vier Jahre später ist alles anders, weil seine Glaubwürdigkeit angeschlagen ist. (...) Sein Sieg mit nur zwei Prozentpunkten Vorsprung zeigt, dass die USA immer noch politisch gespalten sind und das belegen auch jüngste Meinungsumfragen. Er wird daher sein politisches Kapital laufend mit Taten gewinnen müssen, um den bei Präsidenten gegen Ende der zweiten Amtszeit unvermeidlich eintretenden Autoritätsverlust so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Frage ist aber, ob Bush darauf vorbereitet ist. (...) Gestern sprach er bei seiner Angelobung lang und breit über die Ausbreitung von Demokratie und Freiheit in der Welt. Nach dem irakischen Rezept?"
"Mlada fronta Dnes" (Prag):
"In seiner zweiten Amtszeit will George W. Bush den Nahen Osten demokratisieren, Russland zu Reformen nötigen und gleichzeitig wieder ein gutes Verhältnis mit Europa herstellen. Zudem will er die friedliche Nutzung der Kernenergie unterstützen und den Reichen dauerhaft die Steuern senken. Und natürlich beliebt sein im In- und Ausland. Ein solches Programm kann sich nur vornehmen, wer neben Mut einen Hang zum Glücksritterum besitzt, und wer blind an seine Wahrheit glaubt. Sicher: Bush hat mit diesen Eigenschaften eine Schulreform und den Militäreinsatz in Afghanistan durchgedrückt. Der Nachteil ist nur, dass Bush sich nie viel Mühe gemacht hat, andere zu überzeugen. Warum auch, dachte er oft - er hat doch Recht."(APA/dpa)