Das klassische Feudalsystem war in den Ebenen vorherrschend. Im Grunde gab es nur 2 Klassen: Die Herrscher, die über das Land verfügen durften, und die Beherrschten, die es bebauen durften. Dies war ein brutales System, geprägt durch Raffgier der lokalen Autoritäten.
Der Pasha, ja auch der Bey, obwohl jene theoretisch auch untergeordnet, waren praktisch die Alleinherrscher in den ihnen zugewiesenen Gebieten.
Es gab entweder freie Dörfer, 'Chifliks' oder Höfe.
Die kleinen Gutsbesitzer in den freien Ortschaften (musl. Dörfer oder gute Steuerzahler) lebten in ihren kleinen Dörfern; Jeder von ihnen verliess am Morgen sein Haus um auf das entsprechende Feld bearbeiten zu dürfen, und kehrte Abends wieder ins sein Dorf zurück. Sie bezahlten Zehnten von ihren Erträgen an den Sultan und 'Untersteuern' an den Bey (der wiederum den Abgabensatz seiner Gier entsprechend ansetze).
Die Gefahr, jeden Moment enteignet werden zu können war gegenwärtig und andauernd.
Die Besteurung der Nicht-Muslime
Die Zahlung des jährlichen Tributs war eine der drei Alternativen, die den Christen durch die muslimischen Eroberern geboten wurde. Die drei Alternativen:
1. Der Tribut: Der Haratch, die Zehnten oder die Kopfsteuer. Auch wenn die verlangten Summen aus jetziger Perspektive klein erscheinen mögen..Für die enorm unter Armut leidenden Bauern unter den Albanern waren diese Summen unter dem türkischen Feudalismus schlichtweg unzahlbar.
Manche Abgaben wurden direkt gezahlt, andere gingen über den Pasha.
Letztere hingegen verlangten nicht selten höhere Summen, als wirklich nötig waren, um sich selbst mehr Luxus zu verschaffen zu können/ihn zu sichern.
Opfer dieser Untat, man kann es Wucher oder gar Plünderung nennen, wurden einem französischen Historiker zufolge meist Christen.
Selim der Erste bürgte Christen, ohne Mass und ohne Grund, aussergewöhnlich hohe Abgaben auf. Zugleich bot er an, Haushalte freizustellen, sollte doch nur mindestens ein männliches Mitglied den Islam annehmen.
In den frühen Jahren des 16. Jh hielt ein Abenteurer aus Venedig bei einer Familie im Norden Albaniens. Sie hatte 7 Söhne, aber der älteste 'sei ein Türke geworden' (unter den Westeuropäern damals Synonym für Moslem) um der schweren Steuerlast zu entkommen.
Diese Methode, so hielt er fest, habe bei einer grossen Anzahl von Leuten Anwendung gefunden, um sich solch einer Last zu entledigen. Zu dieser Zeit seien ganze Dörfer oder gar Regionen zum Islam übergetreten, wie bsp. in der Kosovoebene und in vereinzelten Regionen um Prizren und Gjakova.
Gregory Messarechi, ein katholischer Prediger aus Prizren, zählte in seinem Rapport von 1651 Dorf um Dorf auf, in denen bis zum letzten Mann alle zum Islam wechselten. Nur wenige blieben Christen.
Nur in den nördlich gelegenen Bergen, zu denen die Steuerbeamten keinen Zugang wagen konnten, waren albanische Christen frei von solch wirtschaftlichem Druck.
In Himara, gelegen im sündlichen Albanien, fiel die Population nach dem Abzug der Venezianer unter solch enormen Druck, dass sie, um den Abgaben zu entfliehen, beschlossen, Türken zu werden.
''Es passiert oft, dass Familien, ja gar ganze Dörfer dem Islam in die Hände fallen, einzig und allein um der Abgabe namens 'Haratch' zu entkommen, die nicht-muslimische Familien zu zahlen verpflichtet sind.''(Mazour, 1828)