Sind Ungeimpfte für Impfdurchbrüche verantwortlich?
Nein. Aber ihr Verhalten hat gravierende Auswirkungen auf den Verlauf der Pandemie und die Belastung der jeweiligen nationalen Gesundheitssysteme.
"Der Anstieg der Hospitalisierung passiert laut RKI Wochenbericht aktuell fast ausschließlich bei den Ungeimpften über 60", weiß Immunologin Falk. "Die sehr wenigen Geimpften, die ins Krankenhaus müssen, sind auch überwiegend aus der Gruppe der über 60-Jährigen."
Sollten im Herbst die Infektionszahlen steigen, würden sich in erster Linie die Ungeimpften anstecken. Doch auch die Geimpften könnten sich leichter infizieren, warnt Falk, "weil mehr Virus in der Bevölkerung zirkuliert".
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Inwiefern lässt der Impfschutz mit der Zeit nach?
Der Impfschutz verändert sich nicht bei allen Menschen gleich, denn für einen nachlassenden Impfschutz gibt es mehrere Gründe. Wichtige Faktoren sind Alter, Vorerkrankungen, die Intervalle zwischen den Impfungen und der Impfstoff selbst.
Insbesondere bei älteren Menschen und Hochbetagten sowie bei Patienten mit Krebserkrankungen oder Transplantationen sinkt der Impfschutz im Vergleich zu anderen Personengruppen stärker.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte deshalb am 7. Oktober empfohlen, den Impfschutz von über 70-Jährigen mit einer dritten Impfung aufzufrischen. Auch dem Personal in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern soll eine dritte Impfung angeboten werden.
In Deutschland haben laut RKI 1,8 Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten (Stand: 28.10.2021). Bezogen auf die Gesamtzahl der gut 55 Millionen vollständig geimpften Menschen in Deutschland entspricht dies einem Anteil von 3,26 Prozent.
Wie lange die erste und zweite Corona-Impfung auseinanderliegen, kann ebenfalls die Effektivität der Impfung beeinflussen. In Israel etwa, wo die Mehrheit der Bevölkerung mit BioNTech/Pfizer geimpft wurde, lagen nur 21 Tage zwischen der ersten und der zweiten Impfung.
Immunologin Falk erklärt aber, dass "der Gedächtniseffekt bei BioNTech nach 42 Tagen besser ist als nach 21. "Die zweite Impfung ist total wichtig, um ein immunologisches Gedächtnis zu bilden. Die Schutzfunktion baut auf diesem Gedächtnis auf". Längere Abstände seien für die Wirkung besser, "also sechs Wochen bei BioNTech statt drei, oder zwölf statt sechs Wochen bei Astra[-Zeneca]".
Die Zulassung des Impfstoffes von Johnson&Johnson, der nur eine Impfdosis vorsieht, sieht sie deshalb im Nachhinein kritisch. "Die Zulassungsstudien wurden alle mit dem Wildtyp-Virus gemacht. Aber dann kam die Alpha-, gefolgt von der Deltavariante. Deshalb können nicht immer alle Antikörper, die gebildet wurden, auch Delta genauso gut erkennen."
Die Zahl der Menschen, die an COVID-19 erkranken, obwohl sie vollständig geimpft sind, nimmt zu. Sind sogenannte Impfdurchbrüche ein Beleg dafür, dass die Vakzine nicht wirken? Ein DW-Faktencheck.
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In
Großbritannien liegt der Anteil bei 14,7 Prozent (Stand: 27.10.2021). In Israel sind laut Angaben des nationalen Gesundheitsministeriums 3,4 Millionen Menschen mit einer dritten Dosis geimpft. Dies entspricht rund einem Drittel der rund 9,3 Millionen Einwohner.