11 Juli 1943, Blutsonntag in Wolhynien
Massaker in Wolhynien und Ostgalizien
Ihren Höhepunkt fanden die Massaker im Juli und August 1943. Der Befehlshaber der Gruppe UPA-Nord, Dmytro Kljatschkiwskyj, erklärte 1943 in einer Direktive die Liquidierung aller „polnischen Elemente“ zum Ziel. Zwar sollten zunächst nur alle männlichen polnischen Bewohner dieser Gebiete im Alter zwischen 16 und 60 Jahre ermordet werden, die Opfer der Massaker waren jedoch überwiegend polnische Frauen und Kinder. Die Ukrainer hofften, durch die Beseitigung der Polen ihren künftigen Anspruch auf Wolhynien untermauern zu können. Zudem galten die Ausschreitungen als Racheakt für Massaker seitens polnischer Nationalisten gegenüber ukrainischen Zivilisten, welche sich 1942 ereignet hatten.
Ab 1942 bis Kriegsende wurden allein in Wolhynien schätzungsweise 50.000–60.000 Polen, unter Einschluss der übrigen Gebiete der Ukraine möglicherweise bis zu 100.000–300.000 von ukrainischen Nationalisten getötet und 485.000 zur Flucht gezwungen. Ihren Höhepunkt erreichten die Massaker am Blutsonntag, dem 11. Juli 1943. An diesem Tag haben Hundertschaften der UPA, „unterstützt von der ukrainischen Zivilbevölkerung, 100 polnische Dörfer angegriffen. […] Die Menschen wurden in den Kirchen getötet, während der Heiligen Messe. Viele Priester wurden mit Sensen zerstückelt, direkt am Altar.“ „Bewohner wurden in Kirchen getötet, aus ihren Häusern gewaltsam herausgeholt, auf verschiedene Weise gefoltert.“
Die Vorgehensweise der UPA war von größter Brutalität gekennzeichnet. Bei den von der UPA begangenen Gräueltaten fanden nicht nur Feuerwaffen, sondern auch Äxte, Beile, Spieße, Messer und Heugabeln zur Ermordung der polnischen Bevölkerung Verwendung. Unabhängig von Alter und Geschlecht wurden die Opfer häufig zu Tode gefoltert, ganze Siedlungen in Brand gesteckt, die Ortschaften oftmals nachts oder im Morgengrauen überrumpelt, wie etwa während des Massakers in Janowa Dolina. Mehrfach kam es während katholischer Gottesdienste zu Überfällen auf Kirchen. Der britische Historiker Norman Davies beschreibt im Buch No simple Victory wie ganze Dörfer niedergebrannt, katholische Priester mit Äxten zerhackt oder gekreuzigt und abgelegene Bauernhöfe von mit Messern und Heugabeln bewaffneten Gruppen angegriffen wurden. Man schnitt den Opfern die Kehlen durch, schwangere Frauen und Kinder wurden aufgespießt oder in Stücke geschnitten, Männer wurden aus dem Hinterhalt überfallen und ermordet.
Ein Überlebender der Massaker, Zygmunt Maguza, berichtet von der Ermordung seiner Familie:
„Auf dem Tisch stand Brot. Oma hat es gebacken, dachte, dass wir vielleicht kommen. Die Tür in die Stube war angelehnt. Rechts sah ich den Opa liegen. Links Oma und Weronika. Ich guckte rein, der Opa hatte keinen Kopf mehr. Ich hob ihn an, da spritzte das Blut! Ich hatte nur ein Hemd und eine kurze Hose an, war barfuß. Oma hatte ein Schlafhemd an, jemand hatte sie mit der Axt von oben nach unten durchgetrennt. Daneben – die 11-jährige Weronika Stankiewicz. Sie war nicht nur erschossen worden, sondern auch von oben nach unten zerhackt.“
Seit 2016 ist der 11 Juli in Polen der nationale Gedenktag für die Opfer des Völkermords an polnischen Bürgern durch ukrainische Nationalisten.
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