Russische Panzer werden nicht nach Europa kommen; wenn es zu einem Krieg mit der NATO kommt, wird dieser entweder ein nuklearer Krieg sein oder er wird auf dem Territorium der ehemaligen UdSSR stattfinden – in der Ukraine, Weißrussland, den baltischen Staaten und Moldawien.
Das eine schliesst das andere nicht aus. Natürlich arbeitet man an der Zersetzung des Westens von innen heraus. Aber die Karte zeigt auch: beim Kampf um das Baltikum ist Polen automatisch im Fokus. Das ist der einzige Landweg vom Westen zum Baltikum.
Wenn Russland genug Truppen aufstellen kann (die dann zwangsrekrutierten Ukrainer würden das ermöglichen), würde es sicher versuchen, eine Pufferzone auf polnischem Gebiet zu errichten. Das hat auch noch einen anderen Zweck.
Der Kampf um das Baltikum endet natürlich nicht mit der Kapitulation der NATO. Das ist illusorisch, er endet mit Verhandlungen.
Solche Pläne wurden schon in den 80ern durchgespielt, nur dass die Kampfzone damals in Deutschland lag. Man weiss aus sowjetischen Funksprüchen, dass die Einnahme westdeutscher Städte geübt wurde. Irgendwo vor der französischen Grenze wäre man dann stehen geblieben und hätte Verhandlungen begonnen. Um einen Atomkrieg zu verhindern hätte man mit dem Westen über die neuen Grenzen verhandelt und vielleicht einen Teil davon wieder abgegeben-
Was ist beim Kampf um das Baltikum die Verhandlungsmasse? Das Baltikum selber kann es nicht sein, das gehört zur russischen Einflusssphäre (was Putin selber mal gesagt hat als er meinte, der Westen hätte sich das Baltikum zu unrecht geholt). Es ist Polen. Man kann dem Westen anbieten einen Teil wieder abzugeben. Für Frieden, und für die Anerkennung der russischen Hoheit über das Baltikum. Damit hat Putin vermutlich alle Ziele erreicht, die er zu seinen Lebenszeiten realistisch erreichen kann.
Und da kommt die hybride Kriegsführung wieder ins Spiel: Damit die NATO nicht auf die Idee kommt, das Baltikum mit aller Macht zurück zu erobern, müssen die westlichen Gesellschaften gespalten sein. Es muss große Angst vor dem Atomkrieg geben. Und die Haltung, dass es sich nicht lohnt für die kleinen baltischen Staaten die eigenen Söhne in den Krieg zu schicken.