Ralf Rangnick ist Schwabe, oder?
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick: "Ich sehe die Gefahr, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen"
Der Deutsche macht sich Sorgen. Er warnt vor politischen Tendenzen in seiner Heimat und in Österreich. Donald Trump ist ihm ein Rätsel. Der Fußball müsse Vorbild sein
Es wurde ein etwas anderes Gespräch. Die Location war nicht außergewöhnlich, eine ganz normale Lobby in einem Ringstraßenhotel. Ist Teamchef Ralf Rangnick in Wien, bezieht er dort Quartier (Zimmer, nicht Lobby), Frühstück inklusive. Interviews verlaufen prinzipiell so: Der Journalist überlegt sich im Vorfeld Fragen, das kann Minuten, aber auch Stunden dauern. Zum Beispiel: Fällt David Alaba, dem das Kreuzband gerissen ist, für die Europameisterschaft zu einhundert oder nur zu 99,9 Prozent aus? Das würde einem binnen drei Sekunden einfallen. Es wäre naheliegend, mit Rangnick über die Verletzungsmisere zu reden, über Vierer- oder Dreierkette, vielleicht über Marko Arnautovic oder Michael Gregoritsch und über Österreichs Chancen bei der EM in Deutschland. Diese beginnt aber erst am 14. Juni, keine Sorge, all das kommt noch. Am Montag bezieht das Team ein Trainingslager in Marbella, am 23. März wird in Bratislava gegen die Slowakei getestet, am 26. März in Wien gegen die Türkei.
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Ralf Rangnick: "Was momentan passiert, macht mich nachdenklich und traurig. In Deutschland und in Österreich gibt es politische Strömungen und Entwicklungen, die mir große Sorgen bereiten. Vor allem aufgrund der Geschichte der beiden Länder. Wenn uns die Historie beider Länder etwas gelehrt hat, dann ist es die Gefahr, die von Rechtsextremismus und Faschismus ausgeht. Man redet derzeit offen von Remigration und Deportation, manche finden das auch noch gut, für mich sind diese Begriffe schrecklich. Alle extremen Positionen sind schlecht. Ich bin Teamchef, aber ich bin auch Vater von zwei Söhnen. Ich sehe die Gefahr, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen und sie einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Minderheiten werden verantwortlich gemacht. Es sind die Juden, die Ausländer, man findet irgendwen, der Schuld daran ist, warum es uns schlecht geht. Dabei geht es uns in Europa immer noch relativ gut."
Der Deutsche macht sich Sorgen. Er warnt vor politischen Tendenzen in seiner Heimat und in Österreich. Donald Trump ist ihm ein Rätsel. Der Fußball müsse Vorbild sein
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