Römer/Rhomäer (Ῥωμαῖοι) und Romioi (Ῥωμιοί) [Bearbeiten]
Hieronymus Wolf war ein
deutscher Historiker des 16. Jahrhunderts. Er begründete die
byzantinische Geschichtsschreibung um zwischen der mittelalterlichen griechischen und der antiken
römischen Geschichte zu unterscheiden.
Römer (
Roméi, Ῥωμαῖοι, daraus neugriechisch
Romií, Ῥωμιοί und türkisch
Rum, vgl.
Rumelien) ist die Bezeichnung, die sich für die Griechen der
Spätantike und des
Mittelalters etablierte. Dieser Name bezeichnete ursprünglich die Einwohner der Stadt
Rom in
Italien, verlor aber den ausschließlichen Bezug zu den
Latinern allmählich mit der Einbeziehung anderer Völker, darunter auch die Griechen, in das
Römische Reich. Im Jahre 212 n. Chr. gewährte die
Constitutio Antoniniana Kaiser
Caracallas allen freien Bürgern des Reichs das römische Bürgerrecht. Die neue Bezeichnung repräsentierte die religiöse Zugehörigkeit der Griechen zum
Christentum. Durch die, christlich vorangetriebene, semantische Negativbelegung des Begriffs
Hellene (was nun
Heide bedeutete), war ein Rückgriff auf diese Bezeichnung zu jener Zeit unmöglich. Das Wort
Romios wurde zur allgemeinen Bezeichnung für die Griechen des Oströmischen Reichs. Auch heute noch findet dieser Begriff in Griechenland Verwendung und ist, nach
Hellene, die gängigste Selbstbezeichnung der Griechen.
Diese fremdsprachige Bezeichnung war anfänglich von rein politischer und nicht ethnischer Bedeutung, gründete sie doch auf dem römischen Anspruch, sämtliche Völker der Welt unter dem einen, wahren
Gott zu vereinen. Bis in das frühe 7. Jahrhundert, als das Reich sich noch über weite Gebiete und viele Völker erstreckte, galt die Bezeichnung
Römer (
Rhomäer) als Hinweis auf die
Staatsangehörigkeit, nicht auf die Herkunft. Um zwischen Staatsangehörigkeit und Abstammung zu unterscheiden, konnten die verschiedenen Völker zusätzlich die eigenen
Ethnonyme oder
Toponyme benutzen. Dies ist der Grund dafür, weshalb der
Historiker Prokopios von Caesarea die
Byzantiner Hellenisierte Römer nannte,
[33] während andere Schreiber Bezeichnungen wie
Romhellenen oder
Graekoromanen verwendeten
[34]. Ziel solcher Bezeichnungen war, gleichzeitig Staatsangehörigkeit und Herkunft auszudrücken.
Die Invasionen der
Langobarden und
Araber im gleichen Jahrhundert führte zum Verlust der meisten Provinzen, einschließlich die italischen und asiatischen, mit Ausnahme
Anatoliens. Die übriggebliebenen Gebiete waren überwiegend griechisch, wodurch sich die Bevölkerung des Reichs nun als stärker zusammenhängende Einheit verstand, letzten Endes eine bewusste Identität entwickelte. Anders als in schriftlichen Quellen der Jahrhunderte zuvor ist in byzantinischen Dokumenten gegen Ende des ersten Jahrtausends deutlicher
Nationalismus erkennbar.
Das Scheitern der Byzantiner, dem
Papst Schutz vor den Langobarden zu gewährleisten, zwang ihn dazu, sich anderweitige Hilfe zu suchen. Der Mann, der seinem Ruf folgte war
Pippin der Mittlere, dem er den Titel
Patrizier verlieh, was einen folgenreichen Konflikt auslöste. 772 beendete man in
Rom das Gedenken an Kaiser Konstantin, der die Hauptstadt von Rom nach
Konstantinopel verlegt hatte. Im Jahre 800 krönte
Papst Leo III. Karl den Großen zum römischen Kaiser, womit er die den
oströmischen Kaiser nun offiziell nicht mehr als römischen Kaiser anerkannte. Nach Ansicht der
Franken transferierte das
Papsttum die römisch-kaiserliche Autorität in legitimer Weise von den Griechen zu den
Deutschen.
[35] Dies entfachte einen Namenskrieg zwischen dem bereits bestehenden Oströmischen und dem durch die Franken neu gegründeten Römischen Reich im Westen. Da bereits ein Kaiser in Konstantinopel existierte, erkannte man ihm im Westen von nun an die römische Nachfolge schlicht mit der Begründung ab, dass die Griechen angeblich nichts mit dem römischen Vermächtnis gemein hätten. So heißt es in einer Botschaft von
Papst Nikolaus I. an den oströmischen Kaiser
Michael III., dass er nicht mehr 'Kaiser der Römer' genannt werde, weil die Römer, deren Kaiser er sein wolle, doch faktisch
Barbaren für ihn seien.
[36]
Fortan nannten die Franken den Kaiser im Osten
Kaiser der Griechen und dessen Land
Griechisches Reich, um auf diese Weise beide
römische Titel dem fränkischen
König vorzubehalten. Die in diesem Namensstreit gegensätzlichen Parteien verfolgten jedoch nur nominale Interessen, es wurden keine gegenseitigen Gebietsansprüche erhoben. Dennoch veranschaulicht die Beleidigung, die dieser Streit für die griechischen Oströmer bedeutete, wie wichtig ihnen in der Zwischenzeit der römische Name (ρωμαίος) geworden war. So wurde der fränkische Delegierte
Bischof Liutprand in Konstantinopel für kurze Zeit eingekerkert, weil er den römischen Kaiser nicht mit korrektem Titel ansprach.
[37] Seine Einkerkerung stellte ebenso eine Vergeltungsmaßnahme für die Bildung des
Heiligen Römischen Reichs unter dem Kaiser
Otto I. dar.