Serbien: Zwei flüchtige Mitglieder der Zemun-Mafia in Belgrad gesichtet
Gebrüder Simovic wegen des Mordes an serbischem Premier Djindjic gesucht
Belgrad - Zwei von sechs gesuchten Angehörigen der ehemals größten Mafia-Gruppe in Serbien sind vor gut zwei Monaten in Belgrad gesichtet worden, berichtete die Tageszeitung "Politika" am Mittwoch. Die Mitglieder des Zemun-Clans, Aleksandar und Milos Simovic, sollen an der Ermodrung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic im März 2003 beteiligt gewesen sein. Die beiden Männer wurden Ende Mai in einem als Treffpunkt der Unterwelt bekannten Cafe im Zentrum von Belgrad gesehen. "Sie haben Whisky bestellt, getrunken und sind weggegangen", zitierte das Blatt eine anonyme Quelle.
Die Polizei hat die Anwesenheit der Brüder Simovic in Belgrad gegenüber dem Blatt bestätigt. Demnach bringt die Polizei das Auftauchen der Mafia-Angehörigen mit der Ermordung eines geschützten Zeugen im Djindjic-Prozess am 3. Juni in Zusammenhang. Zuvor hatten bereits Experten die Tötung von Zoran Vukojevic, einem Ex-Polizisten, der in Diensten des Zemun-Mafia stand, als Zeichen gewertet, die flüchtigen Mafiosi seien nach Serbien zurückgekehrt. "Politika" berichtete, Angehörige der Zemun-Mafia, die nach dem Mord an Premier Djindjic in ein "nahes Land" geflüchtet waren, seien in der Vergangenheit öfter illegal in Serbien eingereist.
Auf der Flucht
Seit dem Djindic-Attentat am 12. März 2003 befinden sich sechs Angehörige der Zemun-Mafia auf der Flucht. Vier von ihnen sollen direkt an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein. Aleksandar Simovic befand sich laut der Anklage gegen insgesamt dreizehn mutmaßliche Täter in dem Gebäude, von dem aus der stellvertretende Kommandant der Polizei-Sondereinheit "Rote Barette", Zvezdan Jovanovic ("Zveki"), die beiden tödlichen Schüsse abgegeben haben soll. Bruder Milos wiederum soll damit beauftragt gewesen sein, am Mordtag dem Auto zu folgen, das Djindjic von seiner Villa ins Regierungsgebäude brachte.
Der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder Djindjics läuft seit Dezember 2003. Der mutmaßliche Hauptorganisator der Tat, "Rote-Barette"-Chef Milorad Ulemek (früher Lukovic, genannt "Legija"), hatte sich vor zwei Jahren selbst der Polizei gestellt. Er wurde bereits in anderem Verfahren wegen der Ermordung des serbischen Präsidenten Ivan Stambolic und des versuchten Attentates auf den damaligen Oppositionspolitiker und heutigen Außenminister Serbiens, Vuk Draskovic, im Jahr 2000 zu 40 Jahren Haft verurteilt.
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