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Neues Kapitel der Fusionsforschung
Sonnenfeuer auf verschlungenen Bahnen
Am Donnerstag hat in Greifswald der Fusionsforschungsreaktor Wendelstein 7-X den Testbetrieb aufgenommen. An ihm wird sich zeigen, ob das Stellarator-Konzept eine Zukunft hat.
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Eigenwilliges Design
In Greifswald im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hat am Donnerstag die erste Betriebsphase für Wendelstein 7-X begonnen. Der Fusionsreaktor, dessen Bau neun Jahre gedauert und 370 Millionen Euro gekostet hat, unterscheidet sich von seinem Design her drastisch von den bisherigen Forschungsreaktoren.
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Bei Fusionsreaktoren zirkuliert ein rund 100 Millionen Grad Celsius heisses Plasma in einer Vakuumkammer. Da bei solchen Temperaturen kein Kontakt mit den Wänden auftreten darf, halten verdrillte Magnetfelder das Plasma gefangen. Bei Reaktoren vom Tokamak-Typ (dazu gehört beispielsweise der Experimentalreaktor Iter, der gegenwärtig in Frankreich gebaut wird) wird das Magnetfeld von supraleitenden Magnetspulen erzeugt und durch einen im Plasma fliessenden Strom verdreht. Bei Reaktoren vom Stellarator-Typ wird das verdrillte Magnetfeld hingegen ausschliesslich von Magnetspulen erzeugt.
Wendelstein 7-X besitzt 70 zum Teil sehr komplex geformte Magnetspulen, die das heisse Plasma auf genau berechneten, verschlungenen Bahnen durch die torusförmige Kammer leiten. «Die Kalkulationen hierzu haben Supercomputer teilweise über Monate beschäftigt», sagt Thomas Klinger vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, der das Projekt leitet.
Das supraleitende Magnetsystem von Wendelstein 7-X besteht aus 20 flachen (braun) und 50 speziell geformten Spulen. Das resultierende Magnetfeld soll das heisse Plasma von den Wänden fernhalten. (Bild: IPP)
Erste Tests der Magnetfelder haben bereits ergeben, dass die gewünschten Feldstärken und vor allem die verdrehte Form der Magnetfelder erreicht werden. Die Plasmaphysiker sind mit den Leistungen der Ingenieure sehr zufrieden. Doch sie wissen: Jetzt liegt es an ihnen, die Anlage mit ihren vielseitigen Möglichkeiten zu nutzen, um das Stellarator-Konzept eingehend zu prüfen und zu optimieren....
Für ihre Experimente werden die Forscher zunächst das Edelgas Helium verwenden. Anfang nächsten Jahres soll das Helium dann durch Wasserstoff ersetzt werden. Energie wird die Fusionsanlage allerdings auch damit nicht erzeugen. Denn die Verschmelzung von Atomkernen ist (noch) nicht das Ziel der Experimente. Es soll vielmehr demonstriert werden, dass das heisse Plasma über Zeiträume von 30 Minuten zuverlässig eingeschlossen werden kann. Deshalb wird bewusst darauf verzichtet, Wendelstein 7-X mit einem fusionsfähigen Deuterium-Tritium-Gemisch zu betreiben.
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Neues Kapitel der Fusionsforschung: Sonnenfeuer auf verschlungenen Bahnen - NZZ Physik und Chemie
Sonnenfeuer auf verschlungenen Bahnen
Am Donnerstag hat in Greifswald der Fusionsforschungsreaktor Wendelstein 7-X den Testbetrieb aufgenommen. An ihm wird sich zeigen, ob das Stellarator-Konzept eine Zukunft hat.
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Eigenwilliges Design
In Greifswald im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hat am Donnerstag die erste Betriebsphase für Wendelstein 7-X begonnen. Der Fusionsreaktor, dessen Bau neun Jahre gedauert und 370 Millionen Euro gekostet hat, unterscheidet sich von seinem Design her drastisch von den bisherigen Forschungsreaktoren.
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Bei Fusionsreaktoren zirkuliert ein rund 100 Millionen Grad Celsius heisses Plasma in einer Vakuumkammer. Da bei solchen Temperaturen kein Kontakt mit den Wänden auftreten darf, halten verdrillte Magnetfelder das Plasma gefangen. Bei Reaktoren vom Tokamak-Typ (dazu gehört beispielsweise der Experimentalreaktor Iter, der gegenwärtig in Frankreich gebaut wird) wird das Magnetfeld von supraleitenden Magnetspulen erzeugt und durch einen im Plasma fliessenden Strom verdreht. Bei Reaktoren vom Stellarator-Typ wird das verdrillte Magnetfeld hingegen ausschliesslich von Magnetspulen erzeugt.
Wendelstein 7-X besitzt 70 zum Teil sehr komplex geformte Magnetspulen, die das heisse Plasma auf genau berechneten, verschlungenen Bahnen durch die torusförmige Kammer leiten. «Die Kalkulationen hierzu haben Supercomputer teilweise über Monate beschäftigt», sagt Thomas Klinger vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, der das Projekt leitet.
Das supraleitende Magnetsystem von Wendelstein 7-X besteht aus 20 flachen (braun) und 50 speziell geformten Spulen. Das resultierende Magnetfeld soll das heisse Plasma von den Wänden fernhalten. (Bild: IPP)
Erste Tests der Magnetfelder haben bereits ergeben, dass die gewünschten Feldstärken und vor allem die verdrehte Form der Magnetfelder erreicht werden. Die Plasmaphysiker sind mit den Leistungen der Ingenieure sehr zufrieden. Doch sie wissen: Jetzt liegt es an ihnen, die Anlage mit ihren vielseitigen Möglichkeiten zu nutzen, um das Stellarator-Konzept eingehend zu prüfen und zu optimieren....
Für ihre Experimente werden die Forscher zunächst das Edelgas Helium verwenden. Anfang nächsten Jahres soll das Helium dann durch Wasserstoff ersetzt werden. Energie wird die Fusionsanlage allerdings auch damit nicht erzeugen. Denn die Verschmelzung von Atomkernen ist (noch) nicht das Ziel der Experimente. Es soll vielmehr demonstriert werden, dass das heisse Plasma über Zeiträume von 30 Minuten zuverlässig eingeschlossen werden kann. Deshalb wird bewusst darauf verzichtet, Wendelstein 7-X mit einem fusionsfähigen Deuterium-Tritium-Gemisch zu betreiben.
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Neues Kapitel der Fusionsforschung: Sonnenfeuer auf verschlungenen Bahnen - NZZ Physik und Chemie