Wieso Strukturen - auch religiöse - sich auf albanischen Gebieten nicht dauerhaft halten konnten (und darum von aussen umso leichter zu zerschlagen waren).
Die Albaner sind nebst den Griechen die einzigen Nichtslawen auf dem Balkan->
Ethnische Isolation.
Das beeinflusst auch die
politische Situation: Im Gegensatz zu Griechenland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Kroatien hatten wir
keine wirklichen Verbündeten, keine Habsburger, keine Polen etc....Die anderen Staaten hielten wenigstens den Kontakt zueinander, der Adel war um Welten vernetzter als der unsere. Wir hatten nicht mal eine Stimme,
wir spielten keine Rolle auf der damaligen politischen Bühne.
Der Umstand, dass gewisse Teile der Population katholisch waren, während andere der Orthodoxie angehörten, machte die Sache auch nicht einfacher. Wären wir alle ausnahmslos katholisch oder ausnahmslos orthodox, hätte es vielleicht anders ausgesehen. Man hätte (mehr oder bessere) Bündnisse schliessen können.
Dadurch bedingt, dass man in der
Knautschzone war, hatten wir auch
keine starke Kirchenkultur: Das Siedlungsgebiet der Albaner liegt genau an der Grenze
zwischen der West-und Ostkirche, dem kirchlichen Niemandsland. Ausser im hohen Norden und ganz im Süden konnte die Kirche, ob orthodox oder katholisch, nicht richtig Fuss fassen....Und die Kirche in der Zeit war mehr als nur die Institution, die die Religion kontrolliert. Über die Kirche und den Klerus beeinflusst man die Sprache, die Kultur, die gängige Meinung, man bringt Herrscher an einen Tisch, man pflegt Beziehungen mit den verschiedensten Leuten und verschiedensten wichtigen Männern. Bei den Serben war die Kirche zB. extrem wichtig.
Die - deshalb nicht unbedingt freiwillige -
Vernachlässigung durch Rom tat sicher auch ihren Teil zur Konversion: Es gibt Dokumente, die als Konversionsgrund pure Gleichgültigkeit oder gar "Provokation" angeben. So bsp. ein Dorf, das als Ganzes zum Islam übertrat, weil seit XY Monaten kein Gottesdienst mehr abgehalten wurde oder man Streit mit nem Pfarrer hatte.
Albaner sind
Individualisten. Ausser Skanderbeg hat es bisher niemand geschafft, die Albaner wirklich zu vereinen. Bei uns will jeder der Boss sein, keiner würde sich freiwillig unterordnen wollen, nicht mal für ein grössere Sache, die nur gemeinsam zu packen ist. Das ist heute noch so, in dieser Hinsicht haben wir viel behalten. Hierfür musst du nur mal die heutige Politik anschauen.
Die Herrschaftsstruktur sah so aus:
Viele kleine Adelige, statt ein ‚Überherrscher‘. Jeder Adelige, wenn ein Gebiet überhaupt durch einen bestimmten Adeligen kontrolliert wurde, bestimmte seine ganz eigenen Regeln, war nur auf seine eigene Herrschaft bedacht, machte ausschliesslich sein eigenes Ding. Kooperation unter den Obrigkeiten untereinander gab es selten.
Du kannst dir denken, was diese chaotische politische Situation bringt. Jedes hohe Tier tut das, was es will, ohne Angst vor Konsequenzen seitens anderer Adeligen. Von den übriggebliebenen Herrschern (die, die nicht flohen) realisierten die meisten, dass die Lage nach Skanderbegs Tod auswegslos ist und keine Hoffnung auf Besserung besteht und konvertierten zum Islam, um die Vormachtstellung (wenn auch als Moslem) zu halten. Als Gegenleistung musste man aber die Politik der Osmanen unterstützen bzw. beim Volk vorantreiben.
Albanien war
schon vor den Osmanen von Krieg und Konflikten gezeichnet (in diesem Fall mit den Nachbarn aus dem Norden). Herrscher kamen, Herrscher gingen. Wir waren schon
vorher instabil. Mal waren wir Partner der Venezier, mal Feinde. Zu der Zeit, als wir Verbündete am meisten gebraucht haben, fiel uns Venedig in den Rücken und nach Skanderbeg hatte der Vatikan die Hoffnung verloren und liess uns fallen. Man war am Ende.
Mit/nach den Osmanen folgte der
Massenexodus, Braindrain inklusive:Ein grosser Teil der Obrigkeit und vorallem die intellektuelle Elite flieht...Die meisten nach Italien,andere nach Kroatien.->Siehe Arbereshen. Ein Land
ohne Elite und eigenständige Führung ist einer Besatzungsmacht bedingungslos
ausgeliefert.
Die Kombination all dieser Faktoren führte zur heutigen Lage. Natürlich sind nicht alle Zwangskonvertiten, das wäre naiv zu behaupten. Aber genauso naiv ist es zu sagen, wir sind aus freiem Willen und ohne Einfluss einer Weltmacht (oder sonst eines poltischen Apparats) konvertiert .