[h1]Militäroffensive gegen abtrünnige Provinz Südossetien[/h1]
[h2]Nach heftigen Kämpfen dringen georgische Truppen in die südossetische Hauptstadt vor - Mobilmachung in Georgien - Putin kündigt "Reaktion" an [/h2]
Tiflis/Peking/Moskau/New York - Georgien hat nach einem russischen Luftangriff angesichts einer georgischen Offensive gegen die von Tiflis abtrünnige Region Südossetien sämtliche Streitkräfte sowie Tausende Reservisten mobilisiert. Präsident Michail Saakaschwili sprach am Freitag von einer "großangelegten militärischen Aktion" Moskaus gegen Georgien. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin drohte unterdessen am Rande seines Besuches in Peking zur Olympia-Eröffnung Vergeltung für das "aggressive Vorgehen" Georgiens in Südossetien an.
Bei den Kämpfen waren in der Nacht auf Freitag mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Beim Beschuss ihrer Stellungen durch georgische Artillerie wurden in Südossetien nach russischen Angaben mehrere russische Friedenssoldaten getötet worden. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete am Freitag unter Berufung auf einen Sprecher der Friedenstruppen, deren Kaserne in Tschkinwali habe mehrere Treffer erhalten.
Das russische Außenministerium hat am Freitag Berichte der georgischen Regierung zurückgewiesen, wonach russische Flugzeuge Ziele in Georgien bombardiert hatten. "Das ist Unsinn", sagte ein Sprecher des Ministeriums in Moskau. Die Information, dass russische Flugzeuge nach Georgien geflogen seien, "entsprechen nicht der Realität".
Rückeroberung
Georgien hatte zuvor eine Militäraktion zur Rückeroberung der abtrünnigen Region gestartet, die von Russland unterstützt wird. Saakaschwili erklärte, russische Kampfflugzeuge hätten georgische Orte und Einrichtungen bombardiert. Dabei seien Menschen verletzt worden. Zuvor waren von Militärmaschinen nach georgischen Angaben Bomben auf zwei Ziele in Georgien abgeworfen worden. "Ich fordere Russland auf, mit den Bombardierung friedlicher georgischer Städten aufzuhören", sagte er.
"Georgiens Aggression gegen Südossetien wird Gegenmaßnahmen nach sich ziehen", erklärte Russlands Premier Putin am Freitag bei einem Treffen mit dem kasachischen Präsident Nursultan Nasarbajew in Peking. "Es ist sehr bedauerlich, dass sich diese Situation am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele entfaltet", fügte Putin hinzu.
Nach seinen Worten erörterte er die Entwicklung im georgisch-ossetischen Konfliktraum bereits mit der chinesischen Führung und mit US-Präsident George W. Bush. "Ich hatte die Möglichkeit, darüber sowohl mit unseren chinesischen Partnern, als auch mit dem US-Präsidenten zu sprechen", sagte der russische Premier. "Sie alle sagen faktisch einstimmig: 'Diesen Krieg braucht niemand.'"
Keine Einigung im UN-Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich unterdessen am Freitag nicht auf eine von Russland vorgeschlagene Erklärung zur Lage in Südossetien verständigen können. Darin sollten Georgien und die abtrünnige Region aufgefordert werden, ihre Kampfhandlungen sofort zu beenden. Der Sicherheitsrat sei noch nicht in der Lage, zu der Situation Stellung zu nehmen, erklärte der belgische UNO-Botschafter Jan Grauls, der in diesem Monat den Sicherheitsrat leitet. Die Sitzung ging damit ergebnislos zu Ende.
Russland hatte die Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt. Der Antrag stehe "im Zusammenhang mit Georgiens aggressiven Aktionen gegen Südossetien", sagte die Pressesprecherin der russischen UNO-Mission, Maria Sacharowa, laut der Nachrichtenagentur
ITAR-Tass.
In Südossetien liefern sich Russland nahestehende Separatisten und georgische Truppen seit einer Woche erneut Gefechte. Am Freitag marschierten georgische Truppen in die südossetische Hauptstadt Zchinwali ein. Südossetien gehört völkerrechtlich zu Georgien, betrachtet sich aber seit 1992 als unabhängig. (APA/Reuters/AP/RIA)