Ich finde diesen Thread und die Diskussion sehr interessant.
Ich "darf" von mir sagen, kein Diasporakind zu sein. Aber für mich sage ich, dass es unglaublich war, wie schnell ich mich an deutsche Verhältnisse gewöhnt hatte. Nicht aus materialistischem Denken heraus, sondern einfach wegen vieler Kleinigkeiten, die schon angesprochen wurden. Und die einfach eine gewisse Lebensqualität ausmachen, die bei uns etwa definitiv nur ein recht kleiner Prozentsatz erreicht. Selbst deutsche Bürokratie lernt man seeeehr zu schätzen
Das "Komische" ist, in den Ansichten zu sich selbst und den Stereotypen zu Deutschen gerade zum Thema Herzlichkeit, Familiensinn usw. sind sich von Russen, Türken, Griechen, "Jugos", Albanern usw. alle ziemlich einig
Ich persönlich hatte unter Deutschen so ziemlich die zuverlässigsten Freunde und engen Kollegen gefunden. Wofür ich sehr dankbar bin. Aber wenn hier das Thema Altersheime angesprochen wird. Ich möchte damit ehrlich nicht provozieren, aber sagen wir so, ich wüsste in Berlin etwa auch von mehr als einem Altersheim, was nach türkisch-, russisch- und sonst was sprachkundigen Mitarbeitern sucht. Gerade wenn Pflegebedürftigkeit im Spiel ist, kann das einfach nicht jeder Angehörige, nicht jede Familie einfach so leisten. Noch dazu wenn sowohl Männer als auch Frauen in der Familie berufstätig sind. Aus meiner Sicht soll und kann man das nicht gleich als kaltherziges Abschieben pauschalisieren. Und die Deutschen haben auch das "Pech", im Schnitt immer älter zu werden. Und von der Türkei etwa kann ich nicht sprechen. Aber auch bei uns, wo viele Russen ebenfalls solche Vorurteile zum Familiensinn der Deutschen und zum ach so viel ausgeprägteren und innigeren bei uns pflegen.. Es finden sich sehr viele allein auf sich gestellte und einsame ältere Menschen...
Sowohl von russischen als auch anderen u.a. türkischen Freunden und Bekannten kann ich nur sagen, dass im Falle der Rückkehr sehr unterschiedliche Erfahrungen bestehen. Mancher ist relativ schnell nach DE zurück gekehrt, mancher hat in der "alten" Heimat gut Fuß gefasst und möchte auch nicht wieder weg. Ich glaube viel hängt auch damit zusammen, wie viel "Gründergeist" und einen gewissen Enthusiasmus für "Aufschwung" man mit sich bringt. (Diese Aufbruchstimmung sehe ich übrigens als ein Plus etwa meiner Heimat). Und wieviel schon irgendwie schon zumeist zumindest Unwägbarkeiten im Vergleich zu Mitteleuropa man meist doch bereit ist dafür in Kauf zu nehmen.