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WIENER LEHRER IN SYRIEN
„Sag mir, wann wirst du zornig?“
Ein karenzierter muslimischer Religionslehrer aus Wien wirbt in Syrien für die Errichtung eines Gottesstaates. Die Glaubensgemeinschaft geht nicht davon aus, dass er in die Schule zurückwill.
Von Wolfgang Sablatnig
Wien – „Freijahr“ lautet der lapidare Eintrag zu Hisham A. auf der Sprechstundenliste eines Wiener Gymnasiums. Wenn es nach der Islamischen Glaubensgemeinschaft geht, wird der Religionslehrer nicht mehr in den Unterricht zurückkommen. „Wir gehen nicht davon aus, dass er in den Schuldienst zurückkehren möchte“, teilte die Sprecherin der Glaubensgemeinschaft der TT in einer E-Mail mit. Auch der Stadtschulrat als Dienstgeber des Mannes könnte reagieren. Laut Dienstrecht hat ein Lehrer – so wie jeder Beamte – „in seinem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung seiner dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt“. Bei Verstößen drohen ein Disziplinarverfahren oder die Kündigung.
Hisham A. agiert als Pressesprecher der „Hizb-ut-Tahrir“ in Syrien. Die Partei verfolgt die Wiedererrichtung eines Kalifats als Ziel. Davon träumen viele Muslime, bei der „Hizb-ut-Tahrir“ sei das Kalifat aber zentraler Glaubensinhalt, erläutern Experten. In ihrer Eigendarstellung betont die Partei, keine Gewalt zu fordern und ihren Traum vom Kalifat auf den arabischen Raum zu beschränken.
Auch Hisham A. tritt in den Videos in Hemd und Anzug auf – ohne Waffen. An seiner Sympathie für die Kämpfer lässt er aber keinen Zweifel. „Möge der Herr der Welten euch beschützen und euch den Erfolg bescheren. Möge Allah dich segnen“, sagt er in einem Gespräch zum „geehrten Bruder“ Ibrahim Amon Abu Staif, der im Kampfanzug auftritt.
In einem anderen Video wendet er sich direkt an Zuseher: „Bruder im Islam! Sag mir, wann wirst du zornig?“, heißt es dort – gefolgt von Bildern toter Zivilisten, eines geschändeten Koran und einer Moschee unter Beschuss. Der Begleittext ruft dazu auf, sich „wie die Muslime in Syrien“ für den Glauben zu opfern.
Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft dürfte A. den Bogen überspannt haben. Der Lehrer sei karenziert, „daher liegt sein derzeitiges Tun außerhalb unseres Einflusses, und er ist sich selbst verantwortlich“, schreibt die Glaubensgemeinschaft. Sollte der Pädagoge aber zurück in die Schule wollen, drohen Konsequenzen. Die Glaubensgemeinschaft verfolge einen „gemäßigten Weg der Mitte“. Einstellungen, die dem widersprechen „oder gar Aktivitäten, die den Verfassungsschutz interessieren würden“, seien nicht hinzunehmen. Und weiter: „Eine Beschäftigung im Religionsunterricht wäre nach gewissenhafter Prüfung in einem solchen Fall ausgeschlossen.“
A. ist bei den österreichischen Behörden kein Unbekannter. Handhabe gegen die Hizb-ut-Tahrir hat der Verfassungsschutz aber keine, weil keine Straftaten in Österreich bekannt seien, wie die TT aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Sorge bereitet den Behörden, dass immer wieder Personen aus Österreich in den syrischen Bürgerkrieg ziehen. Knapp 100 Fälle sind dokumentiert, mehr als 40 Personen sind auch bereits zurückgekehrt. Rund 20 Kämpfer werden für tot gehalten.
In der offiziellen Glaubensgemeinschaft würden diese Aktivitäten abgelehnt, sagt Tarafa Baghajati, Kulturreferent der Wiener islamischen Religionsgemeinde: „Syrien braucht jede Hilfe, vor allem in humanitärer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht, um den Weg in Richtung Freiheit und Menschenrechte zu öffnen. Dafür brauchen die Syrer unsere Unterstützung – aber nicht als Prediger in Syrien und schon gar nicht durch bewaffnete Kämpfer.“
?Sag mir, wann wirst du zornig?? | Tiroler Tageszeitung Online - Nachrichten von jetzt!
„Sag mir, wann wirst du zornig?“
Ein karenzierter muslimischer Religionslehrer aus Wien wirbt in Syrien für die Errichtung eines Gottesstaates. Die Glaubensgemeinschaft geht nicht davon aus, dass er in die Schule zurückwill.
Von Wolfgang Sablatnig
Wien – „Freijahr“ lautet der lapidare Eintrag zu Hisham A. auf der Sprechstundenliste eines Wiener Gymnasiums. Wenn es nach der Islamischen Glaubensgemeinschaft geht, wird der Religionslehrer nicht mehr in den Unterricht zurückkommen. „Wir gehen nicht davon aus, dass er in den Schuldienst zurückkehren möchte“, teilte die Sprecherin der Glaubensgemeinschaft der TT in einer E-Mail mit. Auch der Stadtschulrat als Dienstgeber des Mannes könnte reagieren. Laut Dienstrecht hat ein Lehrer – so wie jeder Beamte – „in seinem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung seiner dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt“. Bei Verstößen drohen ein Disziplinarverfahren oder die Kündigung.
Hisham A. agiert als Pressesprecher der „Hizb-ut-Tahrir“ in Syrien. Die Partei verfolgt die Wiedererrichtung eines Kalifats als Ziel. Davon träumen viele Muslime, bei der „Hizb-ut-Tahrir“ sei das Kalifat aber zentraler Glaubensinhalt, erläutern Experten. In ihrer Eigendarstellung betont die Partei, keine Gewalt zu fordern und ihren Traum vom Kalifat auf den arabischen Raum zu beschränken.
Auch Hisham A. tritt in den Videos in Hemd und Anzug auf – ohne Waffen. An seiner Sympathie für die Kämpfer lässt er aber keinen Zweifel. „Möge der Herr der Welten euch beschützen und euch den Erfolg bescheren. Möge Allah dich segnen“, sagt er in einem Gespräch zum „geehrten Bruder“ Ibrahim Amon Abu Staif, der im Kampfanzug auftritt.
In einem anderen Video wendet er sich direkt an Zuseher: „Bruder im Islam! Sag mir, wann wirst du zornig?“, heißt es dort – gefolgt von Bildern toter Zivilisten, eines geschändeten Koran und einer Moschee unter Beschuss. Der Begleittext ruft dazu auf, sich „wie die Muslime in Syrien“ für den Glauben zu opfern.
Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft dürfte A. den Bogen überspannt haben. Der Lehrer sei karenziert, „daher liegt sein derzeitiges Tun außerhalb unseres Einflusses, und er ist sich selbst verantwortlich“, schreibt die Glaubensgemeinschaft. Sollte der Pädagoge aber zurück in die Schule wollen, drohen Konsequenzen. Die Glaubensgemeinschaft verfolge einen „gemäßigten Weg der Mitte“. Einstellungen, die dem widersprechen „oder gar Aktivitäten, die den Verfassungsschutz interessieren würden“, seien nicht hinzunehmen. Und weiter: „Eine Beschäftigung im Religionsunterricht wäre nach gewissenhafter Prüfung in einem solchen Fall ausgeschlossen.“
A. ist bei den österreichischen Behörden kein Unbekannter. Handhabe gegen die Hizb-ut-Tahrir hat der Verfassungsschutz aber keine, weil keine Straftaten in Österreich bekannt seien, wie die TT aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Sorge bereitet den Behörden, dass immer wieder Personen aus Österreich in den syrischen Bürgerkrieg ziehen. Knapp 100 Fälle sind dokumentiert, mehr als 40 Personen sind auch bereits zurückgekehrt. Rund 20 Kämpfer werden für tot gehalten.
In der offiziellen Glaubensgemeinschaft würden diese Aktivitäten abgelehnt, sagt Tarafa Baghajati, Kulturreferent der Wiener islamischen Religionsgemeinde: „Syrien braucht jede Hilfe, vor allem in humanitärer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht, um den Weg in Richtung Freiheit und Menschenrechte zu öffnen. Dafür brauchen die Syrer unsere Unterstützung – aber nicht als Prediger in Syrien und schon gar nicht durch bewaffnete Kämpfer.“
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