So ganz Unrecht hast Du nicht, man kann Tudjmann sicher net mit Karadjic vergleichen, jedoch gab es hier in Kriegszeiten seitens der Kroaten oefters 'Seitenwechsel', mann ich habs erlebt hier grrhhh ...
Im Grunde genommen sind Sichtweisen in denen Tudjman als reiner Agressor auf der einen und als Retter Bosniens auf der anderen Seite, falsch. Ich kann hier die Sichtweise vieler Kroaten nachvollziehen, weil man als Massstab die RSK nimmt und die Kroaten automatisch immer, grundsätzlich und überall Opfer waren. Opfer eine grosserbischen Agression in Kroatien, Opfer der undankbaren Moslems in BiH. Solche Sichtweisen sind zur Bewertung der kroatischen Politik in BiH nicht hilfreich.
Meiner Meinung nach, gab es in der kroatischen Politik gegenüber BiH 3 Abschnitte.
Den ersten Abschnitt kennzeichnete Tudjmans Bestreben, Bosnien in den Krieg hineinzuziehen bzw. den Aufbau einer bosnischen Armee zu unterstützen, eben so wie die Unabhängigkeit Bosniens. Dies war kein Akt gutnachbarlicher Beziehungen, sondern knallhartes Interesse um Jugoslawien jede Chance zu nehmen. Parallel dazu betrieb Tudjman eine Konsenz-Politik mit den Serben, um BiH auf Kosten der Muslime aufzuteilen. An dieser Stelle seinen Tikves und Karadjordjevno genannt.
Im zweiten Abschnitt brach der Konflikt in Bosnien voll aus. Wer nun den ersten Schuss abgegeben hat will ich nicht bewerten, ist aber auch nicht wichtig. Mit Proklamation der HZHB, dem Gründung der HVO und deren Entzug aus einem gemeinsamen Kommando. Mit dem Ultimatum an die ABiH in Teilen der Hercegovina, sich der HVO zu unterstellen (Während diese stellenweise offen mit den Serben kollaborierte), legte die kroatische Politik hier den Grundstein für den Konflikt. Ganz unschuldig sind die Moslems hier auch nicht, weil sie im Vorfeld zu wenig Rücksicht auf den Wunsch der Kroaten nach einem Staatenmodell nahmen, der auch ethnisch dominante Kantone und eine Selbstverwaltung vorsah. In diesem Zeitabschnitt, dem politisch und militärisch schwersten für BiH, ging die kroatische Führung in Zagreb von einer schnellen Kapitulation der Muslime aus. Für diesen Fall sollte mit geregelten Strukturen in der HZHB eine Überführung in eine kroatische Zupanija gewährleistet werden.
Der dritte Abschnitt war gekennzeichnet durch einen dramatischen Schwenk. Militärisch haben die Kroaten massive Verluste hinnehmen müssen, Zentralbosnien drohte die Spaltung und im weiteren Verlauf sollten sich die Frontverläufe stabilisieren oder so abschwächen, das man HV-Soldaten aus Osijek auch Schlachtfelder in Gornji Vakuf/Uskoplje losliess. Kroatien stand nur einen Schritt vor Sanktionen des UN-Sicherheitsrates, was angesichts der eigenen Probleme (1/3 nannte sich RSK) für die Zukunft Kroatiens echte Probleme aufwarf. Medial und Politisch wurde Kroatien immer mehr zu dem Agressor Serbien. Denkbar schlechte Chancen um die RSK zu reintegrieren und dafür den Support des Westens zu bekommen, auf den Kroaten dringend angewiesen war. Man kann es nur vermuten, aber offensichtlich wurde eine -wie auch immer geartete US-Militärhilfe- oder zumindest der Segen für die "Oluja" an die Bedingung geknüpft, in Bosnien den Konflikt zu beenden und eine Föderation zu gründen. In diesem Abschnitt ging es dann schnell: Mate Boban wurde politisch entsorgt und wurde Direktor der INA, militärisch stellten die Konfliktparteien ABiH und HVO blitzschnell von Konflikt auf Kooperation.
Trotz alle dem gab Tudjman nicht auf und wo immer er konnte nervte er mit der Notwendigkeit, Bosnien zu teilen....und sei es beim Abendessen auf einer Papierserviette.
Was die Stillosigkeit im Hinblick auf die bosnischen Flüchtlinge angeht. Die kroatischen Touristenburgen aus der Jugo-Ära waren schon aufgrund des kroat. Konfliktes im dalm. Hinterland leer. Flüchtlinge die man in den Hotels unterbrachte wurden, wie der kroatische Staat auch, massiv von der UNHCR unterstützt. Natürlich kann man das nicht aufrechnen und am Ende sagen: Ihr habt sogar dran verdient. Aber die Tatsache das auf der politisch abseitigen, menschlichen Ebene Menschen anderen Menschen geholfen haben, wird doch von den Rechtsaussenspielern und kroatischen Realitätsignoranten auf schäbigste Weise ausgeschlachtet. Und es gilt immer wieder:
Nicht der kleine kroatische Mann, Helfer oder Bürgermeister steht hier am Pranger, sondern eine bestimmte Fraktion von Politikern die deklarativ eines gesagt, praktisch aber was anderes gemacht haben. Gemeint ist so ein Dreck wie: Tudjman, Susak, Seks, Vukojevic und eine ganze Menge anderer....die müsst ihr für das Urteil verantwortlich machen und nicht Kroatien selbst in den Dreck ziehen, in dem "ihr" diese Leute als represäntativ nach vorne schubst....