Äh, ich habe nur auf die Cetnik-Braut reagiert.
Des Weiteren:
Bitte bedenke, welchen Konflikt wir vor 1974 (ausgehend von Kroatien!)hatten und noch etwas: Was hättet ihr gesagt, wenn man 1974 die Krajina einfach zur autonomen Pokrajina erklärt hätte?
Es ist klug sich eine gewisse Multiperspektivität anzueignen im Laufe seines Lebens. Ich frage mich jedes Mal, wenn ich was bei anderen verurteile:
Halt, wie sähe es aus, wenn man mir in ähnlicher Situation, Ähnliches zumuten würde.
Dann wird das Urteil doch recht milde, außer man will weiter mit zweierlei Maß messen.
1974 war gut, nicht ohne Grund auch das goldene Zeitalter genannt. Jugoslawien wurde liberaler. Du kannst das Kosovo nicht mit der Krajina vergleichen. Die Zustände im Kosovo waren nicht akzeptabel. Interessant finde ich übrigens die Reaktionen und Meinungen zu 74 (Vojvodina/Kosovo) und 66 (Rankovic). Für mich Hinweise darauf, wie wenig die jugoslawische Idee wirklich verankert war. Warum ließ man so lange zu, was im Kosovo ablief? Du sagst "ausgehend von Kroatien", das stimmt zum Teil. Der kroatische Frühling war niedergeschlagen, viele Akteure hatten Berufsverbot, saßen im Knast oder waren mundtot. Das Autobahnprojekt in Kroatien wurde gestoppt. Kroatien zahlte also einen hohen Preis. Hier kann man entweder denken, dass es das Ende von YU eingeleitet hat oder einen Neuanfang. Ohne die Liberalisierung, wäre es wohl viel schneller abgegangen.
Wenn man sich die Entscheidungen in den 90ern/80ern/74, was die Autonomie und konstitutiven Staatsvölker anschaut, wird man sehr viele Widersprüche und viele doppelbödige Argumente finden. Was in diesem Fall gerechtfertigt wird, konnte genauso gut in einem anderen Fall verurteilt werden, so ist es noch heute.
Meine ganz persönliche und unbequeme Meinung zu Kroatien und den Serben in der Krajina: Der Konflikt mit den Serben ist eine der größten Niederlagen für unsere Gesellschaft. Nicht nur, dass es zu Krieg gekommen ist, sondern dass ein gemeinsames Zusammenleben nicht funktionierte und man es sich kaum richtig erklären kann. Mit den Serben hätten wir eine ideale Brücke zu unseren Nachbarn gehabt.
Andererseits hätte ich auch nichts gegen ein Jugoslawien gehabt, wenn es wirklich eine große Gemeinsamkeit gegeben hätte, das sehe ich unabhängig vom Sozialismus, den ich in der damaligen Form für gescheitert und verkrustet hielt, so wie der Staat an sich verkrustet und verbraucht war. Es ist nicht gelungen eine wirklich starke gesellschaftliche Verbindung herzustellen. Der politische Diskurs war ein Witz und durchsetzt von Nationalismus. Im Privaten flüsterte man über Politik und schloss die Fenster (Mann müsste mal überlegen, ob die Angst vor der Promaja, nicht eigentlich die Angst vor dem UDBA war
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). Mir kommt es befremdlich vor, wenn ich nach BiH fahre und an der Grenze anstehen muss. Aber ich werde nicht vergessen, dass viele es als Skandal und Verrat ansahen, dass man Muslime stärkte.
Umgekehrt ist es doch genauso. Es sind immer die anderen Schuld. Und auch hier ist man sich einig ;-)
Und dieses "seht ihr, ihr schiebt euch immer gegenseitig die Schuld zu, also habt ihr alle Schuld"-Argument ist auch nicht hilfreich. Ebenso dieses romantische Bild eines Staates, der diesem Bild einfach nicht entsprach. Die Diskussion führt sehr häufig zu Banken und dem Kapitalismus. Wenn aber YU nur Sozialismus für diese Leute darstellt, dann lohnt sich für mich die ganze Diskussion nicht. Es muss auch einfach möglich sein die kritischen Punkte anzusprechen und da ist eben 88/89 relevant, es ist relevant, wie der slowenische Präsident sprach und wie es in Serbien übersetzt wurde. Nie ist es nur ein Grund, der zum Krieg führt, das sind Verkettungen, viele Gelegenheiten, Vorfälle und so weiter. Ab einer gewissen Stimmung, sind alle dabei. Die katholische und die serbische Kirche haben sich alles andere, als mit Ruhm bekleckert, ebenso wenig angebliche Sozialisten, wie Slobo oder Sranjo. Irgendwann ist man es auch Leid immer dieselben Argumente in Bezug auf die Banken zu hören, ohne dass auch nur ein einziges Mal ein Argument kommt, was die junge Welt oder Infopartisan nicht schon verschandelt hätten.
Damit ist jetzt gar nicht gemeint, wie man Kroatien doch unterdrückt hätte. Es war einfach nur ein Chaos, Fikret Abdic ist wohl ein gutes Beispiel dafür. die Hälfte, der in YU erschienenen Tageszeitungen kamen aus Kroatien oder Slowenien. Die Unterschiede zum Kosovo, Montenegro, Mazedonien oder BiH waren enorm. Infrastruktur, Bildung, Einkommen und so weiter. Da war keine Gleichheit, da war vor allem Misswirtschaft. Anschließend heißt es noch, an der Küste hätte man ja Kredite bekommen etc. So war es aber nicht, die Banken waren in Belgrad und von dort entschied man. Man pumpte Geld ab aber investierte nicht mehr. Dafür nistete sich die beschissene JNA überall ein. Daraus kann man jetzt eine Benachteiligung Kroatiens stricken oder einfach die Unfähigkeit vernünftig zu wirtschaften. Da wurden Projekte aus rein politischen und/oder ideologischen Interessen blockiert, wie die Autobahn nach Split. Davon hätte das ganze Land profitiert, aber scheinbar hatte man Angst, einige Regionen zu sehr zu stärken. Übrigens ein typisches Problem, wenn Ideologen über die Wirtschaft bestimmen.
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Für die Erkenntnis hat sogar n Typ den Wirtschaftsnobelpreis bekommen
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