...stimmt in der geschichte der menschheit hat es noch nie gehagelt oder starken regen gegeben
...
Extremwetter im 12. Jahrhundert
Auch das 12 Jahrhundert zählt noch zu der mittelaltrigen Warmzeit. Entsprechend oft wird auch von warmen Wintern heißen Sommern berichtet. Und immer wieder weisen die Chronisten auf den verbreiteten Weinbau in ganz Nordeuropa hin. Aber auch Kälterekorde werden beschrieben und immer wieder verheerende Sturmfluten. Ein nur örtliches, aber schlimmes Ereignis trug sich 1120 in den Dörfern um Halberstadt zu, da tötete ein schwerer Hagelschlag nicht nur Vögel sondern auch Ochsen auf der Weide. Von einem die Vögel in der Luft tötenden kalten Winter wird im Jahre 1126 berichtet. Kalte und lang anhaltende Winter waren damals gleichbedeutend mit Hungersnot und die durch Hunger geschwächten Menschen waren anfällig gegenüber der Pest.
1137 löst ein Hitze- und Dürre-Sommer zahlreiche Brände aus auch die Altstadt Goslar wird ein Opfer dieser Feuersbrünste. Über außerordentliche Sturmfluten berichten die Chronisten in den Jahren 1144, 1162, 1164, 1170 und 1171. Alle Sturmfluten haben an den Nord- und ostfriesischen Küsten genagt. Besonders schlimm war es am 17 Februar 1164. Diese Flut tötete nicht nur angeblich 100 000 Menschen, durch Landraub entstand damals der Jadebusen. Dieser Sturm verursachte auch im Inland schwere Schäden. Durch Gewitter und Starkregen traten Weser und Elbe über die Ufer und überschwemmte weite Landstriche. Infolge dieser s. g. Julianflut zogen viele Überlebende auf den ärmlichen, aber sicheren Geestrücken zwischen Aurich und Norden.
Die zweite Hälfte des 12ten Jahrhunderts scheint deutlich wärmer gewesen zu sein als die erste. Für 1172 und 1173 werden außerordentliche Sommerhitze und Dürre benannt. In 1182 scheint der Winter überhaupt nicht sattgefunden zu haben, denn schon im Februar waren nicht nur Blüten sondern auch schon kleine Früchte an den Bäumen. Nicht viel kälter war es 1185 wo schon zur Adventzeit die Knospen an den Bäumen quollen und im Januar 1186 die Blätter sprießten und die Bäume blühten. Allerdings gab es dann einen herben Rückschlag mit Frösten im März und Schnee zu Pfingsten. Im Jahre 1192 muss der Winter wieder kalt und grässlich gewesen sein. Kaiser Heinrich VI war mit seinem Heerlager vor Braunschweig stationiert, aber hungrige Wölfe überfielen das Lager immer wieder und töteten Pferde und Ochsen, so dass das Lager aufgegeben werden musste. Das 12. Jahrhundert schließt mit viel Regen besonders 1195, wodurch die Ernte auf dem Halm verdarb und wieder große Hungersnot bis 1197 herrschte.
Extremwetter im 13. Jahrhundert
Das 13. Jahrhundert, als letztes der mittelaltrigen Warmzeit, meint es noch mal gut mit den Menschen, mit Ausnahme der küstennahen Gebiete. Denn die fast jährlich wiederkehrenden Sturmfluten vernichteten weite Landstriche und veränderten die Küste an der Nordsee. Immer wieder verloren viele Menschen ihr Leben in den ungeschützten Küstenregionen. Bei der Sturmflut am 16. Januar 1219 allein sollen es über 36 000 gewesen sein und der Jadebusen wurde immer tiefer ausgespült. Andererseits vervielfachte sich die Bevölkerungszahl, vom Ende der Völkerwanderung um 500 bis jetzt. Handel und Gewerbe blühten in dieser insgesamt wärmeren Periode auf. Es ist die Zeit der Stadtgründungen und er Bau großer Kathedralen, als Ausdruck des Wohlstandes. Es wurde mehr Land benötigt um die vielen Menschen zu ernähren, darum musste Wald gerodet werden. Orte mit der Endung „Rode“ zeugen noch heute von diesem Tun. Aber auch in diesem Extremwetter ärmeren Jahrhundert, gab es kältere Winter als wir sie kennen, so 1233 als im Januar alle großen Flüsse in Norddeutschland zufroren. Im Ganzen überwogen aber die milden Winter wie 1235/36 und 1258/59 oder 1287 als die Obstblüte schon im Januar begann. Die Gletscher in den Alpen schmolzen stark zurück. Mediterrane Pflanzen fanden den Weg über die Alpen. Im Kölner Raum wurden mit Erfolg Feigen angebaut
Extremwetter im 14. Jahrhundert
Wenn das 13. Jahrhundert als eins für die Menschen in Deutschland und Europa angenehmes Jahrhundert bezeichnet werden kann, trifft für das nächste Jahrhundert das Gegenteil zu. Natürlich hat es in allen Jahrhunderten, auch im 13. örtliche Unwetter mit Gewitter, Sturm und Überschwemmung gegeben, die sind hier aber nicht gemeint. Wie auch in den vorausgegangenen Zeiten finden die Sturmfluten an der Nordseeküste das Hauptaugenmerk der Chronisten. Fünfzehn schwere Sturmfluten werden erwähnt weil sie viele Menschenleben forderten und es große Landverluste gab. Am schlimmsten war wohl die vom 16 Januar 1362. die als die große Mannstränke in die Geschichte eingegangen ist. Der heutige Küstenverlauf ist zum großen Teil durch diese Flut entstanden. Neben den Schaden bringenden Sturmfluten ist dieses Jahrhundert aber vor allem durch Nässe, Überschwemmungen und Kälte im Inland gekennzeichnet.
Eine besonders nasse Periode erstreckte sich von 1313 bis 1317 mit Höhepunkt von 1315. In diesem Jahr regnete es von April bis November ununterbrochen, begleitet von starken Winden und Gewittern, großflächig vom Pariser Becken bis zum Baltikum traten die Flüsse über die Ufer. Viele Menschen ertranken in den reißenden Fluten. Das Getreide wuchs aus, das Heu verfaulte, Hunger breitete sich in ganz Europa aus. Dem Jahr ohne Sommer folgte ein ebensolches 1316. Dem vorausgegangen waren noch trockene Jahre 1303 und1304. Die Weser und viele weitere Flüsse trockneten zeitweise aus. An diese Trockenheit werden sich die Menschen lange erinnert haben in den dann kühlen und feuchten Sommern, die von 1340 bis 1380 angehalten haben.
Am schrecklichsten waren die 40er Jahre. Nach einem sehr harten Winter 1341 wurde Deutschland im August 1342 von einer Flut Heimgesucht, wie sie in diesem Jahrtausend nicht mehr übertroffen werden sollte. In Konstanz drang das Wasser über die Stadtmauern rein. Im Dom zu Mainz stand das Wasser 3 m hoch. Völlig aus dem Rahmen fielen die Jahre 1345 bis 1347. Es sind die kältesten in diesem Jahrtausend. 1346 stand der Wein in Lindau im August noch in Blüte. Dieser Wärmemangel könnte durch den Superausbruch eines Vulkans in den Tropen??? Verursacht worden sein. Die Zungen der Alpengletscher schoben sich in der Folge weit vor.
Der Begriff „Kleine Eiszeit“ ist für diesen Abschnitt besonders treffend. Eine weitere Folge dieses Wettergeschehens waren immer wieder auftretende Hungersnöte und die Anfälligkeit der geschwächten Menschen gegenüber der Pest, die jetzt ganz Europa heimsuchte. Man nimmt an, dass sich die Bevölkerung in Europa um mindestens 30 %, in wenigen Jahren, verringert hat. Viele der in den vorangegangenen Jahren gegründeten Dörfer fallen wüst. Ab 1380 verabschiedet sich dieses Jahrhundert aber freundlich. Das Azoren Hoch dehnt sich wieder öfter nach Mittteleuropa aus und beschert auch wieder zwei extrem trockene Sommer 1387 un1397 mit niedrigen Wasserständen in den Flüssen und schon reifen Getreide im Mai. Solche Schwankungen im Wettergeschehen sind uns zum Glück unbekannt.
Extremwetter im 15. Jahrhundert
Wie arm das 20. Jahrhundert an wirklichen Extremwetter war, zeigt der Vergleich mit dem 15. Jahrhundert. Man kann sagen von einem Extrem ins andere. Der Winter 1407/8 war äußerst hart Flüsse wie Weser und Elbe froren zu und konnten mit schweren Lasten befahren werden. Im Frühjahr hörte es dann nicht auf zu regnen. Unter solchen Bedingungen konnten kaum Feldfrüchte geerntet werden und wieder einmal bestimmte Teuerung und Hunger das Leben der Menschen. Und dann nur 12 Jahre später, 1420 ein derart milder Winter, dass im Mai schon die ersten Trauben geerntet werden konnten. Wiederum nach nur 13 Jahren, 1443 war es am 1Mai war es so kalt, dass das Eis Hand dick gefroren war. Die Kälte dauerte bis zum Juni und hinterließ große Schäden in der Natur. Auch 1424 schloss der Frost die Weser mit einer dicken Eisdecke, dafür blühten 1427 im Dezember die Obstbäume. 1468 dann wieder ein total verregneter Sommer mit Überschwemmungen im Braunschweiger Land. Das Getreide kann großenteils nicht gemäht werden.
Der folgende Winter bringt solche Schneemassen, so dass viele Dächer der Belastung nicht standhalten konnten, auch in den Wäldern gab es große Schäden durch Schneebruch. 1473 schlägt das Pendel wieder zurück. Ein ungewöhnlicher heißer trockener Sommer in dem von Mitte April bis zum 8. September in Norddeutschland kein Tropfen Regen fiel, lies die Bäume ihr Laub abstoßen und die Früchte unreif zu Boden fallen. Feuersbrünste vernichteten im Schwarzwald, Harz und im Thüringer Wald große Flächen. Als es dann im September endlich wieder regnete, spross das Gras und die Bäume belaubten sich wieder. Noch ein schneeloser milder Winter folgte 1478/79 in dem schon im Januar die Kirschen blühten. Natürlich gab es auch in diesem Jahrhundert Zahlreiche Stürme, vor allem an der Küste, die von den Chronisten beschrieben sind. Der Schlimmste war wohl der vom 10. April 1446, der einherging mit furchtbarer Kälte und Schneefall. 16 Küstenorte soll er verschlungen haben. Die Zahl der Todesopfer wurde auf 100 000 geschätzt. Dass in einem solchen Jahrhundert, in dem durch immer wiederkehrende Wetterkatastrophen die Ernten vernichtet wurden und die Menschen Hunger leiden die Pest erneut zurückkehrt, war zu erwarten. Allein im damals noch kleinen Dortmund waren über 2000 Tote zu beklagen.
Extremwetter im 16. Jahrhundert
Das 16. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch kalte Winter und einige heiße und trockene Sommer, also einem Ariden Klima. Allerdings gilt das nur bis ca. 1580, danach waren auch die Sommermonate kalt und nass. Also herrschten denkbar ungünstige Bedingungen für die Landwirtschaft. Hunger und Teuerung waren die Folge und auch die Pest kehrte wieder zurück.
Kalte Winter nach den hier verwendeten Kriterien für „Extrem“, sind Winter in denen die großen Flüsse wie Weser und Elbe zufrieren und mit Lasten überquert werden können. Von solchen Wintern gab es in diesem Jahrhundert immerhin acht. 1508, 1514, 1517, 1554, 1564/15, 1567/68, 1569, 1570/71, 1573/74. In den letzten beiden Wintern sollen auch jeweils 3000 Stücken Rotwild im Reinhardswald bzw. in der Lenzinger Heide verendet sein. Extrem milde Winter dagegen sind nach dieser Definition nur vier überliefert. 1521/22, 1529/30, 1570, und 1577/78. All diese Winter zeigten schon im Dezember oder Januar Blüten und Blätter an den Bäumen. Erscheinungen die wir Heutigen wohl noch nicht gesehen haben. Die überwiegend kalten und zum Schluss auch schneereichen Winter ließen die Gletscherzungen in den Alpen weit vorspringen. Extrem heiße und vor allem trockene Sommer sind nur vier überliefert. 1520, 1540, 1556 und 1590.
Natürlich hat es auch in diesem Jahrhundert gestürmt. Zehnmal wird so ein Ereignis als „schwere Sturmflut“ bezeichnet. Da sich solche Stürme 10 bis 15 mal in jedem Jahrhundert finden, ist der Begriff „Extrem“ vielleicht nicht angebracht. Aus der Sicht der verursachten Schäden an Land und Menschenleben aber schon. Den größten Schaden richtete in diesem Jahrhundert wohl der Sturm am 1 und 2 November 1570 an. Trotz des schon begonnenen Deichbaus, gingen wieder große Landflächen am Jadebusen und Dollart verloren. Die Schätzungen von Todesopfern schwanken zwischen 100 000 und 400 000.
Extremwetter im 17. Jahrhundert
Das 17. Jahrhundert steht ganz im Zeichen der „Kleinen Eiszeit“. Kalte lange Winter gepaart mit nassen kühlen Sommern stellen das normale Wetter dar. Allerdings ist das nicht die einzige Geißel dieses Jahrhunderts. Der dreißigjährige Krieg verwüstete weite Landstriche und stürzte die Menschen in Tod und Verderben. Und dann war da noch immer die Pest, der die Menschen hilflos ausgeliefert waren. Allein in der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld verstarben innerhalb eines Jahres ein Drittel der Einwohner. Furchtbares Leid verursachte nach wie vor der Hexenwahn, dem tausende von Frauen zum Opfer fielen. Erst gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich langsam Einsicht durch, dass es keine Hexen gibt, die man für das Unglück anderer Menschen verantwortlich machen kann. Und, man mag darüber heute lächeln, Die Wölfe stellten in Deutschland eine richtige Plage dar, wie nachstehende Berichte zeigen: 1648, Im Bereich des Jägerhofes Celle erlegt man 186 Wölfe, 1649, Herzog Friedrich von Celle schießt allein in diesem Jahr 168 Wölfe. Die Zehntzahlungen an Lämmern an die Stadt Hannover unterblieben, da die Wölfe alle Lämmer gerissen haben. 1659, Die überhandnehmenden Wölfe des Sollings brechen in Stadtoldendorfs Häuser ein. Soweit sollten wir es nicht wieder kommen lassen
Folgende kalte Winter für die der Begriff „Extrem“ zutrifft sind überliefert: 1600/01 dauert bis Pfingsen,1607/08 dauert bis Mitte Juni, 1645/46, 1657/58 die dänischen Sunde frieren zu, 1667/68, 1669/70 und 1683/84 die norddeutschen Flüsse frieren zu. Extrem kalte und nasse Sommer waren 1632, 1660 und 1692. Solche Sommer bedeuten schlicht und einfach es gab keine Getreideernte. Aus heutiger Sicht nicht vorstellbar. Dass auch weiterhin große Sturmfluten die noch immer zu schwachen Deiche überwanden, war für die Küstenbewohner sicher ebenfalls eine Geißel. Die Chronisten berichten von fast jährlich wiederkehrenden Sturmfluten. Die Schäden werden aber nur bei den ganz großen Fluten benannt. Auch im Inland gab es natürlich Gewitterstürme und Überschwemmungen, wie z. B. 26.Nov. 1630. Wie auch in den vorangegangenen Jahrhundertberichten, gab es aber auch die Ausnahmen, nur von einem sehr mildem Winter wird berichtet in dem es zum Jahreswechsel grünt und blüht, also auch extrem. Von heißen und vor allem trockenen Sommern wird nur 4 Mal berichtet. Allmählich zieht sich der Weinanbau aus den nördlichen Gefilden zurück.
Extremwetter im 18. Jahrhundert
Einige Male ist das Erinnern an extremes Wetter in diesem Jahrhundert an andere historische Ereignissen gekoppelt. Den wohl kältesten und längsten Winter in diesem Jahrhundert, erlebten die Menschen in 1739/40. Es ist das Inthronisierungsjahr von Friedrich II, dem Großen. Der Winter begann mit starken Frösten schon im Oktober, so dass die Bauern nicht mal ihre Felder pflügen konnten, er dauerte bis zum Juni. Am 17. Juni erfror die erst da begonnene Apfelblüte. Alle Flüsse, die Zuider See und die dänischen Sunde waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Da die voran gegangenen Winter auch schon hart und Sommer kühl und nass waren herrschte große Hungersnot. Der König ließ deshalb die staatlichen Vorratslager öffnen, um das Elend ein wenig abzumildern Außerdem suchten die Menschen verzweifelt nach Heizmaterial.
Eine weitere historische Verknüpfung der Erinnerungen ist für den Winter 1788/89, am Vorabend der französischen Revolution gegeben. Ja die Hungersnot die in diesem Jahr in Frankreich herrschte wird mit als Auslöser für die Revolution benannt. Die arrogante Erwiderung der Königin Marie Antoniett, auf die Klage, die Untertanen hätten kein Brot mehr, „dann sollen sie doch Kuchen essen“, soll das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die Ernte 1788 fiel aber auch noch wegen eines anderen Wetterereignisses mager aus. Das Getreide in weiten Teilen Frankreichs erlitt im Juni einen Hitzeschock, wird berichtet, wodurch die Kornausbildung geschädigt wurde..
Noch ein extremes Wetterereignis geschah vom 5. bis 7. Januar 1709. In diesem Zeitraum schob sich eine Walze arktischer, -20° kalter Luft mit einer Geschwindigkeit von 40 km in der Stunde durch Mitteleuropa nach Süden vor und richtete unter den frostempfindlichen Pflanzen im Mittelmeerraum große Schäden an. Im 18. Jahrhundert kam auch das von Anders Celsius verbesserte Thermometer zum Einsatz, dadurch sind nicht nur die Temperatur der Kaltluftwalze überliefer, sondern für den Winter 88/89 für Bremen eine Tiefsttemperatur von 35,5° C. überliefert.
Für Extremwetter in der kleinen Eiszeit ist naheliegend, dass dafür vor allem über kalte Ereignisse berichtet wird. Kalte und lange Winter, die das Adjektiv „Extrem“ verdienen, waren außer den schon genannten, die Winter 1729/30, 1757/58, 1765/66, 1766/67, 1767/68, 1784/85, 1785/86, 1794/95 und 1798/99. Aber es gab auch eine kurze Periode von ca. 1715 bis 1735 in der wenigstens die Sommertemperaturen hoch die Sommermonate oft sehr trocken waren. Extrem könnte man die Sommer 1718, 19, 24 und 27 benennen. Dieser s. g. kleine Wärmegipfel begünstigte die Agrarkonjunktur der 20er und frühen 30er Jahre, die dann aber wieder zusammenbrach und als Agrarkrise den Rest des Jahrhunderts kennzeichnete. Auch Stürme und Überschwemmungen gab es reichlich in diesem Jahrhundert, welche davon extrem und welche üblich waren ist sicher eine Ermessensfrage. An der Küste nahmen die Schäden etwas ab, weil langsam die Deiche immer besser wurden. Über die Windstärke und Häufigkeit sagt das allerdings wenig aus.
Extremwetter im 19. Jahrhundert
Am 11. April 1815 explodierte der Vulkan Tambora östlich von Java. 150 Kubikkilometer Asche wurden hoch geschleudert und verdunkelten die Sonne bis nach Indien. Ein Teil der Aschenwolke wurde in der Stratosphäre von Höhenwinden rund um den Erdball verteilt. In den folgenden Jahren reflektierte dieser Ascheschleier einen Teil des Sonnenlichtes und brachte das Wetter durcheinander. Für Europa, aber auch für Nordamerika und Kanada, war 1816 das Jahr ohne Sommer. In Europa drang arktische Kaltluft von Island aus bis zu den Alpen vor und dann weiter das Rhonetal hinunter und breitete sich bis nach Tunesien aus. Ein großflächiges Extremwetterereignis. Kälte und Dauerregen ließen das Heu verschimmeln das Getreide wuchs auf dem Halm aus. Hunger und Teuerung waren die Folge. Kalte Frühjahre , Sommer und Herbste bestimmten das Wetter in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Ein letzter Rückfall in die „Kleine Eiszeit“ Anfang der 50er Jahre löste in Europa, durch Missernten, eine Auswanderungswelle nach Nordamerika aus. In wie weit die ganze Periode kalten nassen Wetters dem Vulkanausbruch geschuldet war, oder noch Teil des natürlichen Klimawandels war ist schwer zu sagen. Jedenfalls werden von Chronisten zwar viele örtliche Gewitterstürme Überschwemmungen vor allem im Inland, Eisgänge auf den Flüssen und auch Dürre Perioden benannt, aber Extremwetter nach den bisher hier verwendeten Kriterien, mit dieser Ausnahme nicht.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde nicht nur das Wetter besser, sondern die Fortschritte in der Landbewirtschaftung, befördert durch Personen wie Albrecht Daniel Thaer oder Justus von Liebig, machten sich bemerkbar. Fruchtfolge, Düngung, Züchtung und der Einsatz von Maschinen, sind die Stichworte dafür. Nicht unerheblich dürfte auch die Bauernbefreiung zur Stabilisierung der Erträge beigetragen haben, so dass die Hungerperioden allmählich verdrängt wurden.
Extremwetter im 20. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert startet mit der Prophezeiung „Glutjahr – Flutjahr – Blutjahr. Gemeint sind die Jahre 1911, 1912 und 1913. Ob es sich dabei wirklich um eine Prophezeiung handelt oder um ein nachträgliches Konstrukt soll hier nicht untersucht werden. Diese Aussage hat ja auch den Webfehler, dass das Blutjahr (Beginn des 1. Weltkrieges) erst 1914 begann. Tatsache ist aber, dass es sich bei dem Jahr 1911 tatsächlich um ein extrem heißes trockenes Jahr gehandelt hat. Eine Wetterstatistik bezeichnet es als das wärmste Jahr ab 1874 bis 1946. Schon im März wurden 25° C gemessen Im Juli waren es in Berlin schon 34° C und in Jena 39° C. In Zürich wurden 42 Tage mit über 30° C registriert. Am 28. Juni wurde in Berlin die Sitzung des preußischen Landtages wegen der Hitze abgesagt. Auch weite Teile der USA waren von dieser Hitzewelle betroffen. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft waren erheblich, aber nicht so schlimm wie die im folgenden Jahr, dem s. g. Flutjahr. In 1912 regnete es vom 1. August bis Ende September fast täglich. Flüsse traten über die Ufer und die Ernte verdarb auf den Feldern, so dass auch jetzt noch Hunger und Teuerung herrschte. Ich selber habe von dieser Wetterpaarung noch von unserem alten Hofmeister Richard Fischer erfahren der diese Zeit persönlich erlebt hat.
Eine Reihe von kalten schneereichen Wintern dokumentiert, dass die Klimaerwärmung nach der kleinen Eiszeit nicht kontinuierlich verlief. Streng waren die Winter 1900/01, 1928/29, 1941/42, 1946/47 und 1962/63. 1962 suchte eine große Sturmflut Norddeutschland heim und gefährdete Hamburg. Es waren viele Todesopfer zu beklagen. Ein fast ebenso heftiger Sturm überquerte am 13. November das norddeutsche Tiefland. Beide verwüsteten riesige Waldflächen. In 2018 sind die gleichen Flächen nach über 50 Jahren z. T. wieder betroffen, zumindest im Bereich Soling und nördliches Harzvorland. An inländischen Hochwässern sind besonders 1995 Das Rheinhochwasser bei Köln, 1997 das Oderhochwasser und das Elbehochwasser 2002 (21. Jahrhundert) zu erwähnen.
Extremwetter Fazit
Selbst wenn man den Chronisten einige Übertreibbungen unterstellt, dürfte feststehen, dass Extremwetter in der Vergangenheit nicht seltener, sonder öfter eintraten und diese Ereignisse nicht harmloser, sondern schlimmer waren, als das was wir heute erleben. Verglichen mit den vergangenen 1000 Jahren, leben wir heute in einer ruhigen Zeit. Am ähnlichsten scheint mir noch das 13. Jahrhundert mit dem 20. Jahrhundert zu sein. Zwar scheinen Hunger in einer globalisierten Wirtschaft nicht mehr vorstellbar, zumindest in den s. g. entwickelten Ländern. Auf die Marktpreise hat das Wetter auch heute noch Einfluss, wie man selbst bei kleinen Wetterabweichungen wie ein Spätfrost im April in 2017 beobachten konnte. Da erfroren mal eben die Blüten an den Obstbäumen und schon waren Kirschen und Äpfel knapp und teuer.
Was würde heute geschehen, wenn wie in all den Jahrhunderten der kleinen Eiszeit, die Flüsse in Europa zufrieren würden, oder der Winter von Oktober bis Juni anhält? Wie würden wir reagieren, wenn Niederschläge und Überschwemmungen, oder Hitze und Dürre Ausmaße annehmen wie sie die Chronisten beschrieben haben? Und wer garantiert uns, dass es nicht doch wieder mal so kommt, denn Extremwetter hat es zu allen Zeiten gegeben, egal ob das Klima kälter oder Wärmer war. Es hat den Anschein, dass es in den wärmeren Perioden etwas weniger WetterAbweichungen vom „Normalen“ gab. Das mag aber auch daran liegen, dass die Extreme zum Kalten hin für uns Menschen schädlicher sind als die zum Warmen hin. Klar dürfte auch sein, dass wir Menschen Extremwetter nicht verhindern und auch nicht herbei zaubern können, selbst nicht mit Kohlendioxyd.
Extremwetter in den letzten tausend Jahren | Die kalte Sonne