Afroasiatis
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@Toruko-jin
Du stellst sehr interessante Punkte, aber ich werde jetzt nicht zu jedem antworten. Sonst würde ich lange darüber diskutieren müssen, ob ein globaler Systemwechsel möglich ist, ob er in Griechenland anfangen kann, und was das neue System sein kann. Dann würde ich den ganzen Tag hier am Computer bleiben müssen , sowieso habe ich keine feste Meinung dazu, und geht über das Thema des Threads hinaus. So, nur einige wichtige Sachen:
Hier denke ich schon sehr anders. Ich sehe das Problem als systemisch und global. Jedes Land hat seine spezifischen Eigenschaften, Griechenland war so ein Extremfall, man könnte sagen, das schwächste Glied in der Kette, aber kein isoliertes Problem. Das Problem von meinem Land, Zypern, ist eigentlich etwas anders, ist ähnlicher vielleicht zu Irland oder Spanien, aber die Auswirkungen in allen diesen Länder sind etwa dieselben (in Griechenland nur etwas extremer). Und meine Schätzung ist, dass die Krise wieder in andere wichtige Länder zurückkehren wird.
Also, die Systemfrage stelle ich nicht erst seit der Krise, schon in den Jahren des (künstlichen) Wirtschaftsbooms war ich misstrauisch. Das heißt nicht, dass ich unbedingt ein besseres Alternativsystem im Kopf hatte oder habe, aber schien mir schon logisch, dass irgendwann alles platzen wird, sowohl lokal als auch global. Ich habe es einfach nicht so früh erwartet und dass es auch mich so direkt betreffen würde.
In Syntagma vor 2 Jahren hat man schon über direkte Demokratie viel gesprochen. Die Frage der Bildung ist sehr wichtig, jedoch sorgt sich auch das heutige System dafür, dass die Leute nicht so gebildet sind, dass sie selbst Verantwortung übernehmen können.
Das mindeste was die Politiker machen könnten, wäre eine Erneuerung in Personen. Vielleicht ändert das nicht wirklich was, wäre nur oberflächlich, aber so wie es jetzt ist, will man dass wir genau die Politiker und Wirtschaftseliten vertrauen, die das Land in den Ruin getrieben haben. Das sind alles dieselben korrupten Leute. Wie kann man denn wundern, wenn es kein Vertrauen gibt? Auch wenn sie sagen, dass sie auf ein Teil ihres Verdienstes verzichten, glaubt man ihnen nicht - man kennt sie schon.
Also ein System, in dem es sowohl Kapitalismus (also ein Profit-orientierte Wirtschaft mit ökonomischer Ungleichheit) und Demokratie (Volksherrschaft, ein System das auf die politische Gleichheit aller Bürger basiert ist) gibt. Das ist genau was ich als unrealistisch betrachte, wäre aber eine sehr große Diskussion und es gibt einen eigenen Thread dazu.
Eine Abkapselung will ich definitiv nicht, eher das Gegenteil.
Die Eliten kannten die Spielregeln schon gut, keine Frage.
Also, ich habe da die Situation so in extremen Weise dargestellt, damit ich meine Punkt mache. Der ist, dass es nicht so was wie eine moralische Verpflichtung gibt, Schulden zu bezahlen. In der realen Welt ist das eine Frage der Machtverhältnisse, wo man nicht 100% an Regel halten kann, sondern entsprechend der Realität Kompromisse machen muss.
Also, ein besseres Beispiel, näher zur Situation: ich habe einen Stiefvater, den ich hasse und der von mir Geld klaut um Karten zu spielen. Der stirbt, während er wegen des Kartenspiels ein Schuld von 100 Euro hat, der zu mir übertragen wird. Der Mann, dem das Geld geschuldet wird, will dass ich ihm die 100 Euro sofort zahle, weil er es ganz dringend braucht. Ich sage ihm: "ich habe jetzt kein Geld, und 100 Euro werde ich nie haben, aber ich kann dir die 30 Euro in einer Woche bringen, wenn du unterschreibst, dass du dann keine weitere Forderungen von mir hast". Je nach Lage, er kann schon gezwungen sein, mein Angebot zu akzeptieren. Sonst vielleicht bringt man mich ins Gefängnis, aber sein Geld kriegt er sowieso nicht.
Also, die Frage ist, ob man die Macht hat, jemanden auf Kompromiss zu zwingen. Es gibt keine Verpflichtung, 100% an den Spielregeln zu halten, an deren Bestimmung man sowieso nicht mitgewirkt hat.
Dafür versuchen Politiker, Journalisten, Intellektuellen seit 4 Jahren mit langen Reden und Artikel mich zu überzeugen, und haben es immer noch nicht geschafft. Denkst du, du kannst es mit einem Satz schaffen?
Dass es in diesem Weg große Risiken gibt, ist mir schon klar. Nur bin ich nicht überzeugt, dass man ihn überhaupt nicht durchfahren kann.
Du stellst sehr interessante Punkte, aber ich werde jetzt nicht zu jedem antworten. Sonst würde ich lange darüber diskutieren müssen, ob ein globaler Systemwechsel möglich ist, ob er in Griechenland anfangen kann, und was das neue System sein kann. Dann würde ich den ganzen Tag hier am Computer bleiben müssen , sowieso habe ich keine feste Meinung dazu, und geht über das Thema des Threads hinaus. So, nur einige wichtige Sachen:
Ich verstehe das schon. Ihr stellt die Systemfrage, weil es keinen Ausweg gibt und eure Analysen (Deine und die von Yunan) stimmen auch größtenteils aber das Problem ist nicht systemisch, sondern spezifisch. In den anderen Ländern funzt es auch mehr oder minder, außerdem haben wir im Moment kein besseres System.
Hier denke ich schon sehr anders. Ich sehe das Problem als systemisch und global. Jedes Land hat seine spezifischen Eigenschaften, Griechenland war so ein Extremfall, man könnte sagen, das schwächste Glied in der Kette, aber kein isoliertes Problem. Das Problem von meinem Land, Zypern, ist eigentlich etwas anders, ist ähnlicher vielleicht zu Irland oder Spanien, aber die Auswirkungen in allen diesen Länder sind etwa dieselben (in Griechenland nur etwas extremer). Und meine Schätzung ist, dass die Krise wieder in andere wichtige Länder zurückkehren wird.
Also, die Systemfrage stelle ich nicht erst seit der Krise, schon in den Jahren des (künstlichen) Wirtschaftsbooms war ich misstrauisch. Das heißt nicht, dass ich unbedingt ein besseres Alternativsystem im Kopf hatte oder habe, aber schien mir schon logisch, dass irgendwann alles platzen wird, sowohl lokal als auch global. Ich habe es einfach nicht so früh erwartet und dass es auch mich so direkt betreffen würde.
Hat man schon über eine plebiszitäre Demokratie nachgedacht? Aber wie du schon sagtest, ohne fundierte Bildund kann das auch in die Hose gehen.
In Syntagma vor 2 Jahren hat man schon über direkte Demokratie viel gesprochen. Die Frage der Bildung ist sehr wichtig, jedoch sorgt sich auch das heutige System dafür, dass die Leute nicht so gebildet sind, dass sie selbst Verantwortung übernehmen können.
Ohne vertrauen kann nichts funzen! Ihr vertraut euren Politikern nicht und diese können ohne Geld nichts zum Laufen bringen. Um vertrauen aufzubauen, müssten die Politiker mit gutem Beispiel vorangehen und auf ein Teil ihres Verdienstes verzichten. Wenn das Volk zu leiden hat, dann auch sie selbst, als Hauptverantwortliche der Krise.
Das mindeste was die Politiker machen könnten, wäre eine Erneuerung in Personen. Vielleicht ändert das nicht wirklich was, wäre nur oberflächlich, aber so wie es jetzt ist, will man dass wir genau die Politiker und Wirtschaftseliten vertrauen, die das Land in den Ruin getrieben haben. Das sind alles dieselben korrupten Leute. Wie kann man denn wundern, wenn es kein Vertrauen gibt? Auch wenn sie sagen, dass sie auf ein Teil ihres Verdienstes verzichten, glaubt man ihnen nicht - man kennt sie schon.
definiere mal kapitalistische Demokratie. Ich weiß nicht genau, was du damit meinst.
Also ein System, in dem es sowohl Kapitalismus (also ein Profit-orientierte Wirtschaft mit ökonomischer Ungleichheit) und Demokratie (Volksherrschaft, ein System das auf die politische Gleichheit aller Bürger basiert ist) gibt. Das ist genau was ich als unrealistisch betrachte, wäre aber eine sehr große Diskussion und es gibt einen eigenen Thread dazu.
Genau hier entstehen die Differenzen. Jedes Land braucht ein Gesicht, einen Ansprechpartner. Die Alternative ist sich abzukapseln. Das ist aber extrem surreal, weil Griechenland so keinen Monat überleben kann.
Eine Abkapselung will ich definitiv nicht, eher das Gegenteil.
Jetzt stigmatisiere bitte nicht. So unzivilisiert ist die Welt nicht. Sonst wäre der Staat schon längst pleite.
Haben die Griechen die Spielregeln nicht gekannt, bevor sie das Geld geliehen haben? Das Geld wurde vom Staat ausgeliehen aber vom Volke stillschweigend hingenommen oder es kümmerte niemanden. Unwissenheit schützt aber vor Strafe nicht.
Die Eliten kannten die Spielregeln schon gut, keine Frage.
Also, ich habe da die Situation so in extremen Weise dargestellt, damit ich meine Punkt mache. Der ist, dass es nicht so was wie eine moralische Verpflichtung gibt, Schulden zu bezahlen. In der realen Welt ist das eine Frage der Machtverhältnisse, wo man nicht 100% an Regel halten kann, sondern entsprechend der Realität Kompromisse machen muss.
Also, ein besseres Beispiel, näher zur Situation: ich habe einen Stiefvater, den ich hasse und der von mir Geld klaut um Karten zu spielen. Der stirbt, während er wegen des Kartenspiels ein Schuld von 100 Euro hat, der zu mir übertragen wird. Der Mann, dem das Geld geschuldet wird, will dass ich ihm die 100 Euro sofort zahle, weil er es ganz dringend braucht. Ich sage ihm: "ich habe jetzt kein Geld, und 100 Euro werde ich nie haben, aber ich kann dir die 30 Euro in einer Woche bringen, wenn du unterschreibst, dass du dann keine weitere Forderungen von mir hast". Je nach Lage, er kann schon gezwungen sein, mein Angebot zu akzeptieren. Sonst vielleicht bringt man mich ins Gefängnis, aber sein Geld kriegt er sowieso nicht.
Also, die Frage ist, ob man die Macht hat, jemanden auf Kompromiss zu zwingen. Es gibt keine Verpflichtung, 100% an den Spielregeln zu halten, an deren Bestimmung man sowieso nicht mitgewirkt hat.
Glaube mir, ein Austritt im Moment aus der EU würde Griechenland in die Geschichte begraben. Ich habt korrupte Leute aber korrupt heißt nicht blöd!
Dafür versuchen Politiker, Journalisten, Intellektuellen seit 4 Jahren mit langen Reden und Artikel mich zu überzeugen, und haben es immer noch nicht geschafft. Denkst du, du kannst es mit einem Satz schaffen?
Dass es in diesem Weg große Risiken gibt, ist mir schon klar. Nur bin ich nicht überzeugt, dass man ihn überhaupt nicht durchfahren kann.