Moskau~Москва́~Moskwa
Moskau
Moskau (
russisch Москва́
[
mɐˈskva] ,
Moskwa) ist die
Hauptstadt der
Russischen Föderation und mit rund 11,55 Millionen Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[SUP]
[1][/SUP] die
größte Stadt bzw. mit 15,1 Millionen (2012)[SUP]
[2][/SUP] die größte
Agglomeration Europas. Am 1. Juli 2012 wurde Moskau durch Eingemeindung der beiden Verwaltungsbezirke Nowomoskowski und Troizk im Südwesten der Stadt auf Kosten der
Moskauer Oblast um 1480 km², d. h. um das 1,39-Fache, auf 2550 km² vergrößert. Durch die Eingliederung wuchs die Moskauer Bevölkerung um etwa 235.000 Menschen.
Moskau ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes mit Hochschulen und Fachschulen sowie zahlreichen Kirchen, Theatern, Museen, Galerien und dem 540 Meter hohen
Ostankino-Turm. Moskau ist Sitz der
Russisch-Orthodoxen Kirche: Der Patriarch residiert im
Danilow-Kloster, das größte russisch-orthodoxe Kirchengebäude ist die Moskauer
Christ-Erlöser-Kathedrale. Es gibt im Stadtgebiet von Moskau über 300 Kirchen.[SUP]
[3][/SUP] Seit dem 16. Jahrhundert wird Moskau auch als
Drittes Rom bezeichnet. Nach Ende des
Zweiten Weltkriegs erhielt Moskau die Auszeichnung einer „
Heldenstadt“.
Der
Kreml und der
Rote Platz im Zentrum Moskaus stehen seit 1990 auf der
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbes. Mit acht Fernbahnhöfen, drei internationalen Flughäfen und drei Binnenhäfen ist die Stadt wichtigster Verkehrsknoten und größte Industriestadt Russlands.
Geographie
Moskau befindet sich im europäischen Teil Russlands, im Durchschnitt 156 Meter über dem
Meeresspiegel im Hügelland zwischen
Oka und
Wolga und an den zum Teil steilen Ufern der namensgebenden
Moskwa, einem Nebenfluss der Oka, die wiederum in die Wolga mündet.
Die Moskwa durchquert das Stadtgebiet in
Mäandern von Nordwest nach Südost auf einer Länge von circa 80 Kilometern. Innerhalb Moskaus beträgt die Breite des Flusses 120 bis 200 Meter. Ungefähr 120 kleine Flüsse strömen der Moskwa zu. Mit Ausnahme von 14 wurden sie alle in unterirdische Rohrsysteme verlegt. Der 1937 fertiggestellte, 128 Kilometer lange
Moskau-Wolga-Kanal, der im Westen der Stadt in Richtung Norden abzweigt, sorgt für die schiffbare Verbindung des Flusses zum
Iwankowoer Stausee beziehungsweise zur Wolga.
Die Stadtgrenze bildet, mit wenigen Ausnahmen, der 1962 angelegte, 109 Kilometer lange äußere Autobahnring (
MKAD). Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 2511 Quadratkilometern. Die Grünflächen machen etwa ein Drittel des Stadtgebietes aus. Dazu gehören circa 100 Parks und über 800 gepflegte Anlagen, bereichert durch ungefähr 500 Teiche.
Um die Stadt zieht sich ein 30 bis 40 Kilometer langer
Stadtwaldgürtel mit zahlreichen Erholungs- und Vergnügungseinrichtungen. Die Fläche des Stadtwaldgürtels beträgt 1725 Quadratkilometer. Das größte Waldgebiet stellt mit über 120 Quadratkilometern der
Nationalpark Lossiny Ostrow (zu deutsch: „Elchinsel“) im Nordosten der Stadt dar, das zweitgrößte ist der
Bitza-Park am südwestlichen Stadtrand.
Verwaltungsgliederung
Verwaltungsbezirke Moskaus
Moskau ist Verwaltungssitz der
Oblast Moskau, welche den Großraum Moskau ohne die Stadt selbst umfasst. Innerhalb des
Föderationskreises Zentralrussland ist die Moskau ein eigenständiges
Föderationssubjekt.
Während die Oblast Moskau in 36
Rajons und 36
Stadtkreise unterteilt ist, gliedert sich die Stadt selbst in 12 Verwaltungsbezirke (russisch
administratiwny okrug). Diese bestehen wiederum aus insgesamt 146 Stadtteilen (bei den vor 2012 bestehenden Verwaltungsbezirken ebenfalls
Rajon genannt, bei den zwei 2012 hinzugekommenen Verwaltungsbezirken
Posselenije, wörtlich „Siedlung“, in Sinne einer „Gemeinde“). Die meisten Stadtteile (Rajons) besteht inoffiziell aus zwei oder mehreren kleineren Ortsteilen, was meist historisch bedingt ist.
2011 wurde eine Änderung der Struktur von Stadt und Oblast beschlossen; die russische Regierung gab Pläne bekannt, die Fläche der Stadt um das Anderthalbfache zu vergrößern.[SUP]
[4][/SUP] Die Eingemeindung eines großen Gebietes südwestlich der Metropole, bis zur Grenze mit der
Oblast Kaluga, wurde zum 1. Juli 2012 vollzogen. Neben den Stadtkreisen um die gleichnamigen Städte
Troizk und
Schtscherbinka wurden der Stadt Moskau Teile der Rajons
Leninski (mit der Stadt
Moskowski),
Naro-Fominsk und
Podolsk unterstellt. Hierfür wurden die zwei neuen Verwaltungsbezirke
Nowomoskowski und
Troizk geschaffen. Für die beiden Bezirke wurde ein (vorläufig) gemeinsamer Präfekt ernannt.[SUP]
[5][/SUP] In dem Gebiet sollen neue Regierungsgebäude, ein modernes Finanzzentrum und Wohnungen für Millionen Menschen entstehen.[SUP]
[6][/SUP] Moskaus Bürgermeister
Sergei Sobjanin kündigte auf einer Pressekonferenz am 1. Juli 2012 an, die Erweiterung werde der „Mega-City“ von 20 Millionen Menschen helfen, sich „harmonisch“ zu entwickeln.[SUP]
[7][/SUP]
Jeder der Verwaltungsbezirke hat einen Präfekten (die zwei neuen Bezirke einen gemeinsamen), der dem Moskauer Bürgermeister direkt unterstellt ist. Die Präfekten werden vom Bürgermeister ernannt. Jeder der Verwaltungsbezirke hat ein eigenes Parlament, das aus elf gewählten Abgeordneten besteht. Die Verwaltungsbezirke von Moskau sind:
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[TR="class: hintergrundfarbe5"]
[TH="class: headerSort"]Verwaltungsbezirk[/TH]
[TH="class: headerSort"]Russischer Name[/TH]
[TH="class: headerSort"]Anzahl
Rajons[/TH]
[TH="class: headerSort"]Einwohner
(Volkszählung 2002)[/TH]
[TH="class: headerSort"]Einwohner
(Volkszählung 2010)[SUP]
[1][/SUP][/TH]
[TH="class: headerSort"]Veränderung
2010 zu 2002 (%)[/TH]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FFB2B6"]
Zentrum (1)[/TD]
[TD="align: right"]Центральный[/TD]
[TD="align: center"]10[/TD]
[TD="align: right"]701.353[/TD]
[TD="align: right"]741.967[/TD]
[TD="align: center"]+5,8[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FFE9B2"]
Norden (2)[/TD]
[TD="align: right"]Северный[/TD]
[TD="align: center"]16[/TD]
[TD="align: right"]1.112.846[/TD]
[TD="align: right"]1.100.974[/TD]
[TD="align: center"]−1,1[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FEFFCC"]
Nordosten (3)[/TD]
[TD="align: right"]Северо-Восточный[/TD]
[TD="align: center"]17[/TD]
[TD="align: right"]1.240.062[/TD]
[TD="align: right"]1.359.508[/TD]
[TD="align: center"]+9,6[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #CCFFB2"]
Osten (4)[/TD]
[TD="align: right"]Восточный[/TD]
[TD="align: center"]16[/TD]
[TD="align: right"]1.381.797[/TD]
[TD="align: right"]1.452.759[/TD]
[TD="align: center"]+5,1[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #B2FFF1"]
Südosten (5)[/TD]
[TD="align: right"]Юго-Восточный[/TD]
[TD="align: center"]12[/TD]
[TD="align: right"]1.109.121[/TD]
[TD="align: right"]1.318.885[/TD]
[TD="align: center"]+18,9[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #CCE5FF"]
Süden (6)[/TD]
[TD="align: right"]Южный[/TD]
[TD="align: center"]16[/TD]
[TD="align: right"]1.593.065[/TD]
[TD="align: right"]1.716.808[/TD]
[TD="align: center"]+7,8[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #CFCCFF"]
Südwesten (7)[/TD]
[TD="align: right"]Юго-Западный[/TD]
[TD="align: center"]12[/TD]
[TD="align: right"]1.179.211[/TD]
[TD="align: right"]1.362.751[/TD]
[TD="align: center"]+15,6[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FFBFFC"]
Westen (8)[/TD]
[TD="align: right"]Западный[/TD]
[TD="align: center"]13[/TD]
[TD="align: right"]1.029.004[/TD]
[TD="align: right"]1.285.914[/TD]
[TD="align: center"]+25,0[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FFCCB2"]
Nordwesten (9)[/TD]
[TD="align: right"]Северо-Западный[/TD]
[TD="align: center"]8[/TD]
[TD="align: right"]779.965[/TD]
[TD="align: right"]942.223[/TD]
[TD="align: center"]+20,8[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #FFB073"]
Selenograd (10)[/TD]
[TD="align: right"]Зеленоградский[/TD]
[TD="align: center"]5[/TD]
[TD="align: right"]215.727[/TD]
[TD="align: right"]221.712[/TD]
[TD="align: center"]+2,8[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #AAFFCC"]
Nowomoskowski (11)[/TD]
[TD="align: right"]Новомосковский[/TD]
[TD="align: center"]11[/TD]
[TD="align: right"]–[/TD]
[TD="align: right"]
144.231[/TD]
[TD="align: center"]–[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD="bgcolor: #DDFF55"]
Troizki (12)[/TD]
[TD="align: right"]Троицкий[/TD]
[TD="align: center"]10[/TD]
[TD="align: right"]–[/TD]
[TD="align: right"]
90.815[/TD]
[TD="align: center"]–[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
Anmerkungen:
- 2002 gehörten zum Föderationskreis Moskau noch die keinem Verwaltungsbezirk der Stadt Moskau unterstellten Siedlungen städtischen Typs Nekrassowka (7.803 Einwohner), Wnukowo (20.100) und Wostotschny (12.700). Mittlerweile wurden die drei Siedlungen entsprechend dem Südöstlichen, Westlichen und Östlichen Verwaltungsbezirk unterstellt. Bei der Berechnung des Zuwachses wurden die Einwohnerzahlen der Siedlungen berücksichtigt.
- Für die zum 1. Juli 2012 geschaffenen Verwaltungsbezirke Nowomoskowski und Troizki ist für die Volkszählung 2010 aus den Einwohnerzahlen der jeweiligen – zu dem Zeitpunkt noch zur Oblast Moskau gehörenden Stadtkreise und Landgemeinden – berechnete Summe angegeben. 2002 existierten die Stadtkreise und Landgemeinden in der Form noch nicht.
Siehe auch: Liste der Moskauer Verwaltungsbezirke und Stadtteile
Geschichte
Ursprung
Denkmal für den Stadtgründer Juri Dolgoruki
Eine der Sagen kündet davon, dass der Fürst
Juri Dolgoruki (1090–1157) im Land der
Wjatitschen eine hölzerne Stadt zu errichten befahl, und dass diese Stadt nach dem Fluss benannt wurde, an dessen Ufern sie emporwuchs. Die erste schriftliche Erwähnung Moskaus stammt aus dem Jahre 1147, das darum als das Gründungsjahr Moskaus gilt. Doch schon lange davor gab es an der Stelle, wo heute Moskau steht, menschliche Niederlassungen. Archäologische Ausgrabungen bezeugen, dass die ältesten von ihnen vor etwa 5000 Jahren entstanden waren.
Um 1156 entstand eine erste, noch hölzerne Wehranlage des
Kremls, in deren Schutz sich der Marktflecken allmählich zu einer beachtlichen Ansiedlung entwickelte. Im Jahre 1238 ist die Stadt von den
Mongolen erobert und niedergebrannt worden. 1263 wurde das Umland zu einem Teilfürstentum im
Großfürstentum Wladimir-Susdal, wenig später unter
Fürst Daniel ein
eigenständiges Fürstentum. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts – die Stadt zählte mittlerweile 30.000 Einwohner – erkannte der
tatarische Großkhan den Moskauer Großfürsten als (ihm allerdings tributpflichtiges) Oberhaupt von Russland an.
Der Sieg über die Tataren in der
Schlacht von Kulikowo am 8. September 1380, angeführt durch den Moskauer Großfürsten
Dmitri Donskoi, befreite zwar nicht von der
Hegemonie der
Goldenen Horde (1382 wurde Moskau sogar abermals niedergebrannt und geplündert), doch die Stadt festigte dadurch ihr politisches und militärisches Ansehen erheblich und gewann mithin beständig an wirtschaftlicher Macht. 1480 konnte sie die
Tatarenherrschaft endgültig abschütteln und wurde zur Hauptstadt des russischen Reiches.
Der seit 1462 regierende Großfürst von Moskau
Iwan III., der Große (1440–1505), heiratete 1472 die
byzantinische Prinzessin Sofia (Zoe) Palaiologos, eine Nichte des letzten oströmischen Kaisers
Konstantin XI. Palaiologos, und übernahm von dort die autokratische Staatsidee und ihre Symbole: den Doppeladler und das Hofzeremoniell. Seither gilt Moskau als „
Drittes Rom“ und Hort der
Orthodoxie.
Moskau wird Großstadt
Moskau am Ende des 17. Jahrhunderts
In den beiden letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts begann der Ausbau des Kreml, in dessen Umkreis sich nun in großer Zahl Handwerker und Kaufleute niederließen. Die Einwohnerzahl stieg bald darauf auf mehr als 100.000, so dass um 1600 eine Ringmauer um Moskau und eine Erdverschanzung hinzukamen, die die blühende Stadt fortan nach außen abschirmten. 1571 war sie ein letztes Mal von den Tataren heimgesucht worden, als die überwiegend aus Holz gebaute Stadt abbrannte. Bereits ein Jahr später war die Tatarengefahr in der
Schlacht von Molodi südlich von Moskau aber endgültig gebannt. In der
Zeit der Wirren, die durch unklare Thronfolgeverhältnisse ausgelöst wurde, rückten polnische Truppen in die Stadt und versuchten, eigene Marionetten zu installieren. Eine Volksarmee aus
Nischni Nowgorod belagerte die Polen jedoch im Moskauer Kreml und zwang sie zur Kapitulation. Diese Ereignisse ebneten den Weg für die
Romanow-Dynastie auf den russischen Thron.
Während die ersten Tuch-, Papier- und Ziegelmanufakturen, Glasfabriken und Pulvermühlen entstanden, kulminierten die sozialen Gegensätze des Großreiches: 1667 erhoben sich die Bauern im
Wolga- und
Dongebiet gegen die wachsende Unterdrückung, ihr Führer,
Stepan Rasin, wurde 1671 auf dem Roten Platz in Moskau hingerichtet. Im Jahre 1687 ist die erste Hochschule Russlands, die „Slawisch-Griechische Akademie“ eröffnet worden, 1703 erschien die erste gedruckte russische Zeitung „Wedomosti“. Im Jahre 1712 ging unter Zar
Peter dem Großen (1672–1725) das
Privileg der Hauptstadt auf das neu gegründete
Sankt Petersburg über, aber Moskau blieb das wirtschaftliche und geistig-kulturelle Zentrum des Landes. 1755 wurde in Moskau mit der heutigen
Lomonossow-Universität die erste russische Universität eröffnet.
Der Brand von Moskau vor der Einnahme der Stadt durch Napoleon 1812
Twerskaja-Straße im 19. Jahrhundert
Mit dem Moskau des 18. Jahrhunderts ist das Schaffen hervorragender russischer Schriftsteller und Dichter verknüpft wie
Alexander Sumarokow,
Denis Fonwisin,
Nikolai Karamsin und vieler anderer. In Moskau trat der große russische Gelehrte
Michail Lomonossow seinen Weg in die Wissenschaft an. Auch in späteren Zeiten lebten und wirkten in Moskau viele berühmte russische Schriftsteller und Dichter, Wissenschaftler und Künstler, die durch ihr Schaffen nicht nur zur russischen, sondern auch zur Weltkultur einen immensen Beitrag geleistet haben.
Im
Vaterländischen Krieg von 1812, als
Napoleon Bonaparte (1769–1821) mit seiner „Großen Armee“ auf Moskau zumarschierte, verlor die Stadt in einem
Flächenbrand – die Bewohner zündeten ihre Häuser an und flohen aus der Stadt – zwei Drittel ihrer Bausubstanz. Aber in Moskau kam die
französische Armee zum Stehen, hier wurde sie wegen Hunger und Kälte zur Umkehr gezwungen, die mit ihrem Untergang endete.
Der im Frühjahr 1813 einsetzende großstilige Wieder- und Neuaufbau sprengte rasch den alten städtischen Verteidigungsring und verschaffte der Stadt von der Mitte des 19. Jahrhunderts an durch zügigen Straßen- und Bahnstreckenbau Anschluss an die wichtigsten Städte des Landes. 1890 fuhren die ersten elektrischen
Straßenbahnen; die erste
Volkszählung des Landes fand am 28. Januar 1897 statt, die Bevölkerung der Stadt war auf etwa eine Million angewachsen, und bis 1914 hatte sie sich verdoppelt.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nahmen die sozialen Spannungen zu. Die Konzentration der
Industrie, vornehmlich der Leichtindustrie, war hier, von Sankt Petersburg abgesehen, am weitesten fortgeschritten, die Aufhebung der
Leibeigenschaft im Jahre 1861 hatte Zehntausende landloser Bauern zur Lohnarbeit in die Städte getrieben. 1898 wurde in Moskau die
Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands gegründet.
Puschkin-Platz 1920
Die
russische Revolution von 1905 bis 1907 erfasste die Stadt im Dezember 1905, als die Moskauer Arbeiter vom politischen Massenstreik zum bewaffneten Aufstand übergingen. In den Jahren vor dem
Ersten Weltkrieg erlebte die Stadt eine rasante wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung, die sich auch in einer regen Bautätigkeit äußerte. 1912 wurde das
Kaiser Alexander III.-Museum der schönen Künste eröffnet. 1913 wurde in Moskau feierlich das 300. Jubiläum der
Romanow-Dynastie begangen.
Moskau als Hauptstadt der Sowjetunion
Am 12. März 1918 wurde Moskau zur Hauptstadt des Landes erklärt und die bolschewistische Führung zog in den
Kreml, der damit erstmalig seit dem frühen 18. Jahrhundert wieder zum russischen Machtzentrum wurde. Am 30. Dezember 1922 ist dort die
Sowjetunion gegründet worden. Nach Beendigung des Bürgerkrieges wurde 1925 eine grundlegende Umgestaltung Moskaus in Angriff genommen. 1926 zählte die Stadt wieder zwei Millionen Einwohner.
Sucharew-Turm 1927
1935 begann mit dem von
Josef Stalin beschlossenen „Generalplan zur Stadterneuerung“ eine komplexe Neugestaltung Moskaus – damals sind die breiten Radialstraßen angelegt und die
Moskauer Metro eröffnet worden, über die Moskwa spannte man neue Brücken und baute den Moskau-Wolga-Kanal. Quer durch die Altstadt wurden neue Magistralen geschlagen, zahlreiche historische Baudenkmäler wie der
Sucharew-Turm wichen überdimensionierten sowjetischen Prunkbauten. Insbesondere wurden zielgerichtet zahlreiche Kirchen und Klöster zerstört. Etwa 200.000 Bauarbeiter – überwiegend politische Gefangene – waren an der Umsetzung des Generalplans beteiligt.
Die vollständige Zerstörung des alten Moskau wurde paradoxerweise nur durch den
Zweiten Weltkrieg verhindert, der zur Einstellung der Arbeiten führte. Auch das höchste Gebäude der Welt, der 415 Meter hohe „
Palast der Sowjets“, konnte nicht mehr fertiggestellt werden. Anstelle der am 5. Dezember 1931 gesprengten
Christ-Erlöser-Kathedrale sollte das gewaltige Politik- und Kulturforum die Überlegenheit des sozialistischen Gesellschaftsmodells zeigen. Zur Ausführung gelangte jedoch nur das Fundament, denn bei Ausbruch des „
Großen Vaterländischen Krieges“ wurde das Projekt stillgelegt – und nach dem Krieg nicht wiederaufgenommen.
Die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Das Grab des Unbekannten Soldaten und das Ewige Feuer
Moskau wurde nach den schweren Zerstörungen im Krieg wieder aufgebaut. Im Jahre 1947 fasste man den Beschluss, die Stadt an acht ausgewählten Standorten mit Hochhäusern zu versehen. Denn Moskau hatte durch den Abriss zahlreicher Kirchen und Kathedralen sowie die nun allgemein höhere Bebauung nicht nur bedeutende Orientierungspunkte, sondern auch ihre einst malerische Silhouette verloren. Die Sowjetführung forderte dabei, dass die Gebäude keine Kopien ausländischer Wolkenkratzer sein dürfen, sondern von russischer Architekturtradition geprägt sein müssen.
Am 5. März 1953 starb Josef Stalin auf seiner Datscha in
Kunzewo bei Moskau. Er wurde zunächst im
Mausoleum am Roten Platz neben Lenin aufgebahrt. Im Zuge der beginnenden „Entstalinisierung“ unter Regierungschef
Nikita Chruschtschow wurde Stalins Leichnam 1961 aus dem Mausoleum entfernt und an der
Kremlmauer beigesetzt.
Ein besonders intensives Baugeschehen erlebte Moskau nach dem Jahre 1955. Allein in der Zeitspanne von 1961 bis 1970 machte die Neubaufläche zweieinhalbmal soviel aus wie die Gesamtwohnfläche des ganzen vorrevolutionären Moskau. 1970 war die Einwohnerzahl auf fast sieben Millionen angestiegen.
1980 war Moskau Austragungsort der XXII.
Olympischen Sommerspiele. Ende der 1980er-Jahre geriet die sowjetische Wirtschaft immer mehr in eine Krise. Im Zuge der Politik von Präsident
Michail Gorbatschow (
Perestroika und
Glasnost) wurde der wirtschaftliche Niedergang des Landes immer offensichtlicher. Auf einigen Gebieten der Versorgung herrschte großer Mangel. Der Unmut der Bevölkerung entlud sich immer offener.
Im August 1991 wollte Gorbatschow einen Vertrag für eine neue Sowjetunion zur Unterschrift vorlegen. Um dies zu verhindern und die alte Union zu retten, initiierten in Moskau einige Generäle, Regierungsmitglieder und der
KGB-Chef am 19. August desselben Jahres einen
Putschversuch gegen den Präsidenten. Nach dessen Scheitern zwei Tage später trat vier Monate danach am 25. Dezember 1991 Gorbatschow von seinem Amt als Präsident zurück. Das Datum markiert gleichzeitig das Ende des ersten kommunistischen Staates.
Moskau seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion
Christ-Erlöser-Kathedrale
Das
Weiße Haus im Jahre 1991
Blick auf das moderne Moskau
1992 ließ der ein Jahr zuvor zum
Präsidenten Russlands gewählte
Boris Jelzin einen Föderationsvertrag unterzeichnen, der den
Föderationssubjekten Russlands weitreichende Vollmachten zubilligte. Im September 1993 löste er den Kongress der Russischen Volksdeputierten und den
Obersten Sowjet auf. Infolgedessen kam es am 3. und 4. Oktober desselben Jahres in Moskau während der
Russischen Verfassungskrise erneut zu einem Putschversuch konservativer Politiker und deren Anhänger. Als diese das
Weiße Haus (damals Parlamentsgebäude), das Rathaus und den Fernsehturm in Moskau besetzten, ließ Jelzin den Aufstand mit Gewalt (190 Tote) niederschlagen, um so einen Verfassungskonflikt zu seinen Gunsten zu entscheiden.[SUP]
[9][/SUP]
Am 12. Dezember 1993 verabschiedete das Volk eine neue
Verfassung und gleichzeitig fanden erstmals freie Wahlen mit mehreren konkurrierenden Parteien statt. Vom 5. bis 7. September 1997 feierte die Stadt mit insgesamt 450 Veranstaltungen den 850. Jahrestag ihrer Gründung.
Im Jahre 1999 wurde Moskau von den verheerendsten Terroranschlägen seiner Geschichte erschüttert. Am 8. September führte ein
Bombenattentat auf ein neunstöckiges Wohnhaus an der Gurjanow-Straße zu 95 Toten und 264 Verletzten. Am 13. September kamen bei einem Anschlag auf ein neunstöckiges Wohnhaus an der Kaschirskoje-Chaussee 121 Menschen ums Leben, neun wurden verletzt. Die Urheberschaft der Anschläge konnte bis heute nicht geklärt werden. Während die Regierung
tschetschenische Terroristen verantwortlich macht, beschuldigen Kritiker des russischen Präsidenten Geheimdienstagenten, die Bomben in den Hauskellern deponiert zu haben.[SUP]
[10][/SUP]
Am 19. August 2000 wurde die 1931 gesprengte
Christ-Erlöser-Kathedrale, der größte russisch-orthodoxe Kirchenbau der Welt, wiedereröffnet. Anfang September 2002 musste in einigen Bezirken Moskaus der Notstand ausgerufen werden; der in die Stadt eingedrungene Rauch von mehreren Hundert Wald- und Torfbränden in der Umgebung brachte das öffentliche Leben in Moskau zeitweise zum Erliegen.
2001 wurde erste Wolkenkratzer im neuen Hochhaus-Stadtviertel
Moskau City fertiggestellt, 2003 wurden auch die Arbeiten am
Dritten Verkehrsring der Stadt abgeschlossen.
Am 23. Oktober 2002 stürmte ein Kommando von 41 tschetschenischen Geiselnehmern, unter ihnen 19 Frauen, das
Dubrowka-Theater während der Aufführung des
Musicals „Nord-Ost“, brachte rund 800 Zuschauer, Musiker und Schauspieler in seine Gewalt. Den Überfall leitete der tschetschenische Rebell
Mowsar Barajew, als Organisator gilt der Feldkommandeur
Schamil Bassajew. Bei der Erstürmung durch russische Sonderpolizeieinheiten kamen 170 Menschen, darunter 129 Geiseln, nach dem Einsatz eines Kampfgases ums Leben.[SUP]
[11][/SUP]
Bei einem Anschlag auf jugendliche Teilnehmer eines Rockfestivals nahe dem Moskauer Flugplatz
Tuschino kamen am 5. Juli 2003 einschließlich der Selbstmordattentäterinnen 16 Menschen ums Leben. Am 6. Februar 2004 wurden bei einem
Bombenanschlag auf eine voll besetzte Metro in der Nähe der Station
Awtosawodskaja 39 Menschen getötet und 140 verletzt.[SUP]
[10][/SUP]
Im März 2010 ereigneten sich zwei weitere
Selbstmordanschläge in der Moskauer Metro, bei denen 40 Fahrgäste ums Leben kamen.
Laut der
Forbes-Liste der
World’s Most Expensive Cities To Live von 2009 gilt Moskau als eine der teuersten Städte der Welt.[SUP]
[12][/SUP]
Die von Präsident
Dmitri Medwedew schon im Jahre 2010 eingeleiteten Planungen zur Stadterweiterung Moskaus und Verlegung der Behörden an die Peripherie lösten in den Behörden und der Öffentlichkeit eine breite Diskussion aus, die in Vorschlägen über eine Verlagerung des Regierungssitzes in die geographische Mitte Russlands nach Sibirien gipfelten. Moskaus Bürgermeister
Sergei Sobjanin bezeichnete diese Pläne zwar als absurd, denn Moskau könne aus politischen und praktischen Gründen nicht auf seine historische Hauptstadtrolle verzichten, es blieb aber der Gedanke, einige Hauptstadtfunktionen nach
St. Petersburg und in Großstädte in anderen Regionen zu verlagern.
Am 1. Juli 2012 wurde die Stadterweiterung Moskaus durch Eingemeindung von Bezirken im Südwesten der Hauptstadt tatsächlich vollzogen. Dadurch wurde Moskau zu einer flächenmäßig gigantischen Metropole, deren Außenbezirke nur noch der Füllung mit Menschen, der Einrichtung von Infrastruktur und Ansiedlung von Regierungsbehörden, Geschäfts- und Wohnzentren bedürfen. Gegen die Versetzung in die neuen Gebiete leisten die Beamten der Ministerien bisher erheblichen Widerstand, so dass bei der Umsetzung des Großprojekts "Neu-Moskau" wenn nicht mit dem Scheitern, so doch mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen ist.[SUP]
[13][/SUP]
Einwohnerentwicklung
Moskau ist von alters her Anziehungspunkt für Ausländer. Die ersten Ansiedlungen wurden von angereisten Kaufleuten, Handwerkern, Lehnsleuten und deren Nachkommen schon im 16. Jahrhundert gegründet. Die
deutsche Ansiedlung am
Jausa-Ufer war die größte davon. Aber auch Menschen aus anderen Teilen Europas lebten dort. Damals hatte die Stadt etwa 100.000 Einwohner. Bei der Volkszählung 2002 waren es mit zehn Millionen einhundertmal so viel. Von der ethnischen Vielfalt der Bevölkerung in Moskau zeugen die alten Ortsnamen des kompakten Ansiedelns der nichtrussischen Völkerschaften.
Insgesamt leben heute in Moskau Angehörige von mehr als hundert Nationalitäten und Ethnien. 84,83 % der Einwohner waren bei der Volkszählung 2002 ethnische
Russen. Größte ethnische Minderheiten waren:
Ukrainer (2,44 %),
Tataren (1,60 %),
Armenier (1,20 %),
Aserbaidschaner (0,92 %),
Juden (0,76 %, in der Moskauer Statistik sowohl als ethnische wie auch als religiöse Gruppe kategorisiert),
Weißrussen (0,57 %),
Georgier (0,52 %),
Moldawier (0,35 %),
Tadschiken (0,34 %),
Usbeken (0,23 %),
Mordwinen (0,22 %),
Tschuwaschen (0,16 %),
Vietnamesen (0,15 %),
Tschetschenen (0,14 %),
Chinesen (0,12 %),
Osseten (0,10 %),
Koreaner (
Korjo-Saram) (0,08 %),
Kasachen (0,08 %),
Paschtunen (0,06 %),
Baschkiren (0,06 %) und
Deutsche (0,05 %).[SUP]
[14][/SUP] Allerdings ist der Zustrom illegaler Zuwanderer aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nicht erfasst. Zudem halten sich in der Stadt regelmäßig Saisonarbeiter auf, die Moskau in der Regel nach einigen Monaten wieder verlassen.
Fremdenfeindlichkeit gibt es begrenzt gegen „Schwarze“, also Menschen mit dunkler Hautfarbe, worunter vor allem
Immigranten aus dem
Kaukasus und auch aus
Zentralasien subsumiert werden. Der Terror einzelner Tschetschenen in Moskau gilt als Ursache für stärkere Feindlichkeit den Einwanderern gegenüber.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1956 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1959 bis 2002 um Volkszählungsergebnisse[SUP]
[15][/SUP] und 2009 um eine Berechnung des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik Russlands.[SUP]
[16][/SUP] Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf die registrierten Bewohner mit
Hauptwohnsitz in Moskau.
Die Zahlen sind ungenau, da in Moskau sehr viele Menschen ohne Registrierung lebten und leben. Zum einen gibt es in Moskau viele „Illegale“ aus den übrigen Nachfolgestaaten der UdSSR, zum anderen durfte und darf nicht jeder Bürger der UdSSR beziehungsweise heute der Russischen Föderation in Moskau wohnen, es war und ist mit gewissen, nicht für alle überwindbaren,
bürokratischen Hürden verbunden.
Grafik: Bevölkerungsentwicklung
[TABLE="class: wikitable"]
[TR]
[TH] Jahr[/TH]
[TH]Einwohner[/TH]
|
1350 |
1400 |
1600 |
1638 |
1710 |
1725 |
1738 |
1750 |
1775 |
1785 |
1800 |
1811 |
1813 |
1825 |
1840 |
1852 |
1858 |
1864 |
1868 |
[TD]
[TD="align: right"]30.000[/TD]
[TD="align: right"]40.000[/TD]
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[TD] [TABLE="class: wikitable"]
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[TH] Jahr [/TH]
[TH]Einwohner[/TH]
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[/TR]
[/TABLE]
[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
Politik
Stadtregierung
Erlöser-Turm des Moskauer Kremls
Glockenturm Iwan der Große im Moskauer Kreml
Da Moskau Sitz des
Präsidenten und seiner
Präsidialverwaltung, der
Föderationsregierung sowie zahlreicher Ministerien und Behörden ist, ist die Politik der Stadtverwaltung Moskaus naturgemäß geprägt von
Koexistenz aber auch Konflikten mit dem Kreml und der Regierung. Dies ist seit langer Zeit eine Konstante der Politik in der Hauptstadt Russlands.
Der latente Konflikt wird verstärkt, wenn das Stadtoberhaupt Ambitionen auf die Führung des Staates anmeldet – oder sie ihm nachgesagt werden. Die wichtigsten Akteure in diesem Konflikt sind einmal der Präsident und der
Ministerpräsident von Russland mit den vielen Beamten und Staatsbediensteten sowie auf der anderen Seite der Bürgermeister Moskaus und die zahlreichen Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
Die Stadtverwaltung übt die
Exekutivmacht (ausführende Gewalt) in Moskau aus, die aus der Regierung der Stadt und dem Oberbürgermeister besteht. Letzterer wird zusammen mit dem Vizebürgermeister auf Vorschlag des Staatspräsidenten vom Stadtparlament gewählt. Die
Legislative (gesetzgebende Gewalt) wird von der Stadtduma Moskaus gestellt. Diese besteht aus insgesamt 35 Abgeordneten und überwacht in ihrer Funktion den Bürgermeister.
Die Wähler in Moskau, die etwa zehn Prozent der gesamten Wählerschaft Russlands ausmachen, stimmten bei Wahlen seit Anfang der 1990er-Jahre in der Regel stärker für liberale oder sozialliberale Parteien der Opposition, als der restliche Teil des Landes. Eine Ausnahme von diesem Trend sind die überwältigenden Wahlergebnisse für den bis September 2010 amtierenden Bürgermeister
Juri Luschkow von über 70 Prozent. Dabei wird Luschkow trotz seiner pragmatischen Wirtschafts- und Investitionspolitik in Richtung Westeuropa nicht als liberal betrachtet. Bei den Wahlen in das Stadtparlament Ende 2005 errang die „Partei der Macht“,
Einiges Russland, eine absolute Mehrheit. Im September 2010 unterzeichnete der russische Präsident ein Dekret zur Entlassung des Bürgermeisters Luschkow.[SUP]
[17][/SUP] Zu seinem Nachfolger als Moskauer Bürgermeister wurde am 21. Oktober 2010
Sergei Sobjanin gewählt.[SUP]
[18][/SUP]
Siehe auch: Liste der Bürgermeister von Moskau
Partnerstädte
Moskau unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- seit November 1990: Berlin, Deutschland
- seit Juli 1991: Seoul, Südkorea
- seit Juli 1991: Wien, Österreich
- seit Juli 1991: Präfektur Tokio, Japan
- seit Januar 1992: Paris, Frankreich
- seit Juni 1992: Düsseldorf, Deutschland
- seit Dezember 1992: Peking, VR China
- seit Mai 1993: Warschau, Polen
- seit 1995: Prag, Tschechien
- seit Juni 1997: Madrid, Spanien
- seit 2000: Tel Aviv, Israel
- Athen, Griechenland
- Jerewan, Armenien
Wirtschaft
Moskau spielt eine Schlüsselrolle in der
Wirtschaft Russlands. Der Anteil der Stadt am
Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes beträgt 20 Prozent, am gesamten Einzelhandel Russlands etwa 30 Prozent. Das Wirtschaftswachstum liegt durchschnittlich bei rund zehn Prozent pro Jahr. 2005 wuchs das BIP der Hauptstadt gegenüber 2004 um rund 20 Prozent (Russland 6,4 Prozent).[SUP]
[19][/SUP]
Industrie
Blick auf das moderne Moskau
Das World Trade Centre in Moskau
Etwa ein Viertel der Industrieproduktion Moskaus entfallen auf den
Maschinenbau. Seine Hauptzweige sind Werkzeugmaschinen- und Werkzeugbau, Elektroindustrie, Lagerfertigung, Kraftfahrzeugindustrie und Gerätebau. Weitere wichtige Industriezweige sind das Hüttenwesen, die Leicht-, Kraftfahrzeug-, Baustoff-, Chemie- und petrochemische Industrie. Die Stadt ist ein großes Zentrum des Militär-Industrie-Komplexes.
In größeren Industriebetrieben haben unter anderem der Luftfahrtkonzern
OAK, das
Motorenwerk Salut, der Uhrenhersteller
Slawa, der Autohersteller
Avtoframos, die
United Metallurgical Company, der Lastfahrzeughersteller
Sawod imeni Lichatschowa sowie die Rohstoffunternehmen
Gazprom,
Lukoil.
RKK Energija, das wichtigste russische Raumfahrtsunternehmen und Hersteller der
Sojus-Raumschiffe, hat seinen Sitz im Moskauer Vorort
Koroljow.
Finanzdienstleistungen
In Moskau sind etwa 80 Prozent des Finanzpotenzials des Landes konzentriert. Zwei Drittel des Gesamtumfanges ausländischer Investitionen in die Wirtschaft Russlands geht in die Hauptstadt. Moskau ist damit das größte Betätigungsfeld ausländischer Investoren. In der Stadt befinden sich etwa 18.500 Handelsbetriebe, Gaststätten und Dienstleistungsbetriebe, 9000 Kleinhandelsobjekte und circa 150 Märkte in denen ungefähr eine Million Personen beschäftigt sind. In der Stadt gibt es etwa 1200 Banken, über 60 Versicherungsgesellschaften und mehrere Dutzend Börsen. Etwa ein Viertel aller Einnahmen des Staatshaushalts steuert Moskau bei.
Handel
Warenhaus GUM zur Neujahrszeit
Die Stadt bietet heute – im Gegensatz zu Sowjetzeiten – eine Vielzahl von Einkaufsmöglichkeiten. Die Auswahl und die Vielfalt sind weit größer als in anderen Städten Russlands, dafür ist auch das Moskauer Preisniveau eines der höchsten im Land. Viele Geschäfte und Kaufhäuser sind in Moskau nicht nur von Montag bis Sonnabend, sondern auch sonntags geöffnet, große Supermärkte meist rund um die Uhr. Für Antiquitäten, Kunstwerke, Manuskripte und andere wertvolle Gegenstände, die nicht in den Souvenirgeschäften gekauft werden, ist eine Exportgenehmigung notwendig. Beliebte Souvenirs sind
Matrjoschkas (buntbemalte Holzpuppen), geschnitztes Spielzeug und Schatullen mit Märchenmotiven und Malereien auf Holz oder
Emaille.
Das größte und bekannteste Kaufhaus in Moskau und eines der größten der Welt ist das
Warenhaus GUM. Es befindet sich direkt am Roten Platz, gegenüber dem Lenin-Mausoleum und dem Kreml, mitten im Herzen Moskaus. Es wurde, ursprünglich als „Obere Handelsreihen“, zwischen 1890 und 1893 durch den Architekten
Alexander Pomeranzew und den Ingenieur
Wladimir Schuchow im neorussischen Stil erbaut, einer
neoklassizistischen Spielart mit starken russisch-traditionalistischen Einflüssen.
Szeneviertel
Arbat
Zwei der beliebtesten Einkaufsstraßen in Moskau sind der Nowy Arbat, eine wichtige Durchgangsstraße westlich des Kremls und die
Arbat-Straße, eine Parallelstraße zum Nowy Arbat und die älteste Fußgängerzone Moskaus. Die vom Roten Platz in nördlicher Richtung verlaufende
Twerskaja-Straße ist die vornehmste Einkaufsstraße der Stadt und die Adresse einiger teurer
Boutiquen. Klassische russische Mode kann man bei
Walentin Judaschkin am
Kutusow-Prospekt kaufen, einer der imposantesten Einkaufsstraßen Moskaus.
Auch viele etablierte ausländische Handelsketten sind mittlerweile in Moskau (wie auch zunehmend in anderen russischen Großstädten) präsent, so beispielsweise
Metro Cash&Carry,
Real,
Marktkauf,
Spar,
Auchan,
Obi oder auch
Ikea. An den großen Einfallstraßen aus und nach Moskau sowie am äußeren Autobahnring
MKAD entstehen außerdem jedes Jahr neue
Einkaufszentren, die jeden Komfort bieten und auch jeden Einkaufswunsch erfüllen. Besonders beliebt ist die Kette von Megamalls „
Mega“, die nicht nur vielfältige Shoppingmöglichkeiten, sondern mit Multiplex-Kinos und Kunsteisbahnen auch ein breites Unterhaltungsprogramm bieten.
Hohe Umsätze werden auch auf den Märkten erzielt, wie auf dem, allerdings im Juni 2009 geschlossenen,
Tscherkisowoer Markt im Osten der Stadt oder auf dem Luschniki-Markt in der Nähe des
Olympiastadions.
IT- und Kommunikationstechnik
In den letzten Jahren hat sich Moskau auch zu einem bedeutenden Standort der IT- und Kommunikationstechnik entwickelt. Neben zahlreichen einheimischen, russischen Software- und Computerunternehmen, wie etwa
1C,
Kaspersky Lab,
ABBYY,
Yandex,
Luxoft,
Softline oder
Rover Computers die ihren Sitz in Moskau haben, betreiben eine Vielzahl an internationalen Unternehmen, wie etwa
Intel oder
Hewlett-Packard Forschungs- und Entwicklungszentren in der russischen Hauptstadt. Auch die Mobilfunkanbieter
Mobile TeleSystems,
MegaFon und
Beeline haben ihre Hauptniederlassung in Moskau.
Das international vielbeachtete
Innovationszentrum Skolkowo, in den Medien oft als „russisches Silicon Valley“ bezeichnet, soll im Moskauer Vorort
Skolkowo entstehen.
Gastronomie
Das Restaurantangebot der Stadt ist kaum überschaubar, ständig sind neue Lokalitäten angesagt, andere werden wieder geschlossen. Die Preise sind sehr unterschiedlich. Es gibt Gaststätten, die der Unterhaltung dienen, Bars, Cafés, Nobelrestaurants, aber auch Fastfood-Ketten, Selbstbedienungsrestaurants und Kantinen.
Eines der berühmtesten Gerichte ist
Borschtsch, eine ukrainische Suppe aus
roter Bete, die auch in Russland und in Polen populär ist und dem Gast im Restaurant heiß mit saurer Sahne serviert wird. Weltweit bekannt sind
Bœuf Stroganoff (geschnetzeltes Rinderfilet, in saurer Sauce geschmort),
Ikra oder
Krasnaja Ikra (schwarzer oder roter
Kaviar),
Bliny (das russische Wort für
Pfannkuchen, eine Art
Crêpes meist mit Kaviar oder
Lachs und saurer Sahne serviert) und
Oladji (süße Pfannkuchen mit Marmeladenfüllung). Zum Nachtisch besonders beliebt sind
Blintschiki (eine Variation von Pfannkuchen) aus
Grieß oder
Buchweizen mit süßer Soße.
Infrastruktur und Lebensqualität
Basilius-Kathedrale
Beschäftigungsquote
Bis zum Ausbruch der
internationalen Wirtschaftskrise Ende 2008 herrschte in Moskau fast
Vollbeschäftigung. Das durchschnittliche Monatsbruttoeinkommen im Jahr 2006 lag bei umgerechnet rund 850 Euro .[SUP]
[20][/SUP] Nicht berücksichtigt ist dabei, dass nach wie vor ein hoher Anteil der Löhne schwarz gezahlt wird, effektiv dürfte die Lohnsumme 30 bis 100 Prozent über den offiziellen Zahlen liegen. Ende April 2009 waren in Moskau nach offiziellen Angaben gut 50.000 Erwerbspersonen arbeitslos gemeldet.[SUP]
[21][/SUP]
Lebensstandard
In Moskau verbesserte sich der Lebensstandard in den 2000er-Jahren erheblich. Die Stadt hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre von einer der preiswertesten zu einer der teuersten Städte der Welt entwickelt. Nach dem Wert des Verbraucherkorbes, der über 150 Hauptwaren beinhaltet, nimmt sie den ersten Platz in Europa ein und steht nur den
japanischen Städten
Tokio und
Ōsaka nach. Etwa fünf bis zehn Prozent der Moskauer Bevölkerung zählen zur wohlhabenden oder reichen Schicht. Das heißt, rund eine Million Menschen besitzen eine hohe Kaufkraft. Rund 40 Prozent der Einwohner, das sind etwa vier Millionen Menschen, gehören der neuen Mittelschicht an.[SUP]
[22][/SUP]
Immobilienpreise
Die Immobilienpreise sind insbesondere im Zentrum von Moskau exorbitant hoch: In den Verwaltungsbezirken am Stadtrand kosten Wohnungen rund 4000 Dollar pro Quadratmeter, im Verwaltungsbezirk Zentrum sind Kaufpreise von 8000 bis 8500 Dollar pro Quadratmeter üblich. Eine 117-Quadratmeter-Wohnung im Zentrum von Moskau mit russischem Ausbaustandard kostet demnach rund eine Million Dollar.[SUP]
[23]
[/SUP]
Kunst, Kultur und Tourismus
Theater
Bolschoi-Theater
Gebäude aus dem 19. Jahrhundert
Das
Bolschoi-Theater („Großes Theater“) in Moskau ist das bekannteste Theater der Stadt. Es besteht seit dem Jahre 1776. Damals erhielt Fürst Peter Urussow vom Zaren das Alleinrecht, in Moskau Schau- und Singspiele aufzuführen. Die ersten Schauspieler waren Leibeigene des Fürsten.
Die Aufführungen fanden zuerst noch in einem Privathaus statt, erst im Jahre 1780 entstand der Theaterbau am heutigen Standort. Das Bauwerk steht auf Holzpfählen in einem sumpfigen Teil des Moskauer Zentrums. Zuerst war das Theater nach der vorbei führenden Straße „Petrowski-Theater“ benannt. Im 18. Jahrhundert wurden überwiegend Opern russischer Komponisten aufgeführt, aber auch Dramen und Ballette.
1805 brannte das Theatergebäude ab und wurde 20 Jahre später durch den Architekten
Joseph Bové neu errichtet. Erst damals erhielt es den Namen „Bolschoi-Theater“. Am 18. Januar 1825 wurde das neue Bolschoi-Theater mit dem Prolog
Der Triumph der Musen zur Musik von
Alexei Werstowski und
Alexander Aljabjew wieder eröffnet. 1853 zerstörte erneut ein Brand die Inneneinrichtung des Theaters. Daraufhin stattete der Architekt
Albert Cavos das Gebäude noch kostbarer aus. Bis heute ist bis auf kleinere Veränderungen diese Einrichtung erhalten geblieben. Durch seine außergewöhnliche Architektur im Stil des russischen
Klassizismus gehört das Bolschoi-Theater heute zu den schönsten Theatern der Welt.
Heute arbeiten dort etwa 900 Schauspieler, Tänzer, Sänger und Musiker. Die Stars sind meistens auf Tournee in aller Welt unterwegs und daher selten in Moskau anzutreffen. Das Bolschoi-Theater ist heute die Heimat einer der ältesten und besten
Ballettkompanien der Welt, dem weltberühmten
Bolschoi-Ballett.
Weitere bekannte Theaterhäuser in Moskau sind beispielsweise das
Wachtangow-Theater an der alten Arbat-Straße, das 1897 gegründete
Tschechow-Künstlertheater sowie das in der späteren Sowjetzeit bekannt gewordene
Taganka-Theater.
Museen
Staatliches Geschichtsmuseum am Roten Platz
Zarenkanone im Kreml
Zarzyno-Museum
Unter den vielen
Museen der Stadt besonders sehenswert ist das „
Puschkin-Museum für Bildende Künste“ mit hervorragenden Exponaten zur Kulturgeschichte des Altertums, zur
Renaissance und einer breitgefächerten Gemäldesammlung vornehmlich westeuropäischer Künstler.
Sehr interessant ist auch die „
Tretjakow-Galerie“ im historischen Stadtteil
Samoskworetschje. Sie ist das größte Museum der russischen nationalen Kunst und präsentiert mehr als 100.000 Gemälde, Graphiken und Skulpturen vom 11. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Galerie wurde 1902 erbaut. Der Gründer war der russische Kaufmann
Pawel Tretjakow (1832–1898). Als ein leidenschaftlicher Sammler begann Tretjakow 1856, die Werke zeitgenössischer russischer Maler zu erwerben. 1892 betrug seine Sammlung, die nun auch
Ikonen umfasste, ungefähr 2000 Werke. Im selben Jahr schenkte er seine Sammlung der Stadt Moskau.
Nach Tretjakows Tod wurde das Museum von der
Stadtduma geleitet. Zu den Mitgliedern der Duma gehörten meist russische Künstler wie Ilja Ostruchow. Nach der
Oktoberrevolution im Jahre 1917 erlangte die Galerie nationalen Status. 1920 bis 1930 wurden Sammlungen zahlreicher anderer Museen in die Tretjakow-Galerie übertragen. Mitte der 1930er-Jahre fanden dort, wegen des auf den ständigen Zuwachs folgenden Raummangels, umfangreiche Erweiterungen statt. Auf Grund des großen Besucherandrangs erfolgte in den 1980er- und 1990er-Jahren ein weiterer Um- und Ausbau. 1995 wurde auch eine Abteilung für Moderne Kunst eröffnet.
Einen Besuch wert ist auch das Panorama der
Schlacht von Borodino, geschaffen von
Franz Roubaud (1856–1928), im
Borodino-Panorama-Museum, das
Staatliche Historische Museum am Roten Platz oder eine der zahlreichen Kunstausstellungen.
Östlich des Stadtzentrums, im früheren Andronnikow-Kloster, befindet sich das Museum des Malers
Andrei Rubljow (1360–1430), in dem der Meister der russischen Ikonenmalerei und Begründer der Moskauer Malschule im 15. Jahrhundert als Mönch lebte, starb und auch beigesetzt wurde. Das Museum beherbergt Ikonenmalerei des 14. bis 17. Jahrhunderts.
Das
Nowodewitschi-Kloster
Eines der schönsten
Klöster Moskaus ist das
Nowodewitschi-Kloster am rechten Moskwa-Ufer südwestlich des Stadtzentrums. Es war für 400 Jahre Zeuge historischer Ereignisse in Zusammenhang mit Persönlichkeiten wie
Iwan der Schreckliche,
Boris Godunow und
Peter der Große. Die architektonische Gesamtheit des Klosters entstand Ende des 17. Jahrhunderts und ist bis heute eines der Besten seiner Art in ganz Russland. In der Smolensker Kathedrale ist eine wertvolle Wandmalerei des 16. Jahrhunderts und eine prächtige Ikonostase mit den Ikonen der bekanntesten kaiserlichen Herrschaften jener Zeit zu besichtigen. In der Nähe des Klosters liegt der
Nowodewitschi-Ehrenfriedhof, auf dem zahlreiche berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Bauwerke
Blick auf den
Moskauer Kreml vom Ufer des
Moskwa-Flusses
Besuchereingang des Kremls
Zu den zahlreichen sehenswerten Bauwerken gehören viele Zeugnisse der Baukunst aus Vergangenheit und Gegenwart, Denkmäler berühmter Schriftsteller, Gelehrter und Staatsmänner sowie Monumente und Denkmäler zu Ehren großer historischer Ereignisse. Der Kreml und der Rote Platz stehen seit 1990 auf der
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbes. Allein die Russisch-Orthodoxe Kirche hat seit 1990 im Großraum Moskau etwa 1000 Kirchen renoviert und 200 neue Kirchen gebaut.[SUP]
[25][/SUP]
Der Kreml
Ikonostase im Inneren der
Mariä-Verkündigungs-Kathedrale
Ein bedeutsames Bau- und Geschichtsdenkmal ist der
Kreml, der älteste Teil Moskaus. Dort befindet sich der Sitz des russischen Präsidenten. Die bis auf den heutigen Tag erhalten gebliebenen
Mauern und 19 Türme wurden im 15. Jahrhundert errichtet und waren damals eine beachtliche Befestigungsanlage.
Die ältesten erhaltenen Baudenkmäler sind die
Mariä-Entschlafens-Kathedrale von 1479, die
Verkündigungs-Kathedrale von 1489 und die
Erzengel-Kathedrale aus dem Jahre 1509, die
Mariä-Gewandniederlegungs-Kirche von 1486, der
Facettenpalast aus dem Jahre 1491 sowie der 80 Meter hohe
Glockenturm Iwan der Große (Kolokolnja Iwana Welikogo) von 1508.
Später kamen die
Kirche zu den zwölf Aposteln mit dem Patriarchenpalast und der
Terem-Palast, beide erbaut im 17. Jahrhundert, das
Arsenal von 1736, der
Senatspalast aus dem Jahre 1787 und der 1849 vollendete
Große Kremlpalast hinzu. Im Senatspalast lebte und arbeitete von 1918 bis 1922
Lenin. Sein dortiges Arbeitszimmer und Wohnung sind heute originalgetreu in Lenins ehemaliger Vorstadtresidenz
Gorki Leninskije nachgestellt.
Das Gebäude der
Rüstkammer von 1851 enthält ein einzigartiges Museum mit Sammlungen alter Waffen und Kriegstrophäen, der größten Sammlung von Zarengewändern, Insignien, Thronsesseln, Kutschen und anderen Meisterstücken des russischen und ausländischen Kunsthandwerks, die mit der Geschichte Russlands verbunden sind. Unweit des Glockenturms Iwan der Große stehen die
Zarenkanone und die
Zarenglocke, einzigartige Denkmäler der russischen Gießerkunst des 16. bis 18. Jahrhunderts.
1961 wurde auf dem Kreml-Gelände der
Kongresspalast errichtet, ein sachlicher und zugleich festlicher Bau, dessen großer Saal ein Fassungsvermögen von 6000 Personen hat. Hier finden wichtige öffentliche Veranstaltungen und internationale Kongresse statt, aber auch Schauspiele sowie Opern- und Ballettaufführungen des Bolschoi-Theaters.
Der Rote Platz
Der Rote Platz, Blickrichtung Nord
Das Hotel National in der
Twerskaja-Straße
An den Kreml grenzt der
Rote Platz, der Hauptplatz Moskaus, auf dem sich das
Lenin-Mausoleum befindet. Der Name leitet sich vom russischen
Krasnaja Ploschtschad ab. Die Bezeichnung
Roter Platz ist nicht politisch (aus der Zeit der
Sowjetunion) motiviert und bezieht sich nicht auf die Farbe der Kremlmauern und -türme, deren Anstrich bis zum 19. Jahrhundert weiß war. Die Bezeichnung stammt aus dem 16. Jahrhundert, und bedeutet eigentlich „Schöner Platz“. Obwohl
krasnaja auf Altrussisch „schön“ bedeutete, ist „rot“ die Hauptbedeutung dieses Wortes im heutigen Russischen geworden. Die Bezeichnung des Platzes wird meistens auch von den Russen in dem neuen Sinne verstanden und wird dementsprechend im Deutschen mit „rot“ übersetzt.
Neben dem Platz befinden sich einige Gräber. In die
Kremlmauer sind
Urnen mit der Asche berühmter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur eingelassen; beispielsweise von
Josef Stalin und
Juri Gagarin. Auf dem Roten Platz stehen die
Basilius-Kathedrale, errichtet 1561, sowie ein Denkmal für
Kusma Minin und Fürst
Dmitri Poscharski, die Führer der Volkswehr von
Nischni Nowgorod und Helden des Befreiungskrieges gegen die polnisch-weißrussische
Intervention zu Beginn des 17. Jahrhunderts; das Denkmal (siehe hierzu
Minin-und-Poscharski-Denkmal) wurde 1818 von Iwan Petrowitsch Martos (1754–1835) fertiggestellt.
Auferstehungstor am Roten Platz
Weitere markante Bauwerke am Roten Platz sind das
Warenhaus GUM und das Gebäude des
Historischen Museums – beide Ende des 19. Jahrhunderts in einem stark an die altrussische Baukunst angelehnten Stil errichtet – sowie die
Kasaner Kathedrale, die ursprünglich Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, zu Sowjetzeiten abgerissen und 1993 wiederaufgebaut wurde. Ebenfalls in den 1930er-Jahren zerstört und nach Zusammenbruch der Sowjetunion wiederaufgebaut worden ist das
Auferstehungstor aus dem Jahr 1680, das sich am nördlichen Zugang zum Roten Platz befindet.
An der Kremlmauer befindet sich im
Alexandergarten das
Grabmal des Unbekannten Soldaten, ein 1967 errichtetes Ehrenmal für die Gefallenen des
Zweiten Weltkrieges. Ganz in der Nähe des Kreml und des Roten Platzes, angrenzend an das ehemalige
Hotel Rossija, sind einige der ältesten Steinbauten des
Kitai-Gorod, der Moskauer Altstadt, erhalten geblieben – unter ihnen Baulichkeiten des alten Zarenhofs, erbaut zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, das Haus des
Bojaren Romanow, die Annen-Kirche aus dem 15. Jahrhundert sowie andere interessante Kirchen und Häuser.
Die Twerskaja-Straße
Twerskaja-Straße
Der Weg nach
Twer und weiter nach
Sankt Petersburg nimmt an der
Twerskaja-Straße, nur ein paar Hundert Meter von der Kremlmauer entfernt, seinen Anfang. Hier fuhr einstmals Tatjana Larina, die Heldin des Romans in Versen „
Eugen Onegin“ von
Alexander Puschkin (1799–1837), in die Stadt ein. In den 1930er- und 1940er-Jahren wurde die Straße erweitert und mit neuen Gebäuden bebaut, einige alte sind von ihrem Standort hin bewegt und in die Tiefe der Wohnviertel verschoben worden. Die Straße ist heute ein Sammelort von luxuriösen Hotels, Bars, Restaurants und Einzelhandels-Geschäften.
1782 ist hier nach einem Entwurf des Architekten
Matwei Kasakow (1733–1812) das Rathaus der Stadt Moskau errichtet worden. Gegenüber dem Rathaus erhebt sich das
Reiterstandbild des Begründers der Stadt
Juri Dolgoruki. Die Denkmäler der russischen Dichter Alexander Puschkin und
Wladimir Majakowski (1893–1930), hergestellt durch die Bildhauer Alexander Opekuschin 1880 beziehungsweise Alexander Kibalnikow 1958, stehen an der Kreuzung der Straße mit dem Boulevard- und dem Gartenring.
Boulevard- und Gartenring
Ein
Jugendstilgebäude am Boulevardring
Straßen und Plätze des Stadtkerns umrahmen zahlreiche weitere Bau- und Geschichtsdenkmäler des 15. bis 18. Jahrhunderts. Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Zentrum Moskaus mit einer neun Kilometer langen und rund 30 Türme zählenden Stadtmauer umgeben, die nicht erhalten blieb. An ihrer Stelle entstand der
Boulevardring.
Jenseits der Stadtmauer umzog die Stadt zusätzlich ein etwa 16 Kilometer langer Erdwall mit
Palisaden und hölzernen Wehrtürmen. Den einstigen Verlauf des Wallgrabens markiert heute der
Gartenring, von dem sternförmig die größten Straßen Moskaus abgehen. Der
Komsomolskaja-Platz etwas außerhalb des Gartenringes stellt das Haupteisenbahntor der Hauptstadt dar und ist einer der belebtesten Orte Moskaus. Von den drei hier gelegenen Bahnhöfen laufen Eisenbahnstrecken nach unterschiedlichen Richtungen auseinander.
Das Bauensemble des Platzes ist beeindruckend. An seiner Schaffung nahmen berühmte Architekten teil.
Konstantin Thon entwarf den 1851 fertiggestellten Nikolai-Bahnhof (heute
Leningrader Bahnhof),
Fjodor Schechtel den
Jaroslawler Bahnhof von 1904,
Alexei Schtschussew das 1926 eröffnete Gebäude des
Kasaner Bahnhofs und das Klubgebäude und Leonid Poljakow das 28-geschossige Hotel „Leningradskaja“ von 1953.
Moscow City
Hauptartikel: Moscow City
Moscow City, Mai 2010
Fünf Kilometer westlich vom Kreml befindet sich das momentan größte Bauprojekt in Europa. Bereits in den 1990er-Jahren hatte man in Moskau von einem „russischen
Manhattan“ geträumt, doch wegen Geldmangel wurde das Projekt aufs Eis gelegt. Mit dem Wirtschaftsaufschwung und durch private Investitionen wurde im Jahr 2001 der erste
Wolkenkratzer fertiggestellt, nun befinden sich fast alle Projekte im Bau. Damit sollte die riesige Nachfrage nach Bürogebäuden in Moskau gedeckt werden. Die Fertigstellung aller Gebäude ist für das Jahr 2012 geplant, und die Kosten belaufen sich auf über zwölf Milliarden
US-Dollar.
Zu Moscow City gehört auch „
Federazija“, auf deutsch „Föderation“, für das am 9. Februar 2005 der Grundstein gelegt wurde. Im Zuge der Finanzkrise wurde im Dezember 2009 jedoch bekannt, dass beide Türme des „Federazija“ nur 243 Meter hoch sein werden statt der ursprünglich geplanten 360 Meter (mit Antenne 506 Meter) für einen der beiden Türme. Höchstes Gebäude Moskaus bleibt damit der 264,1 Meter hohe
Triumph-Palace (russisch Триумф-Палас), der außerhalb von Moscow City steht.
Weitere Bauwerke
Das Haus am Roten Tor
Das Neujungfrauenkloster
Sehenswert sind des Weiteren das „Schloss Ostankino“, ein einmaliges Architekturdenkmal des 18. Jahrhunderts; der
Ostankino-Fernsehturm von 1967; der
Schuchow-Radioturm aus dem Jahre 1922 und der ihm nachempfundene, 2006 fertiggestellte
Oktod-Sendeturm; das zwischen 1888 und 1893 erbaute
Warenhaus GUM am Roten Platz, das größte seiner Art in Russland; der
Arbat, ein altes historisches Stadtviertel, 1493 das erste Mal erwähnt; die
Christ-Erlöser-Kathedrale, im Jahre 2000 wiedereröffnet; sowie die sieben „Wolkenkratzer“, erbaut im
Zuckerbäckerstil, auch „Stalinfinger“ oder „
Sieben Schwestern“ genannt, wie zum Beispiel das
Hotel Ukraina, das Außenministerium und die
Lomonossow-Universität.
Mit einer Höhe von 537 Metern ist der Moskauer Fernsehturm in Ostankino der zweithöchste der Welt. Das Ausflugsziel im Norden der Stadt wurde in der Zeit von 1960 bis 1967 erbaut. Nach dem Brand im August 2000 wurde die Aussichtsplattform im Juni 2001 in 337 Metern Höhe wieder hergestellt und ist nach längerer Schließung inzwischen wieder für Besucher zugänglich. Mehrere Schnellaufzüge befördern die Touristen innerhalb von 58 Sekunden in die Höhe. Bei Sturm kann die Turmspitze mehr als zehn Meter ausschwingen.
Direkt neben dem Fernsehturm und dem Ostankino-Fernsehzentrum befindet sich der alte Adelssitz Ostankino. In vergangenen Epochen hatte das Schlösschen der russischen Fürstenfamilie
Scheremetew als Landsitz gedient. Nach der Oktoberrevolution war hier das „Museum für das Kunstschaffen der Leibeigenen“ eingerichtet worden.
Die Lomonossow-Universität befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums. Über der Moskwa unverkennbar auszumachen das 240 Meter hohe Zentralgebäude der Universität, 1949 bis 1953 errichtet, um das sich vier 17-stöckige Seitenflügel gruppieren. Etwa 30.000 Studenten sind hier eingeschrieben, und um jeden der rund 45.000 Räume aufzusuchen, müsste man einen Weg von 145 Kilometern zurücklegen. Ganz in der Nähe liegt der Luschniki-Sportpark – wichtigster Austragungsort der
Olympischen Spiele 1980 – mit dem 84.000 Gäste fassenden
Luschniki-Stadion, erbaut in den Jahren 1955 und 1956, mehreren kleineren Wettkampfanlagen und dem
Sportpalast Luschniki für 17.000 Zuschauer.
Das rund 95 Meter hohe
Denkmal für Peter I. am Zusammenfluss von Moskwa und
Wasserumleitungskanal zählt zu den
höchsten Statuen der Welt.
Parks
Das Freilichtmuseum Kolomenskoje
Der „
Gorki-Park für Kultur und Erholung“ ist der populärste unter den rund 100
Parks in Moskau. Er befindet sich im Zentrum der Stadt, am Ufer der Moskwa. Hier gab es zahlreiche Attraktionen, eine Bootsstation, Bars, Restaurants, Cafés und im Winter Eisbahnen. Seit dem Sommer 2011 wurden die Attraktionen aus Sicherheitsgründen abgebaut. Es soll eine "Grünfläche" entstehen.
Auf den Freilichtbühnen treten hier Künstler auf, an Festtagen finden Volksvergnügungen statt und werden farbenprächtige Feuerwerke abgebrannt. Den älteren Teil des Parks bildet der Lustgarten
(Neskutschny sad) mit malerischen Hügeln, Hainen und kleinen Brücken. Hier befanden sich im 18. Jahrhundert die Gutsgärten des Moskauer Adels. Weiter südlich geht der Lustgarten in die
Sperlingsberge (Worobjowy gory) über, eine dicht durchgrünte Hügellandschaft, von der aus sich ein Ausblick auf das Stadtzentrum Moskaus eröffnet.
Im Südosten der Stadt findet sich über der Moskwa der Park von
Kolomenskoje, heute ein
Freilichtmuseum. Berühmt ist hier vor allem die Christi-Himmelfahrtskirche, die erste russische Zeltdachkirche aus Stein.
Im Nordosten der Stadt befindet sich der etwa 300 Hektar große „
Sokolniki-Park für Kultur und Erholung“ in herrlicher Waldlandschaft. Größter Moskauer Erholungspark – er umfasst rund 1800 Hektar – ist, ganz am nordöstlichen Stadtrand gelegen, der „
Park von Ismailowo“, die einstige Vergnügungsstätte der letzten Zarendynastie; einige wenige Feudalbauten, unter anderen eine
barocke Kathedrale vom Ende des 17. Jahrhunderts, haben sich zwischen modernen Cafés, Pavillons und ähnlichem noch erhalten.
Erwähnenswert sind weiterhin der Park von
Kuskowo im Osten der Stadt – ein
Schlosspark, teilweise im englischen und französischen Stil errichtet – sowie die Parks von
Zarizyno,
Fili und Ostankino mit dem angeschlossenen
Botanischen Garten.
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Uliza Ostoschenka in Moskau -- eine der fünf teuersten Straßen der Welt - YouTube
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http://de.wikipedia.org/wiki/Moskau
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