Sexuelle Gewalt im Bosnienkrieg: Die leeren Augen
Im Bosnienkrieg wurden 1992 20.000 Frauen vergewaltigt, 50.000 Menschen wurden ermordet. Unser Autor war damals in Tuzla im Osten Bosniens. Eine Erinnerung.
Es waren zuerst die Gesichter. Die leeren Augen, die ins Nichts gerichteten Blicke, die im Sommer 1992 hinter dem Fenster des Busses zu sehen waren. Eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes bedeutete mir, dass dies Frauen aus dem von Serben eroberten Gebiet in Ostbosnien seien. Das Rote Kreuz habe sie da rausgeholt und ins noch sichere und freie Gebiet hierher in die Stadt Tuzla gebracht. Sie war sichtlich betroffen.
Langsam begann ich zu verstehen. Diese Flüchtlinge waren Opfer von Vergewaltigungen. Dass die serbischen Truppen während ihres Vormarsches in Bosnien nicht nur eine breite Blutspur gezogen, sondern im Zuge der „ethnischen Säuberungen“ auch Tausende Frauen vergewaltigt hatten, war schon gerüchteweise bekannt. Doch wer kann sich das schon vorstellen? Als das ganze Ausmaß der Massenvergewaltigungen bekannt wurde, regte sich vor allem in Mitteleuropa und in Deutschland eine breite Frauensolidarität.
Im Bosnienkrieg wurden 1992 20.000 Frauen vergewaltigt, 50.000 Menschen wurden ermordet. Unser Autor war damals in Tuzla im Osten Bosniens. Eine Erinnerung.
taz.de