n einem warmen Freitagabend streift sich Polizeihauptkommissar Oliver Heß, 38, eine schwarze Weste über. "Video-Dokumentation" steht auf neongelbem Untergrund auf der Rückseite. Heß tippt mit dem Zeigefinger auf die rechte Schulter: "Hier, das ist sie." Es klingt ein bisschen, als spreche er über einen vertrauten Menschen, über jemanden, der ihm am Herzen liegt. Doch es geht nur um eine Kamera, klein, schwarz, leistungsstark.
Später am Abend, auf der Partymeile im Frankfurter Stadtteil Alt-Sachsenhausen, schreitet Heß durch die lärmende Menge. "Die Aggressivität gegenüber der Polizei hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen", sagt er. Es werde
gepöbelt, gespuckt und geschlagen. "Mit der Kamera laufen die Einsätze aber fast immer deutlich geschmeidiger", so Heß. Die Bodycam gilt als neueste Errungenschaft der Polizei. Sie soll dazu beitragen, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Als erstes Bundesland hat Hessen das etwa 1500 Euro teure System vor zwei Jahren eingeführt und an Brennpunkten erprobt. In der Folge sank nach offiziellen Angaben die Zahl der jährlichen Fälle, in denen Polizisten in Alt-Sachsenhausen auf Widerstand trafen, von 40 auf 25. Statt neun verletzter Kollegen registrierten die Beamten nur noch einen. "Für uns ist die Kamera ein Erfolg, ganz klar", sagt Heß.
"Die Wirkung dieser Systeme ist völlig ungeklärt"
In Hessen soll der Einsatz der Bodycams daher ausgeweitet werden. Innenminister Peter Beuth (CDU) will 70 weitere Geräte anschaffen lassen, auch andere Bundesländer liebäugeln mit der Technik. In Rheinland-Pfalz beginnt gerade ein Feldversuch mit 15 Geräten, den Wissenschaftler der Universität Trier begleiten sollen.
"Ich hoffe, dass die Kameras eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Aggressoren haben", sagt der Mainzer Innenminister Roger Lewentz (SPD). In seinem Bundesland wurden im vergangenen Jahr 553 Polizisten verletzt. Auch die grüne Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic, selbst Polizistin, befürwortet die Technik: "Ich halte Bodycams grundsätzlich für geeignet, in besonderen Einsatzsituationen Beweise zu sichern, die ansonsten nicht verfügbar wären."