Neue Hilfen für die Türkei? Entwicklungsminister fordert EU-Milliarden-Notprogramm für Syriens Nachbarländer
Braucht die Europäische Union ein neues Milliarden-Programm für Flüchtlinge aus Syrien? Der deutsche Entwicklungsminister Müller sagt Ja. Doch bei der EU-Kommission gibt man sich zurückhaltend. Und selbst die Grünen sind alles andere als begeistert.
WENN DAS ELEND AN DIE TÜR KLOPFT
Liebe Freunde, erbittert verteidigen einige Politiker die Festung Europa. Gegen 'Flüchtlinge' und 'Einwanderer'. Heimlicher Rassismus hat Hochkonjunktur. Obwohl Europa durch Krieg und Ausbeutung große Mitschuld an der Flüchtlingswelle hat. Und Deutschland dringend Einwanderer braucht. Ich plädiere für mehr Menschlichkeit. Und mehr Klugheit. Wir sollten alle Flüchtlinge so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten.
HIER DIE WICHTIGSTEN FAKTEN EINER FAIREN FLÜCHTLINGS- UND EINWANDERUNGSPOLITIK
für alle, die sich auch für die Details dieser Tragödie interessieren:
I. Zur Zeit gibt es 60 Mio Flüchtlinge auf der Welt. 50 Prozent von ihnen sind Kinder. Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge im eigenen Land. Etwa ein Drittel verlässt sein Heimatland und flieht ins Ausland. Meist in arme Nachbarländer.
Nur ein Prozent (!), 625.000, stellten im bisherigen Rekordjahr 2014 einen Asylantrag im wohlhabenden Europa. 202.000 davon in Deutschland. Gemessen an der Einwohnerzahl liegt das wirtschaftlich starke Deutschland in Europa nur auf Platz 7, weltweit auf Platz 16. Auch wenn es 2015 doppelt oder dreimal soviel Asylsuchende geben sollte, ist das für unsere große Wirtschaftsnation und für tüchtige, vorurteilsfreie Politiker ein zwar großes, aber lösbares Problem. Ihr augenblickliches Gejammere ist schwer zu ertragen. Nach dem 2. Weltkrieg nahm Deutschland 12 Millionen Heimatvertriebene auf. Ohne zu jammern.
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II. Dauerhaft werden die jetzigen Fluchtwellen erst enden, wenn der Westen seine gesamte Außenpolitik und Außenhandelspolitik fundamental ändert. Wenn er statt seine Interessen gegenüber schwächeren Ländern mit brutaler Gewalt durchzusetzen, Gerechtigkeit und Menschlichkeit zum Kompass seiner Politik macht. Wenn er aufhört, schwächere Länder auszubeuten und zu überfallen. Fairness statt kalter Machtpolitik! Ist das wirklich unmöglich?
Eine derartige Kurskorrektur liegt auch in unserem Interesse. Der Wind der Weltpolitik kann sich drehen. Nirgendwo steht geschrieben, dass der Westen mit seinen knapp 900 Mio. Einwohnern die "übrigen" 6,5 Mrd. Menschen ewig beherrschen wird.
Ein enger Freund von mir hatte einen utopischen Traum. Den Traum einer großen Brücke von Afrika in die USA und einer Luftbrücke von Afrika nach Großbritannien. Damit die Flüchtlinge eine Alternative zum europäischen Festland hätten. Von den USA und Großbritannien seien schließlich die schlimmsten Kriege gegen den Mittleren Osten ausgegangen. Großbritannien habe außerdem Afrika hemmungslos ausgebeutet. Nach dem utopischen Traum meines Freundes würden amerikanische und britische Waffenfirmen die Land- und Luftbrücke finanzieren. Und für das Leid der Menschen in Afrika und im Mittleren Osten aufkommen. Sie hätten an den Kriegen schließlich auch am meisten verdient. Ein Traum, eine Utopie klar! Aber hat mein Freund mit seiner Utopie, seinem Traum nicht irgendwo Recht? Warum ist weltweite Gerechtigkeit immer nur ein utopischer Traum?
III. Hier das Minimum dessen, was wir tun müssen:
1.) Wir sollten alle Flüchtlinge wie Menschen, nicht wie lästige Störenfriede behandeln. Sie sind unsere Brüder und Schwestern. An der Art, wie wir Flüchtlinge behandeln, kann man den Wert unserer Zivilisation erkennen. Unsere Menschlichkeit, unseren Charakter.
Die meisten Flüchtlinge haben eine lange gefährliche Reise hinter sich. Sie sind oft ungewöhnlich tapfere und gleichzeitig verzweifelte Menschen. Viele sind durch die Schrecken, vor denen sie geflüchtet sind, traumatisiert. Wir sollten ihnen nach all den Strapazen zeigen, dass wir ein gastfreundliches Land mit Herz sind. Wir könnten sie zum Beispiel zu einem Grillabend, einer Sportveranstaltung oder auch einmal zu uns nach Hause einladen.
An Heiligabend 2014 habe ich 25 Flüchtlinge aus aller Welt zu einem Weihnachtsessen in die Stiftung Sternenstaub eingeladen. Um ihnen meinen Respekt zu zeigen. Weihnachten mit muslimischen und christlichen Flüchtlingen. Aus dem Irak, Tunesien, Nigeria, Kongo, Sierra Leone, Nepal. Was für ein wunderbarer Abend! Im kleineren Rahmen kann das jeder machen. Egal an welchem Festtag. Wir sollten den Flüchtlingen unsere Herzen öffnen.
2.) Die Kinder von Flüchtlingen brauchen oft Nachhilfeunterricht, um in der Schule mitzukommen und in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Kinder lernen schnell. Hier kann fast jeder mithelfen. Sportvereine können eine wichtige Rolle spielen, indem sie Flüchtlingskinder in ihre Sportmannschaften aufnehmen. Egal wie groß die Chancen ihrer Eltern sind, dauerhaft Asyl zu bekommen. Das ist schlicht eine Frage der Menschlichkeit.
3.) Wir sollten jungen Flüchtlingen, die besonders lern-und arbeitswillig sind, in Zusammenarbeit mit unserer Wirtschaft nach kurzer Sprach- und Fachausbildung zügig eine Arbeitserlaubnis geben. Auch sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen. In unserem eigenen Interesse. Wir können tüchtige junge Leute gut gebrauchen.
4.) Qualifizierten und hochqualifizierten Fachkräften sollten wir ebenfalls unbürokratisch eine Arbeitserlaubnis geben. In manchen Flüchtlingslagern sitzen Ingenieure, Ärzte und gut ausgebildete Fachkräfte untätig herum. Das ist volkswirtschaftlicher Unsinn.
5.) Wir brauchen nicht nur eine großzügigere "Flüchtlingspolitik". Sondern auch ein gut verständliches, modernes "Einwanderungsgesetz". Für junge hochbegabte und hochqualifizierte Ausländer aus der ganzen Welt, die sonst nie zu uns kommen würden. Aus sogenannten Schwellenländern zum Beispiel. Die auch in ihrem Land Karriere machen könnten. Ohne eine erfolgreiche Einwanderungspolitik wird Deutschland wegen seiner Geburtenschwäche eines Tages wirtschaftlich und sozial in große Schwierigkeiten kommen. Allein in den nächsten 10 Jahren fehlen in Deutschland bis zu 5 Mio. Fachkräfte. Hier haben WIR ein Problem.
Zur Zeit gibt es im Einwanderungsrecht eine verwirrende Fülle von Einzelregelungen, die im Ausland niemand durchschaut. Das wirkt wenig einladend. Ein hochbegabter junger Ausländer muss die Voraussetzungen, unter denen man in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis und einen Job bekommen kann, mit wenigen Mausklicks im Internet finden können.
Außerdem hätte ein solches Gesetz eine wichtige Signalwirkung: Deutschland würde endgültig anerkennen, dass es ein Einwanderungsland ist. Und weltweit zeigen, dass bei uns neben Menschen in Not auch qualifizierte Zuwanderer herzlich willkommen sind.
Das größte Hindernis einer sinnvollen Zuwanderung sind zur Zeit die rassistischen Sprüche einiger Politiker. Sie behaupten, sie kämpften für die Interessen Deutschlands. Doch sie sind in Wirklichkeit eine große Fortschrittsbremse für unser Land. Und häufig auch eine Schande.
Schändlich sind auch die augenblicklichen Angriffe auf Til Schweiger!
"Lieber Til! Lassen Sie die Leute reden! Es ist so wichtig, dass Sie sich öffentlich auf die Seite der Flüchtlinge stellen. Was stört es den Mond, dass ihn die Hunde anbellen. Wer, wie Sie, in Deutschland versucht, Gutes zu tun, wird immer angegriffen. Von Leuten, die nie auf die Idee kämen, anderen zu helfen. Deshalb werden diese Leute ja auch so aggressiv. Weil sie sich enttarnt fühlen. Diese Aggressivität ist im Grunde ein Kompliment für Sie. Machen Sie einfach weiter! Das macht vielen Menschen Mut. Dass andere über Sie permanent bösartige Unwahrheiten erzählen, ist nicht schlimm für Sie. Sondern ein Armutszeugnis für Ihre Gegner. Ihr Jürgen Todenhöfer"