Experten: USA verlieren Informationskrieg
Die USA verlieren den Informationskrieg an ihre Gegner und sollen ihre Medienpolitik gegenüber anderen Ländern reorganisieren. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf einen Expertenbericht.
„Mit ihren antiamerikanischen Meldungen entfachen Gegner einen Informationskrieg und gewinnen ihn. Die Strategie internationaler Kommunikationen der USA soll daher grundlegend umgestaltet werden“, heißt es in dem Papier. Der Bericht, dem Bewertungen von 30 renommierten Diplomaten und Experten im Bereich der internationalen Politik zugrunde liegen, war für das Rundfunkdirektorium bei der US-Regierung (BBG/Broadcasting Board of Governors) erstellt worden.
Reuters zufolge beträgt der BBG-Jahresetat 730 Millionen US-Dollar. Das Direktorium verwaltet solche wichtige Medien wie Stimme Amerikas und Radio Liberty. Nach Angaben des für Auslandssendungen zuständigen BBG-Vizechefs Jeff Trimble wurden seit Beginn der Ukraine-Krise im vergangenen Februar 25 Sendungen, größtenteils in russischer Sprache, erweitert beziehungsweise neu geschaffen. Das Direktorium ersuche die US-Regierung um zusätzliche 15 Millionen Dollar jährlich, um russischen Massenmedien effektiver entgegenzuwirken.
Trimble zufolge geben die USA für russischsprachige Dienste im Durchschnitt rund 20 Millionen Dollar im Jahr aus. Dagegen betrage das Jahresbudget russischer fremdsprachiger Medien bis zu 500 Millionen Dollar, kritisierte Trimble.
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Nemzow-Mord und Troll-Brigade: Neue Verschwörungstheorien frei Haus
Ist der russische Oppositionelle Boris Nemzow ermordet worden, weil er für die USA gearbeitet hat? Das kolportiert die „Frankfurter Allgemeine“. Das Boulevardblatt „Bild“ weiß derweil von Kreml-finanzierten Internet-Trollen, „die für Putin pöbeln“. Gefunden hat die der gute alte Kalte-Krieg-Sender „Radio Free Europe/Radio Liberty“.
Nach bisherigem offiziellem Ermittlungsstand hat der Mord an dem früheren russischen Vizeregierungschef Boris Nemzow einen islamistischen Hintergrund. Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen im Zentrum Moskaus wurden mehrere Männer aus Tschetschenien als Verdächtige verhaftet. Einer von ihnen hat den Mord zunächst sogar gestanden, dann widerrufen und schließlich den Widerruf widerrufen. Aufgeklärt ist das Verbrechen bis dato tatsächlich nicht.
Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ steuert mit drei Worten auf ihrer Titelseite ein angebliches neues Tatmotiv bei: „Nemzow half Amerika“ ist da zu lesen. Der Ende Februar hinterrücks erschossene russische Oppositionspolitiker habe dazu beigetragen, Sanktionslisten gegen das Umfeld von Präsident Wladimir Putin zu verfassen.
Problem des Berichts: Die „Quellenlage“ ist – wohlwollend formuliert – dünn. Die renommierte Zeitung beruft sich auf nicht näher benannte Sicherheitskreise und Mutmaßungen russischer Oppositionspolitiker.
Die aus Frankfurt kolportierte Verschwörungstheorie geht so: Nach der Eingliederung der Schwarzmeerhalbinsel Krim vor einem Jahr soll der prominente Putin-Gegner den USA geholfen haben, eine Liste mit führenden russischen Politikern und Geschäftsleuten zu erstellen, die mit Einreiseverbot und Vermögenssperre belegt werden.
„In die Liste der Amerikaner muss Insiderwissen eingeflossen sein“, so die „Frankfurter Allgemeine“. So seien zwar vor allem enge Freunde und Weggefährten von Präsident Putin mit Sanktionen bestraft worden, „aber zu den gelisteten Personen gehörte auch der Vorsitzende des russischen Parlaments, Sergej Naryschkin“. Dieser „soll nach Angaben aus Sicherheitskreisen in geheimer Mission auf die Krim gereist sein, um den zukünftigen Gouverneur der Krim auszusuchen“.
Und dann der Scoop auf der „FAS“-Titelseite: „Der russische Oppositionspolitiker Wladimir Milow hält es für wahrscheinlich, dass der Mord an Nemzow mit dessen Engagement für Sanktionen gegen Russland zu tun hat.(…) Im Kreml sei man über die Lobbyarbeit Nemzows erbost gewesen.“
Auch an einer früheren Sanktionsliste der Amerikaner aus dem Jahr 2012 soll Nemzow dem Bericht zufolge beteiligt gewesen sein. Dafür habe sich der russische Politiker mit konservativen US-Senatoren getroffen, darunter den früheren Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, John McCain, und Senator Ron Johnson.
Und es kommt noch dicker, der Moskauer war auch noch gekauft: „Nemzow soll von dem amerikanischen Investor George Soros finanziell unterstützt worden sein“, kolportiert die „FAS“.
Das wirft freilich Fragen auf: Sollte der mächtigste Geheimdienst der Welt tatsächlich nicht allein dazu in der Lage sein, eine Liste mit mehreren Dutzend Personen aus dem Umfeld Putins zu erstellen? Sind CIA und Co. dafür auf einen Zuträger aus Moskau angewiesen?
Man kann die Titelstory als mühsamen Versuch lesen, dem Kreml doch noch den Schwarzen Peter in Sachen Nemzow-Mord zuzustecken. Aus der Ikone des Westens wird dafür ein bezahlter Verräter.
In den Leserkommentaren wird denn auch geätzt: „Die Geschichte spielt dem Kreml so sehr in die Hände, dass sie glatt von ihm hätte erfunden sein können.“ Für die große Masse der Russen dürfte das, was man Nemzow unterstellt, Landesverrat sein. Wäre es da nicht ein leichtes gewesen, den Putin-Widersacher öffentlichkeitswirksam wegen Hochverrats vor Gericht zu bringen und die ganze Opposition als auf der Pay-Roll Washingtons bloßzustellen?
Wer derlei Fragen stellt, läuft Gefahr, als „russischer Internet-Troll“ zu gelten.
Wie Europas auflagenstärkste Boulevardzeitung „Bild“ meldet, sitzen „irgendwo in Sankt Petersburg“ in einem Bürohaus „junge Menschen mit bunten Turnschuhen“ und „in T-Shirts“ vor Computern. Ihre Aufgabe: „Online pöbeln für Putin“. Oder, seriöser formuliert: Angestellt und bezahlt vom Kreml durchforsten die russischen Trolle soziale Netzwerke, Blogs sowie Webseiten im Inland und Ausland. Das Ziel: Diese systematisch mit Pro-Putin und anti-westlichen Kommentaren zu fluten.“ 400 dieser „Staatstrolle“ soll es geben, sie arbeiten in Zwölf-Stunden-Schichten.
Quelle, laut „Bild“, der Radiosender „Radio Free Europe/ Radio Liberty“, eine seit Jahrzehnten arbeitende Einrichtung zur Verbreitung amerikanischer Propaganda in der Welt.
Bis Anfang der 1970er Jahre stammte ein Großteil des RFE/RL-Budgets vom US-Auslandsgeheimdienst CIA. Heute wird die Sendeanstalt offiziell vom Kongress der Vereinigten Staaten finanziert.
http://de.sputniknews.com/meinungen/20150325/301652484.html
Was für ein Satz:
Wie Europas auflagenstärkste Boulevardzeitung „Bild“ meldet, sitzen „irgendwo in Sankt Petersburg“ in einem Bürohaus „junge Menschen mit bunten Turnschuhen“ und „in T-Shirts“ vor Computern. Ihre Aufgabe: „Online pöbeln für Putin“. Oder, seriöser formuliert: Angestellt und bezahlt vom Kreml durchforsten die russischen Trolle soziale Netzwerke, Blogs sowie Webseiten im Inland und Ausland. Das Ziel: Diese systematisch mit Pro-Putin und anti-westlichen Kommentaren zu fluten.“ 400 dieser „Staatstroll soll es geben, sie arbeiten in Zwölf-Stunden-Schichten.
Zu bunt
Keine Turnschuhe
schön wärs
ja vielleicht