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Interview mit Gravitationsphysiker
„Das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat“
14.02.2016 14:54 Uhr
Von Ralf Nestler
Karsten Danzmann über die Entdeckung der Gravitationswellen, die Verschwiegenheit von 1000 Leuten und ein neues Signal in den Messdaten.
Herr Danzmann, sind Sie neidisch, weil der Nachweis einer Gravitationswelle erstmals mit den amerikanischen Ligo-Detektoren gelang und nicht mit „Geo600“ in der Nähe Ihres Instituts in Hannover?
Nein, Ligo ist auch unser Detektor, wir sind Teil der Kollaboration. Unsere Stärke war schon immer die Technologieentwicklung. Das, was wir für den kleineren Detektor Geo600 entwickelt und dort erprobt haben, steckt jetzt in dem erneuerten Ligo-Observatorium, wo die erste Welle nachgewiesen wurde. Und zwar gleich am ersten Tag, an dem es überhaupt möglich war, ein solches Ereignis zu messen. Da hatten wir schon Glück.
...
Schon länger gab es Gerüchte über die Entdeckung. Haben diese geschadet oder eher genützt, weil Sie dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen haben?
Ich glaube, das war ausgeglichen. Dafür, dass ungefähr 1000 Menschen vier Monate davon wussten, ist ziemlich wenig an die Öffentlichkeit gelangt.
Man erwartet, dass Advanced-Ligo etwa eine Handvoll solcher Ereignisse pro Jahr misst. Dann müssten Sie doch schon das nächste haben, wann wird das veröffentlicht?
Wir sind dabei, die Daten auszuwerten. In dem Fachartikel, der am Donnerstag in den „Physical Review Letters“ veröffentlicht wurde, sind Informationen zu insgesamt 16 Messtagen enthalten. Da ist schon zu sehen, dass es noch ein weiteres verdächtiges Signal gibt. Ob es wirklich eine Gravitationswelle war oder doch etwas anderes dahintersteckt, das müssen wir noch analysieren. Geben Sie uns noch ein paar Wochen, vielleicht auch Monate.
...
Warum brauchen Sie so viele Detektoren, reicht nicht einer?
Jeder von ihnen ist omnidirektional, das heißt, er zeichnet Signale aus allen Richtungen auf und kann auch die Polarisation – also die Schwingungsrichtung der Wellen – nicht unterscheiden. Mit zweien kann man ungefähr die Ursprungsrichtung einer bestimmten Welle rekonstruieren, mit dreien geht das ganz gut, aber man kann noch nicht gut oben und unten unterscheiden. Erst mit vieren ist man in der Lage, das Signal vollständig zu erfassen bezüglich Richtung und Polarisation.
...
Wie das?
Wenn man sich das erste Signal anschaut, dann ist das ein Hinweis darauf, dass das ganz interessant werden könnte. Was wir registriert haben, ist mit Abstand das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat. Da wurden in Sekundenbruchteilen drei Sonnenmassen verbrannt und in Wellen umgesetzt. Und trotzdem war das Ereignis für alle möglichen Teleskope nicht sichtbar. Wir sehen nun erstmals Signale aus einer dunklen Schattenwelt, die wir bisher überhaupt nicht kennen. Wer weiß, was da noch alles auf uns lauert.
Interview mit Gravitationsphysiker: ?Das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat? - Wissen - Tagesspiegel
Und hier der Link zu den Messwerten, die z.Zt. noch analysiert werden:
http://journals.aps.org/prl/pdf/10.1103/PhysRevLett.116.061102
„Das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat“
14.02.2016 14:54 Uhr
Von Ralf Nestler
Karsten Danzmann über die Entdeckung der Gravitationswellen, die Verschwiegenheit von 1000 Leuten und ein neues Signal in den Messdaten.
Herr Danzmann, sind Sie neidisch, weil der Nachweis einer Gravitationswelle erstmals mit den amerikanischen Ligo-Detektoren gelang und nicht mit „Geo600“ in der Nähe Ihres Instituts in Hannover?
Nein, Ligo ist auch unser Detektor, wir sind Teil der Kollaboration. Unsere Stärke war schon immer die Technologieentwicklung. Das, was wir für den kleineren Detektor Geo600 entwickelt und dort erprobt haben, steckt jetzt in dem erneuerten Ligo-Observatorium, wo die erste Welle nachgewiesen wurde. Und zwar gleich am ersten Tag, an dem es überhaupt möglich war, ein solches Ereignis zu messen. Da hatten wir schon Glück.
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Schon länger gab es Gerüchte über die Entdeckung. Haben diese geschadet oder eher genützt, weil Sie dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen haben?
Ich glaube, das war ausgeglichen. Dafür, dass ungefähr 1000 Menschen vier Monate davon wussten, ist ziemlich wenig an die Öffentlichkeit gelangt.
Man erwartet, dass Advanced-Ligo etwa eine Handvoll solcher Ereignisse pro Jahr misst. Dann müssten Sie doch schon das nächste haben, wann wird das veröffentlicht?
Wir sind dabei, die Daten auszuwerten. In dem Fachartikel, der am Donnerstag in den „Physical Review Letters“ veröffentlicht wurde, sind Informationen zu insgesamt 16 Messtagen enthalten. Da ist schon zu sehen, dass es noch ein weiteres verdächtiges Signal gibt. Ob es wirklich eine Gravitationswelle war oder doch etwas anderes dahintersteckt, das müssen wir noch analysieren. Geben Sie uns noch ein paar Wochen, vielleicht auch Monate.
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Warum brauchen Sie so viele Detektoren, reicht nicht einer?
Jeder von ihnen ist omnidirektional, das heißt, er zeichnet Signale aus allen Richtungen auf und kann auch die Polarisation – also die Schwingungsrichtung der Wellen – nicht unterscheiden. Mit zweien kann man ungefähr die Ursprungsrichtung einer bestimmten Welle rekonstruieren, mit dreien geht das ganz gut, aber man kann noch nicht gut oben und unten unterscheiden. Erst mit vieren ist man in der Lage, das Signal vollständig zu erfassen bezüglich Richtung und Polarisation.
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Wie das?
Wenn man sich das erste Signal anschaut, dann ist das ein Hinweis darauf, dass das ganz interessant werden könnte. Was wir registriert haben, ist mit Abstand das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat. Da wurden in Sekundenbruchteilen drei Sonnenmassen verbrannt und in Wellen umgesetzt. Und trotzdem war das Ereignis für alle möglichen Teleskope nicht sichtbar. Wir sehen nun erstmals Signale aus einer dunklen Schattenwelt, die wir bisher überhaupt nicht kennen. Wer weiß, was da noch alles auf uns lauert.
Interview mit Gravitationsphysiker: ?Das gewaltigste Ereignis, das man jemals im Universum beobachtet hat? - Wissen - Tagesspiegel
Und hier der Link zu den Messwerten, die z.Zt. noch analysiert werden:
http://journals.aps.org/prl/pdf/10.1103/PhysRevLett.116.061102