Bizarre Geräte für Mars-Flüge: Russland vs. USA
Der soeben gestartete ISS-Dauerflug ist ein Wettbewerb zwischen der russischen und der US-Medizin. Die Frage ist, wessen Methoden besser sind, um Menschen auf autonome Missionen (wie etwa zum Mars) vorzubereiten. Die Ärzte erfinden bizarre Vorrichtungen für diese Zwecke. Eine zuständige russische Forscherin klärt auf.
„Wir und die Amerikaner haben unterschiedliche Vorbeugungssysteme gegen die Krankheiten, die durch die Schwerelosigkeit bedingt sind. Der einjährige Flug soll zeigen, wessen Methoden effizienter sind. Dieser Vergleich zählt zu den Aufgaben der Dauermission.
Der US-Astronaut und der russische Kosmonaut haben ihre eigenen Übungsprogramme im All. Die Kontrolle soll dabei einheitlich sein. Die beiden Raumfahrer sollen also den gleichen Tests unterzogen werden“, sagte Inessa Koslowskaja, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, in einem Interview mit der Tageszeitung „Iswestija“.
Die Forscherin leitet die Abteilung für Vorbeugung am russischen Institut für medizinisch-biologische Probleme. Koslowskaja erläuterte, die russische Wissenschaft halte das Lauftraining für die beste Vorbeugung im All. Es gebe ein spezielles Laufband für die Schwerelosigkeit. Dabei setze man vor allem auf den sogenannten anaeroben Lauf mit intensiven Belastungen. Den Kern der US-Methoden bilde dagegen das Krafttraining. Darauf gehe auch der Unterschied bei den geplanten Trainingsprogrammen zurück.
Der russische Kosmonaut Michail Kornijenko übe eine Stunde am Laufband, eine halbe Stunde am Trimm-Dich-Rad und eine Stunde mit Krafttrainingsgeräten. Der US-Astronaut Scott Kelly widme dagegen anderthalb Stunden dem Krafttraining. Sein Rad- und Lauftraining nehme dann insgesamt nur eine Stunde in Anspruch.
Die Forscherin kommentierte: „In Sachen Dauerflüge haben wir zweifelsohne mehr Erfahrungen als unsere US-Kollegen. Vor der Inbetriebnahme der ISS haben wir dreißig Jahre lang Dauerflüge absolviert, während die amerikanischen Shuttle-Missionen jeweils zehn bis 15 Tage gedauert haben. Doch die Amerikaner sind davon überzeugt, dass sie alles Modernste und Richtigste haben. Das ist ihr nationaler Charakterzug. Die Chinesen sind dagegen bereit zu lernen und Erfahrungen zu übernehmen. Die Amerikaner können das nicht.
Sie glauben: Wenn sie etwas nicht wissen, weiß das keiner in der Welt.“
Generell beinhalte der derzeitige Dauerflug drei Arten von medizinischen Experimenten: rein amerikanische, rein russische und gemeinsame. Ein wichtiger Schwerpunkt des gemeinsames Programms bestehe darin, den Zustand der Raumfahrer bei ihrer Rückkehr zu testen: „Alle haben TV-Bilder gesehen, wie Raumfahrer nach ihrer Landung aus der Kapsel geholt und sorgfältig getragen werden. Doch künftig – wie etwa bei einem Mars-Flug – wird das nicht möglich sein.
Man wird die Kapsel selbständig verlassen und sich weiterbewegen müssen. Deshalb brauchen wir objektive Daten, in welchem Zustand die Raumfahrer landen und wie schnell ihre Körperfunktionen wiederhergestellt werden.
Was geschieht mit dem Organismus innerhalb von 24 Stunden nach der Landung? Wir planen eine Reihe von Tests, um zu verstehen, ob ein Raumfahrer in der Lage ist, selbständig aufzustehen und die Kapsel zu verlassen.“
Die Forscherin sagte weiter: „Für interplanetare Flüge soll ein Computer-Trainer entwickelt werden. Derzeit verläuft jede Mission unter ständiger Kontrolle von der Erde aus. Doch bei einem Fernflug wird das nicht mehr möglich sein. Ein Computer-Trainer für autonome Flüge soll alle Körperdaten kontrollieren, alle Tests analysieren, sie mit der Datenbank vergleichen und Empfehlungen liefern. Sonst sind keine superlangen Flüge möglich.
Wir tüfteln bereits an einem solchen System, aber auch an einem künstlichen Milieu mit Belastungen eigens für die Schwerelosigkeit. In der ISS hat man es beispielsweise gern, sich Filme während der Erholungszeit anzusehen. Wir entwickeln einen Mechanismus: Solange man auf die Pedale drückt, läuft der Film. Lässt man das Pedal los, setzt der Film aus. Das wäre ein Ersatz für das Laufband. Wir wollen erreichen, dass das aktive Training möglichst wenig Zeit in Anspruch nimmt. Denn die Zeit im Orbit ist teuer.“
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