Die Türkei bzw. das Osmanische Reich was wir beide meinen war eine Dynastie/Monarchie. Zwar nicht mit dem selben Staatsprinzip aber eben mit einem festen Herrscher/Herrscherklasse (Türken). Die Staatsgrenzen oder Landesgrenzen eher wurden jährlich erweitert was unter mittelalterlichen Bedingungen aber zu der Zeit völlig normal war zum Leid anderer.
Dennoch war eben diese Herrscherklasse/Dynastie vorbestimmend bis in die heutige Zeit und resultierte in der Gründung der heutigen Republik Türkei. Zypern selbst war jedoch gar keine Nation. Es war ein Kaufmannsplatz, zwar waren die Griechen dort das vorherrschende Volk aber klare Monarchische Strukturen gab es dort nicht. Auch kein Staatsprinzip wie auf dem Festland im Falle des Byzantinischen oder Osmanischen Reiches. Zudem dieser Platz eben von den damaligen Kaufmannsgilden Genua/Venedig voneinander beansprucht wurden.
Rund 20-25% des Staatsgebietes Russland gehören im grunde auch Turkvölkern, dessen Emirate zerschlagen und die Völker assimliert wurden. Auch Zypern hätte weiterhin der Türkei gehören können, hätte Abdülhamit II. die Insel für den Russisch-Türkischen Krieg den Engländern nicht verpachtet hätte.
Die Insel rational betrachtet ist mehr ein Wirtschaftsplatz und weniger eine funktionierende Nation. Vor der UN-Versammlung gibt es laut der Zyprisch-Griechischen Seite wohl konkrete Annäherungen. Akinci hat sich wohl sogar bereit erklärt, 2 Bezirke (Güzelyurt) und teile von Lefkosa den Griechischen Zyprioten zu überlassen.
Es tut mir leid aber diese KKTC Schwachsinn war von Anfang an ein Fehler. Man hätte Nord-Zypern rational betrachtet annektieren müssen um so etwas zu vermeiden. So war die Befreiung der Insel völlig umsonst. Da hätte man auch gleich die ein paar Tausend Türken auf Zypern in die Türkei deportieren können. Wenn eine Regierung nicht die Eier hat, ist es die Türkische das ist offensichtlich und wird jeden Tag offensichtlicher.
Die osmanische Dynastie, wie auch die verschiedene byzantinischen Dynastien vor ihr, hatten ihren Sitz in Konstantinopel/Istanbul und über große Gebiete geherrscht, zu denen auch Zypern gehörte, wie auch z.B. die östliche Ägaisküste, die Schwarzmeerregion, Kreta, Pelopones. Einige Städte in dieser Regionen waren wichtige Standorte für den Handel, der größte Teil war von Bauern bewohnt, die von Landwirtschaft lebten - in Zypern wie in allen anderen Regionen. Viele von dieser Regionen waren lange unter der Kontrollen von lateinischen Mächten, wie die Französen, Genoa, oder Venedig. In einigen Zeiten wurden diese Regionen auch von Monarchien mit lokalem Sitz kontrolliert, wie in Zypern von Lusignan.
Es gab also keinen wesentlichen Unterschied zwischen Zypern und alle anderen genannten Gebieten. Mit dem langsamen Zerfall des OR sind in vielen dieser Gebiete neue Staaten entstanden, die in aller Regel keine staatliche Tradition hinter sich hatten, mit der Ausnahme der Türkei und vielleicht Paar andere, die durch ihren Sonderstatus eine quasi-staatliche Tradition hatten, wie Ägypten oder Rumänien. Der Unterschied zwischen Griechenland, Bulgarien, Albanien von der einen Seite und Zypern von der anderen, ist das in den ersten die neue Staatlichkeit mit einer bestimmten ethnisch-nationalen Identität verbunden war, während in Zypern mit der Geographie - was meiner Meinung nach auch eine stabilere Grundlage ist, um einen Staat aufzubauen. Zypern ist (zumindest offiziell) kein Nationalstaat, und das ist gut so. Es ist ein funktionierender Staat, so viel wie es auch die Türkei und Griechenland sind.
Zu dieser Debatte über "Befreiung" will ich lieber nichts sagen, weil das uns von der Sache ablenken würde. Bleiben wir bei den Verhandlungen. Akinci und Erdogan wisssen schon gut, dass wenn sie eine Lösung wollen, ein Teil des Territoriums den griechischen Zyprioten zurückgegeben werden muss. Akinci will eine Lösung, und ich schätze, die Mehrheit der türkischen Zyprioten auch. Ob sie auch Erdogan will, werden wir noch sehen.