Zumindest in Österreich
Frauen werden gleichgestellt, aber nicht gleich behandelt
2024 beginnt die Anpassung des Pensionsalters an das der Männer. Sonst aber bleibt alles beim Alten
Im kommenden Jahr ist es so weit. Das gesetzliche Pensionsantrittsalter der Frauen wird, in relativ raschen Schritten, an jenes der Männer angeglichen. Gleichstellung, juhu! Ganz so, wie es der Verfassungsgerichtshof vor mehr als dreißig Jahren verfügt hat. Damals, 1992, war Johanna Dohnal Frauenministerin, eine sogenannte große Koalition aus SPÖ und ÖVP regierte, Kanzler war Franz Vranitzky. Und es bestand nicht nur im Frauenministerium die Hoffnung, dass in mehr als drei Jahrzehnten, wenn Frauen so wie Männer mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand treten, gleiche Rechte und gleiche Chancen für alle herrschen würden.
Faktum ist jedenfalls: Wir schreiben den Jahreswechsel 2023/24 – und von gleichen Chancen für Frauen in Österreich kann noch immer nicht die Rede sein. Sie werden im Pensionssystem zwar den Männern gleichgestellt – aber in ihrem gesamten Frauenleben davor keineswegs gleichbehandelt. Der Gender-Pay-Gap klafft, in Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik und Verwaltung dominieren Männer. Nur in Berufen, in denen es wenig Geld für viel Anstrengung gibt, dominieren Frauen – etwa in der Pflege oder im Handel. Frauenpolitik tritt in vielen Bereichen seit Jahrzehnten auf der Stelle. Noch immer befassen wir uns, und das ist kaum zu fassen, mit den absoluten Basics in Sachen Gleichstellung: dem Thema Kinderbetreuung etwa.
2024 beginnt die Anpassung des Pensionsalters an das der Männer. Sonst aber bleibt alles beim Alten
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