Die Rückkehr des Baubooms in Russland: Kreditvergabe trotz Einkommensrückgangs
Trotz anhaltender realer Einkommensverluste erleben Hypothekarkredite in der Russischen Föderation einen deutlichen Aufschwung. Ein Grund dafür ist, dass die Geldpolitik der Zentralbank den Markt in einem schwierigen Umfeld stabilisieren konnte.
Obwohl die russischen Haushalte nun schon das dritte Jahr in Folge mit Einkommensrückgängen zu kämpfen haben, können sich viele Russen nach wie vor ihre eigenen vier Wände leisten. Dies bestätigen jüngst veröffentlichte Daten zu den Volumina der genehmigten Immobilienkredite und zur Gesamtfläche aller inbetriebgenommenen Wohnungen. Probleme gibt es allerdings vor dem Hintergrund der Tendenz zu kleineren Flächen.
Informationen der Agentur zur Wohnkreditvergabe gegen Hypothek (rus. АИЖК) zufolge betrug das Gesamtvolumen aller in Russland vergebenen Hypothekarkredite in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 458,2 Milliarden Rubel (6,7 Milliarden €), was mit dem Vergabevolumen des gesamten letzten Jahres vergleichbar ist. Nach Schätzung der Agentur wird diese Summe in der Gesamt-Jahresbilanz 1,5 Billion erreichen, wobei etwa 900.000 Kredite vergeben worden sein dürften.
Im nächsten Jahr ist eine weitere Steigerung zu erwarten und der Betrag wird wieder das Niveau von 2014 erreichen, als die Finanzierungsform des Hypothekarkredits einen absoluten Rekord von 1,76 Billionen Rubel aufstellte.
Diese Dynamik des Hypothekenmarktes sieht vor dem Hintergrund des andauernden Rückgangs der Realeinkommen in Russland noch eindrucksvoller aus. Genau vor zwei Jahren - im Oktober 2014 - war letztmalig ein Aufwärtstrend bei den Realeinkommen in der Statistik zu verzeichnen. Seit dieser Zeit sind die Einkommen infolge der Wirtschaftskrise kontinuierlich gesunken, im Oktober dieses Jahres 5,9 Prozent. Trotz eines leichten Lohnwachstums führt die Inflation weiterhin zu einem realen Einkommensrückgang.
Allerdings traten jene Faktoren, die nach dem Rückgang des letzten Jahres eine Wiederbelebung der russischen Wirtschaft begünstigten, wieder stärker zutage. Die Leiterin der Abteilung für Finanzratings der Nationalen Ratingagentur, Karina Artemjewa, hebt gleich vier treibende Faktoren dieses Marktes hervor: die kontinuierliche Senkung des Leitzinses der Zentralbank, die staatliche Subventionierung der Zinssätze der Immobilienkredite, die Verbesserung der Arbeitsqualität der Bauunternehmen und die Auswirkung des so genannten Mutterkapital-Programms.
Diese zweckgebundene Leistung für jedes geborene Kind in Höhe von 453.026 Rubel (6.662,15 Euro) ist besonders für die Regionen wichtig. Der Betrag kann im Zusammenhang mit dem Erwerb von Wohneigentum für eine Anzahlung reichen, die bis zur Hälfte des gesamten Wohnungspreises ausmachen kann.
Die Anhebung des Leitzinses auf vorübergehend bis zu 17 Prozent war eine jener Maßnahmen, die den Rubelverfall Ende 2014 stoppen konnten. Nun ist der Leitzins wieder auf zehn Prozent gesunken, was sogleich dazu führte, dass auch die führenden Banken ihre eigenen Zinsen - wenn auch unmerklich - senkten. Dadurch erholte sich der Hypothekenmarkt wider Erwarten recht schnell.
Noch Anfang dieses Jahres waren Immobilienkredite nur mit 18 Prozent Jahreszins zu haben, eine Reihe der Banken strich das Hypothekenprogramm sogar komplett aus dem Leistungsangebot. An der Gesundung der Hypothek seien jedoch alle interessiert, so Artemjewa - Banken, Bauträger und Kreditnehmer.
Problematisch ist allerdings der erkennbare Trend zu billigen Kleinapartments. Die Erfahrung in vielen Ländern, in denen dieser mancherorts sogar zu Abrissmaßnahmen führte, zeigt, dass die in Russland derzeit praktizierbare Errichtung vielstöckiger Wohnkleinbezirke mit einem hohen Anteil von Kleinapartments ein Weg ist, der ins Nichts führen kann. Sie widerspiegelt städtebauliche Standards, die in vielen Ländern nicht mehr angewendet werden.
https://deutsch.rt.com/russland/43606-immobilien-baubooms-in-russland-kreditvergabe/
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Ölpreis zieht deutlich an – OPEC einigt sich auf Fördergrenzen
Optimistische Töne vom OPEC-Treffen in Wien ließen die Preise an den Ölmärkten am Mittwoch deutlich in die Höhe schnellen. Die Delegierten und Ölminister der Mitgliedsstaaten sind optimistisch, sich auf eine Drosselung des Angebots einigen zu können.
Einen Sprung um gleich sieben Prozent hat der Ölpreis am heutigen Mittwoch auf den Weltmärkten hingelegt. Grund für diese Entwicklung sind optimistische Töne, die aus der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) zu vernehmen waren.
Deren Minister und Delegierte tagen zur Stunde im Wiener Luxushotel Park Hyatt. Die Mitgliedsstaaten streben eine Einigung über ein koordiniertes Vorgehen mit Blick auf den künftigen Ölausstoß an. Ziel ist es, die anhaltend niedrigen Preise auf den übersättigten Märkten anzuheben. Obwohl es im Detail noch Unstimmigkeiten gibt, erwarten führende Experten des Kartells, dass es zu einer Einigung kommen wird.
"Es wird heute eine Einigung geben", erklärte ein irakischer Delegierter, als er den Tagungsort betrat. Auch der iranische Ölminister Bijan Zanganeh zeigte sich optimistisch. Er fügte hinzu, dass es noch keine Anfrage an den Iran gegeben habe, seinen Ausstoß zu senken.
Bereits im September hatten die Mitgliedsländer des Kartells einen Vorvertrag geschlossen, der darauf abzielte, den derzeitigen Ausstoß in Höhe von 33,64 Millionen Barrel pro Tag (bpd) auf zwischen 32,5 und 33 Millionen zu drosseln. Seit 2014 hat sich der Ölpreis auf den Ölmärkten mehr als halbiert.
Derzeit soll um die exakte Höhe der Drosselung gefeilscht werden. Reuters zufolge habe sich Iran mit der Forderung an die OPEC gewandt, Saudi-Arabien zur Drosselung der Produktion um mindestens eine Millionen bpd zu bewegen, wesentlich mehr als Riad bis dato zu drosseln beabsichtigt.
In eigener Sache will Teheran die Produktion bei etwa vier Millionen bpd einfrieren, was etwa 200.000 bpd über dem derzeitigen Ausstoß liegt. Dies erklärten zwei OPEC-Delegierte gegenüber Bloomberg am Montag. Die Saudis wollen einen Förderstopp des Iran auf dem derzeitigen Stand von 3,707 Millionen bpd. Algerien, das als Vermittler auftritt, schlug einen iranischen Höchstausstoß von 3,795 Millionen bpd vor.
Die Russische Föderation als größter Ölproduzent außerhalb der OPEC nimmt nicht am Treffen in Wien teil. Sollte eine Vereinbarung erzielt werden können, würde sich das Land jedoch dieser Vereinbarung anschließen wollen. Russland förderte im Oktober 11,2 Millionen bpd, was dem höchsten Volumen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion entsprach. Mehrere OPEC-Mitglieder hatten in den letzten Wochen ihrem Unmut darüber Ausdruck verliehen, dass Moskau eher dazu neigt, seine Fördermengen einzufrieren als diese zu drosseln.
Nachdem die Preise auf den Weltmärkten am Dienstag nachgegeben hatten, notierte Öl der Sorte Brent heute mit 49,85 US-Dollar mehr als drei Euro höher als am Vortag. Der US-amerikanische Benchmark-Index WTI lag bei 48,45 Dollar.
https://deutsch.rt.com/wirtschaft/43763-olpreis-zieht-deutlich-an-opec/