IMD-Studie: Russland gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit
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Russland ist im von der IMD Business School erstellten Ranking der wettbewerbsfähigsten Länder um sechs Plätze nach oben geklettert, schreibt die Zeitung „Wedomosti“ am Donnerstag.
Russland hat es von 60 untersuchten Ländern mittlerweile auf Platz 42 geschafft.
Die IMD-Experten heben Russlands Erfolge im Wirtschaftsbereich hervor. Die drei anderen Faktoren (Effizienz der Staatsverwaltung und die Wirtschafts- und Infrastruktureffizienz) sind im Grunde konstant mangelhaft.
Die drei wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften (USA, Schweiz, Hongkong) sind auf ihren Plätzen geblieben. Schlusslicht ist Venezuela. Deutlich abgerutscht sind die süd- und osteuropäischen Länder. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich vom 16. auf den achten Platz verbessert. Das sei eine große Überraschung, sagte der IMD-Wettbewerbsforscher Stephane Garelli. Zugleich warnte er davor, die Europäer zu unterschätzen, denn die Schweiz, Schweden, Deutschland und Norwegen sind nach wie vor enorm stark. Sehr gute Aussichten haben die BRICS-Länder, ergänzte der Experte. Ihre Stellung sei allerdings vor allem wegen Südafrika und Indien schwächer geworden. Dafür aber hätten China und Russland Fortschritte gemacht.
Russlands Erfolg ist nicht zuletzt durch den hohen Beschäftigungsgrad bedingt. Die Arbeitslosigkeit lag 2012 bei 5,5 Prozent (Durchschnittswert: acht Prozent). Bei der Jugend betrug sie 13,2 Prozent, was ein Drittel unter dem Durchschnittswert liegt. Zum Vergleich: In Spanien erreichte sie 53 Prozent, in Italien und Portugal jeweils 35 Prozent.
© RIA Novosti.
Reiche und arme Europäer
Nicht zu übersehen sei jedoch, dass die Beschäftigung dank der Schattenwirtschaft wächst, betonte der russische Wirtschaftsexperte Valeri Mironow. Im legalen Bereich sinke die Beschäftigung: In den vergangenen fünf Jahren wurden in den Verarbeitungsbranchen die Arbeitsplätze um nahezu 20 Prozent (1,4 Millionen) gestrichen.
Zu den positiven Aspekten Russlands zählen die niedrigen Staatsschulden, die niedrige Einkommenssteuer, die Stabilität der Einlagenzinsen und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die negativen sind der schwächer werdende Export, das Rentensystem, der Kapitalmarkt, die Bürokratie und die demographischen Kennzahlen.
Russland sei im Ranking vor allem wegen der raschen Verschlechterung der Situation in anderen Ländern gestiegen, sagte Elina Pechonova von der Moscow Business School. Wenn man aber die Situation der zurückliegenden fünf Jahre analysiere, so sei der Fortschritt auch dank der inneren Ressourcen möglich geworden. Die IMD-Experten haben unter anderem die politische Stabilität im Land gelobt.
Die größten Probleme Russlands seien der niedrige Diversifizierungsgrad seiner Wirtschaft und die große Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen, so Experte Garelli.
Die entwickelten Industriezweige seien stark genug und in die schwachen Branchen gehe niemand, konstatierte der Präsident des Handy-Einzelhändlers Euroset, Alexander Malis. Russlands größte Stärke bestehe in seinen riesigen Ressourcen, der enormen Marktkapazität, der günstigen geopolitischen Lage, während seine größten Nachteile die schwache Staatsverwaltung und die inadäquate Wirtschaftspolitik seien, so der Mitbesitzer von Rostselmasch, Konstantin Babkin. Ihm zufolge ist die Konkurrenzfähigkeit des russischen Agrarmaschinenbaus in den frühen 2000ern konstant gestiegen, doch in den vergangenen zwei bzw. drei Jahren hatten die Marktteilnehmer „negative Erwartungen“: mehrere Betriebe seien geschlossen worden, während die staatliche Unterstützung nach dem
WTO-Beitritt geringer geworden sei.
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Trotz wachsendem Wohlstand: Russen haben Zukunftsangst
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Die Vorstellungen der Russen von Wohlstand haben sich in den vergangenen 20 Jahren komplett gewandelt, schreibt die Zeitung „Nowyje Iswestija“ am Donnerstag.
Das geht aus einer Studie des Allrussischen Zentrums für Erforschung der öffentlichen Meinung (russ. Abk.: WZIOM) hervor.
Vor zehn Jahren hatten die Russen als Wohlstand Restaurantbesuche, Auslandsurlaub oder ein eigenes Ferienhaus auf dem Land betrachtet. Mittlerweile sind diese Dinge zur Gewohnheit geworden. Heute gelten Jachten, eigene Flugzeuge und Sportautos als Luxus.
Die Russen haben auch andere Vorstellungen von Reichtum. In den frühen 2000er-Jahren wurde jemand als reich betrachtet, dessen Einkommen um das 2,5-fache höher lag als der Durchschnitt. Heute ist es das Fünffache.
Das Konsumverhalten der Russen hat sich auch verändert: 2006 hatten mehr als 60 Prozent der Befragten beim Kauf von Lebensmitteln auf den Preis geachtet. Heute sind es nur noch 28 Prozent. Für die anderen ist die Qualität der Lebensmittel ausschlaggebend. Außerdem verwiesen die WZIOM-Experten darauf, dass heute nur noch 20 Prozent sich keine „unnötigen“ Käufe leisten können. Als solche werden beispielsweise Mobiltelefone betrachtet. Für 29 Prozent der Befragten ist ein neues Handy auf dem Markt ein Grund, es zu kaufen. Nur 15 Prozent wechseln ihr Handy, wenn es kaputt gegangen oder gestohlen worden ist. Vier Prozent der Befragten haben gleich zwei oder mehrere Mobiltelefone.
Das Wohlstandswachstum der Russen sei eine zweideutige Sache, so der Soziologe Leonid Bysow. „Einerseits wachsen die Einkommen der Menschen, die Armut geht zurück und der Lebensstandard der Mittelschicht steigt. Andererseits aber ist das Missverhältnis zwischen Lebensstandard und den nicht allzu optimistischen Erwartungen der Bevölkerung offensichtlich“, so der Experte. Die Russen seien zwar reicher geworden, blicken aber mit einer geringen Zuversicht in die Zukunft. Deshalb wächst der Wunsch, das Land zu verlassen. „Alle wissen doch, dass sich der Wohlstand Russlands auf instabile Faktoren wie den Ölpreis stützt und dass sich die Situation schnell ändern kann“, ergänzte Bysow.
Erwähnenswert ist in diesem Kontext auch eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum, der zufolge 73 Prozent der Russen glauben, dass Millionäre ihr Vermögen auf unehrliche Weise erworben haben. (Zum Vergleich: 2008 lag diese Zahl bei 70 Prozent). Ein Drittel der Russen kritisieren, dass die Reichen Eigentum und Bankkonten außerhalb Russlands haben und ihre Kinder ins Ausland zum Studium schicken.
http://de.ria.ru/zeitungen/20130530/266215285.html