Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Sammelthread: Ded Gecaj

Nicht falsch verstehen, ich fand deine Ausführung nur ein bisschen..fantasiereich, könnte aus einem Telenovela-Drehbuch stammen.

Das Mädchen hat doch ausgesagt, dass es vom Vater vergewaltigt wurde. Warum soll da noch groß rumspekuliert werden?


Es gab doch auch die Engländerin die behauptet hat von dem einen Deutschen vergewaltigt worden zu sein.
Er saß unschuldig im Türkischen Knast.
Vorher hat man ihn verflucht und jetzt tut ihm jeder leid.
Man sollte vorsichtig sein mit sowas.

Und bitte,
es sind noch fragen offen,
zurückblättern und dann lesen.
Hoffe einer bringt mal die Antworten.
Wenn man diese Fragen umgeht,ist es ein beweis
das ihr selber nicht sicher seid.

Ps. Sollte der Vater schuldig sein,dann hoffe ich das er Totgeprügelt wird,sowie die die davon wussten.
 
selbst wenn, was sagt das aus? in welchen Prozess konnte er als "Poliziechef" eingreifen? Na!?

Hör mal,
Ein Polizeichef kann viel bewirken,vor allem wenn sein Pedo Bruder im Spiel ist.
Willst mir doch nicht sagen das die Schweiz sie aus nächstenliebe schützt,wo doch massenweise Albaner abgeschoben werden....
Ich bitte dich schau mal hinter die Bühne.

Warum schützt man sie so sehr?
Kenne Fälle wo sich die Polizei nicht mal eingemischt hat.
"Warum kann sie mit niemanden reden?
Und denkst du die Schweizer beschützen sie?
Vielleicht beschützen sie sich selber mit ihr.

Es ist krank was mit dem Mädchen gemacht wurde,
ihr Leben ist weg.
Hoffe es geht ihr gut.
 
Hör mal,
Ein Polizeichef kann viel bewirken,vor allem wenn sein Pedo Bruder im Spiel ist.
Willst mir doch nicht sagen das die Schweiz sie aus nächstenliebe schützt,wo doch massenweise Albaner abgeschoben werden....
Ich bitte dich schau mal hinter die Bühne.

Warum schützt man sie so sehr?
Kenne Fälle wo sich die Polizei nicht mal eingemischt hat.
"Warum kann sie mit niemanden reden?
Und denkst du die Schweizer beschützen sie?
Vielleicht beschützen sie sich selber mit ihr.

Es ist krank was mit dem Mädchen gemacht wurde,
ihr Leben ist weg.
Hoffe es geht ihr gut.

Okay, wir fangen mal ganz sachlich an. Bring mir bitte mal eine Quelle die her gibt welche Stellung sein Bruder in der Polizei gehabt hat, dann können wir Stück für Stück die Sache angehen.
 
Ich habe nie etwas von einem Bruder geschriben. Lies meine Theorie bitte nochmals ganz genau, vielleicht verstehst du auch mal, von was ich spreche.

Eure Theorie: Gecaj war es 100%

Meine Theorie: Beiden könnte eine Affäre mit Besarta angehängt werden.

Psychologisch gesehen hast du Recht. Es ist schwer für junge Mädchen etwas vorzuspielen.
Aber James Bond hat mir schon gezeigt dass Ded Gecaj zu 99% schuldig ist. Habe seinen Text über Das Kinderhaus noch nicht gelesen.

Dennoch, du kannst ruhig zugeben, meine Theorie mit "Besarta war jung, verliebte sich in den Lehrer und schlief mit ihm. Aus Liebe zu ihm, hat sie sich gegen ihren Vater verschworen und sich so in die ganze Sache verstrickt, dass die einzige Lösung eine Flucht und eine neue Identität ist.

SOOOO unwahrscheinlich ist das ja nicht... auch wenn ich das Gegenteil zu wissen glaube.

Ich möchte nur diese eine Bestätigung

Na ja dass Besatra zu einem Meschen der anscheinend der Anzeige war der ihr Helfen wollte besondere Gefühle entwickelt hat, kann sein. Und wahrscheinlich hat sie aus seinem Tod die Kraft genommen ihrer Familie ein für alle mal den Rücken zu kehren. Aber dafür das der Lehrer Besarta vergewaltigt haben soll gibt es überhaupt keine Anzeichen (nicht einmal logische Ansätze), ausser die Aussage eines Mörders. Und hier ist auch die Defintion Mörder wichtig. Denn der Vater hat allen anschein nach nicht in irgend einem Affekt gehandelt wie behauptet (also weil der Lehrer die Tochter vergwaltig hat). Nein, er hat das wohl recht gut geplant, sonst hätte er sich nicht so leicht absetzen können. In alle Spontanität aufgewüllt nach Rache schafft man es in aller Regel nicht. Zumal sich die Polizei bei diesem besonderen Fall bestimmt sehr viele gegeben hat ihn schnell zu fangen.


Was müsste wohl die Familie dieses Lehrers denken, wenn sie hier mitlesen würden... Mein herzliches Beileid.
 
Na ja dass Besatra zu einem Meschen der anscheinend der Anzeige war der ihr Helfen wollte besondere Gefühle entwickelt hat, kann sein. Und wahrscheinlich hat sie aus seinem Tod die Kraft genommen ihrer Familie ein für alle mal den Rücken zu kehren. Aber dafür das der Lehrer Besarta vergewaltigt haben soll gibt es überhaupt keine Anzeichen (nicht einmal logische Ansätze), ausser die Aussage eines Mörders. Und hier ist auch die Defintion Mörder wichtig. Denn der Vater hat allen anschein nach nicht in irgend einem Affekt gehandelt wie behauptet (also weil der Lehrer die Tochter vergwaltig hat). Nein, er hat das wohl recht gut geplant, sonst hätte er sich nicht so leicht absetzen können. In alle Spontanität aufgewüllt nach Rache schafft man es in aller Regel nicht. Zumal sich die Polizei bei diesem besonderen Fall bestimmt sehr viele gegeben hat ihn schnell zu fangen.


Was müsste wohl die Familie dieses Lehrers denken, wenn sie hier mitlesen würden... Mein herzliches Beileid.[/QUOTE]

Ebenfalls mein Beileid, so oder so.
Ich habe den Lehrer nicht als Vergewaltiger dargestellt, hoffe du stimmst da mit mir überein. Ich habe lediglich gesagt, es könnte ja sein, dass der Lehrer mit ihr sexuell verkehrt hat und seine Position ausgenutzt hat. (Wie gesagt, ich glaube auch nicht daran, aber es macht immerhin 1% der Wahrscheinlichkeit aus).
Deshalb kann ich oben aufgestellte Theorie nicht zu 100% ausschliessen.
Wie auch schon gesagt glaube ich, dass Ded Gecaj seine Tochter vergewaltigt hat, aber kannst du das selber auch zu 100% sagen? Nein kannst du nicht, weil das niemand kann. Das können nur der Lehrer, Ded Gecaj selbst und Besarta belegen.
Da der Lehrer leider tot ist (Wirklich schade, nicht ironisch oder so) bleiben noch Ded und Besarta. Hier stehen Aussage gegen Aussage. Beweise müsse her, erst dann können wir mit Sicherheit sagen, dass Ded Gecaj seine eigene Tochter sexuell missbraucht hat.

Bitte vesteht mich also nicht falsch, ich unterstelle niemandem etwas, ich versuche bloss konkret zu werden und mögliche Theorien aufzustellen, auch wenn ich selbst nicht von diesen Theorien überzeugt bin.
 
Na ja dass Besatra zu einem Meschen der anscheinend der Anzeige war der ihr Helfen wollte besondere Gefühle entwickelt hat, kann sein. Und wahrscheinlich hat sie aus seinem Tod die Kraft genommen ihrer Familie ein für alle mal den Rücken zu kehren. Aber dafür das der Lehrer Besarta vergewaltigt haben soll gibt es überhaupt keine Anzeichen (nicht einmal logische Ansätze), ausser die Aussage eines Mörders. Und hier ist auch die Defintion Mörder wichtig. Denn der Vater hat allen anschein nach nicht in irgend einem Affekt gehandelt wie behauptet (also weil der Lehrer die Tochter vergwaltig hat). Nein, er hat das wohl recht gut geplant, sonst hätte er sich nicht so leicht absetzen können. In alle Spontanität aufgewüllt nach Rache schafft man es in aller Regel nicht. Zumal sich die Polizei bei diesem besonderen Fall bestimmt sehr viele gegeben hat ihn schnell zu fangen.


Was müsste wohl die Familie dieses Lehrers denken, wenn sie hier mitlesen würden... Mein herzliches Beileid.[/QUOTE]

Ebenfalls mein Beileid, so oder so.
Ich habe den Lehrer nicht als Vergewaltiger dargestellt, hoffe du stimmst da mit mir überein. Ich habe lediglich gesagt, es könnte ja sein, dass der Lehrer mit ihr sexuell verkehrt hat und seine Position ausgenutzt hat. (Wie gesagt, ich glaube auch nicht daran, aber es macht immerhin 1% der Wahrscheinlichkeit aus).
Deshalb kann ich oben aufgestellte Theorie nicht zu 100% ausschliessen.
Wie auch schon gesagt glaube ich, dass Ded Gecaj seine Tochter vergewaltigt hat, aber kannst du das selber auch zu 100% sagen? Nein kannst du nicht, weil das niemand kann. Das können nur der Lehrer, Ded Gecaj selbst und Besarta belegen.
Da der Lehrer leider tot ist (Wirklich schade, nicht ironisch oder so) bleiben noch Ded und Besarta. Hier stehen Aussage gegen Aussage. Beweise müsse her, erst dann können wir mit Sicherheit sagen, dass Ded Gecaj seine eigene Tochter sexuell missbraucht hat.

Bitte vesteht mich also nicht falsch, ich unterstelle niemandem etwas, ich versuche bloss konkret zu werden und mögliche Theorien aufzustellen, auch wenn ich selbst nicht von diesen Theorien überzeugt bin.

Ersteinmal- der Vergleich Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch in Verbindung mit Inzest ist falsch. Ich habe das schon geschrieben. Das ist emotional und psychologisch etwas anderes. Und Aussage gegen Aussage ist so auch nicht richtig, sexueller Mißbrauch läßt sich nicht vortäuschen. Seelische Zerstörung läßt sich nicht spielen. Wenn du mit OPfern massiver familiärer Gewalt zu tun hättest, oder mit Miußbrauchsopfern, wüßtest du das. Täglicher Terror hinterläßt immer Spuren. Ich hatte bereits geschrieben-bei den Fällen, wo es zu Irrtümern kam, waren die Opfer viel jünger.

Zum Thema "Albaner" natürlich meinte ich dich nicht- du bemühst dich ja um Argumente, obwohl ich sie zu kurz gedacht finde. Ich meinte eher Meinungen á la "im Kanun sind Vergewaltigungen verboten" das ist einfach ein Witz. Ich führe das nicht näher aus, kommt vielleicht falsch an.

Ich behaupte, ein Großteil der Unschuldsvermutungsbefürworter würden ganz anders argumentieren, wenn der Vater Serbe wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mulinho..okay, okay..natürlich darf man alles hinterfragen.

ich poste mal einen interessanten Artikel stückweise, der ein paar der hier aufgeworfenen Fragen wie ich finde zu lösen hilft:


.
Paul Spirig, Jahrgang 1962, wilde Frisur, Stoppelbart, gelegentlich etwas chaotisch, mit einer Vorliebe für orangefarbene T-Shirts, war der buchstäblich bunte Hund im Lehrerkollegium; ein junger Mann mit viel Energie und Idealismus, gelegentlich aber auch unbequem, denn er hielt nie zurück mit seiner eigenen Meinung. Andy Prinzing hat ihn als Kollegen erlebt, der an die Veränderbarkeit des Menschen glaubte und neue Formen des Lernens und Lehrens wagte. Und er hatte ein glückliches Händchen. «Kopf oder Zahl?» fragte er jeweils. Wer verlor, holte und zahlte den Znüni im Schulkiosk, den er selber geschreinert hatte. Paul hat meistens gewonnen. Das Leben war kein Spiel für ihn, und doch nahm er es spielerischer als manche seiner Kollegen.

Für Andy Prinzing war Paul Spirig «ein geborener Lehrer», denn er fand meistens einen guten Draht zu seinen Schülern. Als ihr Kumpel verstand er sich jedoch nie. Er war der Chef im Zimmer, und für diesen zählte zum Wichtigsten, dass die Klasse harmonierte. Dass alle dazugehörten. Für ihn war es gelebte Integration, Velotouren, Exkursionen oder Nachtwanderungen zu organisieren, wann immer er konnte. Und er lehrte die Jugendlichen, offen die eigene Meinung zu sagen, ob in der Schule oder zu Hause.

Paul Spirig hatte eine Klasse mit rund zwanzig Schülerinnen und Schülern, wovon vierzig Prozent Ausländer waren – nichts Besonderes für eine Realschule im Agglo-Westen von St. Gallen. Von den Schwierigkeiten mit der Schülerin Besarta Gecaj erfuhr Schulleiter Prinzing erstmals im Oktober 1998, als ihn Klassenlehrer Spirig zu einem Gespräch mit den Eltern Gecaj bat. Die vierzehnjährige Besarta war die Tochter des Ehepaars Ded und Roza Gecaj, das einzige Mädchen von fünf Kindern. Ded Gecaj war 1991 aus Kosovo in die Schweiz emigriert und arbeitete seither als Gipser im Kanton St. Gallen. Drei Jahre später zog seine Familie nach, unter ihnen die damals neunjährige Besarta, ein zurückhaltendes, intelligentes Mädchen.

Die Gecajs waren nicht wie die meisten Kosovaren muslimisch, sondern katholisch. Zunächst hatten die Eltern ihre Tochter an die katholische Sekundarschule St. Gallen geschickt. Doch Besarta bestand die Probezeit nicht, weshalb sie im November 1997 in die Klasse 2K von Paul Spirig ins «Engelwies» versetzt wurde. Besarta war eine unauffällige Realschülerin – bis auf die wiederholten Unterrichtsabsenzen. Ob es um Schulausflüge oder Schwimmunterricht ging, um Nachtwanderungen oder das kommende Winterlager, immer wieder hatte Lehrer Spirig mitunter heftige Diskussionen mit Ded Gecaj, weil dieser seine Tochter nicht mitgehen lassen wollte. Der Lehrer hingegen beharrte auf ihrer Teilnahme, was im Übrigen auch der offiziellen Haltung der Schulbehörden entsprach. So bewegte sich Besarta Gecaj dauernd zwischen zwei Welten, die sich gegenseitig fremd waren.
Was der Lehrer seit Juni 1998 ebenfalls von Besarta selber wusste: dass sie von ihrem Vater seit Jahren geschlagen wurde. Deshalb zog Paul Spirig auch eine Schulsozialarbeiterin für das Gespräch mit den Eltern bei. Dabei gab sich der Vater überraschend moderat und behauptete, es sei die Mutter, die ihre Tochter nicht ins Winterlager gehen lassen wolle, was jedoch nicht stimmte, wie Besarta ihrem Lehrer hinterher versicherte. Es war umgekehrt. Prinzing und Spirig boten den Gecajs ein separates Schlafzimmer für Besarta an, zugleich insistierten sie aber auf deren Teilnahme am Lager. Zugleich wurden weitere Hausbesuche bei den Gecajs vereinbart.

Die Bedrohung

Nach dem Gespräch erhofften sich der Klassenlehrer und der Schulleiter eine gewisse Entspannung der Situation, doch die trat nicht ein. Das Misstrauen von Ded Gecaj gegenüber Paul Spirig wuchs, er muss geahnt haben, dass seine Tochter sich immer wieder ihrem Lehrer anvertraut hatte. Der Vater, glaubten Spirig und Prinzing schon damals, sah im Lehrer eine zunehmende Bedrohung, dass er die Kontrolle über seine Tochter verlieren könnte.

Sechs Wochen später, am 11. Dezember 1998, hörte Andy Prinzing das nächste Mal von Besarta Gecaj. Es war der Tag, an dem Paul Spirig seine Schülerin von der Steinerbrücke in St. Gallen heruntergeholt hat, nachdem ihn zwei Mitschülerinnen gewarnt hatten, Besarta wolle sich dort das Leben nehmen, weil sie den Druck zu Hause nicht mehr aushalte. Spirig nahm das Mädchen zu sich nach Hause, wo bereits die halbe Klasse vor der Türe wartete. Er riet Besarta, sich an die Opferhilfe zu wenden, und von dort aus wurde sie noch am selben Abend in einem Mädchenhaus in Zürich in Sicherheit gebracht.

Jener 11. Dezember war auch der Tag, an dem Ded Gecaj erstmals drohte, den Lehrer seiner Tochter umzubringen. Der Vater war ausser sich, weil die Behörden ohne sein Einverständnis gehandelt hatten. Nun schaltete der Schulleiter die Polizei ein, und gemeinsam wurde beschlossen, die beiden Kinder von Paul Spirig sowie dessen schwangere Ehefrau bei Bekannten im Appenzellerland unterzubringen. Am selben Tag schrieb Paul Spirig einen langen Brief an die Vormundschaftsbehörde, der mit folgenden Sätzen schloss: «Morddrohungen sind ein Offizialdelikt. Die Polizei hat die Pflicht, diesen nachzugehen. Mit der Familie Gecaj muss ein absolut klares Gespräch mit der Androhung von Konsequenzen geführt werden. Ich weiss nicht, ob es in Ihrem oder meinem Interesse liegt, diesen Vorfall in der Öffentlichkeit publik zu machen.»

Noch vor Weihnachten beschlossen die Behörden, Besarta Gecaj per sofort in ein anderes Schulhaus und eine andere Klasse umzuteilen. Das war eine notwendige Deeskalation der Situation, aber die grundsätzlichen Probleme waren damit noch lange nicht gelöst, wie auch der Schulleiter wusste. Am 22. Dezember schrieb Andy Prinzing an die städtische Schulvorsteherin: «Mit der Krisenintervention wird nur reagiert. Vorbeugend wird nicht gewirkt. (…) Wir setzen im Grunde ja nur die Vorschriften um, die uns von der Verwaltung und der Politik vorgegeben sind. Und hier vermissen wir die Unterstützung der politischen Seite. Wir glauben aber auch, dass die Problemkreise der Oberstufe in der Politik gar nicht erkannt werden. (…) Wir spüren in unserer Arbeit wenig Unterstützung und vor allem keine Konzepte zu den Themen Integration, Elternarbeit, Verwahrlosung. Gerne würden wir an eine breitere Öffentlichkeit gelangen, wohl wissend, dass unsere Probleme auch gesellschaftlicher Natur sind. Die Angst vor einer Verschärfung der Problematik, beispielsweise der Fremdsprachigen, lässt uns vorsichtig sein.»

Es war beileibe nicht die erste Drohung, die Andy Prinzing als Schulleiter erlebt hatte. Doch auch bei jener von Ded Gecaj hatte er keine Sekunde lang ein Kapitalverbrechen befürchtet, erst recht nicht nach dem Beschluss zu Besartas Versetzung. Schiessereien an Schulen gab es für ihn in Amerika, aber nicht in St. Gallen-Bruggen. Selbst als er Paul Spirig in seinem Blut liegen sah, glaubte Prinzing instinktiv an Suizid, weil sich ein Jahr zuvor ein Lehrerkollege vom Nachbarschulhaus umgebracht hatte. Erst ein paar Minuten später, nachdem er von seinem Kollegen Gerd Piller erfahren hatte, dass dieser einen Mann mit einer Pistole aus dem Fensterdes Besprechungszimmers im Parterrehatte springen sehen, erst in diesem Moment begriff der Schulleiter, was dort vermutlich passiert war. Noch einmal rannte er zum Telefon, Minuten später war ein Grossaufgebot der Polizei vor Ort. Zu spät, der Mörder war schon fort.

In den folgenden Stunden und Tagen versuchte der Schulleiter einfach nur zu funktionieren. Krisensitzungen mit dem Schulamt, mit dem Care Team, mit dem gelähmten Lehrerkollegium, mit der Kripo. Und dann die mediale Invasion: Innerhalb von Stunden war das «Engelwies» von sieben TV-Sendern belagert; irgendwo zwischen Blitzlichtern und Richtmikrofonen der Schulleiter, der mit kaum hörbarer Stimme Auskunft zu geben versuchte und bat, man möge die Familie und die Schule in Ruhe lassen. Andy Prinzing schien wie ferngesteuert in einem surrealen Film.

Die vier tödlichen Schüsse auf den Lehrer Paul Spirig brachen mit einer Wucht über die Schweiz herein, wie man sie nicht mehr erlebt hat seit der Ermordung der Pfadiführerin Pasquale Brumann durch einen verwahrten Sexualtäter im Jahr 1993. Hunderte von Kondolenzschreiben aus halb Europa trafen im «Engelwies» ein. «Der Mord an Paul war kein Amoklauf mit einem zufälligen Opfer. Es war bis dahin nie vorgekommen, dass jemand beim Ausüben seines Berufes, letztlich bei einem starken sozialen Engagement zum Wohl von Kindern, ermordet wurde», sagt Andy Prinzing.

Fünfzehnhundert tief erschütterte Menschen nahmen eine Woche nach dem Mord Abschied von Paul Spirig. Seine Ehefrau Janine sagte an der Trauerfeier in der Kirche: «Dass gerade du, der immer das Ziel hatte, andere Kulturen zu integrieren, auf diese Art gehen musstest, ist mir unverständlich und erfüllt mich mit Ohnmacht. (…) Mögen wir trotzdem weiterhin den Mut haben, für Wärme und Menschlichkeit einzustehen. (…) Wer hätte gedacht, dass ich einst an deiner Beerdigung jenen Hut tragen würde, den du gar nicht mochtest an mir, weil ich mich damit vor dem Trubel der Medien schützen muss – unglaublich!» Es sind bis heute die letzten öffentlichen Worte von Janine Spirig geblieben.

Die Anschuldigung

Die ganze Trauergemeinde, ohnehin schon gelähmt vor Schmerz, war zusätzlich aufgewühlt von einem Gerücht aus dem Umfeld der Familie Gecaj, das der «SonntagsBlick» tags zuvor verbreitet hatte. Paul Spirig habe seine Schülerin Besarta sexuell missbraucht und der Vater mit diesem Mord die Ehre der Familie wieder herstellen müssen. Dieser Verdacht machte das Opfer zum Täter und den Mord – aus Sicht des Täters – zu einer Art Notwehr. Der Schulleiter war so fassungslos darob wie die Familie selber. Es folgte zwar rasch ein Dementi der Polizei, doch die üblen Gerüchte frassen sich weiter durch die Stadt und verstummten auch dann nicht wirklich, als die Polizei nach der Einvernahme von Besarta offiziell erklärte, dass tatsächlich ein sexueller Missbrauch stattgefunden hatte – aber nicht durch den Lehrer, sondern durch Ded Gecaj, den eigenen Vater.
Mit grösster Wahrscheinlichkeit muss Paul Spirig auch von diesem Missbrauch erfahren haben – von Besarta selber. Ob es tatsächlich so war, das weiss auch Andy Prinzing nicht mit letzter Sicherheit. Doch für ihn steht fest, dass hier das Mordmotiv liegt: Der Vater wollte keinen Mitwisser dulden, der ihn auffliegen lassen konnte. Denn der Missbrauch eines eigenen Kindes gilt unter Albanern als das schändlichste aller Verbrechen.

Das ist einer der Punkte in dieser Tragödie, bei dem sich Andy Prinzing auch nach Jahren noch immer die Frage stellt: «Warum habe ich damals nicht nachgefragt? Hätten wir nach dem Elterngespräch nicht merken müssen, dass noch mehr dahintersteckte als die bereits bekannten Probleme?»

Paul Spirig war allerdings auch kein Lehrer, der sich gegen aussen viel anmerken liess. Eher fand er: Das ist mein Problem, das muss ich selber lösen – «eine typische Lehrerhaltung», wie der Schulleiter nur allzu gut weiss. «Viele Lehrer werden lieber erst krank, als dass sie Hilfe von aussen holen.» Doch heute seien die Lehrer weniger Einzelkämpfer als noch vor zehn Jahren. «Ein Fall wie dieser wäre bei uns nicht mehr möglich», glaubt der Schulleiter. «Wenn es zu einem sexuellen Übergriff durch den Vater kommt und das Kind sich dem Lehrer anvertraut, dann erfahre ich innerhalb einer Stunde davon.» Denn im «Engelwies» gilt seither der strikte Grundsatz, dass ein Lehrer sein Wissen in solchen Fällen sofort teilt, womöglich auch mit der Jugendanwaltschaft und der Vormundschaftsbehörde. Auch bei Drohungen gegen Lehrkräfte, die man früher ziemlich hilf- und ratlos hinnahm, gilt für Prinzing heute null Toleranz, also sofortige Anzeige. Einmal pro Jahr wird eine Situation so brenzlig, dass er Eltern mitunter demonstrativ von der Polizei am Arbeitsplatz zu einem Gespräch abholen lässt.

Dass heute früher, gezielter und koordinierter im «Engelwies» interveniert wird, liegt auch an der intensivierten Schulsozialarbeit. Kurz nach dem Mord wurde sie aufgestockt – und vor allem fix ins Schulhaus geholt und nicht mehr nur bei Notfällen von aussen eingeschaltet. Die Schulsozialarbeiterin des «Engelwies» sitzt heute in jenem Büro, in dem Paul Spirig erschossen wurde. Nicht nur in St. Gallen, sondern im ganzen Land hat der Lehrermord der Schulsozialarbeit zum Durchbruch verholfen. Vor 1999 gab es sie einzig in der Stadt Basel, nachher wurde sie in fast allen Kantonen stark ausgebaut. «Eine Schule ohne Schulsozialarbeit könnte sich bei uns niemand mehr vorstellen», sagt Andy Prinzing.


Am 11. Januar 1999 nahmen die Behörden Besarta Gecaj in Obhut, seither ist sie zu ihrem Schutz abgetaucht. Mittlerweile 24-jährig und St. Galler Bürgerin, lebt Besarta Gecaj heute irgendwo in der Schweiz unter neuem Namen und neuer Identität und dürfte jeden Tag beten, nie ihrem zweiten Bruder zu begegnen, der ebenfalls hier lebt und nach dem Mord in den Medien erklärt hatte, seine Schwester sei eine Lügnerin und habe Schande über die Familie gebracht.

Mit den Jahren schien Besarta öffentlich in Vergessenheit zu geraten, bis ihr dritter Bruder im März 2008 im albanischen Fernsehen auftrat und in der Sendung «Vermisste Menschen» nach seiner Schwester suchen liess. Gefunden hat er sie nicht, sondern einzig eine neue Welle von Verschwörungstheorien auf albanischen Internetforen bewirkt. Das Misstrauen gegen die Schweizer Polizei bleibt offensichtlich gross. Selbst unter einzelnen albanischen Gerichtsdolmetschern in der Schweiz kursiert noch immer die Theorie vom gerechten Ehrenmord.
Andy Prinzing mag sich nicht mehr darüber aufregen. «Rasend» macht ihn jedoch, wenn er in der Schule wieder auf die alten Reaktionsmuster trifft und den Eindruck hat, dass Probleme verharmlost und unter dem Deckel gehalten werden. «Ich weiss, was es heisst, wenn Lehrkräfte wirklich an ihre Grenzen kommen. Und ich habe gelernt, dass man die Probleme auf den Tisch bringen und breit streuen muss, sonst passiert gar nichts. Denn niemand bei den Behörden hat ein Interesse, genau hinzuschauen, weil man auch eine Lösung bieten müsste, wenn man die Probleme wirklich erkannt hat.»

Täglich läuft der Schulleiter an der Eiche vorbei, die in Erinnerung an Paul Spirig auf dem Schulhof des «Engelwies» gepflanzt wurde. Er freut sich darüber, wie schön und stark der Baum seither gewachsen ist, und er ärgert sich ein bisschen, wenn wieder mal ein Schüler gedankenlos die kleine Messingtafel zerkratzt hat, die an den 11. Januar 1999 erinnert.
Es wird keine offizielle Andacht geben am 11. Januar 2009 und auch keine Reden. Nur das Licht wird gelöscht sein im Lehrerzimmer, wie immer an diesem Jahrestag, und stattdessen wird eine Kerze brennen.

«Ein Mord, der die Schule veränderte» - Schweiz: Standard - bazonline.ch
 
Okay, wir fangen mal ganz sachlich an. Bring mir bitte mal eine Quelle die her gibt welche Stellung sein Bruder in der Polizei gehabt hat, dann können wir Stück für Stück die Sache angehen.


ok dann werden wir auch mal sachlich

bring mir mal neutrale quellen über diesen fall,
von mir aus englisch ich kann englisch auch verstehen

wenn ded gecaj blos spuren verwischen wollte, dänn hätte er auch die tochter umbringen müssen, ein täter der jahrelang vergewaltigt sollte wissen was er tut, und davon geht man aus,
gecaj hat blos den lehrer getötet, hätte besarta etwas vor der polizei aussagen können, dann wäre besarta genauso ein opfer wie der lehrer, (beweise vernichten)
und bitte schön, das der vater etwas darüber erfahren konnte (das der lehrer vom anscheinende beziehung von gecaj mit besarta wusste) über die situation das der lehrer sie in ein heim oder so schickt ist doch lächerlich wie soll er wissen das es nicht die polizei war, gecaj (ich nimm mal an) hatte eine arbeit und er konnte da nicht von einer minute zur nächsten eine entscheidung fällen zu töten!!
selbst wenn man blutrache hat, überlegt es man sich 100 mal was man tut, und du sagst uns das gecaj innerhalb von 30 min, entschieden hat den lehrer umzubringen weil der lehrer anscheinend davon wusste,
doch der lehrer sollte (nach schweizerischen angaben) schon monate davon gewusst haben, aber hat nichts gesagt,

du beantwortest mir die fragen nicht sondern weichst ihnen aus
 
noch etwas:

Es gibt kaum Worte für das, was Gecaj seiner Tochter antat. Ihr wahres Martyrium kam im Prozess gegen die unter anderem wegen Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte Mutter Roze heraus. Verbal und emotional von seiner Frau unterstützt, habe er Besarta "regelmäßig massiv und brutal" geschlagen. "Geboxt, geprügelt, getreten, mit dem Gürtel gewürgt, mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, mit Gegenständen und Geräten traktiert, der am Boden Liegenden Tritte versetzt." Wegen blauer Flecken trug das Mädchen zum Turnen lange Kleidung, im Sommer Rollkragen. Von Besartas Anhörung war die inzwischen abgeschobene Mutter ausgeschlossen.

Lehrer Spirig wusste um das Unglück von Besartas Leben. Das Mädchen war seinen Eltern wie ein Tier unterworfen während der aus Weinen und sklavischem Dienen bestehenden Zeit. In der Eiseskälte daheim blieb es ungetröstet von seinen Brüdern. Vater und Mutter hätten dem Kind das "Gefühl der Wertlosigkeit vermittelt", es schikaniert, als "überflüssigen Gegenstand" behandelt, "emotional ausgehungert, mehrmals zum Selbstmord aufgefordert". Eine aktenkundige Geschichte von Entwürdigung und Entehrung; niemand liest sie, ohne vom Entsetzen niedergedrückt zu werden. Einen Monat vor seinem Tod fand Spirig die Schülerin auf der Steinerbrücke kauernd, sie hatte angekündigt, Schluss machen zu wollen. Ihr Lehrer erkannte wohl als Einziger das Gewalt-Muster, musste wegen des für ihn tödlichen Geheimnisses sterben, dass Gecaj die Tochter vergewaltigte.

Besarta ist heute 17. "Traumatisiert" sei ein zu schwaches Wort für ihre Seelenlage, erzählt der ihr zur Seite gestellte Jurist. Gutachter attestieren "psychische Schäden in Form depressiver Reaktionen mit ausgeprägter Suizidalität". Das Bezirksgericht St. Gallen hält "für absehbar, dass sie bleibend zu leiden haben wird". Um Herzweh und die Gespenster von gestern besiegen zu können, musste sie sich erst von ihrer Sippe lossagen. An einem geheimen Ort versucht Besarta, die gestohlene Kindheit zu verarbeiten, in der sie Spiele, Träume, Zuneigung, Zärtlichkeit entbehrte. Schwer genug, sich aus dem Bann des dämonischen Vaters zu lösen, der sie noch mit Waffengewalt zwang, Spirig der Vergewaltigung "an einem bestimmten Tag, zu bestimmter Stunde" zu beschuldigen. In behördlicher Obhut widerrief sie die Falschaussage. Bei ihrer Einbürgerung firmierte Besarta unter Brühlgasse 1, dem Haus des städtischen Fürsorgeamtes.

Die Bezugsperson berichtet, das Mädchen sei dabei, "eine Normalität im Leben aufzubauen". Der Anwalt spricht von einer Phase, "in der die Trauer das Bestimmende ist". Und davon, dass sie "mit Respekt und Bewunderung" von Lehrer Spirig erzähle. In ihrer Abgeschiedenheit wünschte sie sich ein Klassenfoto der 2 K, von der Schule via Vormundschaft übermittelt. Dem Advokaten ist noch kein Fall begegnet, der so sein Mitgefühl herausforderte. Vielleicht auch wegen der grausamen Erkenntnis, dass der Preis ihrer Rettung aus trostloser Bestimmung der Tod Paul Spirigs war. Ihnen allen falle es schwer, sie nach dem Erlittenen zu stützen und zu begleiten, "ohne dass man die Tränen mitweint, die fließen".

Draußen im Schulhaus Engelwies beschloss der Konvent, Pauls am Jahrestag der Ermordung mit einem Lagerfeuer auf dem Hof zu gedenken. Dort sind an der Fassade noch Rußspuren der damals brennenden Kerzen zu sehen. Allen voran hat der Rektor "das Bedürfnis nach einem Zeichen". Obwohl Prinzing meint, das Drama "als Teil meiner Geschichte" angenommen und mit therapeutischer Hilfe "relativ gut verarbeitet zu haben", bleibt es schwierig, das Geschehene mit Spirigs Persönlichkeit zu verbinden: ein idealistischer Lehrer, dem eine bestimmte Weichheit anzusehen war, unerschütterlich im Engagement für Integration. Mehr noch, er war stabilisierendes Zentrum bei fast unlösbaren Konflikten wegen unterschiedlicher Wertvorstellungen in dem Haus mit 230 Kindern aus 20 Nationen.

Wie sehr seine 2 K auf ihn fixiert war, erfuhr Schulpsychologe Rolf Franke beim Abschlussgespräch mit der Klasse. Nach dem Mord hingen die Schüler durch. Spirig sei über ein Jahr wichtiger für sie gewesen als die eigene Leistung. Nur die Hälfte fand eine Lehrstelle, die anderen meinten, mit Spirig hätten alle eine gefunden. Auf die Frage nach dem eindrücklichsten Erlebnis kam der Hinweis auf Janine Spirig. Die von Traurigkeit schier gelähmte Witwe beschwor nämlich in einem Todesgedicht gleichwohl Toleranz: "Mögen wir trotzdem weiterhin den Mut haben, für Wärme und Menschlichkeit einzustehen."
 
Zuletzt bearbeitet:
Mulinho..okay, okay..natürlich darf man alles hinterfragen.

ich poste mal einen interessanten Artikel stückweise, der ein paar der hier aufgeworfenen Fragen wie ich finde zu lösen hilft:


.
Paul Spirig, Jahrgang 1962, wilde Frisur, Stoppelbart, gelegentlich etwas chaotisch, mit einer Vorliebe für orangefarbene T-Shirts, war der buchstäblich bunte Hund im Lehrerkollegium; ein junger Mann mit viel Energie und Idealismus, gelegentlich aber auch unbequem, denn er hielt nie zurück mit seiner eigenen Meinung. Andy Prinzing hat ihn als Kollegen erlebt, der an die Veränderbarkeit des Menschen glaubte und neue Formen des Lernens und Lehrens wagte. Und er hatte ein glückliches Händchen. «Kopf oder Zahl?» fragte er jeweils. Wer verlor, holte und zahlte den Znüni im Schulkiosk, den er selber geschreinert hatte. Paul hat meistens gewonnen. Das Leben war kein Spiel für ihn, und doch nahm er es spielerischer als manche seiner Kollegen.

Für Andy Prinzing war Paul Spirig «ein geborener Lehrer», denn er fand meistens einen guten Draht zu seinen Schülern. Als ihr Kumpel verstand er sich jedoch nie. Er war der Chef im Zimmer, und für diesen zählte zum Wichtigsten, dass die Klasse harmonierte. Dass alle dazugehörten. Für ihn war es gelebte Integration, Velotouren, Exkursionen oder Nachtwanderungen zu organisieren, wann immer er konnte. Und er lehrte die Jugendlichen, offen die eigene Meinung zu sagen, ob in der Schule oder zu Hause.

Paul Spirig hatte eine Klasse mit rund zwanzig Schülerinnen und Schülern, wovon vierzig Prozent Ausländer waren – nichts Besonderes für eine Realschule im Agglo-Westen von St. Gallen. Von den Schwierigkeiten mit der Schülerin Besarta Gecaj erfuhr Schulleiter Prinzing erstmals im Oktober 1998, als ihn Klassenlehrer Spirig zu einem Gespräch mit den Eltern Gecaj bat. Die vierzehnjährige Besarta war die Tochter des Ehepaars Ded und Roza Gecaj, das einzige Mädchen von fünf Kindern. Ded Gecaj war 1991 aus Kosovo in die Schweiz emigriert und arbeitete seither als Gipser im Kanton St. Gallen. Drei Jahre später zog seine Familie nach, unter ihnen die damals neunjährige Besarta, ein zurückhaltendes, intelligentes Mädchen.

Die Gecajs waren nicht wie die meisten Kosovaren muslimisch, sondern katholisch. Zunächst hatten die Eltern ihre Tochter an die katholische Sekundarschule St. Gallen geschickt. Doch Besarta bestand die Probezeit nicht, weshalb sie im November 1997 in die Klasse 2K von Paul Spirig ins «Engelwies» versetzt wurde. Besarta war eine unauffällige Realschülerin – bis auf die wiederholten Unterrichtsabsenzen. Ob es um Schulausflüge oder Schwimmunterricht ging, um Nachtwanderungen oder das kommende Winterlager, immer wieder hatte Lehrer Spirig mitunter heftige Diskussionen mit Ded Gecaj, weil dieser seine Tochter nicht mitgehen lassen wollte. Der Lehrer hingegen beharrte auf ihrer Teilnahme, was im Übrigen auch der offiziellen Haltung der Schulbehörden entsprach. So bewegte sich Besarta Gecaj dauernd zwischen zwei Welten, die sich gegenseitig fremd waren.
Was der Lehrer seit Juni 1998 ebenfalls von Besarta selber wusste: dass sie von ihrem Vater seit Jahren geschlagen wurde. Deshalb zog Paul Spirig auch eine Schulsozialarbeiterin für das Gespräch mit den Eltern bei. Dabei gab sich der Vater überraschend moderat und behauptete, es sei die Mutter, die ihre Tochter nicht ins Winterlager gehen lassen wolle, was jedoch nicht stimmte, wie Besarta ihrem Lehrer hinterher versicherte. Es war umgekehrt. Prinzing und Spirig boten den Gecajs ein separates Schlafzimmer für Besarta an, zugleich insistierten sie aber auf deren Teilnahme am Lager. Zugleich wurden weitere Hausbesuche bei den Gecajs vereinbart.

Die Bedrohung

Nach dem Gespräch erhofften sich der Klassenlehrer und der Schulleiter eine gewisse Entspannung der Situation, doch die trat nicht ein. Das Misstrauen von Ded Gecaj gegenüber Paul Spirig wuchs, er muss geahnt haben, dass seine Tochter sich immer wieder ihrem Lehrer anvertraut hatte. Der Vater, glaubten Spirig und Prinzing schon damals, sah im Lehrer eine zunehmende Bedrohung, dass er die Kontrolle über seine Tochter verlieren könnte.

Sechs Wochen später, am 11. Dezember 1998, hörte Andy Prinzing das nächste Mal von Besarta Gecaj. Es war der Tag, an dem Paul Spirig seine Schülerin von der Steinerbrücke in St. Gallen heruntergeholt hat, nachdem ihn zwei Mitschülerinnen gewarnt hatten, Besarta wolle sich dort das Leben nehmen, weil sie den Druck zu Hause nicht mehr aushalte. Spirig nahm das Mädchen zu sich nach Hause, wo bereits die halbe Klasse vor der Türe wartete. Er riet Besarta, sich an die Opferhilfe zu wenden, und von dort aus wurde sie noch am selben Abend in einem Mädchenhaus in Zürich in Sicherheit gebracht.

Jener 11. Dezember war auch der Tag, an dem Ded Gecaj erstmals drohte, den Lehrer seiner Tochter umzubringen. Der Vater war ausser sich, weil die Behörden ohne sein Einverständnis gehandelt hatten. Nun schaltete der Schulleiter die Polizei ein, und gemeinsam wurde beschlossen, die beiden Kinder von Paul Spirig sowie dessen schwangere Ehefrau bei Bekannten im Appenzellerland unterzubringen. Am selben Tag schrieb Paul Spirig einen langen Brief an die Vormundschaftsbehörde, der mit folgenden Sätzen schloss: «Morddrohungen sind ein Offizialdelikt. Die Polizei hat die Pflicht, diesen nachzugehen. Mit der Familie Gecaj muss ein absolut klares Gespräch mit der Androhung von Konsequenzen geführt werden. Ich weiss nicht, ob es in Ihrem oder meinem Interesse liegt, diesen Vorfall in der Öffentlichkeit publik zu machen.»

Noch vor Weihnachten beschlossen die Behörden, Besarta Gecaj per sofort in ein anderes Schulhaus und eine andere Klasse umzuteilen. Das war eine notwendige Deeskalation der Situation, aber die grundsätzlichen Probleme waren damit noch lange nicht gelöst, wie auch der Schulleiter wusste. Am 22. Dezember schrieb Andy Prinzing an die städtische Schulvorsteherin: «Mit der Krisenintervention wird nur reagiert. Vorbeugend wird nicht gewirkt. (…) Wir setzen im Grunde ja nur die Vorschriften um, die uns von der Verwaltung und der Politik vorgegeben sind. Und hier vermissen wir die Unterstützung der politischen Seite. Wir glauben aber auch, dass die Problemkreise der Oberstufe in der Politik gar nicht erkannt werden. (…) Wir spüren in unserer Arbeit wenig Unterstützung und vor allem keine Konzepte zu den Themen Integration, Elternarbeit, Verwahrlosung. Gerne würden wir an eine breitere Öffentlichkeit gelangen, wohl wissend, dass unsere Probleme auch gesellschaftlicher Natur sind. Die Angst vor einer Verschärfung der Problematik, beispielsweise der Fremdsprachigen, lässt uns vorsichtig sein.»

Es war beileibe nicht die erste Drohung, die Andy Prinzing als Schulleiter erlebt hatte. Doch auch bei jener von Ded Gecaj hatte er keine Sekunde lang ein Kapitalverbrechen befürchtet, erst recht nicht nach dem Beschluss zu Besartas Versetzung. Schiessereien an Schulen gab es für ihn in Amerika, aber nicht in St. Gallen-Bruggen. Selbst als er Paul Spirig in seinem Blut liegen sah, glaubte Prinzing instinktiv an Suizid, weil sich ein Jahr zuvor ein Lehrerkollege vom Nachbarschulhaus umgebracht hatte. Erst ein paar Minuten später, nachdem er von seinem Kollegen Gerd Piller erfahren hatte, dass dieser einen Mann mit einer Pistole aus dem Fensterdes Besprechungszimmers im Parterrehatte springen sehen, erst in diesem Moment begriff der Schulleiter, was dort vermutlich passiert war. Noch einmal rannte er zum Telefon, Minuten später war ein Grossaufgebot der Polizei vor Ort. Zu spät, der Mörder war schon fort.

In den folgenden Stunden und Tagen versuchte der Schulleiter einfach nur zu funktionieren. Krisensitzungen mit dem Schulamt, mit dem Care Team, mit dem gelähmten Lehrerkollegium, mit der Kripo. Und dann die mediale Invasion: Innerhalb von Stunden war das «Engelwies» von sieben TV-Sendern belagert; irgendwo zwischen Blitzlichtern und Richtmikrofonen der Schulleiter, der mit kaum hörbarer Stimme Auskunft zu geben versuchte und bat, man möge die Familie und die Schule in Ruhe lassen. Andy Prinzing schien wie ferngesteuert in einem surrealen Film.

Die vier tödlichen Schüsse auf den Lehrer Paul Spirig brachen mit einer Wucht über die Schweiz herein, wie man sie nicht mehr erlebt hat seit der Ermordung der Pfadiführerin Pasquale Brumann durch einen verwahrten Sexualtäter im Jahr 1993. Hunderte von Kondolenzschreiben aus halb Europa trafen im «Engelwies» ein. «Der Mord an Paul war kein Amoklauf mit einem zufälligen Opfer. Es war bis dahin nie vorgekommen, dass jemand beim Ausüben seines Berufes, letztlich bei einem starken sozialen Engagement zum Wohl von Kindern, ermordet wurde», sagt Andy Prinzing.

Fünfzehnhundert tief erschütterte Menschen nahmen eine Woche nach dem Mord Abschied von Paul Spirig. Seine Ehefrau Janine sagte an der Trauerfeier in der Kirche: «Dass gerade du, der immer das Ziel hatte, andere Kulturen zu integrieren, auf diese Art gehen musstest, ist mir unverständlich und erfüllt mich mit Ohnmacht. (…) Mögen wir trotzdem weiterhin den Mut haben, für Wärme und Menschlichkeit einzustehen. (…) Wer hätte gedacht, dass ich einst an deiner Beerdigung jenen Hut tragen würde, den du gar nicht mochtest an mir, weil ich mich damit vor dem Trubel der Medien schützen muss – unglaublich!» Es sind bis heute die letzten öffentlichen Worte von Janine Spirig geblieben.

Die Anschuldigung

Die ganze Trauergemeinde, ohnehin schon gelähmt vor Schmerz, war zusätzlich aufgewühlt von einem Gerücht aus dem Umfeld der Familie Gecaj, das der «SonntagsBlick» tags zuvor verbreitet hatte. Paul Spirig habe seine Schülerin Besarta sexuell missbraucht und der Vater mit diesem Mord die Ehre der Familie wieder herstellen müssen. Dieser Verdacht machte das Opfer zum Täter und den Mord – aus Sicht des Täters – zu einer Art Notwehr. Der Schulleiter war so fassungslos darob wie die Familie selber. Es folgte zwar rasch ein Dementi der Polizei, doch die üblen Gerüchte frassen sich weiter durch die Stadt und verstummten auch dann nicht wirklich, als die Polizei nach der Einvernahme von Besarta offiziell erklärte, dass tatsächlich ein sexueller Missbrauch stattgefunden hatte – aber nicht durch den Lehrer, sondern durch Ded Gecaj, den eigenen Vater.
Mit grösster Wahrscheinlichkeit muss Paul Spirig auch von diesem Missbrauch erfahren haben – von Besarta selber. Ob es tatsächlich so war, das weiss auch Andy Prinzing nicht mit letzter Sicherheit. Doch für ihn steht fest, dass hier das Mordmotiv liegt: Der Vater wollte keinen Mitwisser dulden, der ihn auffliegen lassen konnte. Denn der Missbrauch eines eigenen Kindes gilt unter Albanern als das schändlichste aller Verbrechen.

Das ist einer der Punkte in dieser Tragödie, bei dem sich Andy Prinzing auch nach Jahren noch immer die Frage stellt: «Warum habe ich damals nicht nachgefragt? Hätten wir nach dem Elterngespräch nicht merken müssen, dass noch mehr dahintersteckte als die bereits bekannten Probleme?»

Paul Spirig war allerdings auch kein Lehrer, der sich gegen aussen viel anmerken liess. Eher fand er: Das ist mein Problem, das muss ich selber lösen – «eine typische Lehrerhaltung», wie der Schulleiter nur allzu gut weiss. «Viele Lehrer werden lieber erst krank, als dass sie Hilfe von aussen holen.» Doch heute seien die Lehrer weniger Einzelkämpfer als noch vor zehn Jahren. «Ein Fall wie dieser wäre bei uns nicht mehr möglich», glaubt der Schulleiter. «Wenn es zu einem sexuellen Übergriff durch den Vater kommt und das Kind sich dem Lehrer anvertraut, dann erfahre ich innerhalb einer Stunde davon.» Denn im «Engelwies» gilt seither der strikte Grundsatz, dass ein Lehrer sein Wissen in solchen Fällen sofort teilt, womöglich auch mit der Jugendanwaltschaft und der Vormundschaftsbehörde. Auch bei Drohungen gegen Lehrkräfte, die man früher ziemlich hilf- und ratlos hinnahm, gilt für Prinzing heute null Toleranz, also sofortige Anzeige. Einmal pro Jahr wird eine Situation so brenzlig, dass er Eltern mitunter demonstrativ von der Polizei am Arbeitsplatz zu einem Gespräch abholen lässt.

Dass heute früher, gezielter und koordinierter im «Engelwies» interveniert wird, liegt auch an der intensivierten Schulsozialarbeit. Kurz nach dem Mord wurde sie aufgestockt – und vor allem fix ins Schulhaus geholt und nicht mehr nur bei Notfällen von aussen eingeschaltet. Die Schulsozialarbeiterin des «Engelwies» sitzt heute in jenem Büro, in dem Paul Spirig erschossen wurde. Nicht nur in St. Gallen, sondern im ganzen Land hat der Lehrermord der Schulsozialarbeit zum Durchbruch verholfen. Vor 1999 gab es sie einzig in der Stadt Basel, nachher wurde sie in fast allen Kantonen stark ausgebaut. «Eine Schule ohne Schulsozialarbeit könnte sich bei uns niemand mehr vorstellen», sagt Andy Prinzing.


Am 11. Januar 1999 nahmen die Behörden Besarta Gecaj in Obhut, seither ist sie zu ihrem Schutz abgetaucht. Mittlerweile 24-jährig und St. Galler Bürgerin, lebt Besarta Gecaj heute irgendwo in der Schweiz unter neuem Namen und neuer Identität und dürfte jeden Tag beten, nie ihrem zweiten Bruder zu begegnen, der ebenfalls hier lebt und nach dem Mord in den Medien erklärt hatte, seine Schwester sei eine Lügnerin und habe Schande über die Familie gebracht.

Mit den Jahren schien Besarta öffentlich in Vergessenheit zu geraten, bis ihr dritter Bruder im März 2008 im albanischen Fernsehen auftrat und in der Sendung «Vermisste Menschen» nach seiner Schwester suchen liess. Gefunden hat er sie nicht, sondern einzig eine neue Welle von Verschwörungstheorien auf albanischen Internetforen bewirkt. Das Misstrauen gegen die Schweizer Polizei bleibt offensichtlich gross. Selbst unter einzelnen albanischen Gerichtsdolmetschern in der Schweiz kursiert noch immer die Theorie vom gerechten Ehrenmord.
Andy Prinzing mag sich nicht mehr darüber aufregen. «Rasend» macht ihn jedoch, wenn er in der Schule wieder auf die alten Reaktionsmuster trifft und den Eindruck hat, dass Probleme verharmlost und unter dem Deckel gehalten werden. «Ich weiss, was es heisst, wenn Lehrkräfte wirklich an ihre Grenzen kommen. Und ich habe gelernt, dass man die Probleme auf den Tisch bringen und breit streuen muss, sonst passiert gar nichts. Denn niemand bei den Behörden hat ein Interesse, genau hinzuschauen, weil man auch eine Lösung bieten müsste, wenn man die Probleme wirklich erkannt hat.»

Täglich läuft der Schulleiter an der Eiche vorbei, die in Erinnerung an Paul Spirig auf dem Schulhof des «Engelwies» gepflanzt wurde. Er freut sich darüber, wie schön und stark der Baum seither gewachsen ist, und er ärgert sich ein bisschen, wenn wieder mal ein Schüler gedankenlos die kleine Messingtafel zerkratzt hat, die an den 11. Januar 1999 erinnert.
Es wird keine offizielle Andacht geben am 11. Januar 2009 und auch keine Reden. Nur das Licht wird gelöscht sein im Lehrerzimmer, wie immer an diesem Jahrestag, und stattdessen wird eine Kerze brennen.

«Ein Mord, der die Schule veränderte» - Schweiz: Standard - bazonline.ch


also anfangs waren keine anzeichen für eine vergewaltigung von der familie aus,
(wie ich es richtig gelsen habe)
also hatte athleti christi
recht er hatte in einem anderen thread eine theorie aufgestellt das gecaj dachte das der lehrer sie vergewaltigte weil der lehrer besarta bei den ausflügen dabei haben wollte und deshalb habe er den mord begannen,
könnte eigentlich noch was wahres an der theorie von athleti christ haben
 
Zurück
Oben