09.01.2005
Wahlkommission von Samarra gibt auf
Nach Sprengung von Schule Aufruf zum Wahlboykott von Islam-Gelehrten gefolgt - Drei Leichen gefunden - Mehr als 5.000 Wahl-Lokale geplant
Die Stadt Samarra 100 Kilometer nördlich von Bagdad.
Tikrit/Bagdad - Südlich von Tikrit haben Aufständische eine Schule in die Luft gesprengt, die bei der Wahl am 30. Jänner als Wahllokal dienen sollte. Unter dem Druck sunnitischer Geistlicher traten alle 24 Mitglieder der Wahlkommission der Stadt Samarra, 100 Kilometer nördlich von Bagdad, zurück. Sie seien zurückgetreten, "um den diesbezüglichen Aufruf der Vereinigung Islamischer Rechtsgelehrter zu unterstützen", sagte ein Ex-Kommissionsmitglied.
Die einflussreiche Organisation sunnitischer Geistlicher hat zu einem Wahlboykott aufgerufen, weil die Sicherheit nicht gewährleistet sei und keine legitimen Wahlen unter der gegenwärtigen US-Militärbesatzung vorstellbar seien.
Drei Leichen bei Samarra gefunden
Das US-Militär im Irak hat am Samstag bei Samarra, 100 Kilometer nördlich von Bagdad, die Leichen von drei erschossenen Männern gefunden. Einer von ihnen hatte einen Ausweis bei sich, der ihn als in Bagdad tätigen Polizisten auswies, wie das US-Militär in der Garnisonsstadt Tikrit am Sonntag mitteilte. Die Leichen wiesen Einschüsse im Gesicht auf. Ihre Mörder hatten den Männern außerdem Augenbinden angelegt und ihnen die Hände auf dem Rücken zusammengebunden.
Ein Mitglied des Gemeinderats der Ortschaft Riyadh, 55 Kilometer westlich von Kirkuk, wurde am Samstag gemeinsam mit einem Begleiter entführt. Der Vorfall ereignete sich nahe einer Kreuzung, wo die beiden Opfer zuvor in einem Unfall verwickelt gewesen waren. Ihre Entführer fuhren ihnen daraufhin nach und überfielen sie, wie das US-Militär in Tikrit am Sonntag bestätigte. Riyadh liegt unweit von Howeija, das als militante Sunniten-Hochburg gilt.
Mehr als 5.000 Lokale für Wahl
Für die Wahlen im Irak am 30. Jänner sollen mehr als 5.000 Wahllokale im ganzen Land eingerichtet werden - außer in der westlichen Unruheprovinz Anbar. Es werde 5.220 Lokale mit insgesamt 29.000 Wahlurnen geben, teilte der Sprecher der irakischen Wahlkommission, Farid Ajar, am Samstag in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit.
In Bagdad werden demnach 1.454 Wahllokale eingerichtet, im südlichen Basra 384 und im nördlichen Mossul 348. Dagegen wird es nach derzeitigem Stand der Planung keine Wahllokale in Anbar geben, wo unter anderen die Rebellenhochburgen Falluja und Ramadi liegen. Wo die dortige Bevölkerung ihre Stimme abgeben könne, werde noch geprüft, erklärte Ajar. (APA/dpa/Red)