Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Sammelthread und Infothread Krieg im Irak

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
  • Erstellt am Erstellt am
28.01.2005


Wahlen entlang ethnisch-religiöser Grenzen
Ein mesopotamisches Mosaik
Bagdad - Die Parlamentswahl im Irak wird voraussichtlich weniger von politischen Programmen als von ethnischen bzw. religiösen Loyalitäten bestimmt werden. Im Vorfeld der Wahl schlossen sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen und Religionsgemeinschaften zu Listen zusammen und auch die Wähler werden bei der Stimmabgabe vor allem darauf achten, welchem Teil des Bevölkerungsmosaiks der Kandidat angehört.

SCHIITEN: Die Schiiten bilden gegenüber den Sunniten weltweit die kleinere der beiden Hauptgruppen des Islam. Im Irak stellen sie mit rund 60 Prozent jedoch die Mehrheit. Unter Ex-Staatschef Saddam Hussein wurden sie jahrzehntelang unterdrückt. Der angesehenste schiitische Geistliche im Irak, Großayatollah Ali Sistani, hat seine Anhänger daher aufgerufen, die Chance wahrzunehmen und zur Wahl zu gehen. Die wichtigsten schiitischen Parteien sind der Oberste Rat der Islamischen Revolution im Irak (SCIRI) und die Dawa-Partei.

SUNNITEN: Die Sunniten bilden die Mehrheit in der arabischen Welt, im Irak sind sie mit einem Bevölkerungsanteil von zwischen 20 und 25 Prozent allerdings in der Minderheit. Unter dem Sunniten Saddam Hussein bekleideten sie die höchsten Ämter in Regierung und Militär. Sowohl der gemäßigte als auch der radikale Flügel der Sunniten im Irak haben wegen der US-Präsenz und der fehlenden Sicherheit im Land zum Wahlboykott aufgerufen. Die wichtigsten sunnitischen Gruppierungen, darunter die Islamische Partei, zogen ihre Kandidatur zurück.

KURDEN: Zwischen vier und fünf Millionen Kurden leben im Norden des Irak. Sie machen zwischen 15 und 20 Prozent der Bevölkerung aus. Sie wurden ab den 70er Jahren unter Saddam Hussein unterdrückt. Die Demokratische Partei Kurdistans (DKP) und die Patriotische Union Kurdistans (PUK) bekämpften sich jahrelang. Bei der Wahl am Sonntag treten sie jedoch mit einer gemeinsamen Liste. Die Kurden wählen am Sonntag auch ein eigenes Regionalparlament.

TURKMENEN: Die Turkmenen machen weniger als zwei Prozent der 25 Millionen Einwohner aus. Die meisten von ihnen leben in Kirkuk. 60 Prozent der Turkmenen sind Sunniten, die übrigen Schiiten. Ursprünglich stammt diese Gruppe aus Zentralasien.

CHRISTEN: Die christliche Minderheit im Irak blickt auf eine fast zweitausendjährige Geschichte zurück. Die irakische Verfassung von 1970 legte zwar den Islam als Staatsreligion fest, erkannte den Christen aber viele Rechte zu. Zu Zeiten von Saddam Hussein standen die Christen daher weitgehend loyal zur Regierung. Die Zahl der Christen im Irak liegt Schätzungen zufolge bei 700.000 oder knapp drei Prozent der Bevölkerung. (APA)
 
28.01.2005

Zarqawi-Gruppe tötet Kandidat von Allawis Partei
Die Gruppe des gesuchten Jordaniers al-Zarqawi ermordete Salem Jaafar al-Kanani vor laufender Kamera
Dubai - Die wegen Terrorismus gesuchte Zarqawi-Gruppe stellte am Donnerstag ein Video ins Internet, das nach ihren Angaben die Tötung von Salem Jaafar al-Kanani zeigt, "dem Sekretär des Verräters Iyad Allawi".


Mehr zum Thema
Internet
Domainregistrierung und Webhosting
bezahlte EinschaltungDie Gruppe hatte sich bereits am Sonntag zu dem Mord an Kanani bekannt und angekündigt, sie werde die Aufzeichnung der Gewalttat ausstrahlen. In dem Video ruft der von Bewaffneten bedrohte Kanani die Iraker dazu auf, "nicht mit dem feindlichen Besatzer zusammenzuarbeiten". Anschließend wird er mit mehreren Kugeln erschossen. Der Extremist Zarqawi hat den Wahlen im Irak den Krieg erklärt. (APA/ag.)
 
28.01.2005


Zahlen und Fakten zu den Wahlen
Drei Stimmzettel, 223 Listen und 25.000 Beobachter
Bagdad - In einem Klima der Gewalt müssen die irakischen Behörden am kommenden Sonntag gleich drei parallele Wahlen organisieren. Nicht nur ein nationales Übergangsparlament wird im Zweistromland gewählt, sondern auch die Provinzräte sowie ein neues autonomes Kurdenparlament.

Die 14 Millionen REGISTRIERTEN WÄHLER müssen sich zwischen einer Fülle von Parteien und Personen entscheiden: Insgesamt 223 LISTEN und 10.000 KANDIDATEN haben sich aufstellen lassen. Allein 111 Listen konkurrieren um die 275 Sitze im Übergangsparlament, 13 um einen Sitz im Kurdenparlament und die restlichen 99 Listen bewerben sich für die 18 Provinzräte. In den Provinzräten sitzen je 45 Abgeordnete, nur in der Hauptstadt Bagdad wird der Rat 55 Sitze zählen. Die Sitzverteilung erfolgt bei allen drei Urnengängen nach dem VERHÄLTNISWAHLRECHT.

Für jede der drei Wahlen gibt es getrennte STIMMZETTEL: rosafarbene für die Parlamentswahl, blaue für die Provinzwahlen und türkisfarbene für die Wahl im Kurdengebiet. Die Wähler müssen auf jedem Stimmzettel ihre bevorzugte Liste ankreuzen. Die in den USA und Kanada produzierten über 50 Millionen Abstimmungsbögen sind fälschungssicher. In den Wahllokalen stehen 90.000 URNEN bereit.

Um Manipulationen zu vermeiden, überwachen 25.000 WAHLBEOBACHTER den Urnengang. Darunter sind 128 Vertreter ausländischer Organisationen, bei den übrigen handelt es sich um unabhängige irakische Beobachter sowie Vertreter irakischer Parteien.

Die AUSZÄHLUNG erfolgt für die Parlamentswahl zentral in Bagdad, für die Provinzräte in den Provinzhauptstädten und für das Kurdenparlament in Erbil. Die Wahlkommission rechnet mit dem VORLÄUFIGEN WAHLERGEBNIS sechs bis sieben Tage nach dem Wahltag. Das ENDERGEBNIS soll zehn Tage nach der Wahl feststehen. (APA)
 
28.01.2005


Zwei Zarqawi-Vertraute festgenommen
Staatsminister für innere Sicherheit: "Wichtige Führungsmitglieder"
Nachlses
Bagdad - Zwei Tage vor der Parlamentswahl im Irak hat die Regierung nach eigenen Angaben zwei enge Vertraute des mutmaßlichen Terroristenführers Abu Mussab al-Zarqawi festgenommen. Wie der Staatsminister für innere Sicherheit, Kassim Dawud, am Freitag mitteilte, handelt es sich bei den Männern um "wichtige Führungsmitglieder" von Zarqawis Terrorgruppe. Einer der beiden habe die Operationen der Gruppe in Bagdad geleitet. (APA/AP)
 
28.01.2005


Exil-Iraker in Österreich müssen zur Stimmabgabe nach München
Rund 1.500 wollen ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen
Link
International Organization for Immigration: Wo Exil-Iraker wählen können
Wien/Bagdad - Exiliraker, die in Österreich leben, müssen einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie ihre Stimme für die irakischen Wahlen vom Wochenende abgeben können. Das nächste offizielle Wahllokal befindet sich erst in München.


Mehr zum Thema
Wien
Jeder Bezirk hat seine Stadtgeschichten
bezahlte EinschaltungLaut Auskunft des österreichischen Außenministeriums wurden die Auslandswahllokale durch die "International Organization for Immigration" festgelegt. Ausschlaggebend für die Auswahl dieser Punkte war die jeweilige Anzahl der Exil-Iraker in den Ländern. Insgesamt gibt es in 14 Ländern außerhalb Iraks die Möglichkeit zur Stimmabgabe.

1.500 wählen in München

Die österreichischen Exil-Iraker haben sich organisiert und fahren gemeinsam mit Bussen und Privat-Autos von Wien und Linz nach München, erläutert Bakir Aljawahiri gegenüber derStandard.at. Der Obmann einer irakisch-österreichischen Akademiker-Vereinigung: "Insgesamt werden rund 1.500 Exil-Iraker ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen, auch wenn die Anreise etwas beschwerlich ist."

Mit der Stimmabgabe von Exilirakern in Australien hat am Freitag die erste freie irakische Parlamentswahl seit über 50 Jahren bereits begonnen. Insgesamt haben sich in den 14 Staaten 280.000 Iraker für die Abstimmung registriert. Im Irak selbst wird nur am Sonntag gewählt. (rasch/red)
 
28.01.2005


Exil-Irak-Wahl begonnen
"Ein langer Traum wird jetzt wahr" - In Österreich lebende Iraker können in Deutschland wählen
Sydney - Mit der Stimmabgabe von Exilirakern in Australien hat am Freitag die erste freie irakische Parlamentswahl seit über 50 Jahren begonnen. Kurdische Frauen in langen, schwarzen Kleidern und Männer in farbenfrohen traditionellen Gewändern versammelten sich ab 07.00 Ortszeit vor einem zum Wahllokal umfunktionierten Möbellager in Fairfield, einem Stadtteil von Sydney, in dem zahlreiche Araber wohnen.


Mehr zum Thema
Wien
Jeder Bezirk hat seine Stadtgeschichten
bezahlte Einschaltung"Ein langer Traum wird jetzt wahr", sagte der 56-jährige Karim Jari. "Wir hoffen, dass dies ein Neubeginn ist." Australien ist eins von 14 Ländern, in denen Exiliraker ab (dem heutigen) Freitag bis Sonntag ihre Stimme abgeben können. In Österreich lebende Iraker können in Deutschland wählen gehen. Die irakische Botschaft in Wien hilft mit, für die registrierten Wähler aus Österreich Busfahrten nach München zu organisieren.

Die deutschen Wahllokale in Berlin, Köln, Mannheim und München eröffnen um 08.00 Uhr. Mehr als 26.400 Personen haben sich in Deutschland für die Wahl registrieren lassen, knapp die Hälfte der schätzungsweise 56.000 hier lebenden Iraker. In anderen Ländern lag die Quote nur bei etwa einem Viertel. Insgesamt sind in den 14 Staaten 280.000 Iraker für die Abstimmung registriert. Im Irak selbst wird nur am Sonntag gewählt.

Die letzte freie Wahl im Irak fand nach Einschätzung von Experten im Jahr 1953 statt. Der Irak war damals eine konstitutionelle Monarchie. (APA/AP/Reuters)
 
28.01.2005


Bagdad: Vier Tote bei Autobombenanschlag
Angriff auf US-Stützpunkt - Gewalt reißt auch zwei Tage vor den Wahlen nicht ab
Bagdad - Bei der Explosion einer Autobombe nahe einer Polizeiwache in Bagdad sind am Freitag offiziellen Angaben zufolge vier irakische Zivilisten ums Leben gekommen. Um die Parlamentswahlen am Sonntag zu stören, haben Rebellen in den vergangenen Tagen immer wieder irakische Sicherheitskräfte angegriffen. Auch Schulen, die als Wahllokale dienen sollen, und Wahlhelfer waren Ziel von Anschlägen.

Aufständische haben am Freitag im Irak einen US-Militärstützpunkt mit Mörsergranaten beschossen. Drei amerikanische Soldaten sowie drei Zivilisten wurden verletzt, wie die Streitkräfte mitteilten. Ziel des Angriffs war Camp Kalsu südlich von Bagdad. Zuvor kamen bei der Explosion einer Autobombe mindestens vier Personen ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. Wie ein Sprecher des irakischen Innenministeriums mitteilte, detonierte die Bombe nahe einer Autobahnbrücke in der südlichen Vorstadt Dora. Zunächst war nicht klar, wogegen sich der Anschlag richtete.

In der westirakischen Stadt Ramadi stieß die Polizei am Freitag auf die Leichen von vier irakischen Soldaten, die offenbar von Aufständischen ermordet wurden. Sie wiesen Schussverletzungen auf. An den Toten waren Zettel mit der Aufschrift "So ergeht es allen Verrätern" angebracht.

In Ramadi griffen Aufständische in der Nacht zum Freitag vier Wahllokale an, die dabei zum Teil zerstört wurden. Auch ein Wahllokal in Hit, 160 Kilometer nordwestlich von Bagdad, wurde attackiert. Bei einem Rebellenangriff auf ein Wahllokal im nordirakischen Kirkuk starb in der Nacht zum Freitag ein das Gebäude bewachender Polizist.(APA/Reuters)
 
Wenn man sich das so durchließt,jeden Tag poste ich neuigkeiten und jeden Tag paar tote.Am meisten die Iraker,den die ficken sich jetzt gegenseitig.Die Amis die Terroristen und die Terroristen ihre eigene Zivilbevölkerung.


Verrückt.
 
28.01.2005


Experte: "Resultat wird trotzdem eine gewählte Regierung sein"
Im Ausland wurden die Wahllokale am Freitag geöffnet, im Irak ist es am Sonntag so weit: National­versammlung wird unter prekären Sicherheits­bedingungen gewählt
Von
Gudrun Harrer

Link

Independent Electoral Commission of Iraq
Bagdad/Wien – Die Erwartungen die Wahlbeteiligung bei den irakischen Parlamentswahlen am Sonntag betreffend wurden in den vergangenen Tagen sowohl von amerikanischen als auch von irakischen Offiziellen systematisch zurückgeschraubt: 50 Prozent wären schon ein Erfolg, heißt es jetzt. Was kaum angesprochen wird, erklärt der Politologe Ibrahim al-Marashi (Sabanci-Universität, Istanbul) dem STANDARD am Telefon: Marashi hat für eine in MERIA (Middle East Review of International Affairs) veröffentlichte Studie über die irakischen Wahlen festgestellt, dass viele Iraker und Irakerinnen nicht genau wissen, was eigentlich am Sonntag gewählt wird.

Die Zahlen werden sich seither gebessert haben – die Behörden haben eine große Informationskampagne in den Medien, besonders im TV, geführt –, aber noch vor einigen Wochen glaubten 74 Prozent, dass es sich um Präsidentschaftswahlen handle, so die Aussage eines Sprechers der Wahlkommission (IEC).

Marashi rechnet damit, dass viele Wähler angesichts der komplexen Wahllisten – neun davon Parteienblöcke – überfordert sein werden. Die Wahllisten sind auch so eine Sache: Viele Kandidaten, die darauf angeführt sind, bleiben völlig unsichtbar, und nicht nur wegen der Angst vor Anschlägen. Manche, etwa auf der Liste von Premier Iyad Allawi, sind quasi Renommiernamen: Der Kandidat lebt unter Umständen im Ausland, hat gar nicht die Absicht, in die irakische Politik einzusteigen, aber sein Name soll dem Listeninhaber die Stimmen etwa des Stamms des Kandidaten sichern. Es handelt sich also eher um eine Unterstützungserklärung als um eine echte Kandidatur.

Das kommt auch daher, dass es noch keine politischen (politisch im Unterschied zu konfessionell oder ethnisch definiert) Parteien gibt, die eine echte Verwurzelung haben. Auffällig ist, dass viele Parteien den irakischen Nationalismus zu betonen scheinen, viele tragen den Irak im Parteinamen, wie ja auch Allawis "Iraqiya", oder appellieren sonst irgendwie an den Patriotismus.

Aber auch Marashi ist wie viele andere überzeugt, dass, bei allen Schwächen, trotzdem das Resultat eine "gewählte Regierung", die ja von der Nationalversammlung bestimmt wird, sein wird. Ein Schritt zum Institutionenbau sind auch die gleichzeitig stattfindenden Regionalwahlen (was andererseits wieder eine Komplizierung darstellt), in Kurdistan wird auch das kurdische Parlament gewählt.

Was manche Wähler an die Urnen treiben wird, ist die Hoffnung, damit etwas für die völlige Wiedergewinnung der irakischen Souveränität – sprich, Abzug der amerikanischen Truppen – zu tun. Wenn es erst einmal eine völkerrechtlich anerkannt gewählte irakische Regierung gäbe und diese den US-Abzug verlange, werde es schwer für Washington werden, Nein zu sagen. Einstweilen wird die nächste Regierung die Amerikaner aber eher "ersuchen", noch zu bleiben. (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.01.2005)
 
28.01.2005


Verlängerte Ausgangssperre in Bagdad in Kraft getreten
Teil massiver Sicherheitsvorkehrungen für die Wahlen
Bagdad - In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am Freitagabend, zwei Tage vor den geplanten Parlaments- und Regionalwahlen, eine verlängerte nächtliche Ausgangssperre in Kraft getreten. Das Ausgangsverbot gilt bis Dienstag Früh - jeweils von 19.00 Uhr bis 06.00 Ortszeit. Zuvor begann die Ausgangssperre in Bagdad um 23.00 Uhr.

Die Maßnahme ist Teil massiver Sicherheitsvorkehrungen, mit denen eventuelle Terroranschläge auf Wahllokale und Wahlhelfer verhindert werden sollen. Ab (dem morgigen) Samstag sind auch die Grenzen und der Flughafen von Bagdad gesperrt. Am Wahltag, dem Sonntag, gilt in Bagdad ein generelles Fahrverbot. (APA/dpa)
 
Zurück
Oben