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Sammelthread und Infothread Krieg im Irak

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
  • Erstellt am Erstellt am
29.01.2005


Australien: Massenschlägerei vor Wahllokal für Exiliraker
Gebäude geräumt
Sydney - Vor einem Wahllokal für Exiliraker in Australien ist es am Samstag zu einer Massenschlägerei gekommen. Die Wähler seien von einer Gruppe von 20 Demonstranten wüst beschimpft worden, berichtete Bernie Hogan, der die Stimmabgabe für die irakische Parlamentswahl in Australien koordiniert. Als die Demonstranten, bei denen es sich offenbar ebenfalls um Araber handelte, die Wähler auch noch zu fotografieren begannen, entbrannte ein Straßenkampf, an dem sich Hogan zufolge rund 50 Personen beteiligten.

Nachdem die Polizei eingeschritten war, wurde neben dem Wahllokal obendrein ein herrenloser Rucksack entdeckt. Das Gebäude wurde vorsorglich geräumt, in der Tasche fanden sich aber nur Kekse und Wasser. Zum Ausgleich für die vorübergehende Schließung sollte das Wahllokal am Samstagabend eine Stunde länger geöffnet bleiben, wie Hogan mitteilte. (APA)
 
29.01.2005


Britische Ex-Außenminister fordern Abzug der Truppen aus dem Irak
Innerhalb eines Jahres - Großbritanninen haben "auf keinen Fall" die Ressourcen für vier weitere Jahre im Irak
London - Zwei ehemalige britische Außenminister, der Konservative Douglas Hurd und der Labour-Politiker Robin Cook, haben den Abzug der britischen und der US-Truppen aus dem Irak innerhalb eines Jahres gefordert. In einem gemeinsamen Artikel für die Zeitung "The Times" (Samstag-Ausgabe) schrieben sie, bis dahin müssten die Koalitionstruppen das irakische Militär und die irakische Polizei so weit aufgebaut haben, dass diese selbst für Sicherheit sorgen könnten. Premier Tony Blair hat sich bisher geweigert, einen Zeitpunkt für einen Truppenabzug zu nennen.

Umfangreiche Kosten


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bezahlte Einschaltung"Die finanziellen, politischen und menschlichen Kosten für unsere Anwesenheit steigen jeden Tag", schrieben die beiden ehemaligen Minister gemeinsam mit dem außenpolitischen Sprecher der oppositionellen Liberaldemokraten, Menzies Campbell. "Wir können der irakischen Bevölkerung eine Chance bieten, aber sie muss diese selbst ergreifen." Auf keinen Fall habe Großbritannien die Ressourcen, noch vier Jahre im Irak zu bleiben, so wie dies US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vorschwebe.

Zum Teil verstärkten die ausländischen Truppen die Probleme auch eher, anstatt sie zu lösen: "Das harte Vorgehen des US-Militärs in städtischen Gebieten gegen den wiederholten Rat der Briten hat den Aufstand nicht geschwächt, sondern die meisten Iraker in ihrem Streben nach einem Ende der ausländischen Besetzung bestärkt", kritisierten Hurd, Cook und Campbell. (APA/dpa)
 
29.01.2005


Irakischer Botschafter in Österreich hofft auf hohe Wahlbeteiligung
Tariq Aqrawi: 60 Prozent "für den Anfang eine sehr, sehr gute Sache" - Hält verstärkten Einsatz der UN für wünschenswert

Wien - "Schwierigkeiten gibt es, das wissen wir auch, aber diese Entscheidung ist schon lange getroffen worden, dass man am 30. Jänner in die Wahlen geht." Das sagte der irakische Botschafter in Österreich, Tariq Aqrawi, am Samstag in der Ö1-Radio-Reihe "Im Journal zu Gast". Für den Norden und Süden des Landes, aber auch für den Westen erwartet der Diplomat eine hohe Wahlbeteiligung. "Das wird bestimmt die Grenze von 60 Prozent erreichen, und das ist für den Anfang eine sehr, sehr gute Sache", sagte Aqrawi.

Entscheidung für Demokratie


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Wien
Jeder Bezirk hat seine Stadtgeschichten
bezahlte EinschaltungEr rate allen Irakern dazu, wählen zu gehen, betonte der Botschafter, der die Einschätzung äußerte, dass nicht alle Sunniten die Wahl boykottieren würden. Jede Liste enthalte auch Sunniten, und viele Angehörige der Religionsgruppe würden wählen gehen. Es handle sich nicht um eine Wahl der Schiiten, Sunniten oder Kurden, sondern "eine Wahlentscheidung zwischen demokratisch denkenden Kräften und anti-demokratisch denkenden Kräften", sagte Aqrawi, der selbst Kurde ist und aus dem Nordirak stammt.

Abzug der Truppen nicht absehbar

Wann die US-Truppen den Irak verlassen könnten, vermochte der irakische Botschafter nicht zu sagen: "Keiner kann diese Frage beantworten." In einem Interview mit der APA hatte Aqrawi vor wenigen Tagen gesagt, nach 2005 werde es Sache der neuen Bagdader Regierung sein, "in Verhandlungen (mit den USA) einen Weg zu finden, wie man diesen souveränen irakischen Staat wirklich souverän machen kann und wie lange dann die Amerikaner bleiben". "Im Journal zu Gast" äußerte der Diplomat zudem den Wunsch nach einer stärkeren Präsenz und einer größeren Rolle der Vereinten Nationen im Irak.

Hinsichtlich der Wirtschaft in seinem Land sagte Aqrawi, man wolle Investoren einladen und hoffe auch auf eine Beteiligung Österreichs am Wiederaufbauprozess. Als Hindernis nannte der Diplomat die derzeitige Sicherheitslage. "Ich hoffe, dass nach den Wahlen auch die Sicherheitslage und die Stabilität besser werden", sagte Aqrawi. Bisher seien nur wenige in Österreich lebende Exiliraker in ihre Heimat zurückgekehrt. Manche von ihnen wollten investieren und auch am Wiederaufbau mitwirken. (APA)
 
29.01.2005


Umfrage: 76 Prozent der Sunniten wollen Irak-Wahlen boykottieren
80 Prozent der Schiiten und 57 Prozent der Kurden beabsichtigen hingegen Teilnahme
Abu Dhabi/Bagdad - Die Sunniten im Irak, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, lehnen einer US-Umfrage zufolge die Parlaments- und Regionalwahlen an diesem Sonntag mit großer Mehrheit ab. Laut einer Befragung des US-Instituts "Zogby International", die in der Nacht auf Samstag von dem Fernsehsender "Abu Dhabi TV" veröffentlicht wurde, erklärten 76 Prozent der befragten sunnitischen Iraker, dass sie an der Wahl "bestimmt nicht" teilnehmen würden. Nur neun Prozent gaben an, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen wollten.

US-Streitkräfte sollen abziehen

Im Gegensatz dazu wollen 80 Prozent der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und 57 Prozent der Kurden ihre Stimme abgeben. Zugleich befürworten 82 Prozent der sunnitischen Araber und 69 Prozent der Schiiten, dass die US-Streitkräfte den Irak sofort oder unmittelbar nach der Bildung der nächsten Regierung aus dem Irak abziehen. 53 Prozent der Sunniten halten außerdem bewaffnete Angriffe auf die fremden Streitkräfte für legitim.

"Die Gräben (in der irakischen Wählerschaft) sind so markant und tief, dass diese Wahlen, anstatt die Menschen einander anzunähern, sie eher entzweien können", hieß es in einer Stellungnahme des Instituts zu den Ergebnissen der Umfrage. "Da die Sunniten jetzt schon die Wahlen boykottieren, ist für eine äußerst gewalttätige Mischung gesorgt."

Die Umfrage war von "Abu Dhabi TV" in Auftrag gegeben worden. Zwischen 19. und 23. Jänner wurde ein repräsentativer Querschnitt von 805 wahlberechtigten Irakern in den Städten Bagdad, Kerbala, Hilla und Kirkuk sowie in den Provinzen Diyala und Anbar befragt. Die Fehlerquote gab das Institut mit 3,6 Prozent an. (APA/dpa)
 
29.01.2005


Ausnahmezustand um einen Monat verlängert
Ausgangssperren in zahlreichen Städten
Bagdad - Der irakische Regierungschef Iyad Allawi hat den Ausnahmezustand im Land um einen Monat verlängert. Die Maßnahme gelte für den ganzen Irak mit Ausnahme des autonomen Kurdengebiets im Norden, hieß es in einer offiziellen Mitteilung am Samstag in Bagdad. In den Wochen vor der Wahl am Sonntag hatte sich die Gewalt unvermindert fortgesetzt. Täglich wurden bei Anschlägen und Angriffen Aufständischer auf Sicherheitskräfte, Wahllokale, Regierungsgebäude und die US-geführten Truppen zahlreiche Menschen getötet.

Ursprünglich sollte der Ausnahmezustand am 7. Februar auslaufen, das neue Datum ist der 7. März. Auch die Provinzgrenzen sind nun nachts gesperrt. In den verschiedenen Regionen gelten unterschiedliche Ausgangssperren. In Bagdad errichteten Polizisten und Soldaten überall in der Stadt Kontrollpunkte. Die Bevölkerung hatte sich schon zuvor auf einen faktischen Belagerungszustand eingerichtet. Nur noch wenige Geschäfte waren am Samstag geöffnet. Die Übergangsregierung hatte außerdem Samstag, Sonntag und Montag zu arbeitsfreien Feiertagen erklärt. Im Irak ist sonst der Freitag der einzige Wochenfeiertag. (APA/dpa)
 
29.01.2005


Heftige Schießerei im Zentrum von Bagdad
Nähere Umstände unklar
Bagdad - Einen Tag vor den Wahlen im Irak hat sich in Bagdad auf offener Straße eine heftige Schießerei ereignet. Sie begann am Samstagvormittag, als ein Konvoi mit irakischen Soldaten aus der schwer bewachten Grünen Zone im Zentrum der Hauptstadt herausfuhr und auf eine Tigris-Brücke zusteuerte, wie Journalisten berichteten.

Die Soldaten flüchteten in mehrere Richtungen. US-Soldaten, die sich in der Umgebung aufhielten, verschanzten sich hinter ihren Fahrzeugen. Unklar war zunächst, wie es zu der mehrere Minuten dauernden Schießerei kam und wer daran beteiligt war. (APA)
 
29.01.2005


Dreitägige Exil-Irak-Wahl hat begonnen
Beteiligung am ersten Tag bei 30 Prozent

Exil-Irakerin bei der Stimmabgabe in SydneyLink
International Organization for Immigration: Wo Exil-Iraker wählen können

Bagdad/Berlin/London/Teheran/Sydney/Wien - Rund 30 Prozent der im Ausland registrierten irakischen Wähler haben am ersten Wahltag ihre Stimme abgegeben. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM), die die Parlamentswahl für die Exil-Iraker in insgesamt 14 Ländern organisierte, am Samstag mitteilte, gingen am Freitag 84.429 Personen wählen.


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Wien
Jeder Bezirk hat seine Stadtgeschichten
bezahlte EinschaltungDie höchste Beteiligung wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 49 Prozent verzeichnet, die geringste in Frankreich mit 18 Prozent. Insgesamt haben sich weltweit 280.303 Exil-Iraker für die Wahl registrieren lassen. Sie können noch bis Sonntag ihre Stimme abgeben. Im Irak selbst findet die Wahl nur am Sonntag statt.

In Australien starteten Wahlen zuerst

Mit der Stimmabgabe von Exilirakern in Australien hat am Freitag die erste freie irakische Parlamentswahl seit über 50 Jahren begonnen. Kurdische Frauen in langen, schwarzen Kleidern und Männer in farbenfrohen traditionellen Gewändern versammelten sich ab 07.00 Ortszeit vor einem zum Wahllokal umfunktionierten Möbellager in Fairfield, einem Stadtteil von Sydney, in dem zahlreiche Araber wohnen. "Ein langer Traum wird jetzt wahr", sagte der 56-jährige Karim Jari. "Wir hoffen, dass dies ein Neubeginn ist."

Wahlorganisation in Deutschland rechnet mit hoher Beteiligung

Die Organisatoren der Wahl in Deutschland rechnen mit einer hohen Beteiligung. Die Leiterin des Exil-Wahlprogramms für Deutschland, Herta Eckert, äußerte die Erwartung, dass ein Großteil der etwa 26.500 in Deutschland registrierten Wahlberechtigten eine Stimme abgeben werde. In Deutschland können auch Iraker aus anderen Ländern wie Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien und Slowenien wählen. Hoch dürfte auch die Beteiligung in Skandinavien - vor allem in Schweden - und im Iran werden. Im Nachbarland des Irak kamen tausende Iraker am Freitag zum Wahllokal im Teheraner Basar. In Iran hatten sich fast 61.000 Auslandsiraker für die Wahlen registrieren lassen, so viele wie in keinem anderen Land. Dort leben rund 81.000 Iraker, überwiegend Schiiten, die während des Saddam-Regimes, das sunnisch dominiert war, in ihrer Heimat verfolgt worden waren.

In Großbritannien lief Wahl sehr ruhig an

In Großbritannien lief die Wahl für die dort lebenden Auslands-Iraker hingegen sehr ruhig an. Von den insgesamt 150.000 möglichen Wahlberechtigten hatten sich zuvor nur knapp 31.000 in die Wählerverzeichnisse eintragen lassen. Wahllokale gab es in London, Manchester und Glasgow. Die Abstimmung erfolgte dabei unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.

Exil-Iraker in Österreich

Exiliraker, die in Österreich leben, müssen einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie ihre Stimme für die irakischen Wahlen vom Wochenende abgeben können. Das nächste offizielle Wahllokal befindet sich erst in München.

Laut Auskunft des österreichischen Außenministeriums wurden die Auslandswahllokale durch die "International Organization for Immigration" festgelegt. Ausschlaggebend für die Auswahl dieser Punkte war die jeweilige Anzahl der Exil-Iraker in den Ländern. Insgesamt gibt es in 14 Ländern außerhalb Iraks die Möglichkeit zur Stimmabgabe.

1.500 wählen in München

Die österreichischen Exil-Iraker haben sich organisiert - die irakische Botschaft hilft mit - und fahren gemeinsam mit Bussen und Privat-Autos von Wien und Linz nach München, erläutert Bakir Aljawahiri gegenüber derStandard.at. Der Obmann einer irakisch-österreichischen Akademiker-Vereinigung: "Insgesamt werden rund 1.500 Exil-Iraker ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen, auch wenn die Anreise etwas beschwerlich ist."

Die deutschen Wahllokale in Berlin, Köln, Mannheim und München eröffnen um 08.00 Uhr. Mehr als 26.400 Personen haben sich in Deutschland für die Wahl registrieren lassen, knapp die Hälfte der schätzungsweise 56.000 hier lebenden Iraker. In anderen Ländern lag die Quote nur bei etwa einem Viertel. Insgesamt sind in den 14 Staaten 280.000 Iraker für die Abstimmung registriert. Im Irak selbst wird nur am Sonntag gewählt.

Keine Exit Polls in der Wahlnacht

Das Ergebnis der Wahlen will die irakische Wahlkommission in frühestens sieben bis zehn Tagen bekannt geben, vorläufige Ergebnisse eventuell Anfang nächster Woche. Hochrechnungen und Prognosen auf Grund von Wählerbefragungen (exit polls) wird es in der Wahlnacht voraussichtlich nicht geben. Für viele stellt sich ohnehin weniger die Frage, wer gewinnt, sondern wie viele überhaupt mitmachen. Einflussreiche sunnitische Kleriker riefen zum Boykott des Urnengangs unter amerikanischer Besatzung auf.

Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen im Irak

Die irakischen Behörden wollen indes den seit Monaten anhaltenden Terror mit beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen eindämmen oder sogar stoppen. Die Grenzen sind seit Freitag geschlossen, es gelten nächtliche Ausgangssperren, am Wahltag sogar ein allgemeines Fahrverbot.

Die letzte freie Wahl im Irak fand nach Einschätzung von Experten im Jahr 1953 statt. Der Irak war damals eine konstitutionelle Monarchie. (rasch/APA/dpa/Reuters/AP)
 
29.01.2005


Raketenangriff auf US-Botschaft in Bagdad
Mindestens zwei Tote und sechs Verletzte
Bagdad - Die US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am Samstagabend mit Raketen angegriffen worden. Zwei Menschen starben dabei, sechs wurden zum Teil schwer verletzt verlautete aus Diplomatenkreisen.

Bei den beiden Toten handelte es sich um US-Amerikaner, sagte Botschaftssprecher Bob Callahan.

Die US-Botschaft liegt in der schwer bewachten Grünen Zone der irakischen Hauptstadt. Aufständische haben vor der am morgigen Sonntag stattfindenden irakischen Parlamentswahl neue Anschläge gegen die ausländischen Truppen und die einheimischen Behörden in Aussicht gestellt.

US-Soldat durch Bombe getötet

Bei der Explosion einer Bombe in Bagdad ist am Samstag ein US-Soldat getötet worden. Wie die US-Armee mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Nachmittag im Western der irakischen Hauptstadt. Der Sprengsatz sei am Straßenrand versteckt gewesen.

Erst am Freitag waren insgesamt sieben US-Soldaten bei Anschlägen und einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen; am Mittwoch waren beim Absturz eines Transporthubschraubers 31 US-Soldaten getötet worden. (red/APA/Reuters)
 
29.01.2005


Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen im Vorfeld der Wahlen
Flughafen von Bagdad geschlossen - Nächtliche Ausgangssperren - Tote bei Anschlag - Wahllokale von Aufständischen beschossen

UN-Generalsekretär Annan: "Verweigert den Irakern, die sich für die Teilnahme an der Wahl entschieden haben, nicht ihr Recht, dies in Freiheit und Sicherheit zu tun."
US-Marines errichten einen Checkpoint.
Die Wahlen am Sonntag sollen zur Feuerprobe für die neu rekrutierte irakische Armee werden.
Ramadi - Die US-Armee hat in der irakischen Rebellenbastion Ramadi am Samstag drei Wahllokale geöffnet, die unmittelbar danach von Aufständischen beschossen wurden. Wie ein AFP-Reporter weiters berichtete, riegelten US-Soldaten die Zufahrten zu der Stadt hundert Kilometer westlich von Bagdad ab und verstärkten ihre Patrouillen. In Ramadi wurde mit einer gegen Null gehenden Wahlbeteiligung gerechnet, da die Aufständischen dort die Wahlen besonders entschlossen sabotieren wollten.

Ein Sprecher der irakischen Wahlkommission sagte, in der westlich von Bagdad gelegenen sunnitischen Provinz Anbar mit den Städten Ramadi und Falluja seien insgesamt 40 Wahllokale geöffnet. Drei Wahllokale seien in Bagdad eingerichtet worden, um den Bewohnern von Falluja, die vor einer US-Offensive in der Stadt im November geflüchtet waren, die Stimmabgabe zu ermöglichen.

Grenzen gesperrt

Die Sicherheitsmaßnahmen sind unterdessen enorm. Der Flughafen Bagdad blieb geschlossen, sämtliche Landgrenzen waren gesperrt. Am Vorabend trat in Bagdad eine verlängerte nächtliche Ausgangssperre in Kraft, die nun jeweils von 19.00 bis 06.00 Uhr gilt. Auch die Provinzgrenzen sind nun nachts gesperrt. In den verschiedenen Regionen gelten unterschiedliche, von den lokalen Behörden festgelegte Ausgangssperren.

In Bagdad richtete sich die Bevölkerung schon zuvor auf einen faktischen Belagerungszustand ein. Nur noch wenige Geschäfte waren am Samstag geöffnet. Am Sonntag gilt ein generelles Fahrverbot. Die Maßnahmen sollen eventuelle Terroranschläge auf Wahllokale und Wahlhelfer verhindern. Die Übergangsregierung hat außerdem die Zeit von Samstag bis Montag zu arbeitsfreien Feiertagen erklärt. Im Irak ist sonst der Freitag der einzige Feiertag der Woche.

Gewaltserie geht weiter

Trotzdem reißt die Gewaltserie nicht ab. Einen Tag vor den Wahlen im Irak hat sich ein Selbstmord-Attentäter vor einem irakisch-amerikanischen Militärzentrum in der Stadt Khanaqin bei Bagdad in die Luft gesprengt und dabei neun Menschen mit in den Tod gerissen. Bei den Opfern handle es sich um fünf Zivilisten und drei irakische Soldaten, teilte das US-Militär mit. Sieben weitere Personen erlitten Verletzungen.

Extremisten drohen Die Gruppe des international gesuchten Extremisten Abu Musab al-Zarqawi hat sich zu dem Selbstmordanschlag auf ein Wahllokal in der Kurdenstadt Khanaqin bekannt. Ein Mitglied der Organisation al-Qaeda (Al Kaida) im Zweistromland habe den Anschlag "auf die Amerikaner und ihre Agenten" verübt, hieß es in einer am Samstag auf einer islamistischen Internet-Seite veröffentlichten Erklärung, deren Echtheit nicht nachgewiesen war. Bei dem Selbstmordattentat wurden nach neuesten Polizeiangaben acht Menschen getötet, darunter ein Kind und drei Soldaten.

Zugleich drohte die Zarqawi-Gruppe erneut mit weiteren Anschlägen bei der Wahl am Sonntag. "Wir warnen zum letzten Mal, dass morgen ein blutiger Tag für die Juden, die Christen, ihre Agenten und jeden sein wird, der beim Spiel der Amerikaner und (des irakischen Regierungschefs Iyad) Allawis mitmacht." Allein am Samstag wurden bei Anschlägen und Angriffen insgesamt mindestens 18 Menschen getötet.

Aufruf zur Teilnahme

Trotz dieser Terrordrohungen hat UN-Generalsekretär Annan die irakische Bevölkerung zur Teilnahme an den ersten freien Wahlen aufgerufen. Die irakische Übergangsregierung rechnet mit einer hohen Wahlbeteiligung von rund 70 Prozent - und gab sich damit betont optimistisch - zuvor hatten amerikanische wie auch irakische Offizielle die Erwartungen deutlich zurückgeschraubt: Schon 50 Prozent wären ein Erfolg. Für die im Ausland lebenden Iraker begann die Abstimmung bereits am Freitag.

In seiner Erklärung wandte sich UN-Generalsekretär Annan direkt an "jene, die den demokratischen Prozess zu stören versuchen" und erklärte: "Verweigert den Irakern, die sich für die Teilnahme an der Wahl entschieden haben, nicht ihr Recht, dies in Freiheit und Sicherheit zu tun." Es könne niemals eine Rechtfertigung "für die Ermordung und Einschüchterung von Wählern, Kandidaten und Wahlhelfern geben", erklärte Annan weiter. (APA, Reuters, dpa)
 
30.01.2005


Dreitägige Exil-Irak-Wahl endet heute
Zwei Drittel der registrierten Auslandsiraker haben bisher gewählt

Exil-Irakerin bei der Stimmabgabe in SydneyLink
International Organization for Immigration: Wo Exil-Iraker wählen können

Amma- Nach zwei von drei Wahltagen haben zwei Drittel aller registrierten Auslandsiraker ihre Stimme für die Parlamentswahl in ihrer Heimat abgegeben. Das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Samstag mit. Dies sei ein Hinweis auf eine sehr gute Beteiligung, hieß es. Die Wahl verlaufe in den 14 Nationen außerhalb des Irak bisher ohne Zwischenfälle. Lediglich in zwei Fällen habe es Demonstrationen gegeben, die jedoch friedlich verliefen.


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Wien
Jeder Bezirk hat seine Stadtgeschichten
bezahlte EinschaltungInsgesamt haben sich für die Wahl rund 280.000 Auslandsiraker eingeschrieben. Das ist Schätzungen zufolge etwa ein Viertel aller im Ausland lebenden Iraker.

Exil-Iraker in Österreich

Exiliraker, die in Österreich leben, müssen einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie ihre Stimme für die irakischen Wahlen vom Wochenende abgeben können. Das nächste offizielle Wahllokal befindet sich erst in München.

Laut Auskunft des österreichischen Außenministeriums wurden die Auslandswahllokale durch die "International Organization for Immigration" festgelegt. Ausschlaggebend für die Auswahl dieser Punkte war die jeweilige Anzahl der Exil-Iraker in den Ländern. Insgesamt gibt es in 14 Ländern außerhalb Iraks die Möglichkeit zur Stimmabgabe.

1.500 wählen in München

Die österreichischen Exil-Iraker haben sich organisiert - die irakische Botschaft hilft mit - und fahren gemeinsam mit Bussen und Privat-Autos von Wien und Linz nach München, erläutert Bakir Aljawahiri gegenüber derStandard.at. Der Obmann einer irakisch-österreichischen Akademiker-Vereinigung: "Insgesamt werden rund 1.500 Exil-Iraker ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen, auch wenn die Anreise etwas beschwerlich ist."

Die deutschen Wahllokale in Berlin, Köln, Mannheim und München eröffnen um 08.00 Uhr. Mehr als 26.400 Personen haben sich in Deutschland für die Wahl registrieren lassen, knapp die Hälfte der schätzungsweise 56.000 hier lebenden Iraker. In anderen Ländern lag die Quote nur bei etwa einem Viertel. Insgesamt sind in den 14 Staaten 280.000 Iraker für die Abstimmung registriert. Im Irak selbst wird nur am Sonntag gewählt.

Keine Exit Polls in der Wahlnacht

Das Ergebnis der Wahlen will die irakische Wahlkommission in frühestens sieben bis zehn Tagen bekannt geben, vorläufige Ergebnisse eventuell Anfang nächster Woche. Hochrechnungen und Prognosen auf Grund von Wählerbefragungen (exit polls) wird es in der Wahlnacht voraussichtlich nicht geben. Für viele stellt sich ohnehin weniger die Frage, wer gewinnt, sondern wie viele überhaupt mitmachen. Einflussreiche sunnitische Kleriker riefen zum Boykott des Urnengangs unter amerikanischer Besatzung auf.

Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen im Irak

Die irakischen Behörden wollen indes den seit Monaten anhaltenden Terror mit beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen eindämmen oder sogar stoppen. Die Grenzen sind seit Freitag geschlossen, es gelten nächtliche Ausgangssperren, am Wahltag sogar ein allgemeines Fahrverbot.

Die letzte freie Wahl im Irak fand nach Einschätzung von Experten im Jahr 1953 statt. Der Irak war damals eine konstitutionelle Monarchie. (rasch/APA/dpa/Reuters/AP)
 
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