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31.03.2005
Mehr unterernährte Kinder seit US-Invasion
UNO-Bericht spricht von Verdoppelung bei unter Fünfjährigen
Von Jan Dirk Herbermann aus Genf
Mindestens 100.000 Iraker sind als Folge der US-geführten Invasion ihres Landes gestorben. Die meisten Personen seien Opfer verschiedener Formen von Gewalt geworden, sagte der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, am Donnerstag in Genf.
Laut Ziegler hätten die Zerstörungen und das Chaos seit Kriegsbeginn katastrophale Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung gehabt. Inzwischen seien mehr als ein Viertel der irakischen Kinder chronisch unterernährt. "Der Anteil akut unterernährter irakischer Kinder unter fünf Jahren hat sich von vier Prozent auf 7,7 Prozent fast verdoppelt", meinte Ziegler.
In vielen Regionen des Landes hätten die Einwohner keinen Zugang zu sauberem Wasser. Sanitäre Einrichtungen seien im Laufe der Kämpfe zerstört worden. Ziegler wiederholte Anschuldigungen von Nichtregierungsorganisationen, US-geführte Koalitionstruppen schnitten Teile der Bevölkerung bewusst vom Wasser ab. "Falls das zutrifft, liegt ein eindeutiger Bruch des humanitären Völkerrechts insbesondere der Genfer Konventionen durch die Koalition vor", so Ziegler. Er forderte die irakischen Behörden auf, die teilweise zerstörte Landwirtschaft wieder aufzubauen. Nur so könne die Unterernährung in Teilen des Bevölkerung überwunden werden.
Laut Ziegler kamen 84 Prozent der 100.000 Gewaltopfer durch Aktionen der US-geführten Koalitionsstreitkräfte um - hauptsächlich Frauen und Kinder. Insbesondere sei der Tod der Personen durch Luftschläge und Artilleriebeschuss eingetroffen.
Der UNO-Sonderberichterstatter berief sich auf Untersuchungen, die unter Führung der amerikanischen Johns Hopkins Universität durchgeführt wurden. Die Recherche deckt den Zeitraum von Kriegsbeginn im März 2003 bis September 2004 ab.
Die tatsächliche Zahl könnte aber weitaus höher als 100.000 liegen: Denn die Wissenschaftler beziehen die blutige Schlacht um die Stadt Falluja nicht in ihre Zwischenbilanz ein. Andererseits betont die Johns Hopkins Universität, dass keine Beweise einer "unzulässigen Führung" des Kriegs durch Koalitions-Soldaten gefunden wurden.
Vonseiten der Koalitionsstreitkräfte wurden bisher keine Statistiken über getötete irakische Zivilisten veröffentlicht. Am Mittwoch wurde von den US-Streitkräften eine Zahl zu den von ihnen gefangen gehaltenen Irakern bekannt gegeben: Gegenwärtig sind es 10.500, das ist eine Verdopplung in den vergangenen fünf Monaten.
Am Donnerstag kamen bei Gewalttaten wieder zahlreiche Menschen ums Leben. Zwei Autobombenanschläge waren gegen schiitische Moscheen gerichtet. (DER STANDARD, Printausgabe, 01.04.2005)
Mehr unterernährte Kinder seit US-Invasion
UNO-Bericht spricht von Verdoppelung bei unter Fünfjährigen
Von Jan Dirk Herbermann aus Genf
Mindestens 100.000 Iraker sind als Folge der US-geführten Invasion ihres Landes gestorben. Die meisten Personen seien Opfer verschiedener Formen von Gewalt geworden, sagte der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, am Donnerstag in Genf.
Laut Ziegler hätten die Zerstörungen und das Chaos seit Kriegsbeginn katastrophale Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung gehabt. Inzwischen seien mehr als ein Viertel der irakischen Kinder chronisch unterernährt. "Der Anteil akut unterernährter irakischer Kinder unter fünf Jahren hat sich von vier Prozent auf 7,7 Prozent fast verdoppelt", meinte Ziegler.
In vielen Regionen des Landes hätten die Einwohner keinen Zugang zu sauberem Wasser. Sanitäre Einrichtungen seien im Laufe der Kämpfe zerstört worden. Ziegler wiederholte Anschuldigungen von Nichtregierungsorganisationen, US-geführte Koalitionstruppen schnitten Teile der Bevölkerung bewusst vom Wasser ab. "Falls das zutrifft, liegt ein eindeutiger Bruch des humanitären Völkerrechts insbesondere der Genfer Konventionen durch die Koalition vor", so Ziegler. Er forderte die irakischen Behörden auf, die teilweise zerstörte Landwirtschaft wieder aufzubauen. Nur so könne die Unterernährung in Teilen des Bevölkerung überwunden werden.
Laut Ziegler kamen 84 Prozent der 100.000 Gewaltopfer durch Aktionen der US-geführten Koalitionsstreitkräfte um - hauptsächlich Frauen und Kinder. Insbesondere sei der Tod der Personen durch Luftschläge und Artilleriebeschuss eingetroffen.
Der UNO-Sonderberichterstatter berief sich auf Untersuchungen, die unter Führung der amerikanischen Johns Hopkins Universität durchgeführt wurden. Die Recherche deckt den Zeitraum von Kriegsbeginn im März 2003 bis September 2004 ab.
Die tatsächliche Zahl könnte aber weitaus höher als 100.000 liegen: Denn die Wissenschaftler beziehen die blutige Schlacht um die Stadt Falluja nicht in ihre Zwischenbilanz ein. Andererseits betont die Johns Hopkins Universität, dass keine Beweise einer "unzulässigen Führung" des Kriegs durch Koalitions-Soldaten gefunden wurden.
Vonseiten der Koalitionsstreitkräfte wurden bisher keine Statistiken über getötete irakische Zivilisten veröffentlicht. Am Mittwoch wurde von den US-Streitkräften eine Zahl zu den von ihnen gefangen gehaltenen Irakern bekannt gegeben: Gegenwärtig sind es 10.500, das ist eine Verdopplung in den vergangenen fünf Monaten.
Am Donnerstag kamen bei Gewalttaten wieder zahlreiche Menschen ums Leben. Zwei Autobombenanschläge waren gegen schiitische Moscheen gerichtet. (DER STANDARD, Printausgabe, 01.04.2005)