Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Sammelthread und Infothread Krieg im Irak

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
  • Erstellt am Erstellt am
Kopf des Monats: Ein Kurde ist Präsident
Jalal Talabani, ein Leben zwischen Exil und Kampf
von Gudrun Harrer

Es war ein großer Tag für die Kurden, für den Irak, aber auch für die Geschichte der arabischen Nationalstaaten: Am Mittwoch wurde der Kurde Jalal Talabani von der irakischen Nationalversammlung zum irakischen Präsidenten gewählt. Er ist Interimspräsident, und er ist Teil eines neu kreierten Proporzsystems, das den Kurden diesen Posten zugesteht - das schmälert jedoch nicht die Wichtigkeit dieses Ereignisses für die irakische Integration, ohne die es keine Zukunft für den Irak in seiner jetzigen Form geben kann.


Mehr zum Thema
Konflikt
Konfliktmanagement leicht gemacht.

Zeit
Zeit zum lesen. Der Standard gratis.
bezahlte EinschaltungenTalabani ist somit Präsident des Landes, als dessen größter Feind ihn das Regime von Saddam Hussein immer dargestellt hat. Der 1933 geborene charismatische Kurdenführer hatte sich bereits ab 1947, an der Seite von Mullah Mustafa Barzani und dessen Kurdischer Demokratischer Partei (KDP), in der Kurdenpolitik betätigt, ab 1961 im militärischen Kampf gegen die immer repressiver werdende Zentralmacht in Bagdad, wo 1968 endgültig die Baath-Partei das Ruder übernahm. Später, nach dem Bruch mit der KDP, gründete er 1975 in Westberlin seine Patriotische Union Kurdistans (PUK).

Das damalige Zerwürfnis hatte langfristige unselige Folgen, die noch Mitte der 90er-Jahre zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen führten, in deren Verlauf Barzani sogar einmal die Truppen Saddams zu Hilfe rief. 1998 wurde der Konflikt formell beendet, aber erst ab 2002, vor dem Irakkrieg, fand man zu echter Kooperation. Die jetzige Teilung der Macht - Talabani an der Staatsspitze, Masoud Barzani (der Sohn von Mullah Mustafa) an der Spitze der kurdischen Regionalregierung - ist also auch die Zementierung einer innerkurdischen Versöhnung. Der geballten schiitischen Macht im Lande können die Kurden nur geeint politisch etwas entgegenhalten.

Talabani, ein in Bagdad ausgebildeter Jurist, hat den Großteil seines Lebens zwischen Exil und Kampf verbracht - dessen schlimmster Moment wohl der Giftgasangriff des irakischen Regimes auf die kurdische Kleinstadt Halabja im Jahr 1988 war, wie überhaupt die Kurden, während des Irak-Iran-Kriegs teilweise auf iranischer Seite, zu dieser Zeit einer beinahe genozidialen Wut Saddam Husseins ausgesetzt waren. Das internationale Interesse an ihrem Leiden hielt sich damals in Grenzen - die freie Welt bevorzugte den säkularen Diktator des Irak gegenüber dem neuen islamistischem Regime im Iran.

Eine Wende für die Kurden kam durch den irakischen Überfall auf Kuwait 1990: Der von Saddam verlorene Krieg brachte es mit sich, dass der Zugriff Bagdads auf die Kurdengebiete beendet wurde. Sie konnten dadurch eine völlig eigene, freiere Entwicklung nehmen, von der man sich wünschen würde, dass sie für den Irak exemplarisch ist.
 
13.04.2005

Bush: Kampf gegen Aufstand tritt in neue Phase ein
Kein Zeitplan für Truppenabzug genannt
Fort Hood - Der Kampf gegen Aufständische im Irak ist nach Aussage von US-Präsident George W. Bush in eine neue Phase getreten. Es gebe im Irak jetzt mehr ausgebildete einheimische Sicherheitskräfte als US-Soldaten, sagte Bush am Freitag bei eine Rede vor Militärs in Fort Hood im Bundesstaat Texas. Die Iraker übernähmen immer mehr Verantwortung, während die US-geführten ausländischen Truppen mehr und mehr nur Unterstützung lieferten. Bush nannte keinen Zeitplan für einen Abzug der US-Truppen. Am Dienstag war es erneut zu Anschlägen im Irak gekommen.


Mehr zum Thema
Arbeit
Besser arbeiten: Das neue Visual Studio.NET
bezahlte Einschaltung"Wie freie Menschen überall wollen auch die Iraker von ihren eigenen Landsleuten verteidigt und geführt werden", sagte Bush. "Wir werden ihnen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, damit die Iraker ihre eigene Nation sichern können und dann werden unsere Soldaten mit der ihnen gebührenden Ehre zurückkehren." Inzwischen gebe es 150.000 irakische Sicherheitskräfte und 140.000 US-Soldaten im Land. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir viel erreicht, aber Eure Arbeit ist nicht getan", sagte er den etwa 25.000 jubelnden Zuhörern. "Die Freiheit hat immer noch gefährliche Feinde. Terroristen wollen immer noch unser Volk angreifen. Aber sie verlieren", sagte er.

Nach der Rede traf sich Bush unter Ausschluss der Öffentlichkeit für drei Stunden mit 33 Familien von Soldaten, die im Irak gefallen waren. Der Sprecher des US-Präsidialamts Scott McClellan sagte, die Angehörigen hätten sich zum Teil besorgt über die Hinterbliebenenhilfe geäußert. Den Beschwerden werde nachgegangen. Im Irak sind in den vergangenen zwei Jahren mehr als 1500 US-Soldaten ums Leben gekommen. (APA/Reuters)
 
13.04.2005

Zärtlichkeiten zwischen USA und Italien
"USA haben keinen besseren Freund", lobt Rice - Roms Außenminister Fini bei Amtskollegin in Washington zu Besuch
Washington - US-Außenministerin Condoleezza Rice hat die besonders guten Beziehungen der USA zu Italien gelobt. "Wir haben keinen besseren Freund als Italien", sagte Rice nach einem Gespräch mit ihrem italienischen Amtskollegen Gianfranco Fini am Mittwoch in Washington.

Lobten ihre Zusammenarbeit im Fall Calipari


Mehr zum Thema
Zeit
Zeit zum lesen. Der Standard gratis.
bezahlte EinschaltungRice und Fini lobten die Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Umstände des Todes des italienischen Geheimdienstmitarbeiters Nicola Calipari Anfang März in Bagdad. Fini warnte, dass voreilige Schlüsse und Erklärungen nur zur politischen Polemik beitrügen. "Wir benötigen eine gründliche Untersuchung, und diese braucht ihre Zeit", sagte Fini.

Der Geheimdienstmitarbeiter Calipari hatte Anfang März die nach einmonatiger Geiselhaft freigelassene Journalistin Giuliana Sgrena zum Bagdader Flughafen bringen wollen. Dabei wurde das Auto mit den Italienern von US-Soldaten beschossen. Der 52-jährige Calipari kam ums Leben.

Fini hatte unmittelbar nach dem tragischen Zwischenfall gesagt, dass die ersten Ermittlungsergebnisse Italiens nicht mit den Angaben der USA übereinstimmten. Fini forderte damals bereits, dass die guten italienisch-amerikanischen Beziehungen durch den Vorfall nicht getrübt werden dürften. (APA/dpa)
 
14.04.2005

Entführter US-Bürger: Washington lehnt Verhandlungen ab
Terroristen würden dadurch weiter ermutigt - Geiselvideo aufge­taucht - Unternehmer war für Wiederaufbau­projekt tätig

Bagdad/Washington/Kairo - Im Irak ist ein US-Bürger von Unbekannten entführt worden. Die Entführer verlangen Verhandlungen mit Washington über einen amerikanischen Truppenabzug. US-Außenministerin Condoleezza Rice schloss am Mittwoch Verhandlungen mit den Kidnappern des entführten US-Bürgers Jeffrey Ake aus. Die USA verhandelten nicht mit Terroristen, weil diese dadurch nur weiter ermutigt würden, sagte Rice am Mittwoch in Washington. Die USA hofften dennoch, in Zusammenarbeit mit den irakischen Behörden das Leben des Entführten zu retten.

Videoaufnahmen

Der arabische Fernsehsender Al Jazeera hatte zuvor Videoaufnahmen des entführten Amerikaners gezeigt. Darin bittet dieser die US-Regierung, mit den Geiselnehmern über einen Truppenabzug aus dem Irak zu verhandeln, um sein Leben zu retten. Der US-Fernsehsender CNN berichtete, die amerikanische Botschaft in Bagdad habe den Mann als Jeffrey Ake aus dem Bundesstaat Indiana identifiziert. Ake ist nach US-Presseberichten Geschäftsführer eines Unternehmens, das unter anderem Maschinen zur Abfüllung von Wasserflaschen herstellt und derzeit eine Anlage in Bagdad aufbaut. Der Mann sei am Montag in Bagdad entführt worden.

Entführter bittet nervös um Verhandlung mit seinen Geiselnehmern

Auf dem Videoband bittet der Entführte nach Angaben von Al Jazeera die US-Regierung darum, mit den Geiselnehmern über einen Truppenabzug aus dem Irak zu verhandeln, um sein Leben zu retten.

Der mit einem grauen Hemd bekleidete Mann wirkt blass und nervös. Er sitzt hinter einem Tisch und hält einen Ausweis in die Kamera. Rechts und links von ihm stehen maskierte Männer mit Gewehren. Um welche Gruppe es sich bei den Geiselnehmern handeln könnte, blieb unklar. (APA/dpa)
 
14.04.2005

Ausländische Truppen bleiben mindestens bis Ende 2006
Präsident Talabani spricht sich gegen Amnestie "für alle Terroristen" aus

Paris/Bagdad - Mindestens bis Ende 2006 wird der Irak nach Einschätzung von Staatspräsident Jalal Talabani die Anwesenheit ausländischer Truppen benötigen. In einem Interview mit der französischen Zeitung "Liberation" sagte er, die ausländischen Soldaten sollten solange im Land bleiben, wie die irakischen Truppen nicht selbst für Stabilität sorgen und Terrorismus besiegen könnten.


Mehr zum ThemaZeitung
4 Wochen STANDARD Abo kostenlos testen
bezahlte EinschaltungTalabani sagte, wenn die irakischen Sicherheitskräfte selbst Recht und Ordnung gewährleisten könnte, würde er die amerikanischen und anderen Truppen zum Abzug auffordern. "Ohne eine Frist zu setzen, schätze ich, dass dies nicht vor Ende 2006 geschehen wird", erklärte er.

"Nicht für alle."

Auf die Frage nach einer möglichen Amnestie für Terroristen sagte er: "Nicht für alle." Während man versuchen könne, irakische Aufständische ins "demokratische Spiel zu reintegrieren", könne dies für Mitglieder des Terroristennetzwerks Al Kaida und Gruppen wie der des jordanischen Extremisten Abu Musab al Zarqawi nicht gelten.

Einen Tag nach dem Besuch von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Irak traf unterdessen Vizeaußenminister Robert Zoellick in Bagdad ein. Aus Sicherheitsgründen war die Reise vorher nicht angekündigt worden. Zoellick bekräftigte, die US-Strategie im Irak ziele auf einen völligen politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau einschließlich "einer militärischen Komponente".

Straw: Abzug im kommenden Jahr wahrscheinlich

Der britische Außenminister Jack Straw hat ebenfalls angedeutet, dass Großbritannien im kommenden Jahr mit dem Abzug seiner Truppen aus dem Irak beginnen könnte. Es sei "wesentlich wahrscheinlicher", dass ein schrittweiser Abzug der Soldaten im kommenden und nicht in diesem Jahr stattfinden werde, sagte Straw der "Financial Times" vom Donnerstag. Er sei sich "zu 99 Prozent sicher", dass die britischen Truppen noch bis zum Auslaufen des UNO-Mandats Ende dieses Jahres im Irak blieben.
 
16.04.2005

Annan: USA und London sahen bei Irak-Ölschmuggel bewusst weg
Bisher stärkste öffentliche Reaktion des UNO-Generalsekretärs auf die gegen ihn gerichteten Angriffe

Amerikaner und Briten seien jederzeit in der Lage gewesen, den Ölschmuggel zu unterbinden, mit dem das Regime von Saddam Hussein in den 90er Jahren die UNO-Sanktionen umgangen und Milliarden von Dollar verdient habe, erklärte Annan.
New York - UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat den USA und Großbritannien in ungewöhnlich scharfer Form vorgeworfen, einem massiven Ölschmuggel des früheren Regimes im Irak bewusst tatenlos zugesehen zu haben. Amerikaner und Briten seien jederzeit in der Lage gewesen, den Ölschmuggel zu unterbinden, mit dem das Regime von Saddam Hussein in den 90er Jahren die UNO-Sanktionen umgangen und Milliarden von Dollar verdient habe, erklärte Annan. Aus Rücksicht auf ihre Verbündeten Jordanien und Türkei, über die das Schmuggel-Öl verkauft worden sei, hätten sich Washington und London jedoch "dafür entschieden wegzusehen".


Mehr zum Thema
Sprachen
Weltsprache Englisch

Unternehmen
Betriebssoftware mit Visual Studio.NET

Zeitung
4 Wochen STANDARD Abo kostenlos testen
bezahlte EinschaltungenDie US-Mission bei den Vereinten Nationen erklärte, es seien damals von den USA bewusst und "in aller Öffentlichkeit" Ausnahmen von den Sanktionen zugelassen worden. Der US-Kongress sei darüber informiert worden. Ein Sprecher des britischen Außenministeriums sagte, London habe stets "energische Aktionen unternommen, um zu sichern, dass die Sanktionen nicht unterlaufen werden".

UNO-Diplomaten sprachen von der "bisher stärksten öffentlichen Reaktion" Annans auf seit Monaten anhaltende Angriffe konservativer US-Kreise gegen die Vereinten Nationen. Diese kritisieren unter anderem Annans Amtsführung im Zusammenhang mit dem Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" und fordern seinen Rücktritt.

Erstmals Anklage

Im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen hat die US-Justiz erstmals Anklage gegen vier Beschuldigte erhoben. Dem Vertreter der texanischen Erdölfirma Bayoil sowie einem Briten, einem Bulgaren und einem Südkoreaner werde unter anderem der illegale Handel mit irakischem Erdöl sowie Zahlung von Schmiergeldern an das Regime von Ex-Staatschef Saddam Hussein zur Last gelegt, sagte Staatsanwalt David Kelley am Donnerstag in New York.

Es handelt sich um die ersten Anklagen in den USA im Zusammenhang mit der Affäre um das UN-Hilfsprogramm "Öl für Nahrungsmittel" im Irak. Das Programm wurde Ende 1996 ins Leben gerufen. Mit den Einnahmen aus Erdölverkäufen sollten unter anderem Lebensmittel und Medikamente gekauft und die Folgen der nach dem Überfall auf Kuwait 1990 verhängten UN-Sanktionen gelindert werden.

Die UN-Ermittlungskommission zum Skandal um das Programm "Öl für Lebensmittel" im Irak untersucht auch die Verstrickung deutscher Unternehmen in illegale Geschäfte mit dem früheren irakischen Regime. Das bestätigte der Basler Rechtsprofessor Mark Pieth vor zwei Wochen der Zeitung "Der Tagesspiegel" (Berlin). Pieth leitet mit dem früheren US-Notenbankchef Paul Volcker und dem südafrikanischen Richter Richard Goldstone die UN-Kommission, deren Bericht im Juni erwartet wird. (APA/dpa)
 
17.04.2005

Allawi verzögert Regierungsbildung
Streit um Ministerämter

Zwei Autobomben explodierten am Donnerstag in Bagdad, aber es hätte noch schlimmer kommen können: Ein dritter Sprengsatz war nicht hochgegangen. Bagdad - Die Bildung einer neuen irakischen Regierung hat sich am Sonntag weiter verzögert. Die bei den Parlamentswahlen siegreiche schiitische Allianz machte den scheidenden Regierungschef Iyad Allawi dafür verantwortlich, dass der neue designierte Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari nicht wie vorgesehen sein Kabinett dem Parlament präsentieren konnte. Wie die halbamtliche Tageszeitung Al-Sabah (Der Morgen) in ihrer Sonntagsausgabe berichtete, haben sich Allawi und seine Partei noch nicht auf die personelle Besetzung der vier ihnen angebotenen Ministerien einigen können.


Mehr zum Thema
Zeitung
4 Wochen STANDARD Abo kostenlos testen
bezahlte EinschaltungEin Sprecher der schiitischen Allianz sagte der Zeitung, Allawi selbst wolle nach eigenen Angaben kein Ministerium übernehmen, beanspruche aber für seine Partei ein Schlüsselressort, zwei Dienstleistungsministerien und ein wirtschaftliches Ressort. Außerdem wolle er den Posten eines stellvertretenden Ministerpräsidenten mit einem seiner Leute besetzen.

Allawi habe seine Forderungen zu spät gestellt, sagte Ali Al Adib, Mitglied der schiitischen Allianz. Die Verhandlungen über die Verteilung der Ministerien seien bereits am Donnerstag abgeschlossen gewesen, als der Allawi mit neuen Ansprüchen gekommen sei. Das Paket werde jetzt nicht mehr aufgeschnürt, sagte Adib. Die Schlüsselministerien blieben in der Hand der schiitischen Allianz und des kurdischen Parteienbündnisses. Wann Al-Jaafari nun sein gesamtes Kabinett der Öffentlichkeit präsentieren kann, war noch unklar.

Bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Sturz des Saddam-Regimes am 30. Jänner konnte die schiitische Allianz die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. An zweiter Stelle steht das kurdische Parteienbündnis. Abgeschlagen auf Platz drei liegt der bisherige Übergangsministerpräsident Allawi mit seiner Liste. (APA/dpa)
 
16.04.2005

Mindestens sieben Tote bei Anschlag in Bakuba
Elf Gefangenen gelang vorübergehend Flucht aus US-Internierungslager
Bakuba/Bagdad - Bei einem Anschlag in der irakischen Stadt Bakuba 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad sind am Samstag mindestens sieben Menschen getötet worden, unter ihnen drei Polizisten. Wie ein Offizier der irakischen Armee mitteilte, wurden bei dem Anschlag auf ein Restaurant in der Nähe des Gerichtsgebäudes der Stadt mindestens fünf weitere Menschen verletzt.

Es sei noch unklar, ob die Explosion durch eine Bombe oder durch einen in einem Auto versteckten Sprengsatz ausgelöst worden sei. Bakuba ist die Hauptstadt der Provinz Diyala. In der von Schiiten und Sunniten bewohnten Stadt wurden schon häufig Anschläge auf irakischen Sicherheitskräfte verübt.

Unterdessen ist am Samstag elf Gefangenen die Flucht aus einem Internierungslager der US-Armee im Irak gelungen. Zehn von ihnen konnten offenbar nach wenigen Stunden von der irakischen Polizei wieder gefasst werden, wie ein US-Militärsprecher erklärte. Warum die Männer inhaftiert sind, sagte er nicht. Einer der Gefassten erklärte, die Gruppe sei durch ein Loch im Zaun entkommen. "Wir haben uns wegen schlechter Behandlung und schleppender Ermittlungen zur Flucht entschlossen", sagte der 24-Jährige.

Bei zweitägigen Razzien in Mosul (Mossul) nahmen irakische und amerikanische Truppen 27 mutmaßliche Aufständische fest, wie die US-Armee mitteilte. Die irakische Polizei nahm zudem in einer Moschee einen Geistlichen einer einflussreichen sunnitischen Vereinigung moslemischer Geistlicher fest. Nach Polizeiangaben werden Dia'a al-Jewari Verbindungen zu Aufständischen vorgeworfen.

In Bagdad wurde ein philippinischer Arbeiter von Unbekannten aus einem vorbeifahrenden Auto beschossen und verletzt. Warum die Angreifer den mit mehreren Philippinern besetzten Wagen angriffen, war nach Polizeiangaben unklar. (APA/AP)
 
17.04.2005

Sicherheitskräfte stürmen Stadt nach Massengeiselnahme
Mehrere Familien befreit im Madaen - Sunnitische Rebellen drohten mit Ermordung von bis zu 150 Geiseln

Irakische Sicherheitskräfte stimmen sich auf den Sturm auf Madaen ein.
Bewohner des Dorfes berichten, US-Truppen hätten bereits vor einigen Tagen die Moschee von Madaen zerstört.

Bei Madaen - Hunderte irakische Soldaten haben am Sonntag die Ortschaft Madaen bei Bagdad gestürmt, wo sunnitische Aufständische bis zu 150 schiitische Geiseln in ihre Gewalt gebracht haben sollen.


Drei Gegenden, in denen wir Terroristen vermuteten, wurden durchsucht, aber niemand wurde gefunden. Es gibt andere Gegenden, die wir bald angreifen werden", sagte der irakische Sicherheitsminister Kassim Daud am Sonntag im Parlament. Mehrere Einheiten seien nach Medaen vorgerückt. US-Truppen hätten zudem zwei strategisch wichtige Brücken nahe der Ortschaft abgesperrt, die rund 40 Kilometer südöstlich von Bagdad liegt.

Widersprüchliche Angaben

Schwerbewaffnete Rebellen hätten Freitag in Madaen bis zu 150 Geiseln genommen, darunter auch Frauen und Kinder, sagte ein Schiiten-Vertreter in Bagdad. Im staatlichen Fernsehen hieß es am Samstag, die Entführer hätten damit gedroht, nach 24 Stunden mit der Tötung der Geiseln zu beginnen, wenn nicht alle Schiiten die Ortschaft verließen.

Al-Kaida: Geiselkrise erfunden

Einige Iraker bestätigten, dass Verwandte von ihnen entführt worden seien. Ein Polizei-Sprecher sagte allerdings, die Zahl der Geiseln könne auch nur bei drei liegen. Einige Einwohner Madaens gaben an, es seien überhaupt keine Menschen entführt worden. In einer über das Internet verbreiteten Stellungnahme im Namen der Extremisten-Gruppe Al-Kaida hieß es, die Geiselkrise sei erfunden, um einen Angriff der irakischen Streitkräfte auf sunnitische Moslems zu rechtfertigen.

Der irakische Übergangsregierungschef Ijad Allaui sagte, hinter den Entführungen stecke der irakische Ableger der Al-Kaida, die damit eine Destabilisierung des Landes bezwecke. Er rief alle Seiten auf, ruhig zu bleiben.

Im Irak machen die Schiiten die Bevölkerungsmehrheit aus und stellen auch im neu gewählten Parlament die meisten Abgeordneten. Unter dem Regime des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein wurden sie jedoch unterdrückt. Seine Macht stützte sich weitgehend auf die sunnitische Minderheit. Aufständische haben wiederholt versucht, mit Anschlägen auf die schiitische Gemeinschaft im Land einen Keil zwischen die moslemischen Gruppierungen zu treiben.

Auch am Wochenende kamen bei Angriffen und Anschlägen in mehreren Landesteilen wieder zahlreiche Menschen ums Leben. So starben Samstagnacht drei US-Soldaten bei einem Angriff mit Granaten auf ein Militärlager bei Ramadi, wie das Militär am Sonntag mitteilte. (Reuters)
 
Keine Unterschrift unter Saddams Todesurteil

Der neue irakische Präsident Dschalal Talabani würde ein mögliches Todesurteil gegen Ex-Machthaber Saddam Hussein nicht unterschreiben. Der 72-jährige Kurdenführer sagte dem britischen Sender BBC am Montag auf die Frage, ob er ein solches Urteil unterzeichnen würde: "Ich habe selbst einen Aufruf zur weltweiten Beendigung von Hinrichtungen unterschrieben. Und ich respektiere meine Unterschrift."

Bild großklicken
Saddam Hussein mit zwei Bewachern auf dem Weg zu einer Vernehmung im Juli 2004 (Foto: dpa)
Seit anderthalb Jahren in Haft
Der 67 Jahre alte Ex-Diktator Saddam Hussein war am 13. Dezember 2003 von der US-Armee in einem Erdloch in der Nähe von Tikrit gefasst worden. Seither befindet er sich an einem derzeit unbekannten Ort in Haft. Ihm soll vor einem irakischen Gericht der Prozess gemacht werden. Saddam ist unter anderem wegen der Invasion in Kuwait 1990 und der Giftgasmorde an Kurden in den 80er Jahren angeklagt.


Rätselraten Geiselnahme in irakischem Dorf
Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!

Anzeige: Jackpot 1 Mio. €! Jetzt 6 aus 49 tippen und zum Millionär werden!




"Ich kann ja abwesend sein"
Der Kurdenführer, Anwalt und Menschrechtler Talabani, der erst seit Anfang April neuer irakischer Präsident ist, betonte in dem Interview, dass er eine solche Entscheidung ohnehin nicht allein fällen könne. Auch die beiden Vizepräsidenten, der Schiit Adel Abdel Mahdi und der Sunnit Ghasi al Jawar, hätten ein Mitspracherecht. "Diese drei müssen entscheiden. Ich kann ja abwesend sein. Ich kann in den Urlaub fahren und die beiden anderen entscheiden lassen", sagte der neue Präsident. Er wisse, dass er mit seiner Position ziemlich allein dastehe, sagte Talabani.

Anzeige: Private Krankenvers. bis zu 2.400 € im Jahr sparen




Anhänger würden Hoffnungen begraben
Außerdem glaubt Talabani nicht, dass eine Hinrichtung Saddams einen negativen Effekt im Kampf gegen die irakischen Rebellen haben würde. Nach dem möglichen Tod Saddams "werden viele seiner Anhänger ihre Hoffnungen begraben und ihr Wunschdenken, dass er eines Tages zurückkehren wird", sagte der Präsident.

http://onnachrichten.t-online.de/c/39/62/29/3962296.html
 
Zurück
Oben